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Worum es geht
Das Leben als wahnsinniges Marionettentheater
Der Autor der Nachtwachen hat seine Leser nachhaltig zum Narren gehalten. In erster Linie dadurch, dass er sich hinter dem durchaus gängigen Pseudonym Bonaventura versteckte. Die Frage, wer der geheimnisvolle Verfasser dieses Werks ist, spornte Literaturhistoriker fast zwei Jahrhunderte lang zu wilden Spekulationen an. Es gab kaum einen Dichter der Romantik, dem die ketzerische Satire nicht zugetraut wurde. Doch auch nachdem die Urheberschaft geklärt ist, bleibt die Freude an den Nachtwachen und ihren Mysterien bestehen. Der zynische Bericht eines brotlosen Dichters, der sich als Nachtwächter verdingt, ist voller Anspielungen auf die Themen der Frühromantik: Schein und Sein, Tod und Teufel, Maskerade und Entlarvung. Dem schreibenden Schelm ist dabei überhaupt nichts heilig. Im Totentanz des Nachtwächters werden Heuchler entlarvt, Marionetten begehren auf und die Irren sind weise und glücklich. Gerade wegen der verwirrenden Verstrickungen waren die Nachtwachen ihrer Zeit weit voraus. Bis heute bergen sie unzählige metaphorische Knacknüsse. Am Schluss bleibt nichts als das Lachen der Narren und die Erkenntnis, dass die Welt zwar ein Tollhaus sein mag, aber dass man sich darin prächtig amüsieren kann.
Zusammenfassung
Über den Autor
Ernst August Friedrich Klingemann wird am 31. August 1777 in Braunschweig geboren. Bereits mit 18 Jahren verfasst er schriftstellerische Texte. Nach dem Schulabschluss zieht er als 21-Jähriger nach Jena, wo er Rechtswissenschaften und Philosophie studiert. Zur Zeit der literarischen Hochblüte Jenas besucht Klingemann Vorlesungen der Frühromantiker Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm von Schelling und August Wilhelm Schlegel. Erste Kontakte mit der Frühromantik hat er durch seinen Onkel Joachim Heinrich Campe, der gemeinsam mit Clemens Brentano eine Zeitschrift herausgibt. In Jena pflegt er selbst eine Freundschaft mit Clemens Brentano, ebenfalls ein gebürtiger Braunschweiger. 1801 bricht Klingemann sein Studium ab und geht zurück nach Braunschweig. Er schreibt u. a. für die Zeitung für die elegante Welt. 1804 erscheinen die Nachtwachen unter dem Pseudonym Bonaventura im Journal von neuen deutschen Original Romanen. Sie sind heute Klingemanns berühmtestes Werk; er wird aber erst 1987 als Autor identifiziert. Zu seinen Lebzeiten ist er jedoch ein erfolgreicher Romancier und Dramatiker. Er schreibt zahlreiche Tragödien, Lustspiele und populäre Possen, die oft gespielt werden. 1810 wird Klingemann Oberregisseur der Schauspielkompanie „Walthersche Gesellschaft“ und heiratet die Schauspielerin Elise Anschütz, ein Mitglied der Theatergruppe. 1818 wird er Direktor des Braunschweiger Nationaltheaters. Dort inszeniert er rund zehn Jahre später die Uraufführung von Goethes Faust und erzielt damit einen Riesenerfolg. Doch noch im selben Jahr wird er wegen Streitigkeiten mit dem Landesherrn, Herzog Karl II., entlassen. Nach einer kurzen Episode als Professor an seiner ehemaligen Schule kehrt er als Intendant zum Theater zurück. Klingemann stirbt am 25. Januar 1831 in seiner Heimatstadt Braunschweig.
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