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Warten auf Godot
Buch

Warten auf Godot

Paris, 1952
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1971 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Moderne

Worum es geht

Vergebliches Warten

Zwei Männer warten auf einen dritten, der niemals kommt. In einem Satz lässt sich Samuel Becketts weltberühmtes Drama Warten auf Godot zusammenfassen. Doch damit ist nur die halbe Wahrheit gesagt; Fragen tun sich auf: Gibt es Godot überhaupt? Sind die beiden Landstreicher wirklich mit ihm verabredet? Was versprechen sie sich überhaupt von ihm? Warten auf Godot ist inzwischen zum Synonym für eine eigene Theaterrichtung, das Theater des Absurden, geworden. Weder Zeit und Ort noch die Identität der fünf Personen, die im Verlauf des Dramas auftreten, werden genau definiert. Die Dialoge, aber auch die Spielereien und Clownerien der Protagonisten haben nur einen Zweck: Sie sind ein Zeitvertreib, der das Warten überbrücken soll. Auf die Zuschauer, die in den 50er Jahren in vielen Ländern die zahlreichen Aufführungen miterlebten, wirkte Becketts Drama wie ein absurdes Experiment. Sein Publikum teilte damals die grausamen Kriegserfahrungen – doch Beckett schreibt in dem Stück keine Zeile über den Krieg. Es katapultiert den Menschen aus allen Gewissheiten hinaus; es zeigt Individuen nach dem großen Crash, verdammt zur permanenten Wiederholung, zum sinnlosen Warten ohne Aussicht auf Erlösung. So hat Beckett dem modernen Theater mit komödiantischen Elementen und einer sehr reduzierten Sprache den Weg bereitet. Mittlerweile ist Warten auf Godot zum Klassiker des modernen Theaters und zur Schullektüre geworden.

Zusammenfassung

Begegnung auf der Landstraße

Zwei ältere Männer, die beiden Vagabunden Wladimir und Estragon, treten auf. Sie scheinen sich gerade eben getroffen zu haben. Ort und Zeit sind unbestimmt, es könnte früher Abend sein, worüber sich die beiden Landstreicher aber nicht sicher sind. Außer einem Baum ist weit und breit nichts zu sehen. Estragon versucht umständlich, seinen Schuh auszuziehen. Wladimir bemüht sich, Estragon in ein Gespräch zu verwickeln. Wladimir redet viel, während der körperlich lädierte Estragon immer mit etwas anderem beschäftigt ist.

Laut denkt Wladimir über Selbstmord nach. Schon um 1900 hätte er sich gemeinsam mit Estragon umbringen sollen, räsoniert er. Sein Freund fährt derweil mit seiner pantomimischen Vorstellung fort: Er zerrt immer noch an seinem Schuh, den er nicht ausziehen kann, weil der Fuß angeschwollen ist. Wladimir setzt indes seinen Hut auf und ab.

Streit und Versöhnung

Beide plappern ständig aneinander vorbei. Sie fragen sich nach dem Sinn ihres Daseins. Wladimir erinnert sich an die Geschichte der beiden Schächer, die neben Jesus am Kreuz hingen und von denen nur einer erlöst wurde. Estragon hört ihm eine Weile zu. Dann will...

Über den Autor

Samuel Beckett wird am 13. April 1906 in Foxrock nahe Dublin geboren. Er wächst in einer gut situierten und protestantischen Familie auf. Von 1923 bis 1927 studiert er Sprachen und Literatur in Dublin. Ein Jahr später geht er als Englischlektor nach Paris. Dort lernt er den Schriftsteller James Joyce kennen, mit dem er sich anfreundet. In Frankreich entstehen erste Erzählungen und Gedichte. 1930 kehrt Beckett als Lektor für Französisch ans Trinity College nach Dublin zurück und promoviert. Doch schon 1932 kündigt er seinen Vertrag mit der irischen Universität. Er kann sich nicht mit der Routinearbeit anfreunden, leidet unter Geldmangel und Depressionen. Als 1933 sein Vater stirbt und Beckett eine kleine Erbschaft antritt, reist der junge Schriftsteller jahrelang durch Frankreich, Italien und Deutschland. Seine ersten Romane Dream of Fair to Middling Women (Traum von mehr bis minder schönen Frauen, 1932) und Murphy (1938) entstehen. 1937 lässt er sich in Paris nieder. Hier lernt er seine Lebensgefährtin und spätere Frau, eine Pianistin, kennen. Beide schließen sich der Résistance an. 1942 müssen sie vor der Gestapo fliehen und sich im unbesetzten Südfrankreich verstecken. Beckett ist als Landarbeiter tätig und schreibt während dieser Zeit den Roman Watt, der 1953 veröffentlicht wird. In den Nachkriegsjahren ist der Autor äußerst produktiv. Er beginnt in französischer Sprache zu schreiben und wendet sich neben den Prosawerken dem Theater zu. Zwischen 1946 und 1950 entstehen u. a. der Roman Mercier et Camier (Mercier und Camier), sein erstes Stück Eleuthéria, die Romane Molloy, Malone meurt (Malone stirbt), L’Innommable (Der Namenlose) und das Drama En attendant Godot (Warten auf Godot). Die Uraufführung dieses Stücks bringt Beckett 1953 neben dem literarischen Durchbruch auch den ersten finanziellen Erfolg. Seine Dramen – 1957 erscheint Fin de partie (Endspiel), 1961 Happy Days (Glückliche Tage) – sind äußerst erfolgreich. 1969 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Mehrfach inszeniert er seine eigenen Dramen in Berlin, außerdem konzipiert er Fernseh- und Hörspielproduktionen. Am 22. Dezember 1989 stirbt Samuel Beckett in Paris.


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