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Titan
Buch

Titan

Berlin, 1800–1803
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1983 more...

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Literatur­klassiker

  • Bildungsroman
  • Romantik

Worum es geht

Liebe, Intrigen und die Macht der Bildung

Wenn man das Buch erst einmal in die Hand genommen habe, könne man es nicht mehr zur Seite legen; und doch sei man 1000 Mal versucht, es fortzuwerfen – so beurteilte ein zeitgenössischer Kritiker Jean Pauls Titan. Damit dürfte er auch noch so manchem modernen Leser aus dem Herzen sprechen. Zahlreiche „Achs“ und „Ohs“, fulminante Sonnenuntergänge, schwülstige Herzensergüsse sowie tränenreiche Freundschaftsschwüre und Liebesbekundungen sind gewiss nicht jedermanns Sache. Außerdem fällt es mitunter schwer, sich in der labyrinthischen Handlung zurechtzufinden; die verschnörkelte, metaphernreiche Sprache ist gewöhnungsbedürftig. Und doch lohnt sich die Mühe: Viele ansprechende Gedanken über Ehe und Erziehung, Kindheit und Jugend hat Jean Paul in seinem „Kardinal- und Kapitalroman“ versteckt. Anders als die Weimarer Klassiker flieht er nicht in eine idealisierte Vergangenheit, sondern setzt sich mit seiner Gegenwart auseinander: mit der verhassten Kleinstaaterei, mit Adelsarroganz und fürstlicher Allmacht. Die Mischung aus klassischem Geist, romantischer Fantastik und politischer Kritik macht den Reiz dieses wahrhaft titanischen Bildungsromans aus.

Zusammenfassung

Eine rätselhafte Prophezeiung

Graf Albano von Cesara befindet sich in höchster Aufregung. Begleitet von seinen Lehrern, dem Bibliothekar Schoppe und dem Baumeister Dian, kommt er auf der Isola Bella im Lago Maggiore an, wo er seinen Vater, Gaspard de Cesara, besucht. Hier hat er zusammen mit seiner Schwester, über die er so gut wie gar nichts weiß, weil sie bald nach Spanien geschickt wurde, die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht. Nach dem frühen Tod der Mutter wurde Albano vom Vater zu Pflegeeltern nach Deutschland gegeben: nach Blumenbühl im Fürstentum Hohenfließ. Nicht nur die lang ersehnte Begegnung mit dem angebeteten Vater, der sich allerdings recht abweisend verhält, sondern auch das italienische Klima versetzt den Jüngling in eine überreizte, erhabene Stimmung. In der Nacht begegnet er einem Mönch, der eine rätselhafte Prophezeiung ausspricht: Am nächsten Himmelfahrtstag, seinem Geburtstag, werde er von einer Stimme aus dem Himmel den Namen seiner Braut hören.

Aufbruch in neue Welten

Zurück in Hohenfließ bei seiner geliebten Pflegefamilie – dem Herrn ...

Über den Autor

Jean Paul (so der Künstlername von Johann Paul Friedrich Richter) wird am 21. März 1763 im fränkischen Wunsiedel als Sohn eines protestantischen Dorfpfarrers geboren. Mit 16 Jahren kommt der wissbegierige Junge, der alles liest, was er in die Hände bekommt, auf das Gymnasium in Hof. Der Tod des Vaters im gleichen Jahr stürzt die Familie in schwere Not. Um Johann und seine vier jüngeren Brüder ernähren zu können, arbeitet die Mutter als Spinnerin. Das Studium der Theologie in Leipzig, das er 1781 aufnimmt, kann er kaum finanzieren. Der hochgebildete Autodidakt, der nebenbei Vorlesungen der Philosophie und Mathematik besucht, wird auch von Heimweh bedrängt. Seine durch die Armut entstandene Außenseiterrolle betont er selbstbewusst mit auffallender Kleidung und offenem Haar. Strebsam verfolgt er das Ziel, allein vom Schreiben leben zu können. Zunächst aber muss er sich sein Brot mit einer Anstellung als Hauslehrer verdienen, die er nach seiner Rückkehr zur Mutter 1786 antritt. In der bayerischen Provinz, wo er in beengten Verhältnissen lebt, entwickelt der begeisterte Pädagoge seine eigenen Lehrmethoden. Nebenbei verfasst Jean Paul satirische Schriften und seinen ersten Roman Die unsichtbare Loge (1793), der seinen Ruhm als Schriftsteller begründet. Hier verwendet er auch zum ersten Mal seinen Künstlernamen, in Anlehnung an Jean-Jacques Rousseau, für den er eine große Bewunderung hegt. Es folgt der Roman Hesperus (1795). Dieser wird begeistert aufgenommen und verkauft sich gut. Mit 38 Jahren heiratet Jean Paul – der sich zwar mehrmals verlobt hat und viele Liebesbriefwechsel pflegt, aber wohl noch keusch ist – Karoline Mayer. Nach den Misserfolgen mit Titan (1803) und Flegeljahre (1804/05) siedelt er mit seiner Frau und den zwei Kindern nach Bayreuth. Dort wird ein drittes Kind geboren. Er zieht sich von der Familie zurück, reist viel, arbeitet wie besessen und wirkt – aufgedunsen durch seinen maßlosen Bierkonsum – älter, als er eigentlich ist. Den Tod seines Sohnes Max, von dem er erwartete, er werde in seine Fußstapfen treten, verwindet er nicht. Vier Jahre später stirbt Jean Paul – inzwischen fast erblindet – am 14. November 1825 in Bayreuth.


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