- Historischer Roman
- Gegenwartsliteratur
Worum es geht
Besonders sein ist gefährlich
Anna Göldi war die letzte als Hexe hingerichtete Frau in der Schweiz. Ihr Schicksal ist Gegenstand dieses packenden, glänzend geschriebenen Romans. Eveline Hasler hat sorgfältig recherchiert und geschickt Originaldokumente in den Text eingewoben. Sie macht ihre Figuren, die Zeit und den Ort des Geschehens zum Greifen anschaulich, ohne auch nur in die Nähe inhaltlicher oder sprachlicher Plattitüden zu kommen, wie sie historische Romane leider so oft ausmachen und die ins Genre der reinen Unterhaltungsliteratur verweisen. Anna Göldi wird sehr plastisch als eine besondere Frau, die viel mehr ist – und sieht – als eine bloße Magd. Aus dieser Abweichung von ihrer sozialen Rolle erwachsen die meisten ihrer Probleme, und mit großer Betroffenheit verfolgt man ihren Weg. Letztlich hat sie keine Chance in einer Kleinstadt, in der die mächtigen Männer fast alle miteinander verwandt sind. Man möchte um Anna Göldi weinen, die erst 226 Jahre nach ihrem Tod rehabilitiert wurde.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Eveline Hasler wird am 22. März 1933 in Glarus geboren, ihr Mädchenname ist Schubiger. Als ihre Eltern sich scheiden lassen, wird sie dem Vater zugesprochen und lebt in dessen neuer Familie. Dadurch wird das Kind zu einem Sonderfall in der Kleinstadt. Sie studiert Psychologie und Geschichte im schweizerischen Freiburg und in Paris, danach ist sie zunächst in St. Gallen als Lehrerin tätig. Sie heiratet den Naturwissenschaftler und Lehrer Pino Hasler und bekommt drei Kinder. In den 1960er-Jahren beginnt Eveline Hasler, Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, etwa die fantastischen Geschichten um die Hexe Lakritze. Sie ist auch Mitglied des sogenannten Friedrich-Bödecker-Kreises, der, inspiriert von der 68er-Bewegung, die Kinder- und Jugendbuchliteratur weg von betulicher Idylle hin zum echten Leben führen will. Unter anderem gehören dieser Gruppe Christine Nöstlinger, Klaus Kordon und Irina Korschunow an. Haslers Komm wieder, Pepino (1967) ist eines der ersten Kinderbücher, das von Gastarbeiterkindern handelt. Der Sonntagsvater (1973) ist von Haslers eigenen Erfahrungen als Scheidungskind inspiriert. Ab 1979 schreibt Hasler auch Prosa und Lyrik für Erwachsene. Berühmt wird sie 1982 mit Anna Göldin. Letzte Hexe, ihrem ersten Roman, der eine historische Person zur Hauptfigur hat. Es ist bis heute ihr bekanntestes Buch. In Die Wachsflügelfrau (1991) zeichnet Hasler das Leben von Emilie Kempin-Spyri nach, die als erste Schweizerin in Jura promovierte. Hauptfigur von Der Zeitreisende (1994) ist Henry Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes. Oft schreibt Hasler Romanbiografien über starke, originelle Außenseiter, die in ein Zeitalter hineingeboren werden, das ihnen nicht gewachsen ist. Eveline Hasler wird vielfach mit Preisen ausgezeichnet, ihr gesamtes Werk umfasst über 60 Titel. Sie lebt heute mit ihrem Mann in Ronco sopra Ascona im Tessin.
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