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Das Schloss
Buch

Das Schloss

München, 1926
Diese Ausgabe: dtv, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Die unheimliche Macht

Das Schloss ist einer der rätselhaftesten Romane des 20. Jahrhunderts und hat zu einer Vielzahl von Deutungen herausgefordert. Im Kern stimmen sie darin überein, dass die Grunderfahrungen des modernen Menschen behandelt werden: das Gefühl der Unfreiheit inmitten einer komplexen Gesellschaft, die Unsicherheit gegenüber den Mächten, die unser Leben bestimmen. Kafka erzählt die Geschichte des Landvermessers K., der in einem Dorf am Fuß eines Schlossbergs versucht, seiner Arbeit und einem ordentlichen Leben nachzugehen. All seine Bemühungen werden aber von der geheimnisvollen Macht der Schlossbehörde durchkreuzt. Der Einfluss der Bürokratie durchdringt alles und jeden, die Beamten sind unantastbar. K. kämpft verzweifelt um Anerkennung, er bleibt jedoch im Dorf ein Fremder und für die Schlossbehörde ein Störenfried. Die Schilderungen sind albtraumhaft, düster und mysteriös, doch zugleich oft grotesk-komisch. Einzigartig ist Kafkas Schreibstil: Kaum eine Aussage kann als gesichert akzeptiert werden, alles wird sogleich relativiert und infrage gestellt. Das Schloss ist ein Werk, das bis heute nichts von seiner ursprünglichen Kraft verloren hat und das noch immer zutiefst faszinierend wirkt.

Zusammenfassung

Ankunft im Dorf

In einer Winternacht erreicht K. nach langer Wanderschaft ein verschneites Dorf am Fuß eines Schlossbergs. Im Schankraum des Wirtshauses legt er sich schlafen, er wird jedoch bald geweckt. Ein junger Mann, der Sohn eines Schlosskastellans, erklärt ihm, das Dorf befinde sich im Besitz des Schlosses. K. benötige deshalb eine offizielle Erlaubnis, um auf gräflichem Gebiet zu übernachten. K. kann diese nicht vorlegen, er erklärt aber, als Landvermesser im Auftrag des Grafen ins Dorf gekommen zu sein. Eine telefonische Nachfrage bei der Schlossbehörde scheint das vorerst zu bestätigen. K. kann weiterschlafen.

Am nächsten Tag sieht er aus der Ferne zum ersten Mal das Schloss. Es wirkt auf ihn nicht wie ein Prunkbau, sondern eher wie ein aus Dorfhäusern zusammengesetztes Städtchen. Er will hinaufgehen, wenigstens bis zum Eingang, doch keine Straße scheint bis zum Schloss zu führen. Erschöpft macht K. Rast bei einer Familie, schlummert kurz ein und wird bald darauf hinauskomplimentiert. Zurück im Wirtshaus – es ist schnell wieder Nacht geworden – lernt K. seine beiden Gehilfen kennen. Sie scheinen...

Über den Autor

Franz Kafka wird am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Als deutschsprachiger Jude gehört er gleich in doppelter Hinsicht einer Minderheit an. Der Vater Hermann Kafka ist Kaufmann, die Mutter Julie im Geschäft des Vaters tätig; so wächst das Kind in der Obhut verschiedener Dienstboten auf. Der lebenstüchtige Vater bringt für seinen kränklichen, künstlerisch begabten Sohn kein Verständnis auf − ein Konflikt, der das gesamte Werk Kafkas prägen wird. Nach dem Abitur möchte Kafka eigentlich Philosophie studieren, entscheidet sich aber nach dem Willen des Vaters für Jura und promoviert 1906. Danach arbeitet er bei einer Unfallversicherung. Sein Beruf ist ihm eine Last, weil ihm zu wenig Zeit zum Schreiben bleibt; er erledigt die Arbeit aber gewissenhaft. Auf Schaffensphasen, in denen er Nächte durchschreibt, folgen längere unproduktive Abschnitte. 1902 lernt er Max Brod kennen, eine lebenslange Künstlerfreundschaft beginnt. Ab 1908 veröffentlicht er kurze und längere Erzählungen in Zeitschriften und als Buchpublikationen, darunter Die Verwandlung (1915) und Das Urteil (1916). Er beginnt drei Romane, Der Verschollene (später veröffentlicht unter dem Titel Amerika), Der Prozess und Das Schloss, stellt aber keinen fertig – für ihn ein fundamentales Scheitern. Kafkas Beziehungen zu Frauen sind problematisch. 1912 lernt er bei Max Brod die Berlinerin Felice Bauer kennen, mit der er sich zweimal verlobt und wieder entlobt. Auch die weiteren Beziehungen sind nicht von Dauer. 1917 erkrankt er an Tuberkulose. Immer wieder muss er seine berufliche Arbeit unterbrechen, um sich an Ferienorten, in Sanatorien oder bei seiner Schwester Ottla zu erholen. Die gewonnene Zeit kann er aber nicht in gewünschter Weise in Literatur umsetzen. Als er am 3. Juni 1924 stirbt, hat er Max Brod testamentarisch angewiesen, seine unveröffentlichten Manuskripte zu vernichten. Der Freund hält sich nicht daran und ermöglicht so den Weltruhm Franz Kafkas.


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