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Catch 22

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Catch 22

Fischer Tb,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Vollkommen absurd und überzogen und trotzdem nah an der Wirklichkeit: Joseph Hellers berühmter Antikriegsroman.


Literatur­klassiker

  • Satire
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Die absurde Logik des Krieges

In der englischen Sprache hat der Titel von Joseph Hellers Erfolgsroman Eingang ins Wörterbuch gefunden: „Catch 22“ bezeichnet eine No-win-Situation, einen logischen Widerspruch, der verunmöglicht, dass man zum Ziel kommt, egal wie man eine Sache dreht und wendet. Ein solches Dilemma erlebt im Buch der US-Soldat Yossarián: Als Pilot im Zweiten Weltkrieg bangt er um sein Leben und will keine Einsätze mehr fliegen. Die Militärgesetze sehen vor, dass jeder Soldat, der verrückt geworden ist, aus der Armee entlassen wird. Nur wird Yossarián, als er sich als verrückt meldet, leider als völlig gesund eingestuft – denn was gibt es Normaleres, als vor dem Krieg flüchten zu wollen? Joseph Hellers Roman war mit seiner wenig heldenhaften Darstellung der amerikanischen Kriegseinsätze bei der Veröffentlichung 1961 sehr umstritten. Der Autor gab später zu, dass er sich beim Schreiben für den Krieg an sich gar nicht so sehr interessiert habe. Vielmehr sei es ihm um die bürokratischen Verstrickungen gegangen, die den ganzen Wahnsinn erst ermöglichen würden.

Take-aways

  • Catch 22 ist einer der erfolgreichsten Antikriegsromane überhaupt.
  • Inhalt: Der Bomberpilot Yossarián hat den Krieg satt und möchte keine weiteren Einsätze fliegen. Er meldet dem Stabsarzt, er sei verrückt geworden. Genau deswegen kann er aber nicht entlassen werden, denn wer Angst vor dem Krieg hat und lieber nach Hause gehen würde, ist offensichtlich ganz normal. Fast alle von Yossariáns Kameraden sterben, woraufhin er schließlich desertiert und sich ins sichere Schweden absetzt.
  • Das Geschehen wird in einer assoziativen Reihung zumeist absurder Szenen geschildert.
  • Immer wieder wird der Irrsinn des Krieges anhand einer obskuren Regel für widersprüchliche Situationen – dem so genannten Catch 22 – verdeutlicht.
  • Erzählt wird ohne jede Chronologie: Vergangenheit und Zukunft sind innerhalb der Kriegswirren vollkommen durcheinandergeraten.
  • Besonderen Wert legt Heller auf die Darstellung der entmenschlichten Bürokratie, von der die Soldaten gegen ihren Willen im Kampf gehalten werden.
  • Gegen Ende des Romans finden sich verstärkt realistischere Schilderungen des Kriegsgrauens.
  • Kritiker empfanden das Buch als strukturlos und in seinem absurden Humor dem ernsten Thema nicht angemessen.
  • Catch 22 war Hellers erster Roman. An den großen Erfolg konnte er später nicht mehr anknüpfen.
  • Zitat: „Orr wäre verrückt, wenn er noch weitere Einsätze flöge, und bei Verstand, wenn er das ablehnte, doch wenn er bei Verstand war, musste er eben fliegen. Flog er diese Einsätze, so war er verrückt und brauchte nicht zu fliegen; weigerte er sich aber zu fliegen, so musste er für geistig gesund gelten und war daher verpflichtet, zu fliegen.“

Zusammenfassung

Zur Erholung auf der Krankenstation

Captain Yossarián dient in der 256. Flugstaffel der US-amerikanischen Streitkräfte. Er ist in einem Camp auf der kleinen Mittelmeerinsel Pianosa stationiert, nahe der italienischen Küste. Da er sich den Gefahren des Zweiten Weltkriegs nicht weiter aussetzen möchte, hat er sich ins Lazarett einliefern lassen, wo er vorgibt, unter Leberschmerzen und Fieber zu leiden. Die Ärzte können ihm nicht beweisen, dass er gesund ist. Als Offizier im gehobenen Dienst muss Yossarián die Briefe der einfachen Soldaten zensieren. Aus Langeweile streicht er einzelne Wörter oder verändert die Adresszeilen. Statt mit seinem eigenen Namen signiert er seine Zensurtätigkeit mit „Washington Irving“. Ebenfalls im Lazarett untergebracht ist Yossariáns Freund Dunbar, der sich absichtlich möglichst viel langweilt, um seine Lebensdauer dadurch zu verlängern. Erst als ein patriotischer und unerträglich redseliger Texaner eingeliefert wird, verlassen die Männer das Lazarett freiwillig.

„Nachdem er sich dazu entschlossen hatte, den Rest des Krieges im Lazarett zu verbringen, schrieb Yossarián allen seinen Bekannten, dass er sich im Lazarett befinde, ohne jedoch den Grund dafür zu nennen.“ (S. 8)

Vor dem Lazarettaufenthalt hat sich Yossarián im Camp mit seinem Offizierskollegen Clevinger über die Gefahren des Krieges unterhalten. Als Yossarián ihm sagte, dass man ständig versuchen würde, ihn umzubringen, erklärte Clevinger ihn für verrückt: Im Krieg werde ganz allgemein geschossen und nicht auf einzelne Personen gezielt. Yossarián sieht darin jedoch keinen Unterschied. Nachdem er aus dem Lazarett zurückgekehrt ist, sucht er Doc Daneeka auf, um sich fluguntauglich schreiben und nach Hause schicken zu lassen. Er hat jedoch erst 44 Flugeinsätze hinter sich gebracht, und Daneeka weist ihn darauf hin, dass der Befehlshaber, Colonol Cathcart, insgesamt 50 Flugeinsätze von jedem verlangt.

Der X-Haken oder Catch 22

Schließlich erklärt ihm Doc Daneeka die Regel Catch 22, auch „X-Haken“ genannt: Theoretisch könne jeder Soldat fluguntauglich geschrieben werden, sobald er sich als verrückt melde. Doch wenn er das tatsächlich tue, könne er letztlich doch nicht krankgeschrieben werden, da der Soldat ja vor dem Krieg fliehen, also am Leben bleiben wolle – und dieses Verhalten sei ganz offensichtlich nicht verrückt, sondern gesund. Der Soldat Hungry Joe hat seine 50 Flüge erreicht, wird aber trotzdem nicht entlassen. Von der Tatenlosigkeit bekommt er Albträume. Erst als Colonel Cathcart die erforderlichen Einsätze auf 55 anhebt, hat Hungry Joe wieder zu tun und beruhigt sich.

„Der Texaner erwies sich als gutmütig, generös und liebenswert. Nach drei Tagen konnte es keiner mehr mit ihm aushalten.“ (S. 10)

Yossarián ist ein guter Captain, denn er hat in der Luft Sterbensangst und lässt deshalb die besten Ausweichmanöver fliegen. Er erinnert sich an seinen schlimmsten Einsatz, bei dem seine B-25 über Avignon getroffen wurde und der Funker Snowden sterbend im Heck lag. Yossarián hört immer noch, wie der Kopilot Dobbs „Helft ihm, helft ihm!“ schrie.

Major Major Major Major

Wegen seines vorgeblichen Leberleidens bekommt Yossarián so viel Obst und Gemüse, wie er möchte. Zuständig für die Essensausgabe ist Leutnant Milo Minderbinder, der am liebsten ein Syndikat gründen und das Obst gemeinsam mit Yossarián auf dem Schwarzmarkt verkaufen möchte. Yossarián kann Milos Profitgier jedoch nicht nachvollziehen und will das Essen lieber verschenken.

„Colonel Korns Verordnung bestimmte, dass es nur jenen Personen gestattet war, Fragen zu stellen, die niemals Fragen stellten.“ (S. 44)

Einer der Soldaten ist der unglückliche Major Major Major, der seinen Namen dem eigenwilligen Humor seines Vaters zu verdanken hat und der die ganze Kindheit hindurch nie einen Freund gefunden hat. Als er der Armee beitritt, wird er aufgrund eines Computerfehlers sofort zum Major befördert – und ist nun also Major Major Major Major. Von Colonel Cathcart wird er umgehend zum Staffelkommandeur ernannt. Wieder findet er keine Freunde, da die anderen Soldaten nun seine Untergebenen sind und sich distanzieren.

Tod über Bologna

Zu einem früheren Zeitpunkt meldet Colonel Cathcart die Fliegerstaffel freiwillig dafür, die Munitionslager von Bologna zu bombardieren. Cathcart will unbedingt General werden und erhofft sich von dieser Maßnahme eine Beförderung. Damit die Männer sich vor der gefährlichen Mission nicht krankmelden können, wird das Lazarett geschlossen. Dr. Stubbs findet, dass es ohnehin keinen Sinn macht, das Leben von Soldaten zu erhalten, die dann sowieso im Krieg sterben.

„Dunbar liebte es, auf Tontauben zu schießen, da jede auf dem Schießstand verbrachte Minute ihn mit Abscheu erfüllte, was bewirkte, dass die Zeit langsam verstrich. Er hatte errechnet, dass eine einzige Stunde auf dem Tontaubenschießstand (...) so viel wert sein konnte wie elfmal siebzehn Jahre.“ (S. 48)

Yossarián gibt sich größte Mühe, um die gefährliche Bologna-Mission zu sabotieren. Zunächst verschiebt er auf der Karte im Camp heimlich die Grenzmarkierung, sodass die befehlshabenden Generäle einen Tag lang glauben, Bologna sei bereits gefallen. Dann gießt er Waschseife in den Kartoffelbrei und macht die Kompanie damit für einen weiteren Tag flugunfähig. Als der Einsatz dann endlich stattfindet, behauptet Yossarián während des Fluges, das Bordfunkgerät sei kaputt. Er befiehlt seinem Piloten Kid Sampson, ins Camp zurückzufliegen. Er legt sich an den Strand und schläft, bis er vom Motorenlärm der heimkehrenden Kameraden geweckt wird. Wie sich herausstellt, gab es in Bologna keine Flak, und kein einziges Flugzeug wurde abgeschossen. Da die Soldaten die Munitionslager der Stadt jedoch verfehlt haben, wird ein zweiter Einsatz angeordnet, und diesmal fliegt Yossarián mit. Er nimmt an, dass es wiederum kein Abwehrfeuer geben wird. Aber er irrt, und viele Kameraden sterben. Yossarián fährt für einen Erholungsurlaub nach Rom.

„Orr wäre verrückt, wenn er noch weitere Einsätze flöge, und bei Verstand, wenn er das ablehnte, doch wenn er bei Verstand war, musste er eben fliegen. Flog er diese Einsätze, so war er verrückt und brauchte nicht zu fliegen; weigerte er sich aber zu fliegen, so musste er für geistig gesund gelten und war daher verpflichtet, zu fliegen.“ (S. 58)

Dort lernt er im Offiziersclub die schöne Luciana kennen und trifft sich am nächsten Tag mit ihr auf seinem Zimmer. Als er sie auszieht, entdeckt er eine lange Narbe auf ihrem Rücken, die, wie Luciana erzählt, von einem Bombardement der Amerikaner stammt. Yossarián verliebt sich in die Italienerin und fragt, ob sie ihn heiraten will. Sie lacht ihn jedoch aus: Kein normaler Mann wolle ein Mädchen heiraten, das keine Jungfrau mehr sei – und sie selbst wolle natürlich keinen Mann heiraten, der so verrückt sei, es trotzdem zu tun. Yossarián wiederum erscheint es verrückt, dass sie ihn nicht heiraten will, und erklärt daraufhin, sie nicht mehr heiraten zu können, da er seinerseits keine Verrückte wolle.

„Selbst zwischen Männern, die sich durch nichts auszeichneten, zeichnete er sich unvermeidlich als ein Mann aus, der sich noch weniger auszeichnete als die übrigen, und wer ihn kennen lernte, war stets sehr davon beeindruckt, wie wenig beeindruckend er war.“ (über Major Major, S. 106)

Als Yossarián 32 Feindflüge hinter sich hat, lässt er sich wieder einmal ins Lazarett einliefern. Das gefällt ihm zumindest besser, als sich über Bologna abschießen zu lassen oder sterbende Funker im Heck seines Flugzeugs liegen zu haben. Ebenfalls im Lazarett befindet sich ein Soldat in Weiß, der komplett in Mull und Gips eingewickelt ist. Nur über seinem Mund ist ein kleines Loch frei, das dazu dient, das Fieberthermometer hineinzuschieben und zu messen, ob der Soldat noch lebt oder nicht. Er stirbt sehr bald. Als die Eltern eines anderen Soldaten ihren Sohn zum letzten Mal besuchen wollen, ist dieser bereits verstorben. Yossarián wird von den Ärzten darum gebeten, sich als der fremde Soldat auszugeben, damit die Angehörigen nicht enttäuscht sind. Yossarián übernimmt die Rolle und bekommt vom Vater die Aufgabe, sich im Himmel darüber zu beschweren, dass die Männer so jung sterben müssen.

Kriegsgewinn um jeden Preis

Colonal Cathcart bittet den schüchternen Kaplan A. T. Tappmann zu sich. Er möchte, dass die Mannschaft vor jedem Einsatz für ein engeres Bombenteppichmuster betet, da ein entsprechendes Foto in der Saturday Evening Post veröffentlicht würde. Der Kaplan versucht mit Cathcart darüber zu sprechen, dass die erforderlichen Flugeinsätze auf 60 heraufgesetzt worden sind und dass er sich insbesondere um Yossarián allmählich Sorgen macht. Doch der Colonel blockt das Gespräch ab, obwohl er Yossarián selbst als Problemfall sieht. Denn nachdem Snowden ums Leben gekommen war, erschien Yossarián nackt zur Ordensverleihung. Cathcart fürchtet, dass Yossarián seiner Beförderung zum General schaden könnte.

„‚Der Feind‘, erwiderte Yossarián knapp und gemessen, ‚ist jeder, der es auf dein Leben abgesehen hat, ganz gleich, auf welcher Seite er steht, einschließlich Colonel Cathcart (...)‘“ (S. 161)

Ein besonders traumatisches Erlebnis für Yossarián ist der Einsatz über Avignon, bei dem Snowden ums Leben kommt. Der Kopilot Dobbs reißt in einem Panikanfall dem noch jungen Piloten Huple das Steuer aus der Hand, und das vorübergehend führungslose Flugzeug wird von der Flak getroffen. Snowden stirbt in Yossariáns Armen einen qualvollen Tod und verschmiert den Captain mit seinem Blut, weshalb Yossarián die Uniform ablegt und sogar die Beerdigung nackt von einem Baum aus beobachtet.

„‚Aber Milo‘, unterbrach Major Danby schüchtern, ‚wir befinden uns im Krieg mit Deutschland, und das sind deutsche Flugzeuge.‘ – ‚Nichts dergleichen sind sie!‘, erwiderte Milo wütend. ‚Diese Maschinen gehören dem Syndikat, und jeder hat einen Anteil (...)‘“ (S. 325)

Milo ist als Schwarzmarkthändler zu einem der einflussreichsten Männer der Welt geworden. Er ist Bürgermeister von Palermo, Kalif von Bagdad und in einigen Gebieten Afrikas wird er als Gott verehrt. Milo handelt mit Eiern, Whiskey oder Baumwolle, Waren, die er in ganz Europa an sich selbst verkauft, um so den Preis zu steigern. Mit den Deutschen macht er einen Vertrag, damit sie die Amerikaner bombardieren. Mit den Amerikanern verhandelt er, dass sie die Deutschen beschießen. Schließlich wird Milos Camp von seinen eigenen Flugzeugen angegriffen; viele Männer sterben. Milo kann seine Kritiker jedoch beruhigen, indem er versichert, dass der Staat und überhaupt jeder von seinen Gewinnen profitieren könne.

Blutige Strandidylle

Im Lazarett treiben Yossarián und Dunbar einigen Schabernack. Zunächst tauschen sie die Betten mit anderen Soldaten, sodass Dunbar für einen gewissen Fortioli gehalten wird. Dann fasst Yossarián der hübschen Schwester Duckett unter den Rock. Daraufhin wird er zu dem Stabspsychologen Sanderson geschickt, der sich allerdings mehr für seine eigenen Macken als für die seiner Patienten interessiert. Yossarián erklärt er trotzdem für verrückt. Wegen der Verwirrung mit den Identitäten wird jedoch leider Fortioli nach Hause geschickt. Yossarián beschwert sich bei Doc Daneeka, dass er offiziell verrückt sei, aber weiter nicht entlassen werde. Daneeka fragt, wer denn im Krieg kämpfen solle, wenn nicht die Verrückten?

„Durch den wilden, umwerfenden Lärm der Motoren hörte man ganz deutlich das denkbar kürzeste, sanfteste ‚Sssst‘, und dann waren da nur noch Kid Sampsons bleiche, spillerige Beine, irgendwie an den blutigen, verstümmelten Hüften befestigt (...)“ (S. 435)

Mit Schwester Duckett beginnt Yossarián eine Liebelei: Er trifft sich regelmäßig mit ihr am Strand und schläft dort mit ihr. Die Idylle findet ein jähes Ende, als ein Freund Yossariáns, der Pilot McWatt, über dem Strand seine Kunststückchen mit der Maschine aufführt. Er fliegt zu niedrig und säbelt mit den Rotorblättern Kid Sampson in zwei Teile. Aus Verzweiflung begeht McWatt Selbstmord, indem er seine Maschine vor einen Berg fliegt. Colonel Cathcart ist über den Tod der beiden Soldaten derart entsetzt, dass er die vorgeschriebenen Feindflüge auf 65 erhöht.

Alle Freunde sterben

Yossariáns Zeltgenosse Orr ist auf mysteriöse Weise verschwunden, weshalb er seinen Schlafplatz nun mit vier übertrieben gut gelaunten Jungspunden teilen muss. Zusammen mit Hungry Joe flüchtet er nach Rom. Dort trifft er den jungen und naiven Soldaten Nately, der sich in eine Hure verliebt hat. Die beiden streiten sich viel, etwa weil Nately ihr verbieten will, sich anderen Männern gegenüber nackt zu zeigen. Sie läuft ihm davon, vermisst ihn aber sofort und erwidert allmählich seine Liebe. Nately hat seine 70 Flüge hinter sich gebracht, doch er will ohne die Hure nicht in die Staaten zurück, sondern lieber weitere Einsätze fliegen. Yossarián bekniet ihn, vernünftig zu sein, kann das Unglück aber nicht verhindern: Nately wird bei einer der nächsten Missionen abgeschossen und stirbt. Auch den Verlust eines weiteren Freundes muss Yossarián hinnehmen: Er erfährt von Schwester Duckett, dass die Ärzte zusammen mit der Militärpolizei Dunbar verschwinden lassen wollen. Als er seinen Freund warnen will, kann er ihn bereits nirgends mehr finden.

Flucht aus der Hölle

Als Yossarián nach Rom fährt und Natelys Hure vom Tod ihres Geliebten erzählt, geht sie mit einem Kartoffelmesser auf ihn los. Einige Tage später will er sie noch einmal besuchen; man erklärt ihm jedoch, die Hure sei von der Militärpolizei infolge der Vorschrift X auf die Straße gesetzt worden. Yossarián glaubt, dass es diese Vorschrift gar nicht gibt, weiß aber auch, dass sich trotzdem alle nach ihr richten. Er läuft durch Rom und sieht schaurige Szenen. Kinder werden brutal geschlagen, Männer von der Polizei abgeführt, Frauen vergewaltigt und aus dem Fenster geworfen.

„Während er mutlos auf das grausige Geheimnis starrte, das Snowden über den Fußboden zerstreut hatte, fühlte er am ganzen Körper eine Gänsehaut. Es war einfach, die Botschaft in diesen Eingeweiden zu lesen. Der Mensch ist Materie, das war Snowdens Geheimnis. (...) Vom Leben verlassen, ist der Mensch Abfall.“ (S. 562 f.)

Yossarián weigert sich, noch weitere Einsätze zu fliegen. Weil er damit den anderen Soldaten ein schlechtes Beispiel ist, bieten ihm Colonel Cathcart und dessen Kompagnon Colonel Korn einen Deal an: Yossarián wird aus der Armee entlassen, wenn er öffentlich verkündet, dass er die beiden mag – und so die Politik der unendlichen Flugzahlerhöhungen unterstützt. Yossarián willigt zunächst ein, wird dann jedoch von Natelys Hure, die sich als Soldat verkleidet und ins Camp geschlichen hat, schwer verletzt. Als er im Lazarett aus der Narkose aufwacht, hört er, wie jemand zu ihm sagt: „Wir haben deinen Spezi erwischt.“ Ihm fällt auf, dass alle Freunde bis auf Hungry Joe inzwischen gestorben oder verschwunden sind. Der Kaplan erzählt ihm, dass auch Joe nicht der Spezi sein könne: Er sei an einem seiner Albträume gestorben. Yossarián beschließt, dass er doch nicht mit Cathcart und Korn gemeinsame Sache machen kann, und flüchtet vor dem Krieg ins neutrale Schweden.

Zum Text

Aufbau und Stil

Im Gegensatz zu vielen anderen Antikriegsromanen entfaltet Catch 22 seine Wirkung nicht durch eine realistische Schilderung von Soldatenleben und Schlachtfeld. Joseph Heller veranschaulicht den Irrsinn und die Sinnlosigkeit des Krieges stattdessen, indem er das Geschehen mit absurder Komik deutlich überzeichnet. Die Dialoge treten oftmals auf der Stelle, ständig widerspricht der Text sich in seinen Aussagen selbst. Dazu passend ist die assoziative Chronologie der Erzählung: Schon früh finden sich Erinnerungen an Dinge, die erst in späteren Kapiteln ausführlich behandelt werden, Andeutungen, die sich erst am Ende des Buches erklären. Selten weiß der Leser, wo auf der Zeitleiste der Geschichte er sich gerade befindet. Als Orientierungshilfe funktionieren lediglich Milos wachsendes Vermögen und die sich stetig erhöhende Zahl der Einsätze, die Yossarián und die anderen Männer fliegen müssen. Die vielen Wiederholungen innerhalb des Textes erinnern an ein Trauma, das sich nicht verarbeiten lässt und ständig aus dem Unbewussten zutage tritt. Yossariáns Erinnerung an den Tod des Funkers Snowden etwa taucht immer wieder auf, immer ausführlicher, bis die Szene am Ende des Romans schließlich mit allen scheußlichen Details und sehr realistisch erzählt wird.

Interpretationsansätze

  • Der X-Haken oder Catch 22 bezeichnet die Willkür der Macht. Yossarián kann nur fluguntauglich geschrieben werden, wenn er für verrückt erklärt wird – tut er dies jedoch selbst, weil er dem Krieg entgehen will, ist er offensichtlich nicht verrückt. Eine alte Frau am Ende des Buches erklärt Catch 22 als das Recht der militärischen Befehlshaber, „alles zu tun, woran wir sie nicht hindern können“. Catch 22 ist hier also die Bezeichnung für alle absurden und paradoxen Argumente, mit denen den Menschen der Krieg erklärt wird.
  • Ein weiterer Catch 22 besteht darin, dass Yossarián nur ein moralisch intaktes Leben lebenswert vorkommt, dass ein moralisches Verhalten sein eigenes Leben jedoch gefährden würde. Zwar könnte er aus der Armee entlassen werden, wenn er öffentlich den Colonel und die ständig steigende Anzahl der Flugeinsätze unterstützen würde. Damit würde er aber das Leben seiner Kameraden aufs Spiel setzen, und das will Yossarián auf gar keinen Fall. Also müsste er selbst weiterfliegen. Entkommen kann er dem Dilemma nur, indem er dem Krieg an sich und seiner absurden Logik entflieht.
  • Joseph Heller kritisiert die gefährlichen Folgen des blinden Gehorsams und das Fehlen jeder persönlichen Moral. Der Catch 22 wird nicht von einer konkreten Behörde oder gar von einer einzelnen Regierungsperson erlassen, sondern scheint sich als allgemeingültiges Gesetz durch alle Kriegszusammenhänge zu ziehen. Die Regel wird auch von niemandem außer Yossarián infrage gestellt.
  • Das kapitalistische Denken steht im Roman über jedem Vaterlandsgefühl, über allen freundschaftlichen und moralischen Bedenken. Für Geld lässt Milo Minderbinder seine eigenen Leute bombardieren. Er wird reicher und reicher, und dem Leser wird klar, was der ansonsten sinnlose Krieg vor allem ist: eine Gelddruckmaschine.
  • Der Roman ist auch ein Plädoyer für den Individualismus. Kein Soldat interessiert sich für das eigentliche Ziel oder den Auslöser des Krieges. Alle möchten nur überleben und so schnell wie möglich nach Hause. Nur weil man Einzelpersonen dazu zwingt, einer Kriegspartei anzugehören, kann das Morden überhaupt stattfinden. Die Bürokratie, die für diese Entindividualisierung notwendig ist, ist menschenverachtend.

Historischer Hintergrund

Die Entstehung einer Bewegung

Während des Zweiten Weltkriegs gab es in den USA kaum eine geschlossene Antikriegsbewegung, die in der Öffentlichkeit als solche wahrgenommen wurde. Die Isolationspolitiker, die dafür plädiert hatten, dass sich die USA in ausländische Angelegenheiten prinzipiell nicht einmischen sollten, änderten ihre Meinung spätestens am 7. Dezember 1941: Mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor waren die USA auf eigenem Boden in den Krieg verwickelt worden. Das führte zum Konsens, dass gegen Nazideutschland und seine Verbündeten etwas unternommen werden müsse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Stimmung. Man befand sich im Kalten Krieg, die politische Lage war weniger eindeutig als zuvor. Als neuer Feind galt die Sowjetunion. Aber wie sollte man diesen Feind zu fassen bekommen, wenn man sich nicht direkt im Kampf gegenüberstand? Und wie sollte sich ein derart abstrakter Krieg jemals beenden lassen? Verstärkt wurde das Gefühl der Verunsicherung durch das atomare Wettrüsten der beiden Supermächte. Man befand sich nicht mehr aktiv im Kriegsgeschehen, aber die Gefahr einer Eskalation von apokalyptischem Ausmaß war so groß wie nie.

Stimmen, die den Krieg infrage stellten, wurden immer lauter. Autoren wie Joseph Heller und Kurt Vonnegut verarbeiteten ihre traumatischen Kriegserlebnisse: Heller hatte als Kriegspilot mehr als 60 Einsätze über Italien geflogen und veröffentlichte 1961 seinen Roman Catch 22; Vonnegut hatte als Kriegsgefangener der Deutschen die Luftangriffe auf Dresden überlebt und daraufhin Schlachthaus 5 (1968) geschrieben. Nicht zuletzt waren es diese beiden sehr erfolgreichen Romane, die eine kritische Auseinandersetzung mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs auslösten. In den 1970er Jahren entwickelte sich die Antikriegsbewegung schließlich zu einer Gesellschaftsbewegung: Die Proteste gegen den Vietnamkrieg wurden von immer breiteren Teilen der Bevölkerung getragen.

Entstehung

Seine Arbeit an Catch 22 begann Joseph Heller bereits 1953, während er sein Geld noch als Texter für eine Werbeagentur in New York verdiente. In der Hoffnung, sein literarisches Talent bestätigt zu bekommen, sandte Heller das erste Kapitel seines Romans an verschiedene Literaturmagazine und machte so die junge Candida Donadio auf sich aufmerksam, die kurze Zeit später eine überaus erfolgreiche Literaturagentur gründen sollte. Bis 1957 gelang es Heller, an den Abenden nach seiner Bürotätigkeit rund 250 Seiten des Textes fertigzustellen.

Mit dieser frühen Manuskriptversion gelang es Candida Donadio, den ebenfalls sehr jungen Lektor Robert Gottlieb für das Projekt zu gewinnen. Gottlieb wartete geduldig, bis auch die zweite Hälfte des Romans geschrieben war und er Catch 22 im November 1961 endlich veröffentlichen konnte – wobei er Heller in der Zwischenzeit kein einziges Mal mit der Frage bedrängte, wohin die Geschichte sich eigentlich entwickeln werde. Ein Vertrauen, das sich auszahlte: Als Chef des Verlags Alfred A. Knopf wurde Gottlieb nach dieser ersten Publikation zu einem der erfolgreichsten Verleger des Landes.

Wirkungsgeschichte

Bei seinem Erscheinen 1961 löste der Roman heftige und sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Für seine absurde Erzählweise wurde der Text von Teilen der Kritik gefeiert, aus ebendiesen Gründen aber auch von anderen stark angefeindet. Die New York Times etwa bezeichnete Catch 22 als „monoton und voller Wiederholungen“. Der New Yorker formulierte, der Roman sei nicht geschrieben, sondern aufs Papier gebrüllt, zudem „kaum mehr als eine Sammlung bitterer Witzchen“.

Auch der schwarze Humor des Autors stieß nicht nur auf Begeisterung. Kriegseinsätze waren in der amerikanischen Öffentlichkeit als etwas Heldenhaftes wahrgenommen worden; der Soldat verkörperte gemeinhin das Idealbild von Tugendhaftigkeit und männlicher Entschlusskraft. Dass von diesen vermeintlich uramerikanischen Qualitäten im Roman nicht viel zu finden war, wurde als Provokation aufgefasst – obwohl die Hauptfigur Yossarián bei allem unorthodoxen Gebaren offensichtlich einen hochmoralischen Kern hat.

Heute zählt der Roman zu einem der wichtigsten Texte der literarischen Moderne. Der Begriff „Catch 22“ hat sich im englisch-amerikanischen Sprachraum als Bezeichnung für eine No-win-Situation durchgesetzt, eine Ausgangslage also, aus der man ein Ziel unmöglich erreichen kann, was immer man auch versucht. Auch Hellers Herangehensweise an das eigentlich so ernste Kriegsthema entfaltete ihre Wirkung: Kriegskomödien und böse Satiren auf den militärischen Wahnsinn sind heute aus der Film-, Buch- und sonstigen Kulturproduktion kaum mehr wegzudenken. Unter dem Titel Endzeit veröffentlichte Heller 1994 eine Fortsetzung von Catch 22.

Über den Autor

Joseph Heller wird am 1. Mai 1923 als Sohn russischer Einwanderer in Brooklyn, New York, geboren. Er wächst in ärmsten Verhältnissen auf und macht bereits als Kind erste Schreibversuche. Nach Abschluss der Schule nimmt Heller ab 1941 diverse Gelegenheitsjobs an, er arbeitet etwa als Büroschreiber oder Botenjunge. Als 19-Jähriger meldet er sich zur Armee und wird nach Italien versetzt, wo er als Bombenschütze über 60 Einsätze leistet. Bei seiner Rückkehr in die USA sieht er im Krieg zunächst noch glorreiche Aspekte. Er heiratet Shirley Held, mit der er zwei Kinder hat, und studiert Englisch an der University of Southern California in Los Angeles. In der Zeitschrift The Atlantic wird 1948 eine erste Kurzgeschichte von ihm veröffentlicht. Heller unterrichtet vorübergehend als Lehrer an verschiedenen Hochschulen und ist ab 1953 als Texter für eine Werbeagentur in New York tätig. In seiner Freizeit beginnt er die Arbeit an seinem ersten Roman Catch 22. Die Abgabe des Manuskripts verzögert er immer wieder, sodass das Buch erst acht Jahre später veröffentlicht wird (1961) –mit großem Erfolg. Heller etabliert sich als wichtige literarische Stimme seiner Generation. Er schreibt Bühnenstücke, Filmdrehbücher und weitere Romane, die jedoch an den Erfolg seines Debüts nicht anknüpfen können. Ab 1981 leidet der Autor an einer schweren Nervenentzündung, die ihn vorübergehend lähmt. Er verliebt sich in seine Krankenschwester Valerie Humphries und lässt sich nach 35 Jahren Ehe scheiden, um neu heiraten zu können. Heller wird Ehrenprofessor an der Oxford University und ist mit Hollywoodstars wie Dustin Hoffman oder Mel Brooks sowie mit seinem Schriftstellerkollegen Kurt Vonnegut befreundet. Er stirbt am 12. Dezember 1999 an einem Herzinfarkt in seinem Haus auf Long Island.

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