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Der Stechlin
Buch

Der Stechlin

Stuttgart, 1897
Diese Ausgabe: Manesse, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Realismus

Worum es geht

Herr von Stechlin und die neue Zeit

Kaum Handlung, aber viel Inhalt, so könnte man Theodor Fontanes letzten Roman Der Stechlin kurz und knapp zusammenfassen. Der alte Stechlin lebt zurückgezogen in seinem Herrenhaus am gleichnamigen See. Sein letztes Lebensjahr ist von einer erfolglosen Kandidatur für den Reichstag, der Begegnung mit neuen und alten Bekannten sowie der Hochzeit seines Sohnes geprägt. Das Thema des Buches ist der Umbruch in ein neues Zeitalter, worüber alle Figuren in endlosen Gesprächen sinnieren und debattieren. Es geht um Demokratie, das Deutsche Reich und seine internationalen Beziehungen, um Industrialisierung und den sozialen Wandel im 19. Jahrhundert. Fontane hat mit seiner Entscheidung, die Konversation in den Mittelpunkt seines Buches zu stellen, einen für damals sehr modernen Roman geschaffen und anderen Autoren seiner Zeit viele Impulse gegeben. Heute ist das Buch vor allem deshalb so aktuell, weil sich unsere Gesellschaft wieder in einem umfassenden Veränderungsprozess befindet. Aus dem Umgang Fontanes mit dem Neuen lässt sich viel lernen – vor allem etwas mehr Gelassenheit und Toleranz, wie sie der alte Stechlin zu seinem Lebensprinzip erhoben hat.

Zusammenfassung

Der See

Im Norden der Grafschaft Ruppin in Brandenburg befindet sich eine mehrere Kilometer lange Seenkette. Die Gegend ist kaum besiedelt, nur hier und da liegt ein kleines Dorf. Einer dieser Seen ist der Stechlin, dessen Wasser und Umgebung besonders ruhig zu sein scheinen. Das ändert sich nur, wenn am anderen Ende der Welt ein Vulkan ausbricht. Dann, so erzählen es sich die Leute, schießt im Stechlin ein Wasserstrahl hervor. So ist der kleine See im Märkischen mit der großen Weltgeschichte verbunden.

Das Schloss Stechlin

In der Nähe des Dorfes Stechlin gibt es ein Schloss, das früher ein richtig herrschaftliches Gebäude war und heute mehr ein Herrenhaus ist. Sein Bewohner Dubslav von Stechlin ist über 60 Jahre alt, ein Major a. D. und märkischer Adliger. Im Umkreis hat er sich durch seine tolerante Haltung und humanistische Gesinnung große Sympathien erworben. Von klein auf schätzte er eher Pferde als Bücher und unter König Friedrich Wilhelm IV. war er lange bei den Kürassieren. Doch auf Drängen seiner Frau nahm er seinen Abschied und zog mit ihr auf das damals verwaiste Schloss Stechlin. Seine Frau starb früh, und Dubslav heiratete nie wieder. Da...

Über den Autor

Theodor Fontane wird am 30. Dezember 1819 in Neuruppin als Sohn einer hugenottischen Apothekerfamilie geboren. Mit 16 Jahren tritt er eine Apothekerlehre an. Er leidet darunter, dass er nur eine kümmerliche Schulbildung genossen hat. Als Apothekergehilfe arbeitet er in Leipzig, Dresden und Berlin, wo er sein Staatsexamen als Apotheker ablegt und Diakonissinnen unterrichtet. 1844 schließt er sich dem Berliner Dichterverein „Tunnel über der Spree“ an. Fontanes Balladen treffen den Geschmack seiner Zeit und in dem Verein findet er die literarische Anerkennung, die er braucht. 1849 gibt er seinen ungeliebten Beruf auf und heiratet ein Jahr später Emilie Rouanet-Kummer. Das Paar bekommt sieben Kinder, von denen drei noch im Säuglingsalter sterben. Als freier Schriftsteller und Journalist kann Fontane seine Familie kaum ernähren. Unterstützt vom Vater, geht er 1852 als Korrespondent der Preußischen Zeitung nach London. 1855–1858 folgt ein zweiter Aufenthalt, bei dem er für die preußische Regierung und für mehrere deutsche Zeitungen arbeitet. Nach seiner Rückkehr wird er Redakteur der Kreuzzeitung; aufgrund seiner selbstständigen Arbeit können in dieser Zeit die Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862–1888) entstehen. Als Kriegsberichterstatter nimmt er an den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 teil, später schreibt er Theaterkritiken für die Vossische Zeitung. Seiner Frau zuliebe versucht er 1876 ein letztes Mal, eine feste Stelle anzutreten. Er wird Sekretär der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, kündigt jedoch bald wieder. Fontane ist ein schreibwütiger Autor, dessen Korrespondenz rund 10 000 Briefe umfasst. Bekannt wird er durch Balladen wie Die Brück’ am Tay (1880), John Maynard (1886) oder Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (1889). Fontanes berühmte Romane entstehen erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt: Vor dem Sturm (1887), Irrungen, Wirrungen (1888), Frau Jenny Treibel (1893), Effi Briest (1894/95) und Der Stechlin (1897). Er stirbt am 20. September 1898 in Berlin.


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