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Romeo und Julia auf dem Dorfe
Buch

Romeo und Julia auf dem Dorfe

Braunschweig, 1856
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1984 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Novelle
  • Realismus

Worum es geht

Eine Schweizer Dorftragödie

Die Geschichte zweier Liebender, die wegen ihrer verfeindeten Eltern nicht glücklich werden können, ist uralt und doch immer wieder in modernem Gewand anzutreffen: Im diesem Fall hat der Schweizer Autor seinen Romeo und seine Julia in ein schweizerisches Dörfchen verpflanzt, das zwar erfunden ist, aber durchaus existieren könnte. Es ist eine - vordergründig - idyllische Szene: Zwei Bauern führen mit ihren Familien ein glückliches und zufriedenes Leben - bis ihnen Habgier und Gewinnstreben in die Quere kommen. Sie bekämpfen sich bis aufs Blut und reißen auch ihre Kinder mit ins Unglück. Das junge Liebespaar hat am Ende keine andere Wahl, als sich das Leben zu nehmen, so hoffnungslos ist ihre Lage. Gottfried Keller hatte in der Zeitung von einem jungen Pärchen gelesen, das sich umgebracht hatte, weil es nicht heiraten durfte, und diese Meldung inspirierte ihn zu seiner Novelle Romeo und Julia auf dem Dorfe. Der Text ist ein einfühlsames und menschliches Porträt zweier Familien, die mancher Leser vielleicht so ähnlich selbst schon angetroffen hat. Eine klare Lektüre-Empfehlung!

Zusammenfassung

Eine schweizerische Idylle

Die Szene könnte harmonischer nicht sein: Wenige Kilometer vom Städtchen Seldwyla entfernt an einem Fluss gelegen und in der Nähe eines Wäldchens befindet sich ein Bauerndorf. Zufrieden bearbeiten dort zwei Bauern, Manz und Marti, ihre Äcker. Bekleidet mit robustem Gewand und roter Zipfelmütze, schieben sie den Pflug vor sich her. Ihre Felder sind in etwa gleich groß, getrennt lediglich von einem seit Jahren brachliegenden Acker. Dieser ist überwuchert mit Unkraut und bedeckt mit Steinen, die die Bauern auf ihren eigenen Feldern aufsammeln und auf das ungenutzte Land werfen. Am späten Vormittag unterbrechen die zwei ihre Arbeit, weil ihre Kinder Sali und Vrenchen ihnen das Essen aufs Feld bringen. Genau wie ihre Väter verstehen sich Sali und Vrenchen gut, und so transportieren sie gemeinsam das Essen in einer Schubkarre auf das Feld.

Während die Kinder den Vätern beim Essen zusehen, sprechen die Bauern über den brachliegenden Acker. Beide haben vom Bezirksrat das Angebot bekommen, das Feld zu bewirtschaften. Weil aber für die Nutzung eines Ackers natürlich auch Pachtzins anfallen würde, haben beide dankend abgelehnt. Und selbstverständlich...

Über den Autor

Gottfried Keller wird am 19. Juli 1819 in Zürich geboren. Als er fünf Jahre alt ist, stirbt sein Vater, ein Drechslermeister. Die Mutter Elisabeth ist mit Gottfried und seiner jüngeren Schwester auf sich allein gestellt; sie heiratet kaum zwei Jahre später erneut, doch die Ehe steht unter keinem guten Stern: Die Scheidung erfolgt 1834 und der Familie fehlt es an Geld. In der Folge muss Gottfried die Armenschule besuchen. Später entschließt er sich, Maler zu werden, und absolviert eine Lehre bei einem Lithografen. Danach besucht er die Kunstschule in München, kehrt aber schon nach zwei Jahren wieder in die Schweiz zurück, wo er sich politisch betätigt (er tritt den Freischärlern bei) und Gedichte verfasst. 1848 erhält er von der Schweizer Regierung wegen des Erfolgs seines Gedichtbands ein Stipendium und reist nach Heidelberg und Berlin, wo er u. a. den Philosophen Ludwig Feuerbach kennen lernt, der ihn stark beeinflusst. Keller beginnt mit der Arbeit an seinem wohl wichtigsten Werk, Der grüne Heinrich (1854/55). Der Dichter hat zeitlebens wenig Erfolg bei den Frauen: Mehrmals verliebt er sich unglücklich, seine Verlobte Luise Scheidegger bringt sich 1865 um. Doch trotz seines ständigen Kummers wegen der Frauen wäre Keller ohne deren Unterstützung kaum zu einem solch gefeierten Schriftsteller geworden: Seine Mutter, bei der er lebt, bis er 31 ist, kommt jahrelang für seinen Unterhalt auf, seine Schwester Regula unterstützt ihn ebenfalls. So kann Keller neben dem Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla (1856) weitere literarische Werke verfassen, u. a. die Züricher Novellen (1877) und sein Spätwerk Martin Salander (1886). Gottfried Keller stirbt am 15. Juli 1890, er ist auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich begraben.


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