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Über den Umgang mit Menschen
Buch

Über den Umgang mit Menschen

Hannover, 1788
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2004 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Sozialpsychologie
  • Aufklärung

Worum es geht

Ein Kompass fürs Leben

Ein Anstandsbuch von 1788, von einem Autor namens Knigge? Richtig, Über den Umgang mit Menschen ist "der Knigge", der Urahn aller Benimmbücher, die sich heute ganz selbstverständlich mit diesem Namen schmücken. Dabei haben sie meistens recht wenig mit ihrem Vorbild gemein: Anders als den späteren Knigge-Autoren ging es Adolph Freiherr von Knigge überhaupt nicht um Benimmregeln, korrekte Kleidung oder schön gedeckte Tische. Der aufmüpfige Adlige, der sich schon früh für die freiheitlichen Ideale der Aufklärung begeisterte und mit seiner geradlinigen Haltung mehr als einmal aneckte, suchte vielmehr eine Antwort auf die Frage, wie jeder Mensch sein Leben glücklich und sinnerfüllt gestalten kann. Selbstbewusstsein und ein Gefühl für die eigene Würde gehörten für ihn ebenso dazu wie Toleranz und Rücksichtnahme. Knigges Gedanken sind psychologisch fundiert, und viele Ratschläge finden sich auch in der modernen Ratgeberliteratur wieder. Von diesem Knigge kann man lernen, auch über 200 Jahre nach Erscheinen des Buches. Eine Empfehlung für alle, die bei der Frage nach ihrer Lebensgestaltung in die Tiefe gehen möchten.

Zusammenfassung

Allgemeine Lebensregeln

Um im Leben glücklich und erfolgreich zu sein, kommt es nicht auf Begabung oder Intelligenz an. Ganz im Gegenteil: Oft bleiben gerade die Begabten auf der Strecke, während andere, die eigentlich viel weniger können, ihr Glück machen. Aber das liegt daran, dass im Leben etwas ganz anderes wichtig ist: die Fähigkeit, mit Menschen aus allen Bevölkerungsschichten umgehen zu können, ohne sich verstellen zu müssen. Wer das kann, wird ein glückliches Leben führen. Diese Fähigkeit lässt sich erlernen.

Grundsätzlich muss man in allem das rechte Maß finden; Übertreibungen fallen immer unangenehm auf. Wer Erfolg haben möchte, darf seine Leistungen nicht verstecken, sonst wird er übersehen. Aber zu sehr herausstreichen darf er sie auch nicht, das wirkt schnell übertrieben. Jeder Mensch sollte an seinen Fehlern arbeiten, aber wer vollkommen sein will, macht sich nur unbeliebt. Die Ansichten und Eigenarten unserer Mitmenschen sollten wir akzeptieren und uns nicht über sie lustig machen, denn schließlich möchten wir selbst auch akzeptiert werden. In Schwierigkeiten dürfen wir nie unseren Lebensmut und den Glauben an uns selbst verlieren. Ordentlich und pünktlich...

Über den Autor

Adolph Freiherr von Knigge wird am 16. Oktober 1752 auf dem Schloss seiner Eltern in der Nähe von Hannover geboren. Als Spross einer alten Adelsfamilie erhält der Junge eine standesgemäße Erziehung. 1763 stirbt seine Mutter, drei Jahre später der Vater. Nun steht Adolph nicht nur ganz allein da, sondern ist plötzlich auch noch nahezu mittellos, denn die Güter seines Vaters erweisen sich als hoch verschuldet. Aller Besitz fällt an die Gläubiger des Vaters, Adolph erhält jährlich eine kleine Summe, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. 1769 beginnt er ein Jurastudium in Göttingen. 1771 erhält er eine Anstellung am Hof des Landgrafen Friedrich in Kassel und kehrt damit in die Welt des Adels zurück. Schon der Vater war Freimaurer, und auch Adolph engagiert sich in diesen Kreisen und begeistert sich für die Ideen der Aufklärung. 1773 heiratet er, ein Jahr später wird seine einzige Tochter Philippine geboren. Zunächst ist Knigge beim Landgrafen hoch angesehen. Aber auf Dauer fühlt er sich in der glanzvollen Welt des Hofes nicht wohl; dazu hat er auch die dunkleren Seiten des Lebens schon zu genau kennengelernt. Die Intrigen und Unehrlichkeiten, die Notwendigkeit, sich unterzuordnen und anzupassen, all das stößt ihn ab. Der junge Mann, der sich in dieser reglementierten Umgebung den Luxus leistet, selbstständig zu denken, und der an sich und andere hohe moralische Maßstäbe anlegt, fällt bald in Ungnade. Er muss seine Stellung aufgeben und sucht eine neue an einem anderen Fürstenhof, scheitert aber erneut. Knigge beginnt zu schreiben, verfasst Dramen, Reiseberichte, Satiren und Abhandlungen, ist als Herausgeber und Übersetzer tätig. Aber davon leben kann er nicht; sein einziges wirklich erfolgreiches Werk wird Über den Umgang mit Menschen (1788). Als Freimaurer tritt Knigge 1780 dem Illuminatenorden bei, erreicht auch bald eine führende Position, die er aber nach Konflikten mit anderen Mitgliedern vier Jahre später wieder aufgeben muss. Seine Bemühungen, die Güter des Vaters zurückzugewinnen, bleiben erfolglos. 1790 erhält Knigge endlich eine Stelle als Oberhauptmann in Bremen. Auch dort fällt er wegen seiner politischen und satirischen Schriften in Ungnade. Von Misserfolgen zermürbt und von den Menschen enttäuscht, stirbt Freiherr von Knigge mit 43 Jahren am 6. Mai 1796 in Bremen.


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