Effi Briest
- Gesellschaftsroman
- Realismus
Worum es geht
Der Schritt vom Wege
Neben Anna Karenina und Madame Bovary gehört Effi Briest zu den berühmtesten Frauengestalten und Ehebrecherinnen der Weltliteratur. Die deutsche Variation dieses Themas stammt von Theodor Fontane und ist zu seinem beliebtesten Roman geworden. Im distanzierten Plauderton erzählt Fontane die Geschichte einer Frau, deren Jugendträume zerbrechen, weil sie einen Schritt vom vorgezeichneten Weg abweicht. Ihre Eltern drängen sie in die Ehe mit einem 20 Jahre älteren preußischen Beamten, der ihr eine gute Stellung, aber kaum Liebe und Zärtlichkeit bieten kann. Es kommt, wie es kommen muss: Die gelangweilte Ehefrau verstrickt sich in eine Affäre mit einem schneidigen Major; doch sie ist eigentlich froh, als diese vorbei ist und das Versteckspiel ein Ende hat. Jahre später kommt der Betrug doch noch heraus, und ein von gesellschaftlichen Konventionen ausgelöstes Gewitter entlädt sich mit voller Wucht über Effis Kopf. Am Ende stirbt sie allzu jung in ihrem Elternhaus, nachdem sie mehrere Jahre verfemt und von ihrem Kind getrennt dahinvegetieren musste. Fontanes Gesellschaftsroman thematisiert die erstarrten Konventionen und die menschenverachtende preußische Offiziersehre im Wilhelminischen Deutschland. Doch Effis Schicksal steht im Vordergrund: Wer sie kennen gelernt hat, vergisst sie nicht wieder.
Zusammenfassung
Über den Autor
Theodor Fontane wird am 30. Dezember 1819 in Neuruppin als Sohn einer hugenottischen Apothekerfamilie geboren. Mit 16 Jahren tritt er eine Apothekerlehre an. Er leidet darunter, dass er nur eine kümmerliche Schulbildung genossen hat. Als Apothekergehilfe arbeitet er in Leipzig, Dresden und Berlin, wo er sein Staatsexamen als Apotheker ablegt und Diakonissinnen unterrichtet. 1844 schließt er sich dem Berliner Dichterverein „Tunnel über der Spree“ an. Fontanes Balladen treffen den Geschmack seiner Zeit und in dem Verein findet er die literarische Anerkennung, die er braucht. 1849 gibt er seinen ungeliebten Beruf auf und heiratet ein Jahr später Emilie Rouanet-Kummer. Das Paar bekommt sieben Kinder, von denen drei noch im Säuglingsalter sterben. Als freier Schriftsteller und Journalist kann Fontane seine Familie kaum ernähren. Unterstützt vom Vater, geht er 1852 als Korrespondent der Preußischen Zeitung nach London. 1855–1858 folgt ein zweiter Aufenthalt, bei dem er für die preußische Regierung und für mehrere deutsche Zeitungen arbeitet. Nach seiner Rückkehr wird er Redakteur der Kreuzzeitung; aufgrund seiner selbstständigen Arbeit können in dieser Zeit die Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862–1888) entstehen. Als Kriegsberichterstatter nimmt er an den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 teil, später schreibt er Theaterkritiken für die Vossische Zeitung. Seiner Frau zuliebe versucht er 1876 ein letztes Mal, eine feste Stelle anzutreten. Er wird Sekretär der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, kündigt jedoch bald wieder. Fontane ist ein schreibwütiger Autor, dessen Korrespondenz rund 10 000 Briefe umfasst. Bekannt wird er durch Balladen wie Die Brück’ am Tay (1880), John Maynard (1886) oder Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (1889). Fontanes berühmte Romane entstehen erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt: Vor dem Sturm (1887), Irrungen, Wirrungen (1888), Frau Jenny Treibel (1893), Effi Briest (1894/95) und Der Stechlin (1897). Er stirbt am 20. September 1898 in Berlin.
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