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Theorie des kommunikativen Handelns
Buch

Theorie des kommunikativen Handelns

Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung

Frankfurt am Main, 1981
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1995 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Mensch, Kommunikation und Gesellschaft

Kommunikation findet immer zwischen Menschen statt, und diese Menschen sind vorgeprägt durch die Gesellschaft, in der sie leben. Für Jürgen Habermas ist die Gesellschaft deshalb auch bestimmend für die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren. In seiner Theorie des kommunikativen Handelns spannt er den Bogen von archaischen Gesellschaften mit fest vorgegebenen Weltbildern über rationalisierte Gesellschaften der Neuzeit bis hin zur Gegenwart, in der Wirtschaft und Staat zunehmend an Bedeutung gewinnen und auf diese Weise auch die private Lebenswelt der Menschen beeinflussen. Habermas’ Werk ist deutlich von den Ideen des Marxismus und der Kritischen Theorie Horkheimers und Adornos geprägt, setzt sich aber auch – sehr ausführlich – mit anderen Denkrichtungen und Autoren auseinander, darunter Weber, Mead, Durkheim, Parsons und Luhmann. Manche von Habermas’ Prämissen (etwa die Annahme, dass Kommunikation vor allem dem Zweck dient, einen Konsens zu erreichen, und dass dieser Konsens durch Argumentation erzielt werden kann) erscheinen etwas realitätsfern oder zumindest idealistisch. Darüber hinaus ist das Werk nicht gerade leicht zu lesen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird in dem Buch viele interessante Denkansätze finden, die helfen, unsere moderne Gesellschaft besser zu verstehen.

Zusammenfassung

Lebenswelt und Kommunikation

Menschen, die in irgendeiner Form eine Gemeinschaft bilden, teilen auch bestimmte gemeinsame Überzeugungen. Diese bilden ihre Lebenswelt. Die Lebenswelt bestimmt das Handeln der Menschen und stellt den Hintergrund dar, vor dem alle Kommunikation stattfindet.

Archaische Gesellschaften besitzen ein festes Weltbild, das von Mythen und Glaubensvorstellungen geprägt ist. Ein solches Weltbild entsteht, wenn sich Menschen den Kräften der Natur, die sie täglich erfahren, hilflos ausgesetzt fühlen. Sie verstehen diese Vorgänge nicht, können sie nicht erklären und noch weniger beherrschen. Als Reaktion darauf sehen die Menschen in den Erscheinungen Götter und Geister. Diese werden in Mythen zu Wesen umgedeutet, die den Menschen ähnlich sind, aber mehr Macht besitzen als sie. Dadurch werden sie in gewissem Rahmen fassbar, kontrollierbar und verlieren ihren Schrecken. Menschen in archaischen Gesellschaften trennen nicht zwischen subjektiven Vorstellungen und der objektiv wahrnehmbaren Welt, in ihrem Weltbild vermischt sich beides. In Gesellschaften, die von einem mythischen Weltbild bestimmt werden, gibt es üblicherweise feste Verhaltensnormen, die...

Über den Autor

Jürgen Habermas wird am 18. Juni 1929 in Düsseldorf geboren und wächst in Gummersbach in einem konservativ-bürgerlichen Umfeld auf. Als Jugendlicher erlebt er den Zweiten Weltkrieg und das Ende des Nationalsozialismus mit. Aus dieser Erfahrung heraus entwickelt er früh ein Interesse am Marxismus, beschäftigt sich aber auch mit jüdischer und christlicher Mystik. Von 1949 bis 1954 studiert Habermas Philosophie, Geschichte, Psychologie, Literatur und Ökonomie in Göttingen, Zürich und Bonn. Nach der Promotion arbeitet er zunächst freiberuflich als Journalist und schreibt u. a. für die FAZ, ehe er 1956 an der Universität Frankfurt Assistent von Theodor W. Adorno wird. Als es jedoch mit Institutsleiter Max Horkheimer zu Differenzen kommt, habilitiert sich Habermas nicht in Frankfurt, sondern 1961 an der Universität Marburg mit der Schrift Strukturwandel der Öffentlichkeit. Zeitgleich tritt er eine Professur in Heidelberg an. Ab 1965 lehrt er in Frankfurt – als Nachfolger von Horkheimer. 1968 erscheint sein einflussreiches Werk Erkenntnis und Interesse. Die Studentenbewegung findet zunächst Habermas’ Unterstützung. Mit der Zeit jedoch wandelt sich seine Einstellung, er kritisiert die Studentenführer als zu dogmatisch und realitätsfern. 1971 verlässt Habermas Frankfurt und wird Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg, zusammen mit Carl Friedrich von Weizsäcker. Immer wieder meldet sich Habermas öffentlich zu Wort. So auch 1977, als die RAF Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer tötet und die Philosophie der Frankfurter Schule als geistiger Wegbereiter des Terrorismus kritisiert wird. 1981 wird Habermas’ Hauptwerk Theorie des kommunikativen Handelns veröffentlicht. 1983 kehrt er an die Universität Frankfurt zurück und lehrt dort bis zu seiner Emeritierung 1994.


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