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Wir amüsieren uns zu Tode
Buch

Wir amüsieren uns zu Tode

Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie

New York, 1985
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2006 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Sprache & Kommunikation
  • Moderne

Worum es geht

Der Kreuzzug der Unterhaltung gegen die Rationalität

Als Neil Postman in den frühen 1980er Jahren Wir amüsieren uns zu Tode verfasste, war das Fernsehen in Amerika auf dem Höhepunkt seiner Wirkungskraft. Der Medienwissenschaftler untersuchte die tief greifenden Veränderungen, die das TV auf unser Verständnis der Welt und auf unsere Kommunikation hat. Er stellte dabei besonders die Gegensätze zwischen einer vom Buchdruck und einer vom Fernsehen geprägten Gesellschaft heraus. Sein Fazit lautet grob gesagt: Das Fernsehen macht aus uns ungebildete, schlecht informierte Konsumenten, die zu keinem ernsthaften öffentlichen Diskurs mehr fähig sind. Während Postman das Buch verfasste, waren schon die ersten Anzeichen des kommenden Computerzeitalters spürbar, das unsere Kommunikationswelt wohl noch tief greifender als das Fernsehen verändert hat und manche Erkenntnisse Postmans überholt erscheinen lässt. Dennoch ist Wir amüsieren uns zu Tode auch heute noch lesenswert. Denn es macht kompromisslos klar, dass jeder technologische Fortschritt, jedes neue Medium kritisch hinterfragt werden muss, dass die schnellere Information nicht unbedingt auch die bessere ist und dass unsere Bildung Priorität vor der Unterhaltung haben muss.

Zusammenfassung

Medien im Wandel

Zwar hat sich George Orwells Zukunftsvision aus 1984 nicht bewahrheitet, dafür aber die von Aldous Huxley in Schöne neue Welt. Entgegen landläufiger Meinung haben die beiden Autoren nicht dasselbe geweissagt: Während der von Orwell prophezeite Zusammenbruch der Demokratie nicht eingetroffen ist, manifestiert sich Huxleys Tyrannei des Vergnügens in der Allgegenwärtigkeit des Fernsehens.

Schon Platon bemerkte, dass die Form des Gesprächs, des kommunikativen Austauschs, einen großen Einfluss auf den Inhalt desselben hat. Auf die heutige Zeit angewandt kann man also fragen, inwieweit die Form des Mediums, mit dem Informationen vermittelt werden, das beeinflusst, was mit ihm vermittelt wird. Das Fernsehen setzt dabei, entgegen den älteren Medien, auf einen Austausch in Bildern. Dieser Wandel vom Buchdruckzeitalter zum Fernsehzeitalter ist nur vergleichbar mit dem Wandel von der Sprache zum geschriebenen Wort. Jedes neue Medium gibt dem, was wir erfahren und worüber wir reden, eine neue Form und führt uns so zu einer neuen Weltanschauung. Medien können also insofern als Metaphern verstanden werden, als sie uns die Welt nur durch ihre jeweilige Form gefiltert...

Über den Autor

Neil Postman wird am 8. März 1931 in New York geboren. Seine Eltern ermöglichen ihm trotz geringer finanzieller Mittel (sein Vater ist Lastwagenfahrer) eine umfassende Bildung. Nach seinem Studium der Erziehungswissenschaften an der State University of New York promoviert er 1959 an der Columbia University. Danach lehrt Postman Kommunikationswissenschaft an der Universität von New York. Bereits früh beschäftigt er sich mit den Aufgaben und Zielen der Schulbildung, die er bald darauf vor allem in der Vermittlung des Schriftwissens sieht, das durch den Einfluss des Fernsehens immer mehr an Bedeutung verliert. 1971 gründet Postman ein Programm zur "Medienökologie", worunter der maßvolle Umgang mit Medien zu verstehen ist. 1986 erhält er den George-Orwell-Preis für Klarheit in der Sprache. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen in Mainz und verschiedenen deutschen Verlagen versucht er auch die deutsche Lesekultur positiv zu beeinflussen. Zeit seines Lebens misstraut Postman der modernen Technik: Er lehnt es u. a. ab, etwas anderes als seinen Füller zum Schreiben zu benutzen. In 18 Büchern und über 200 Artikeln setzt er sich mit den Auswirkungen und Nachteilen des rasanten technologischen Fortschritts auseinander und kritisiert vor allem den damit einhergehenden Verfall menschlicher Werte. Noch 1992 wendet er sich mit seinem Werk Technopoly (Das Technopol) gegen die Annahme, die technischen Fortschritte des 20. Jahrhunderts seien eine wirkliche Verbesserung unserer Lebenswelt. Der wohl schärfste Kritiker der modernen Unterhaltungsindustrie stirbt am 5. Oktober 2003 in Flushing in der Nähe von New York im Alter von 72 Jahren an Lungenkrebs.


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