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Reden an die deutsche Nation
Buch

Reden an die deutsche Nation

Berlin, 1808
Diese Ausgabe: Meiner, 2008 more...

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Literatur­klassiker

  • Politik
  • Romantik

Worum es geht

Die Rettung Deutschlands und der Welt

Napoleons Sieg über Preußen und der beinahe vollständige Untergang der ehemaligen europäischen Großmacht veranlassten den Philosophen Johann Gottlieb Fichte 1807/08, sich in 14 Reden an die Deutschen zu wenden. Sein leidenschaftlicher Appell an seine Landsleute, sich gegen die Franzosen aufzulehnen, um sich selbst und im Übrigen auch die gesamte Menschheit vor dem Untergang zu retten, hinterlässt heute einen zwiespältigen Eindruck. Die Grenzen zwischen Aufklärung und Vernunftdespotie, zwischen Patriotismus und Nationalismus sind fließend. Bei allen nationalistischen Tönen geht es Fichte jedoch nicht um eine deutsche Weltherrschaft, sondern darum, die Ideen der Französischen Revolution gegen den Tyrannen Napoleon zu verteidigen. Das einzige Mittel, um sein Ideal eines sittlichen, auf Vernunft gegründeten Staates zu verwirklichen, sieht der Philosoph in der Erziehung. Der Einzelne muss angeleitet werden, seinen Egoismus zu überwinden und die Sache des Staats zu seiner eigenen zu machen. Als Fernziel dieser Anstrengungen nennt Fichte nichts Geringeres als ein neues Menschengeschlecht.

Zusammenfassung

Zur Lage der deutschen Nation

Wenn im Folgenden von den Deutschen die Rede ist, sind alle Deutschen gemeint, unabhängig von den Unterscheidungen, die in den letzten Jahrhunderten die Nation gespalten haben. Die Deutschen müssen endlich der Wahrheit ins Auge blicken und ihre Lage erkennen, und sie müssen sich auf ihre eigenen Kräfte besinnen, statt Hilfe von außen zu erwarten. Wenn es um ihre Sicherheit geht, verlassen sich die Deutschen immer auf andere Staaten. Sie wähnen sich im Frieden, solange ihre Grenzen nicht angegriffen werden; sie verwechseln eine schwache Regierung mit Humanität und Liberalität. An die Stelle von Furcht und Hoffnung, die früher das Schicksal des Einzelnen an das der Gemeinschaft gebunden haben, sind leere Werte wie Nationalehre und Ruhm getreten. Nur durch eine neue Nationalerziehung aller Deutschen gleich welchen Standes kann der Niedergang der Nation noch aufgehalten werden.

Ein neues Menschengeschlecht

Die neue Nationalerziehung sollte sich nicht auf die Ermahnung beschränken, das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Vielmehr muss sie in den jungen Menschen die Willensfreiheit vernichten, sodass diese gar nicht mehr anders können...

Über den Autor

Johann Gottlieb Fichte wird am 19. Mai 1762 im sächsischen Rammenau als Sohn eines Bandwebers geboren. Das Stipendium eines Adligen erlaubt ihm den Besuch der Lateinschule und anschließend der Fürstenschule in Pforta. Nach dem Abitur nimmt er in Jena das Studium der Theologie auf. Als sein adliger Gönner 1784 stirbt, bricht er es ohne Abschluss ab. In der folgenden Zeit schlägt sich Fichte als Hauslehrer durch, u. a. in Zürich, wo er den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi sowie seine künftige Frau Johanna Rahn kennen lernt. Die Begegnung mit den Schriften Immanuel Kants, den er 1791 in Königsberg besucht, wird für Fichte zu einem philosophischen Erweckungserlebnis. Mit seinem Versuch einer Kritik aller Offenbarung (1792) landet er einen Überraschungserfolg. Das Werk wird zunächst anonym publiziert und von der Öffentlichkeit für einen Text Kants gehalten. Als dieser den Irrtum aufklärt, wird Fichte mit einem Schlag berühmt. Seine antisemitischen Äußerungen und sein harscher Umgang mit Studenten, Freunden und selbst seinem Lehrer Kant tragen ihm schon früh den Ruf eines streitbaren Kopfes ein. 1793 veröffentlicht er die beiden Revolutionsschriften Zurückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europens, die sie bisher unterdrückten und Beiträge zur Berichtigung der Urteile des Publikums über die Französische Revolution. 1794 erhält er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophie in Jena und veröffentlicht seine Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre. Das Werk, das großen Einfluss auf die Romantiker ausübt, stößt in Fachkreisen auf Widerspruch. Im so genannten Atheismusstreit von 1799, in dem sich Fichte mit dem Vorwurf der Gottlosigkeit auseinandersetzen muss, gewinnen seine Gegner die Oberhand. Fichte gibt seine Professur auf und geht nach Berlin. Als Privatdozent hält er Vorträge, u. a. die berühmten Reden an die deutsche Nation (1808), in denen er sich als Gegner Napoleons zu erkennen gibt, bis er 1810 an die neu gegründete Berliner Universität berufen wird. 1813 steckt er sich bei seiner Frau, die im Lazarett Kriegsverletzte pflegt, mit Typhus an. Während sie sich bald wieder erholt, stirbt Fichte am 29. Januar 1814 in Berlin an den Folgen der Krankheit.


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