William Shakespeare
Wie es euch gefällt
dtv, 2007
What's inside?
Eine Heldin in Männerkleidern, viel derber Wortwitz und gnadenlose Seitenhiebe auf die elisabethanische Gesellschaft – und ob uns das gefällt!
- Komödie
- Elisabethanische Ära
Worum es geht
Hosenrolle für eine Prinzessin
Prinzessin Rosalinde verkleidet sich als Mann und umgarnt als Ganymed ihren angebeteten Orlando, der nichts von ihrer Liebe weiß: Er solle doch, nur so zum Spaß, so tun, als sei Ganymed Rosalinde, und sich um sie bemühen. Dieses Spiel mit den Geschlechterrollen unterhält das Publikum bis heute – wobei zu Shakespeares Zeiten noch hinzukam, dass Rosalinde, wie alle Frauenrollen, von einem Mann gespielt wurde. Die achte Komödie des englischen Nationaldichters kann als leichtes Lustspiel ohne Tiefgang genossen werden, aber auch als Gesellschaftssatire: Denn Rosalinde, der böse Zyniker Jaques und der Narr Probstein lassen es nicht an scharfzüngigen Seitenhieben fehlen. Trotzdem ist Wie es euch gefällt kein revolutionäres Stück. Wie viele Komödien huldigt es letztlich dem Althergebrachten, in diesem Fall der elisabethanischen Ordnung, in der jeder seinen Part kennt und die, falls sie einmal durcheinandergerät, über Umwege wiederhergestellt wird: Alle heiraten, auch Rosalinde streift ihre Hosenrolle ab und kehrt im Hochzeitskleid auf ihren Platz als Frau zurück.
Take-aways
- Wie es euch gefällt ist eine der beliebtesten Komödien Shakespeares. Er lässt darin eine Frau in Männerkleider schlüpfen.
- Prinzessin Rosalinde lebt am Hof ihres Onkels Herzog Frederick, zusammen mit Fredericks Tochter Celia, ihrer Cousine.
- Frederick hat den alten Herzog, seinen Bruder, vom Hof verbannt. Jetzt will er auch dessen Tochter Rosalinde weghaben: Sie hat sich zu seinem Missfallen in Orlando verliebt, den Sohn eines Freundes seines Bruders.
- Als Mann verkleidet flieht Rosalinde in den Wald, Celia geht mit ihr.
- Rosalinde nennt sich Ganymed und trifft Orlando, der sie nicht erkennt.
- Als Ganymed überredet sie ihn zu einem Spiel: Er solle so tun, als sei Ganymed Rosalinde, und ihr Herz zu gewinnen versuchen.
- Der Plan geht auf, Orlando wirbt um die falsche, echte Rosalinde, und nebenbei werden auch noch einige andere Paare verkuppelt.
- Nach etlichen Verwicklungen wird die Maskerade gelüftet. Rosalinde und Orlando heiraten mit dem Segen des alten Herzogs, der im Wald lebt.
- Der verbannte Herzog kann mit seinem Gefolge zum Hof zurückkehren, während sein Bruder Frederick – zum Eremiten bekehrt – einsam im Wald leben will.
- Zentrales Motiv des Stücks ist die ländliche Idylle, in der eine in Unordnung geratene Welt wieder gerade gerückt wird.
- Gleichwohl erscheinen die Landbewohner als tumbe Toren, die durch die adlige Gesellschaft entmündigt werden – ähnlich, wie es zu Shakespeares Zeiten tatsächlich geschah.
- Im elisabethanischen Theater spielten Männer die Frauenrollen, wodurch dem Bühnengeschehen eine homoerotische Komponente verliehen wurde.
Zusammenfassung
1. Akt: Ein Herzog und seine Tochter werden verbannt
Der Adlige Orlando wirft seinem älteren Bruder Oliver vor, ihm nicht die Erziehung zukommen zu lassen, die ihm zustehe. Oliver, der rechtmäßige Alleinerbe ihres verstorbenen Vaters, verspricht Orlando daraufhin Geld, beschimpft ihn aber auch, ebenso wie den anwesenden Diener Adam. Dieser beschwert sich: Der alte Herr habe nie so mit ihm gesprochen. Dann tritt der herzogliche Preisringer Charles auf und berichtet Oliver Neuigkeiten vom Hof: Der neue Herzog Frederick habe seinen Vorgänger und Bruder ins Exil verjagt und verprasse nun sein Geld. Rosalinde, die Tochter des Verbannten, und ihre Cousine Celia, Fredericks Tochter, leben weiter am Hofe. Der alte Herzog hingegen habe sich mit seinem Gefolge im Ardenner Wald niedergelassen, und dort gehe es ihm gar nicht schlecht. Weiter berichtet der Preisringer, dass Orlando morgen im Kampf gegen ihn antreten wolle, inkognito. Orlando werde verlieren, glaubt Charles und rät Oliver, seinen Bruder davon abzubringen. Das habe er schon vergeblich versucht, entgegnet Oliver, gibt Charles freie Hand und stachelt ihn sogar an: Orlando sei ein niederträchtiger Intrigant. Der Ringer verspricht, den Herausforderer nicht zu schonen. Sehr zu Olivers Gefallen: Niemanden hasst er so sehr wie seinen allseits beliebten Bruder.
„Armer Orlando, jetzt gehst du zu Boden. / Nicht Charles, nein, etwas Schwächres schlägt dich um.“ (Orlando, S. 37)
Derweil trauert Rosalinde um ihren verbannten Vater. Celia tröstet sie und will sie mit ihrem eigenen Erbe dafür entschädigen, dass ihr Vater Frederick Rosalindes Vater enteignet hat. Probstein, der Hofnarr, zeigt weniger Gefühl und macht unverschämte Andeutungen über den verbannten Herzog. Dann tritt Frederick, der Usurpator, auf, Orlando im Gefolge. Celia ruft den Herausforderer des Preisringers zu sich und versucht ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Doch der Kampf beginnt – und endet schnell mit einer Überraschung: Charles wird von Orlando geschlagen. Der Herzog zollt dem Sieger Respekt – schade nur, dass er den falschen Vater habe. Rosalinde wird klar, dass Orlando der Sohn von Sir Rowland ist, den ihr Vater sehr geschätzt hat. Die beiden Frauen beglückwünschen den Sieger, Celia schenkt ihm ein Medaillon, dann lassen sie ihn allein zurück. Orlando fragt den Höfling Le Beau, wer von den beiden Damen Prinzessin Rosalinde gewesen sei.
„Doch Misstraun macht mich noch nicht zum Verräter. / Sag mir, worauf sich die Vermutung stützt. – Du bist die Tochter deines Vaters, Schluss.“ (Rosalinde und Frederick, S. 43)
Rosalinde gesteht Celia ihre Liebe zu Orlando. Da stampft plötzlich voller Zorn Herzog Frederick herbei und verbannt Rosalinde vom Hofe; er verdächtigt sie des Verrats. Vergeblich setzt sich Celia für sie ein. Der Herzog droht seiner Nichte gar mit dem Tod, wenn sie nicht gehorche. Die Cousinen aber halten zusammen und schmieden einen Plan: Sie wollen in den Ardenner Wald fliehen, um dort den verbannten Herzog zu suchen. Rosalinde wird in Männerkleider schlüpfen und sich dunkle Farbe ins Gesicht schmieren. Als Bruder und Schwester wollen sie so unbehelligt durchs Land reisen. Rosalinde will sich Ganymed nennen, Celia soll Aliena heißen. Und Probstein, der Hofnarr, wird sich den beiden anschließen.
2. Akt: Maskerade und Flucht in den Ardenner Wald
Der verbannte Herzog preist das naturnahe Leben im Wald und schmäht die Speichellecker am Hof. Ein Lord berichtet ihm, wie einer seiner Edelleute, Jaques, im Wald auf einen verendenden Hirsch traf und darüber lamentierte, wie grausam der neue Herzog mit den Tieren umgehe. Bei Hof entdeckt Herzog Frederick inzwischen, dass Celia, Rosalinde und der Hofnarr abgehauen sind. Er befiehlt, sie und auch Orlando zu suchen. Adam warnt Orlando, dass Herzog Frederick ihm nach dem Leben trachte. Der Diener vertraut seinem Herrn sein ganzes Erspartes an und will mit ihm zusammen fliehen. Orlando nimmt dankbar an. Derweil schleppen sich „Ganymed“, „Aliena“ und Probstein nach langer Wanderung in den Ardenner Wald. Sie laufen den Schäfern Silvius und Corin über den Weg, die sich rege unterhalten. Silvius ist in Phoebe verliebt und schmachtet, Corin rügt ihn deswegen. Die Höflinge lassen die Schäfer hinter sich, und Rosalinde, die mit dem liebeskranken Schäfer mitfühlt, diskutiert mit Probstein die Narrheit des Verliebtseins. Da taucht Corin wieder auf. Als Ganymed fragt Rosalinde ihn, wo sie übernachten und etwas essen könnten. Corin erwähnt, dass die Schäferei, wo er arbeite, zum Verkauf stehe. Rosalinde schlägt vor, dass er selbst das Gut kaufe, und gibt ihm das Geld dafür. Im Gegenzug bietet Corin an, den dreien als Wirtschafter zu dienen.
„Du guter alter Mann, wie spricht aus dir / Der treue Dienst der guten alten Zeit, / Als Dienst aus Dienstpflicht schwitzte, nicht für Geld. / Du bist nicht nach der Mode dieser Zeit, / Wo keiner schwitzt, wenn nicht ein Aufstieg winkt (...)“ (Orlando zu Adam, S. 61)
Einige Edelleute des verbannten Herzogs vergnügen sich im Wald. Amiens besingt das einfache, ehrgeizlose Leben im Grünen, die anderen fallen ein – nur der miesepetrige Jaques entlarvt die Schwärmerei zynisch als Dummheit. Dann wollen sie sich zum Herzog aufmachen, der mitten im Forst ein Bankett gibt. In der Nähe kämpfen sich Orlando und Adam durchs Dickicht; der Diener ist am Ende seiner Kräfte und will sterben. Orlando muntert ihn auf und verspricht, ihm etwas zu essen zu besorgen. Beim mittlerweile eröffneten Bankett wartet Jaques mit Neuigkeiten auf: Er habe im Wald einen klugen Narren getroffen, der allerlei Schlaues über die Moral und das Weltgeschehen zum Besten gebe. Ach, wenn er doch nur selbst ein Narr wäre! Dann würde auch er die Wahrheit kundtun und dadurch die Welt verbessern. Der Herzog aber hält nicht viel von Jaques’ moralischen Qualitäten: Er sei nicht besser als andere, ganz im Gegenteil. Dann, mitten im Essen, tritt plötzlich Orlando auf, mit gezogenem Schwert. Der Herzog und sein Gefolge nehmen den Überfall scherzhaft auf und bitten den Fremden zu Tisch, nachdem dieser gestanden hat, dass er schlicht und einfach hungrig ist. Orlando erläutert seine Herkunft: Er sei Sir Rowlands Sohn. Der Herzog sieht die Ähnlichkeit und heißt ihn herzlich willkommen.
3. Akt: Orlando wird hinters Licht geführt
Herzog Frederick schäumt: Oliver solle ihm endlich seinen verschwundenen Bruder Orlando bringen, ansonsten müsse er mit Enteignung und Verbannung rechnen. Im Wald schreibt Orlando derweil einen Liebesbrief an Rosalinde, während sich Corin und Probstein in der Schäferei über ihr neues Leben unterhalten – Probstein hat als Schäfer angeheuert. Der Narr verwickelt den einfachen Mann in ein spitzfindiges Gespräch über die Vorzüge und Nachteile des Landlebens. Der brave Hirt versucht mitzuhalten, muss aber aufgeben: Probsteins Schlauheit ist ihm zu hoch. Rosalinde tritt hinzu und liest ein Gedicht vor, das sie, auf einen Zettel gekritzelt, an einem Baum gefunden hat. Die naiven, lächerlich schlecht gereimten Verse reizen den Narren zum Spott, er liefert sofort eine deftige Parodie darauf, in der er die romantischen Schwärmereien mit zahlreichen sexuellen Anspielungen beantwortet. Jetzt liest Celia weiter aus dem Gekritzel. Rosalinde mokiert sich über die kümmerlichen Verse, aber ihre Cousine – die Orlando zufällig im Wald getroffen hat – weiß, wer der Dichter ist, und spannt Rosalinde mit zahlreichen Andeutungen auf die Folter. Als diese das Rätsel endlich lüftet, gerät sie außer sich: Orlando hier – und sie, als Ganymed, in Hosen!
„Ach Gott, des Schäfers Liebeswut / Ist ganz wie meine Herzensglut.“ (Rosalinde, S. 67)
Da tritt Orlando prompt aus dem Gebüsch, und mit ihm Jaques, der ihn wegen Rosalinde aufzieht. Diese spricht Orlando an, der sie nicht erkennt. Schnell lenkt sie das Gespräch aufs Thema Verliebtheit und Heirat. Orlando seinerseits nennt Ganymed einen „hübschen Kerl“. Rosalinde zählt einige typische weibliche Laster auf, dann schimpft sie über diesen Liebeskranken, der den ganzen Wald mit Gedichten pflastert. Orlando gesteht, dass er dieser Verliebte sei, und bittet den klugen Ganymed um Hilfe. Rosalinde schlägt vor, ihm die typischen Weiberlaunen vorzuspielen – das würde ihn schon heilen. Außerdem könne Orlando sie doch täglich besuchen und ihr den Hof machen, als wäre sie Rosalinde. Vielleicht lindere das seine Qualen. Orlando stimmt zu. Probstein schäkert derweil mit der Ziegenhirtin Käte. Er macht ihr Avancen und verwirrt sie mit hochgestochenen Ausdrücken. Jaques, der abseits steht, kommentiert den Dialog der beiden ungleichen Gesprächspartner bissig. Probstein hat den Pfarrer Ehrn Olivarius Textdreher hergerufen, damit er ihn mit Käte traue. Jaques stellt sich als Brautführer zur Verfügung, versucht aber gleichzeitig, Probstein von seinem Vorhaben abzubringen. Also überlegt sich’s der Narr anders, und alle ziehen sich zurück, bis auf den überflüssig gewordenen Pfarrer, der aber nicht sonderlich verärgert scheint.
„O wär ich doch ein Narr! / Mein Ehrgeiz geht auf eine Narrenkappe.“ (Jaques, S. 79)
Schlecht geht es hingegen Rosalinde: Orlando hat sie versetzt. Celia weist die weinende Cousine zurecht: Männer heulen nicht! Dann lädt Corin die beiden zu einem „Theaterstück“ ein: Sie sollen ein Gespräch des liebeskranken Schäfers Silvius mit seiner Phoebe belauschen. Silvius bettelt um Phoebes Liebe, aber sie will seine Gefühle nicht erwidern. Rosalinde mischt sich ein: Phoebe solle nicht glauben, dass sie etwas Besseres sei, und besonders schön sei sie auch nicht – warum quäle sie den armen Silvius? Prompt verliebt sich Phoebe in Ganymed und erregt sich über dessen harte Worte. Sie will ihm einen bösen Brief schreiben, den Silvius überbringen soll.
4. Akt: Orlando wird verletzt
Auch Jaques will Ganymed näher kennen lernen, doch der fertigt den larmoyanten Melancholiker scharfzüngig ab. Jaques zieht sich zurück, dafür tritt Orlando auf und begrüßt Ganymed, wie verabredet, als „Rosalinde“. Ganymed stachelt ihn zu Liebesschwüren gegenüber Rosalinde an. Neckisch bittet er Celia, Orlando und ihn zu trauen. Er solle sich aber vorsehen: Wenn er Rosalinde wäre, würde er nach der Hochzeit – wie alle Frauen – zum unausstehlichen Weib werden. Als Orlando ankündigt, dass er nun für zwei Stunden zum Herzog gehen müsse, macht Rosalinde ihm, als Vorgeschmack auf die Ehe, eine böse Szene. Celia schimpft darauf mit der Cousine: Sie sei eine Schande für das Frauengeschlecht. Jetzt überbringt Silvius Phoebes Brief für Ganymed. Rosalinde liest ihn, behauptet, er sei voller Beschimpfungen, und trägt ihn dann laut vor. Es zeigt sich, dass es ein Liebesbrief ist. Silvius ist bestürzt. Die beiden Cousinen schelten ihn für seine Dummheit, ein solch falsches Weib wie Phoebe zu lieben, und schicken ihn weg. Plötzlich tritt Oliver auf, Orlandos älterer Bruder, in der Hand ein blutiges Taschentuch: Orlando habe ihn vor einer giftigen Schlange und einer Löwin gerettet, das habe ihn, Oliver, in seiner Meinung über den Bruder bekehrt. Der wiederum habe ihm aufgetragen, das Taschentuch mit seinem Blut zu Ganymed zu bringen, den Orlando „Rosalinde“ nenne. Rosalinde wird ohnmächtig. Kein sehr männliches Verhalten, wie Oliver feststellt.
5. Akt: Auflösung und allgemeines Heiraten
Probstein und Käte treffen auf Wilhelm, der in Käte verliebt ist. Der Narr macht sich nach Kräften über den einfältigen Bauerntölpel lustig und spannt ihm Käte aus. Da werden sie von Corin zum Lager des Herzogs gerufen. In der Zwischenzeit gesteht Oliver seinem Bruder, dass er Aliena liebe, sie morgen schon heiraten wolle und sich für ein einfaches Schäferleben auf dem Lande entschieden habe. Orlando gibt ihm seinen Segen. Nachdem Oliver weg ist, kommt Rosalinde, immer noch als Ganymed verkleidet, hinzu und schildert Orlando das neue Glück zwischen Oliver und Aliena. Orlando aber ist betrübt, dass er sein eigenes Glück nicht findet. Ganymed schlägt daraufhin vor, ihm morgen Rosalinde vorzustellen, was ihn sogleich aufheitert. Silvius und Phoebe kommen dazu; Letztere schimpft mit Ganymed, dass er ihren Brief vorgelesen habe. Dabei liebe sie ihn doch – aber Ganymed entgegnet ihr, dass er keine Frau begehre. Morgen jedoch, so prophezeit er, werde jeder und jede den Menschen heiraten, der zu ihm oder ihr passe. Etwas skeptisch noch, aber glücklich, freuen sich alle aufs Heiraten, auch Probstein und Käte. Ganymed spricht mit dem Herzog und holt sich sein Versprechen, dass er seinen Segen für eine Heirat zwischen Rosalinde und Orlando geben werde, wenn er, Ganymed, Rosalinde herbeischaffen würde.
„Wie sag ich’s gleich, Schäfer, an sich betrachtet ist es ein gutes Leben; aber in Anbetracht, dass es ein gutes Schäferleben ist, ist es belämmert. In Anbetracht, dass es einsam ist, gefällt mir die Stille; aber in Anbetracht, dass nichts los ist, doch ein sehr angebundenes Leben. Nun in Anbetracht, dass es ländlich ist, find ich’s beruhigend, aber in Anbetracht, dass es nicht städtisch ist, find ich’s sterbenslangweilig.“ (Probstein zu Corin, S. 93)
Hymen, die griechische Göttin der Heirat, besingt die Eheschließung als göttliche Verbindung. Dann tritt Rosalinde, jetzt ohne Verkleidung, auf. Endlich erkennen der Herzog und Orlando sie. Phoebe begreift, dass Ganymed nicht existiert, und gibt Silvius das Jawort. Da wird berichtet, Herzog Frederick habe eine Streitmacht zusammengezogen und sei zum Ardenner Wald aufgebrochen, um den verbannten Herzog und sein Gefolge anzugreifen. Doch im Wald habe ihn ein Eremit zum Guten bekehrt, und nun sei der Bruderkrieg beigelegt: Frederick wolle auf die Krone verzichten und habe beschlossen, selbst als Einsiedler zu leben. Die Krone und das Land gehören nun wieder dem alten Herzog. Hocherfreut ruft dieser zum Festmahl. Jaques gibt allen seinen Segen und bricht sofort zu Frederick auf, um zu sehen, wie es sich als neu bekehrter Eremit so lebt; das Feiern sei nichts für ihn. Das Fest kann beginnen.
Epilog
Rosalinde wendet sich ans Publikum: Den Frauen möge so viel von dem Stück gefallen, wie ihnen gefalle, und die Männer sollten sich auf das Spiel mit den Frauen einlassen. Wenn sie, Rosalinde, eine Frau wäre, dann würde sie jeden von ihnen küssen, der ihr gefiele und dessen Atem sie nicht abstieße.
Zum Text
Aufbau und Stil
Wie es euch gefällt ist in fünf Akte und einen Epilog aufgeteilt. In den Dialogen wechseln sich Verse locker mit Prosa ab. Auch kleine Liedeinlagen fehlen nicht. Die Verse dienen den Figuren teilweise dazu, sentenzenhaft zu sprechen, wobei dies genüsslich übertrieben und ironisch gebrochen wird. Dagegen sprechen die einfachen Schäfer eine eher plumpe Prosa. Das Stück lebt von diesen Kontrasten und der Schlagfertigkeit der Akteure, die sich in raschen Wortgefechten mit losem Mundwerk unterhalten. Besonders der Narr Probstein und Jaques ergehen sich in Parodien auf den moralisierenden Hang mancher Zeitgenossen und nutzen sprachliche Doppeldeutigkeiten für schlüpfrige Andeutungen: „tale“ (Geschichte) klingt wie „tail“ (Schwanz), und daraus wird dann, wörtlich übersetzt: „Da hängt eine Geschichte/ein Schwanz dran“. Das Stück steckt voll verbaler Geistreicheleien, in denen etwa die Kunst der logischen Deduktion ins Absurde gesteigert und so der Gelehrte als Gedankenverdreher hingestellt wird. Zudem finden sich zahlreiche Anspielungen auf den Zeitgeist, und Shakespeare setzt auch die Bibelfestigkeit des elisabethanischen Publikums voraus: Als Oliver berichtet, wie Orlando ihn vor einer Schlange und einer Löwin gerettet hat, soll der Zuschauer in ihnen sicherlich die biblischen Symbole für das Böse erkennen.
Interpretationsansätze
- Der Titel des Stücks Wie es euch gefällt drückt Shakespeares Siegesgewissheit aus: Hier wird dem Publikum gegeben, was ihm gefallen wird. Die Komödie feiert das Bekannte, Althergebrachte – und spießt gleichzeitig gesellschaftliche Zustände auf.
- Herzog Frederick ist das komische Gegenstück zu Macbeth in Shakespeares gleichnamigem Werk: Wie jener stößt er einen rechtmäßigen Herrscher vom Thron. In der Tragödie muss Macbeth sterben, in der Komödie wird alles in einer wundersamen Wandlung aufgelöst.
- Die Usurpation stellt den elisabethanischen Ordnungsbegriff infrage. Nur der Ausflug der Figuren in die Natur stellt auch die „natürliche“ Ordnung wieder her. Der Wald wirkt wie ein Karneval: eine Parallelwelt, in die die Akteure frei von Zwängen eintauchen und aus der sie geläutert wieder hervorgehen.
- Das Stück spielt mit den Geschlechterrollen und zeigt, dass die Grenzen zwischen weiblich und männlich fließend sind. Erlösung aus der Verwirrung bietet die Ehe als Sinnbild der Ordnung.
- Shakespeare nutzt die Komik der mehrfachen Maskerade, in der Rosalinde, als Ganymed verkleidet, Rosalinde spielt. Diese Maskerade bekommt noch dadurch einen ganz eigenen Schwung, dass zu Shakespeares Zeit nur Männer Theater spielen durften, sodass das Publikum im Fall von Rosalinde einen Mann sah, der eine Frau spielt, die einen Mann spielt. Die Rolle bekam dadurch auch eine homoerotische Komponente.
- Die Komödie lebt vom Spiel mit Kontrasten: Ernst und Spiel, korrupte Welt des Hofes und heile Welt des Landlebens, Kultur und Natur, Illusion und Wirklichkeit, Frau und Mann.
Historischer Hintergrund
Die Elisabethanische Zeit und ihr Theater
Nach einem Jahrhundert der Glaubensauseinandersetzungen war die Elisabethanische Epoche (1558–1603) eine Zeit des Umbruchs: Religiöse Gewissheiten schwanden, und zugleich brachten Inflation, Missernten und Hungersnöte viele Menschen um Hab und Gut und um das Vertrauen in eine göttliche Fügung. Außerdem stellte sich im politischen Bereich die Frage, wer nach der prägenden Figur der Elisabeth I. den Thron besteigen würde.
Die Großstadt London wuchs indes und wurde zunehmend unübersichtlich. Hier boten die städtischen Theater einen Gegenpol zum beschwerlichen Leben. Sie waren sehr gut besucht, und die Theaterautoren mussten etwa alle sechs Wochen neue Stücke produzieren. Dabei stellte das elisabethanische Theater ein Forum dar, in dem Krisen und Probleme aufs Tapet gebracht und Veränderungen debattiert wurden. Etwa die Merkantilisierung des Lebens: Der Markt wurde stärker nach Angebot und Nachfrage organisiert, worunter besonders die Bauern litten. Ihr Ackerland wurde zu Weideland umgewandelt, die Landwirte wurden vertrieben, und der kleinere Landadel (die „gentry“) betätigte sich als Viehzüchter. Bauernrevolten waren die Folge. Auch William Shakespeare gehörte übrigens zur neuen Kaste der marktwirtschaftlich handelnden Grundbesitzer.
Entstehung
Shakespeares achte Komödie entstand vermutlich 1599 und wurde, wie damals üblich, sogleich aufgeführt. Der Ausspruch von Jaques: „Die ganze Welt ist Bühne“, bezieht sich möglicherweise auf den Wahlspruch des Globe Theatre, des öffentlichen Theaters in Southwark (heute ein Londoner Stadtteil), in das Shakespeare mit seiner Theatertruppe eingezogen war: „Totus mundus agit histrionem“ – „Die ganze Welt gibt sich als Schauspieler“.
Angeblich spielte Shakespeare selbst bei den Aufführungen den alten Diener Adam, dies ist aber nicht gesichert. Wie es euch gefällt greift das Thema eines beliebten Schäferromans des zeitgenössischen Autors Thomas Lodge auf, Rosalynde or Euphues Golden Legacie. Er war 1590 erschienen und zur Zeit der Aufführung von Wie es euch gefällt zum vierten Mal aufgelegt worden. Bei Lodge nehmen die Szenen am Hof des Herzogs die Hälfte des Textes ein, Shakespeare dagegen gibt den Liebesszenen im Wald deutlich mehr Raum. Lodges Roman ist außerdem deutlich humorloser als Shakespeares Komödie. Als solche greift das Stück auf die Maxime der mittelalterlichen Mysterienspiele zurück, das Publikum zu belustigen oder zumindest Spaß mit Ernst zu verbinden. Typisch für die Komödie ist auch die Figur eines Possenreißers oder Narren, der hier allerdings, anders als in anderen Shakespeare-Komödien, weit mehr als ein törichter Scherzkeks ist.
Wirkungsgeschichte
Die Bühnentradition des Stücks ist für mehr als ein Jahrhundert nach der Erstaufführung nicht belegt, und die Komödie wurde auch nicht, wie zunächst geplant, als Einzelpublikation veröffentlicht, sondern erschien erst in einer Gesamtausgabe von 1623. Ab 1723 wurde sie stark verändert in einer Bearbeitung von Charles Johnson unter dem Titel Love in a Forest aufgeführt. Das Originalstück kam ab 1740 wieder auf die Bühne. In Deutschland führte es die Bieberacher Theatergruppe 1775 erstmals auf, ab dann wurde es immer wieder inszeniert, und in die populäre Rolle der Rosalinde schlüpften berühmte Schauspielerinnen. Auch bei diesem Stück Shakespeares galt die Übersetzung August Wilhelm Schlegels, fortgeführt von Ludwig und Dorothea Tieck sowie Wolf Graf Baudissin, als vorbildlich – sie verhalf Shakespeare in der Zeit der Romantik zu großer Popularität. Im 20. Jahrhundert wurde Wie es euch gefällt zum beliebten Repertoirestück. Gustav Gründgens inszenierte es 1941, Peter Stein 1997 in Berlin als Totaltheater, in dem die Zuschauer die Reise in den Wald mit den Schauspielern mitmachen mussten, Katharina Thalbach führte es 1993 auf. Katherine Hepburn trat in den 1950er Jahren als Rosalinde am Broadway auf, und Vanessa Redgrave verlieh der Figur 1961 in London eine kühle Präsenz, nahm das Publikum im Sturm und begründete damit ihre Karriere.
Später kehrte man sowohl in England als auch in Deutschland zu einem rein männlichen Ensemble zurück, um die Vielfalt der Geschlechterbrechungen, die in der elisabethanischen Aufführungspraxis möglich war, wieder aufzugreifen. Die neusten Inszenierungen sind davon freilich wieder abgekommen – die damalige Wirkung zu kopieren, scheint unmöglich.
Über den Autor
William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.
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