- Roman
- Gegenwartsliteratur
Worum es geht
Hauen und Stechen in der Wiener Künstlerszene
Eine große Wohnung im Wien der 80er Jahre an einem Abend im März. Ein wohlhabendes Ehepaar gibt ein Essen zu Ehren eines Burgschauspielers. Während des Wartens auf den Ehrengast sitzt der unschwer als Thomas Bernhard zu erkennende Ich-Erzähler in einem Ohrensessel. Champagner trinkend beobachtet er die anderen Anwesenden und erinnert sich an seine gemeinsame Vergangenheit mit ihnen. In einem inneren Monolog von Buchlänge rechnet der Erzähler in nahezu atemlosen Hasstiraden radikal mit ihren Schwächen, ihrer Vergangenheit und ihrer erbärmlichen Gegenwart ab. Doch die Hölle sind nicht nur die anderen: Der Erzähler nimmt auch sich selbst schonungslos auseinander. Er schwankt dabei zwischen erbarmungsloser Demontage und sentimentaler Hinwendung zu seinen Mitmenschen. Bernhard verwebt seine Themen kunstvoll miteinander und verwendet eine fast musikalische Sprache, er findet immer neue Begriffe für das menschliche Grauen. Trotzdem kein deprimierendes Buch, sondern ein guter, unterhaltsamer Einstieg für Leser, die Bernhard noch nicht kennen.
Zusammenfassung
Über den Autor
Thomas Bernhard wird am 9. Februar 1931 in den Niederlanden als unehelicher Sohn österreichischer Eltern geboren. Den Vater lernt er nie kennen. Die Mutter, eine mittellose Haushaltshilfe, gibt den Sohn zunächst in Pflege. Das Verlassensein prägt Bernhard und sein späteres Werk tief. 1932 kehrt die Mutter nach Österreich zurück, sie lebt mit dem Kind bei ihren Eltern. Bernhards Großvater Johannes Freumbichler ist ein verarmter Heimatschriftsteller, der dem Enkel bald als Vaterersatz gilt. Die Schulzeit empfindet Bernhard als Qual. 1945 misslingt ein Selbstmordversuch. Armut und schlechte Noten veranlassen ihn 1947 zur Aufgabe der Schule und zum Beginn einer Lehre. 1949 kommt er aufgrund einer Rippenfellentzündung ins Krankenhaus und entgeht nur knapp dem Tod. Dann wird Tuberkulose diagnostiziert. Bernhard verbringt knapp zwei Jahre in Krankenhäusern und Sanatorien; dort beginnt er zu schreiben und lernt auch seinen "Lebensmenschen", die 35 Jahre ältere Hedwig Stavianicek kennen. Im Anschluss arbeitet er als Journalist, später studiert er Schauspiel. 1957 veröffentlicht er seinen ersten Gedichtband Auf der Erde und in der Hölle. Doch erst der Roman Frost (1963) bringt den Durchbruch. Bernhard gilt bald als einer der wichtigsten Autoren deutscher Sprache. Auch sein zweiter Roman Verstörung (1967) wird gefeiert. 1970 inszeniert Claus Peymann Bernhards erstes langes Theaterstück Ein Fest für Boris. Damit beginnt eine fruchtbare Zusammenarbeit, denn Peymann wird etliche von Bernhards abendfüllenden Stücken auf die Bühne bringen. Bernhard setzt sich unter Schreibdruck, sei es wegen seiner Immobilienkäufe oder seiner sich verschlechternden Gesundheit. Er veröffentlicht oft mehrere Werke pro Jahr, bis ihn Mitte der 80er Jahre Atemnot und Herzschwäche langsam in die Knie zwingen. 1984 rüttelt der Roman Holzfällen die Wiener Künstlerszene auf, 1986 erscheint sein Prosa-Meisterwerk Auslöschung, und Ende 1988 erlebt Bernhard mit Heldenplatz eine letzte Skandalpremiere. Am 12. Februar 1989 stirbt Thomas Bernhard in Gmunden an Herzversagen.
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