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Unterm Rad
Buch

Unterm Rad

Berlin, 1906
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2003 more...

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Literatur­klassiker

  • Bildungsroman
  • Moderne

Worum es geht

Geschichte eines Scheiterns

Hans Giebenrath ist außergewöhnlich begabt, da sind sich alle einig. Aus ihm soll etwas Besonderes werden, deshalb bereitet er sich eifrig auf die Aufnahmeprüfung für das theologische Seminar vor. Auch seine Lehrer und der Pfarrer sind stolz auf ihn und geben ihm bereitwillig zusätzlichen Unterricht. Der Junge besteht die Aufnahmeprüfung zwar, bricht aber im Seminar schließlich überarbeitet zusammen und muss aufgeben. Unter seinem vermeintlichen Versagen leidend, beginnt er eine Mechanikerlehre. Schließlich findet man ihn tot im Fluss. Selbstmord? Oder ein Unfall? Das bleibt offen. Hesses Roman schildert eindringlich, wie ein junger Mensch durch den Ehrgeiz seiner Umwelt immer mehr angestachelt wird, bis er schließlich an deren Anforderungen zerbricht. Der Text ist eine flammende Anklage gegen ein Bildungssystem, das nur auf stures Lernen setzt und darüber die anderen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen vernachlässigt. In der heutigen Leistungsgesellschaft ist der Roman immer noch so aktuell wie bei seinem Erscheinen vor über 100 Jahren.

Zusammenfassung

Ein begabter Junge

In einer kleinen Stadt im Schwarzwald lebt der Händler Joseph Giebenrath mit seinem einzigen Sohn, dem 14-jährigen Hans. Dessen Mutter ist schon vor Jahren gestorben. Joseph Giebenrath ist ein braver Durchschnittsbürger, Hans dagegen ein hochbegabter Junge. Alle in der Stadt sind überzeugt, dass er es noch weit bringen wird. Als einziger Schüler seiner Klasse bereitet Hans sich auf das Landexamen vor, die Aufnahmeprüfung für das theologische Seminar in Maulbronn. Jeden Tag nach der Schule bekommt er vom Rektor und vom Stadtpfarrer zusätzlichen Unterricht, damit er das Examen besteht. Danach sitzt er noch bis in die Nacht über seinen Hausaufgaben. Das Lernen nimmt ihn so sehr in Anspruch, dass er gar keine Freizeit mehr hat.

Vor der Prüfung

Das Landexamen findet in Stuttgart statt. Am Tag vor der Abreise gibt der Rektor Hans den Rat, jetzt nicht mehr zu lernen, damit er im Examen ausgeruht sei. Ganz unerwartet hat Hans nun also den Rest des Nachmittags frei. Ziellos schlendert er den Fluss entlang und erinnert sich daran, wie viel Freude ihm früher das Angeln bereitet hat. ...

Über den Autor

Hermann Hesse wird am 2. Juli 1877 im Schwarzwaldstädtchen Calw als Sohn des Missionars Johannes Hesse und der ebenfalls missionarisch tätigen Marie Gundert geboren. 1881 zieht die Familie nach Basel, wo der Vater die Schweizer Staatsangehörigkeit annimmt. Nach der Rückkehr nach Calw im Jahr 1883 besucht Hesse die Lateinschule in Göppingen. 1891 tritt er in das evangelische Klosterseminar in Maulbronn ein. Nach einigen Monaten flüchtet er jedoch von dort, um Dichter zu werden. Nach einem Selbstmordversuch besteht er 1893 das Einjährig-Freiwilligen-Examen (mittlere Reife) am Gymnasium in Cannstatt. Im gleichen Jahr beginnt er eine Buchhändlerlehre, die er jedoch nach nur drei Tagen hinwirft. Nach einer Ausbildung zum Mechaniker fühlt er sich wieder bereit für Geistiges und beendet die zweite begonnene Buchhändlerlehre erfolgreich. Nach den Gedichtsammlungen Das deutsche Dichterheim und Romantische Lieder bringt der Roman Peter Camenzind (1904) Hesse den Durchbruch als Autor. In diesem Werk und im zwei Jahre später fertiggestellten Unterm Rad (1906) verarbeitet er seine schlechten Erfahrungen aus der Schulzeit. 1911 unternimmt er die einzige große Reise seines Lebens, die ihn nach Ceylon und Sumatra führt. Die dort empfangenen Eindrücke werden für sein weiteres Werk sehr wichtig. 1916 erleidet er einen Nervenzusammenbruch. Der Grund ist der Tod seines Vaters und die voranschreitende Schizophrenie seiner Frau Maria Bernoulli. Hesse begibt sich in die psychotherapeutische Behandlung eines Schülers von C. G. Jung. Die Beschäftigung mit der Jung’schen Archetypenlehre findet ihren literarischen Niederschlag in der 1919 veröffentlichten Erzählung Demian und im Roman Narziß und Goldmund (1929/30). Hesses Bücher bekommen einen fernöstlich beeinflussten, meditativen Charakter, besonders Siddhartha (1922). 1927, zwischen seiner zweiten und seiner dritten Heirat, erscheint der Roman Der Steppenwolf. Während der NS-Herrschaft werden viele Bücher Hermann Hesses in Deutschland verboten. In dieser Zeit schreibt er sehr lange (1930–1943) an seinem großen Spätwerk Das Glasperlenspiel. 1946 erhält Hesse den Nobelpreis für Literatur, 1955 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Am 9. August 1962 stirbt Hermann Hesse in Montagnola in seiner Wahlheimat, der Schweiz.


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