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Schwere Zeiten
Buch

Schwere Zeiten

Für diese Zeiten

London, 1854
Diese Ausgabe: Reclam, 2011 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Die Geburtsstunde der sozialen Frage

In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam in den Industriestädten Europas die so genannte soziale Frage auf: Wie soll mit Verelendung, Massenarmut und den zunehmenden Unruhen in der Arbeiterschaft umgegangen werden? Wie weit darf die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderklaffen? Mit bitterem Zynismus stellt Dickens in Schwere Zeiten die zahlreichen Facetten dieser Probleme dar. So präsentiert er Charaktere einer selbstgefälligen Oberschicht, die bestürzend aktuell wirken: Da ist der reiche Fabrikant, der sich angeblich von der Gosse nach oben gearbeitet hat und leutselig fragt, warum alle anderen es nicht einfach genauso machen, oder der Geschäftsmann, der bei Spekulationen 200 000 £ verliert und dies als Missgeschick abtut, während die einfachen Arbeiter kaum von ihrem Lohn leben können – und da ist das bis in unsere Zeit beliebte Märchen von der faulen und unsittlichen Unterschicht, die „mit goldenen Löffeln“ gefüttert werden will. Die satirische Treffsicherheit, aber auch Dickens’ Kritik an einem nur auf kalte Fakten bedachten Schulsystem und sein mitreißender Stil sorgen dafür, dass Schwere Zeiten noch immer lesenswert ist.

Zusammenfassung

Eine Kindheit voller Tatsachen

Die Geschwister Louisa und Tom Gradgrind wachsen in der nordenglischen Industriestadt Coketown auf. Ihr Vater Mr. Gradgrind, ein einflussreicher Bürger und völlig fantasieloser Mann der Tatsachen, achtet streng darauf, dass die Kinder in der Schule von Mr. M’Choakumchild eine rein wissenschaftliche Ausbildung erhalten und ausschließlich Daten, Fakten und Statistiken lernen.

Der Zirkus von Mr. Sleary kommt in die Stadt. Tom und Louisa wollen einen Blick auf die exotischen Besucher werfen. Doch sie werden dabei von ihrem Vater erwischt, der sie hart für ihre Neugier bestraft. Gradgrind beschließt, die Familie des Zirkuskindes Cecilia Jupe, Sissy genannt, aufzusuchen. Er will die Erlaubnis, dass das Mädchen die Schule von Coketown besuchen darf, rückgängig machen. Der Zwischenfall mit Tom und Louisa hat ihn in der Annahme bestärkt, dass Sissy einen negativen Einfluss auf seine Kinder hat. Als er bei den Zirkusleuten eintrifft, kommt ans Licht, dass Sissys Vater, der Clown der Truppe, fortgegangen ist und seine Tochter zurückgelassen hat. ...

Über den Autor

Charles Dickens wird am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth als eines von acht Kindern eines Marinezahlmeisters geboren. Weil die Familie über ihre Verhältnisse lebt und der Vater Schuldscheine nicht einlösen kann, kommt sie in ein Schuldgefängnis. Der zwölfjährige Charles wird Hilfsarbeiter in einer Fabrik, um selbst seinen Unterhalt bestreiten zu können. Die Erlebnisse der Kinderarbeit traumatisieren den Jungen und prägen später einen Großteil seines literarischen Werks. Als die Familie aufgrund einer Erbschaft des Vaters wieder freikommt, kann Charles Dickens seine Schulausbildung fortsetzen. Mit 15 Jahren wird er Schreiber in einem Anwaltsbüro. Bald darauf steigt er zum Gerichts- und Parlamentsreporter auf. 1836 heiratet er Catherine Hogarth, die Tochter eines Journalistenkollegen. Als er 1836/37 seine Episodenreihe The Pickwick Papers (Die Pickwickier) veröffentlicht, erlangt er schnell in ganz England Berühmtheit. Der nachfolgende Fortsetzungsroman Oliver Twist (1837/38) festigt seine Popularität. Er gibt mehrere Zeitschriften heraus und verfasst Kurzgeschichten und Romane. 1849/50 arbeitet Dickens an David Copperfield, einem Werk, das stark autobiografische Züge trägt. Nach 1852 erscheinen seine großen Spätromane Bleak House (Bleakhaus), Hard Times (Schwere Zeiten) und Great Expectations (Große Erwartungen). 1858 trennt sich Dickens von seiner Frau, mit der er inzwischen zehn Kinder hat. Gegen Ende seines Lebens unternimmt er ausgedehnte Lesereisen in Europa und Amerika. Weil sich seine Gesundheit zunehmend verschlechtert, erwirbt er 1868 den Landsitz Gad’s Hill Place bei Rochester. Am 9. Juni 1870 stirbt er dort an einem Schlaganfall. Als Schriftsteller von nationaler Bedeutung wird er in der Dichterecke der Westminster Abbey beigesetzt.


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