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Verantwortung Anders wirtschaften

Die Absicht, Gewinne zu erzielen, ist gut, reicht aber als Unternehmenszweck nicht aus. Die Zukunft gehört einer neuen Form des Managements. Eine Anleitung in sechs Kapiteln.
aus Harvard Business manager 2/2012
Die Arbeit „Midtown - HBO/Grace“ der Künstlerin Sarah Morris

Die Arbeit „Midtown - HBO/Grace“ der Künstlerin Sarah Morris

Foto: Sarah Morris

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Es ist an der Zeit, dass wir unsere verstaubten Vorstellungen vom Zweck eines Unternehmens auf den neuesten Stand bringen. Wer sich vorbildliche Unternehmen von heute genauer anschaut, wird schnell erkennen, dass diese anders funktionieren als bis vor wenigen Jahren; sie haben ein völlig neues Selbstverständnis.

Ökonomen postulierten bis vor Kurzem nahezu einstimmig, dass der einzige Zweck eines Unternehmens darin bestehe, Geld zu verdienen - und zwar je mehr, desto besser. Diese eng gefasste, aber - zugegeben - auch bequeme Definition ist im amerikanischen kapitalistischen System tief verwurzelt und prägt das Handeln vieler Kapitalgesellschaften bis heute. Es ist wenig verwunderlich, dass sich Betriebe angesichts dieses allgegenwärtigen Glaubensgrundsatzes ausschließlich auf die kurzfristigen Gewinne und die Aktionärsrendite konzentriert und strategische Entscheidungen nur noch mit Blick auf die Finanzzahlen getroffen haben.

Bequem ist diese Definition deshalb, weil sie Unternehmen erlaubt, zwei wesentliche Dinge auszublenden. Erstens: Sie bestimmen über enorme Ressourcen, mit denen sie die Welt zu einem besseren oder schlechteren Ort machen können. Und zweitens: Sie beeinflussen mit ihren Strategien das Leben der von ihnen abhängigen Beschäftigten, Partner und Kunden.

Kompakt

Was war

Traditionelle Unternehmenstheorien waren bisher von einem Gegensatz zwischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen geprägt. Der zunehmende Druck durch die Globalisierung und die Finanzkrise führt bei immer mehr Führungskräften jedoch zu einem Umdenken: Für die Zukunft werden vor allem die Unternehmen gut gewappnet sein, die die eigene Wertschöpfung nicht mehr allein anhand von kurzfristigen Gewinnen, sondern auch an der eigenen Fähigkeit, nachhaltig und vorausschauend zu wirtschaften, festmachen.

Was wird

Natürlich wollen auch nachhaltig wirtschaftende Unternehmen Gewinne erzielen. Deshalb investieren sie in die Zukunft und nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse ihres Umfelds. Diese Haltung, in diesem Beitrag als institutionelle Logik bezeichnet, schlägt sich in sechs Führungsprinzipien nieder: Unternehmen folgen einem höheren Sinn, Manager und Mitarbeiter denken langfristig, sie engagieren sich emotional, verstehen sich als Partner des Staates, sind innovativ und setzen auf das Prinzip der Selbstorganisation.

Das traditionelle Verständnis von Wirtschaft beruht auf einem strikten Schwarz-Weiß-Muster: Folgt man diesem Ansatz, scheint es nicht vorstellbar, dass es Führungskräfte gibt, die Unternehmertum als eine tragende Säule der Gesellschaft begreifen - ebenbürtig Institutionen wie Familie, Staat und Religion. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Alle Unternehmen zielen darauf ab, Geld zu verdienen. Der Unterschied besteht jedoch darin, wie Entscheidungen auf dem Weg zu diesem Ziel ausgerichtet werden. Wer sich als beständige Institution begreift, wird in die Zukunft investieren, wohlwissend, dass es auch ihm selbst nutzt, wenn er die Menschen und die Gesellschaft voranbringt.

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In diesem Beitrag möchte ich dieses Verantwortungsbewusstsein für nachhaltige Unternehmensziele - das ich als gesellschaftliche oder institutionelle Logik bezeichne - genauer durchleuchten. Ich bin überzeugt, dass darin das Erfolgsgeheimnis vieler renommierter, leistungsstarker und beständig wirtschaftender Unternehmen begründet liegt. In Organisationen, die dieser Logik folgen, sind Menschen und Gesellschaft keine Einsatzfaktoren oder notwendiges Übel, welche benutzt, entsorgt oder bestenfalls befriedet werden müssen.

Im Gegenteil: Sie sind maßgeblicher Bestandteil des Unternehmenszwecks. Meine Überlegungen zur Rolle der institutionellen Logik in der Wirtschaft stützen sich auf kontinuierliche Feldforschungen. Ich beobachte seit geraumer Zeit renommierte und finanziell erfolgreiche Unternehmen in mehr als 20 Ländern auf vier Kontinenten.

Die institutionelle Logik besagt, dass Unternehmen mehr sind als bloße Renditemaschinen. Sie sind ein Werkzeug, mit dem sich gesellschaftliche Ziele erreichen lassen, und sie können den Beschäftigten eine sinnvolle Möglichkeit bieten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dieses Denkmodell misst die Wertschöpfung eines Unternehmens nicht nur anhand von kurzfristigen Gewinnen oder der Höhe von Gehältern, sondern auch an der Fähigkeit, ein Umfeld zu schaffen und zu bewahren, das langfristigen Erfolg ermöglicht.

Die Chefs solcher Unternehmen liefern mehr als finanzielle Renditen. Sie bauen langlebige Institutionen auf. Organisatorische Prozesse dienen nicht nur als Mittel zur Gewinnmaximierung, sondern bilden einen Rahmen, in dem Entscheidungen auch nach ihrem gesellschaftlichen und humanitären Wert beurteilt werden. Die Führungskräfte sind der Auffassung, dass ihre Betriebe auch jenseits der eigenen Gewinnoptimierung einen Zweck haben, deshalb erfüllen sie die Anforderungen der Interessengruppen auf vielfältige Weise: Sie produzieren etwa Produkte und Dienstleistungen, die das Leben der Kunden verbessern; sie bieten Arbeitsplätze und steigern damit die Lebensqualität der Beschäftigten; sie bauen ein starkes Netz aus Zulieferern und Geschäftspartnern auf; und natürlich sorgen sie auch für Gewinne, um die notwendigen Ressourcen zu haben, sich weiter zu verbessern, Innovationen voranzutreiben und auch die Aktionäre zu befrieden.

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