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Die Zeitmaschine

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Die Zeitmaschine

dtv,

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10 take-aways
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What's inside?

Ohne dieses Meisterwerk wäre moderne Science-Fiction nicht denkbar: H. G. Wells’ Die Zeitmaschine aus dem Jahr 1895.


Literatur­klassiker

  • Science-Fiction
  • Moderne

Worum es geht

Der Vater der Science-Fiction

Weltraumpatrouillen und zwölffache Lichtgeschwindigkeit – diese Wunder der Science-Fiction sind uns heute so geläufig, als wären sie bereits Teil unseres Alltags. Ganz anders muss es den Lesern von Wells’ Romanen vor 100 Jahren ergangen sein. Er und sein französischer Kollege Jules Verne waren gewissermaßen die Erfinder dieses Genres. In seinem Roman Die Zeitmaschine – ein Begriff, der ebenfalls der Fantasie des Autors entstammt – reist ein englischer Wissenschaftler in die ferne Zukunft des Jahres 802701 n. Chr. Die Menschheit hat sich inzwischen in zwei Gattungen aufgeteilt und lebt in einer gruseligen Symbiose zusammen: Während die kannibalischen Morlocken in der Unterwelt hausen und alle Arbeit übernommen haben, leben die naiven Eloi auf der Erdoberfläche und dienen den Morlocken als Schlachtvieh. Mit dieser pessimistischen Zukunftsvision kommentierte H. G. Wells die Zweiklassengesellschaft des damaligen England. Die ist zwar längst passé, trotzdem ist das Buch nach wie vor lesenswert als einer der wichtigsten Science-Fiction-Romane aller Zeiten.

Take-aways

  • Mit seinem Debüt Die Zeitmaschine (1895) begründete H. G. Wells den modernen Science-Fiction-Roman.
  • Thema ist die Zeitreise eines Wissenschaftlers aus dem viktorianischen England in die ferne Zukunft des Jahres 802701 n. Chr.
  • Inhalt: Ein englischer Wissenschaftler landet mit seiner Zeitmaschine in einer scheinbar idyllischen Zukunft, in der sich die Menschheit jedoch in zwei Gattungen gespalten hat. Unter der Erde hausen die kannibalischen Morlocken, die alle Arbeit der Gesellschaft übernehmen, während die naiven Eloi auf der Erde ein sorgloses Leben führen. Manchmal wird aber auch ein Eloi von den Morlocken entführt und aufgefressen.
  • Der Autor kritisiert mit seinem Buch die Zweiklassengesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
  • Seine pessimistische Zukunftsvision ist stark von der Evolutionstheorie Charles Darwins beeinflusst.
  • Der Erfolg des Buchs beruht auch auf der zarten Liebesgeschichte zwischen dem zeitreisenden Protagonisten und einer Eloi-Frau.
  • H. G. Wells war überzeugter Sozialist. Er schrieb zunächst weitere Science-Fiction-Romane, wandte sich dann jedoch politischen und realistischen Themen zu.
  • 1960 wurde Die Zeitmaschine mit Rod Taylor in der Hauptrolle erstmals verfilmt.
  • Wells’ Einfluss auf die Science-Fiction ist einzigartig. Seine Einfälle und Visionen – darunter die Zeitmaschine selbst – zählen heute zum Inventar des Genres.
  • Zitat: „Meine anmutigen Kinder der Oberwelt waren nicht die einzigen Abkommen unserer Menschheitsstufe, sondern auch dieses bleiche, widerliche Nachtwesen, das blitzartig an mir vorbeigehuscht war, musste ein Erbe aller vergangenen Zeitalter sein.“

Zusammenfassung

Die vierte Dimension

Im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts lädt der Zeitreisende zu einer Abendgesellschaft ein. Zu Gast sind Hillyer, der die folgende Geschichte erzählt, der schlichte Filby, ein Psychologe, ein Arzt, ein Bürgermeister aus der Provinz sowie ein junger Mann. Der Zeitreisende spricht von den vier Dimensionen. Zum einen gebe es die drei Seiten des Würfels, darüber hinaus aber noch die vierte Dimension: die Zeit, durch die der Würfel sich von Tag zu Tag bewegen müsse. Er erklärt, dass ihn seit einer Weile eine bestimmte Frage beschäftige: Wenn es möglich sei, sich nach vorn, hinten, rechts, links, oben und unten zu bewegen, warum dann nicht auch durch die Zeit? Die versammelten Herren sind skeptisch. Der Zeitreisende holt einen winzigen Apparat aus seinem Laboratorium und stellt ihn vor seinen Gästen auf den Tisch. Das Gerät sei ein verkleinertes Modell seiner Zeitmaschine, erklärt er und bittet den Psychologen, einen Hebel an der Maschine zu betätigen. Tatsächlich verschwindet die Maschine spurlos vom Tisch. Die Gäste sind beeindruckt. Sie glauben ihm aber nicht wirklich, dass die Maschine in die Zukunft geflogen ist. Zum Abschluss des Abends führt der Zeitreisende die Besucher in sein Laboratorium und zeigt ihnen die große Version der Zeitmaschine. Mit dieser werde er bald als erster Mensch die Zeit erforschen.

Reise in die Zukunft

Am folgenden Donnerstag versammelt sich erneut eine Abendgesellschaft. Der Zeitreisende stößt etwas später dazu. Seine Kleider sind zerrissen, sein Gesicht verschrammt. Dieser Auftritt macht die Gäste neugierig, sie müssen sich jedoch gedulden, da der Zeitreisende vollkommen ausgehungert ist. Er macht sich über das Essen her, bevor er zu erzählen beginnt.

„Der Zeitreisende (...) war im Begriff, uns eine geheimnisvolle Sache darzulegen.“ (S. 7)

Seine Geschichte setzt am Morgen desselben Tages ein, genauer: um zehn Uhr. Erstmals setzt sich der Zeitreisende auf seine Maschine. Er berührt kurz den Starthebel, spürt einen leichten Schwindel, hält dann die Maschine wieder an und stellt fest, dass es plötzlich vier Uhr nachmittags ist. Daraufhin drückt er den Starthebel ganz durch, und das Laboratorium um ihn herum verschwindet im Nebel. Nacht und Tag folgen rasend schnell aufeinander, bis er schließlich mit einer Geschwindigkeit von einem Jahr pro Minute durch die Zeit reist. Dann fasst er sich ein Herz und bremst die Maschine abrupt ab.

„Tatsächlich gibt es vier Dimensionen, von denen wir drei die Ebenen des Raumes nennen und eine vierte die Zeit.“ (der Zeitreisende, S. 8)

Der Zeitreisende kommt auf einer Wiese zu sich, neben ihm die umgekippte Zeitmaschine. Das Kontrollfeld zeigt an, dass er sich im Jahr 802701 befindet. In seiner Nähe steht eine große Statue, die ihn an eine geflügelte Sphinx erinnert. Ein Hagelschauer zieht über die gartenähnliche Landschaft und durchnässt ihn bis auf die Haut. Während die Gewitterwolken sich verziehen, bekommt es der Zeitreisende mit der Angst zu tun. Was, wenn die Bewohner der Zukunft gefährlich sind? Er richtet seine Zeitmaschine auf und bemerkt, dass er nicht mehr allein ist. Von einem nahen Hügel kommen einige Gestalten auf ihn zu. Die Wesen wirken allerdings alles andere als bedrohlich. Sie sind klein, tragen einfache, farbenfrohe Kleider und wirken äußerst zart und zerbrechlich.

Das Goldene Zeitalter

Die Menschen der Zukunft sprechen in einer sanften und schönen fremden Sprache. Der Zeitreisende zeigt auf die Sonne, um auf das Vergehen der Zeit und damit auf seine Herkunft hinzuweisen. Zu seiner Enttäuschung glauben die kleinen Leute daraufhin, er sei mit dem Hagel vom Himmel gefallen. Der Zeitreisende hat erwartet, dass ihm die Menschen der Zukunft intellektuell und kulturell weit überlegen seien und er von ihnen lernen könne. Diese Wesen haben jedoch ganz offensichtlich ein eher sorgloses und kindliches Gemüt. Er montiert zur Sicherheit den Starthebel von seiner Zeitmaschine ab und lässt sich dann von den kleinen Leuten zu einem ihrer Gebäude führen. Plappernd springen sie um ihn herum und behängen ihn mit Blumenkränzen. Im Inneren des Gebäudes befindet sich eine große Halle, in der Hunderte dieser Wesen friedlich zusammenleben. Es gibt Kissen zum Ausruhen und reichlich Obst. Er fordert einige der Leute auf, ihm ihre Sprache beizubringen. Sie verlieren jedoch schnell das Interesse daran und überlassen ihn lächelnd wieder sich selbst.

„Aber ein zivilisierter Mensch ist in dieser Hinsicht besser dran als der Wilde. Er kann, gegen die Schwerkraft, mit einem Ballon in die Höhe steigen; und warum sollte er nicht Grund zur Hoffnung haben, eines Tages auch sein Gleiten entlang der Zeitdimension aufhalten oder beschleunigen zu können?“ (der Zeitreisende, S. 12)

Der Zeitreisende verlässt die Halle und besteigt einen nahe gelegenen Hügel. In der Ferne kann er einige Ruinen ausmachen, ansonsten scheint die Welt nur aus schönster Natur zu bestehen. Alle Krankheiten und wilden Tiere sind offenbar ausgerottet. Der Zeitreisende stellt daraufhin seine erste Theorie auf: Er vermutet, dass Not, Elend und äußere Gefahren aus dieser Welt verschwunden sind. Da sich wirkliche Stärke aber nur im Bewusstsein einer Bedrohung herausbilden könne, habe dieser Zustand der Sicherheit und Sorglosigkeit die Leute schwach werden lassen. Er schlussfolgert, dass eine derart zufriedene und tatenlose Gesellschaft, der jede Anstrengung und jeder Wettstreit fremd sei, zwangsläufig auf ihren Verfall zusteuern müsse.

Zweigeteilte Menschheit

Als es dunkel wird, steigt der Zeitreisende von seinem Hügel. Er kommt an dem Rasenplatz vor der Sphinx vorbei und muss feststellen, dass seine Zeitmaschine verschwunden ist. Da er den Starthebel bei sich trägt, kann niemand mit der Maschine durch die Zeit davongereist sein. Trotzdem gerät er in Panik und fürchtet, für immer in dieser Zukunft gefangen zu sein. Er entdeckt Schleifspuren, die über die Rasenfläche zum Sockel der Sphinx führen, kann aber nicht ins Innere der Statue gelangen. Als er die kleinen Leute auf die Sphinx anspricht, stößt er auf Abscheu und Entsetzen. Da sie selbst zu schwach sind, als dass sie die Maschine hätten bewegen können, schöpft er einen Verdacht: Es muss in der Welt der Zukunft noch andere Wesen geben.

„Ich holte tief Atem, biss die Zähne zusammen, betätigte den Starthebel mit beiden Händen und fuhr mit einem Ruck los. Das Laboratorium verschwamm vor meinen Augen.“ (der Zeitreisende, S. 31)

Der Zeitreisende erkundet die Umgebung der Statue. Er entdeckt zahlreiche Brunnen, die offenbar Teil eines unterirdischen Lüftungssystems sind, kann sich dessen Zweck jedoch nicht erklären. Nachts bemerkt er bleiche, affenartige Wesen, die durch die Dunkelheit huschen. Eines von ihnen kann er bis zu einem der Brunnen verfolgen, in den es dann hinabklettert. Er stellt eine zweite Theorie auf: Er vermutet, dass die Menschheit sich im Lauf der Jahrtausende zweigeteilt habe: Auf der Erdoberfläche genössen die kleinen Leute als Herrenvolk ihre Tage, während in der Unterwelt die bleichen Affenwesen alle Arbeit übernehmen müssten.

Im Reich der Morlocken

Der Zeitreisende lernt allmählich doch die Sprache der kleinen Leute. Er erfährt, dass sie sich Eloi nennen, während die Wesen der Unterwelt als Morlocken bezeichnet werden. Eines Tages rettet der Zeitreisende eine Eloi-Frau namens Weena vor dem Ertrinken und freundet sich mit ihr an. Sie scheint panische Angst vor den Morlocken zu haben, und darüber kommt der Zeitreisende noch einmal ins Grübeln. Auch seine zweite Theorie scheint nicht zu stimmen. Wenn die Morlocken als Arbeitssklaven in die Unterwelt verbannt worden sind, warum haben die Eloi dann solche Angst vor ihnen? Er nimmt all seinen Mut zusammen und beschließt, in einen der Brunnen hinabzusteigen.

„Im nächsten Augenblick standen wir einander gegenüber, ich und dieses zerbrechliche Zukunftswesen. Es kam direkt auf mich zu und lachte mich freundlich an.“ (der Zeitreisende, S. 39)

Nur mit Mühe kann er sich von Weena verabschieden, die seinen Abstieg mit Entsetzen beobachtet. Je tiefer er klettert, desto deutlicher vernimmt er den Lärm von Maschinen. Am Boden des Brunnens gelangt er in einen waagerechten Tunnel und von dort in eine große Höhle. Er reißt ein Streichholz an und sieht etliche der Morlocken, die von dem Licht geblendet zurückweichen. Außerdem wird er auf einen Tisch aufmerksam, auf dem eine blutige Fleischkeule liegt. Ganz offensichtlich sind die Morlocken im Gegensatz zu den Eloi Fleischfresser. Die Wesen nähern sich ihm, reißen an seinen Kleidern und lassen sich nur durch das Streichholzlicht in Schach halten. Mit knapper Not gelingt es dem Zeitreisenden, durch den Brunnenschacht zurück ans Tageslicht zu flüchten.

Kannibalen

Neumond naht, und die Eloi haben große Angst. Der Zeitreisende ist sich sicher, dass die Morlocken sie in dieser Nacht angreifen werden. Was auch immer passieren wird, er will sich verteidigen. In der Ferne entdeckt er einen Hügel mit einem grünen Palast und macht sich auf den Weg, um sich dort zu verschanzen. Weena trägt er wie ein Kind auf den Schultern. Da die Strecke an einem Tag nicht zu bewältigen ist, müssen die beiden im Freien übernachten. Von den Morlocken ist nichts zu sehen. Dafür kommt dem Zeitreisenden eine grauenvolle Erkenntnis: Das Fleisch, das er in der Höhle gesehen hat, muss von einem Eloi stammen. Die Morlocken sind Kannibalen, die zwar für die Eloi arbeiten, sich dafür aber hin und wieder einige von den kleinen Menschlein zum Fraß holen.

„In dieser neuen Situation vollkommener Zufriedenheit und Sicherheit musste sich die rastlose Energie, die unsere Stärke ist, in Schwäche verwandeln.“ (der Zeitreisende, S. 53)

Am nächsten Tag erreichen der Zeitreisende und Weena den grünen Palast. Das Gebäude entpuppt sich als ein verfallenes Museum. Aus einer der ausgestellten Maschinen entnimmt der Zeitreisende eine Eisenstange, um sich damit zu bewaffnen. Außerdem findet er ein gut erhaltenes Paket Streichhölzer und Kampfer, aus dem er sich eine Fackel herstellen will. So ausgerüstet verlässt er das Museum und sucht mit Weena einen Platz für die Nacht.

Weenas trauriges Ende

Der Zeitreisende glaubt, dass ein kleiner Hügel unweit vom Museum der sicherste Ort für die Nacht sei. Um dorthin zu gelangen, müssen er und Weena allerdings einen kleinen Wald durchqueren, in dem ihnen Morlocken begegnen. Die werden so zudringlich, dass der Plan geändert werden muss. Der Zeitreisende entfacht ein Lagerfeuer und will auf den Morgen warten. Vollkommen übermüdet schläft er ein. Als er aufwacht, ist Weena weg – und die Morlocken machen sich mit Händen und Zähnen an ihm zu schaffen. Einige der Monster kann er mit seiner Eisenstange erschlagen, und plötzlich lassen auch die anderen überraschend von ihm ab. Entsetzt stellt er fest, dass der Wald brennt. Die trockenen Blätter und Äste müssen sich an seinem Feuer entzündet haben. Er flüchtet vor den Flammen auf eine Lichtung und beobachtet dort, wie zahllose Morlocken vom Feuerschein geblendet umherirren und elend verbrennen. Der Zeitreisende übersteht die Nacht. Weena allerdings kann er nirgends wiederfinden.

Heimreise mit Umwegen

Der Zeitreisende entwirft nun eine dritte und letzte Theorie: Ursprünglich seien die Morlocken von den Eloi unter die Erde verbannt worden, um ihnen dort als Arbeiter zu dienen. Irgendwann sei in der Unterwelt jedoch die Nahrung ausgegangen, woraufhin die Eloi, in ihrer naiven Bequemlichkeit, das Schlachtvieh der Morlocken wurden. Der Zeitreisende kehrt zurück zu der Sphinx und entdeckt, dass sich im Sockel eine Tür geöffnet hat. Er tritt ein und findet seine Zeitmaschine, gerät dabei aber in einen Hinterhalt. Noch einmal muss er mit den Morlocken um sein Leben kämpfen, bevor er in die Zeitmaschine steigt und endgültig flüchten kann.

„Wie ein Schlag ins Gesicht traf mich plötzlich die Erkenntnis, dass ich mein eigenes Zeitalter verlieren und hilflos in dieser sonderbaren neuen Welt ausgesetzt bleiben könnte.“ (der Zeitreisende, S. 56 f.)

Er reist noch weiter in die Zukunft und landet in einer ganz und gar düsteren Welt. 30 Millionen Jahre nach seiner Zeit rotiert die Erde nicht mehr, und die Sonne ist am Erlöschen. Leben gibt es kaum noch. Der Zeitreisende sieht etwas Moosbewuchs auf den Steinen und ein hässliches Monster mit Fangarmen, das auf einer Sandbank umhertorkelt.

„Meine anmutigen Kinder der Oberwelt waren nicht die einzigen Abkommen unserer Menschheitsstufe, sondern auch dieses bleiche, widerliche Nachtwesen, das blitzartig an mir vorbeigehuscht war, musste ein Erbe aller vergangenen Zeitalter sein.“ (der Zeitreisende, S. 76 f.)

Schließlich reist er zurück ins viktorianische England. Er landet in seinem Laboratorium, humpelt erschöpft und ausgehungert zu seinen Gästen und erzählt ihnen im flackernden Licht des Kamins seine Geschichte. Die anwesende Herrenrunde ist ein wenig überfordert mit dem Bericht. Soll man ihm Glauben schenken? Der Zeitreisende selbst ist verwirrt. Die Welt der Zukunft, die er gesehen hat, scheint ihm nun genauso traumhaft und unwirklich wie die Gegenwart, in die er zurückgekehrt ist.

„Jetzt wusste ich, was sich unter der trügerischen Schönheit der Oberwelt verbarg. Angenehm war das Leben dieser Leute, so angenehm wie das von Tieren auf der Weide. Wie diese kannten sie keine Feinde und brauchten sich um nichts zu sorgen. Doch auch ihr Ende war das von Schlachtvieh.“ (der Zeitreisende, S. 124)

Als Hillyer ihn am nächsten Morgen noch einmal besucht, trifft er den Zeitreisenden bei bester Laune. Er hat einen Rucksack gepackt und eine Kamera bei sich. Offenbar will er noch einmal in die Zukunft reisen und diesmal Beweise für seine Erlebnisse zurückbringen. Es kommt jedoch anders. Von seiner zweiten Expedition kann der Zeitreisende nicht mehr berichten. Er bleibt verschwunden. Auch drei Jahre später fehlt von ihm jede Spur.

Zum Text

Aufbau und Stil

Als Erzähler des Romans tritt Hillyer auf, der an den Abendgesellschaften des Zeitreisenden teilnimmt und dem Leser berichtet, was sich vor und nach der Zeitreise zugetragen hat. Eingebettet in diese Rahmenhandlung ist der Bericht des Zeitreisenden. Wells selbst bezeichnete seinen Roman als „scientific romance“, also als wissenschaftliche Romanze. Er erläutert den wissenschaftlichen Hintergrund des Zeitreisens und lässt seine Hauptfigur in essayistischen Passagen die gesellschaftlichen Zusammenhänge der Zukunft analysieren. Der Form nach ist der Roman eine negative Utopie: Der Zeitreisende landet in einer Zukunft, deren Lebensverhältnisse bedrückend sind. Außerdem ist Die Zeitmaschine einer der ersten Science-Fiction-Romane der Weltliteratur. Diese beiden Genres sind nicht immer klar zu trennen, aber im Gegensatz zum utopischen Roman, in dessen Mittelpunkt die Schilderung der politischen und gesellschaftlichen Zustände steht, konzentriert sich die Science-Fiction vor allem auf die Darstellung von Wissenschaft und Technik. Gleichzeitig enthält der Roman mit der Beziehung zwischen dem Zeitreisenden und der Eloi-Frau Weena eine zarte Liebesgeschichte.

Interpretationsansätze

  • Den Ausgangspunkt für die Zeitreise bildet das viktorianische England, in dem wohlhabende Herren Zeit und Muße haben, sich am Kaminfeuer wissenschaftlichen Fantasien zu widmen. Wells äußert seine Gesellschaftskritik an den Zuständen dieser Zeit, indem er ihr den Spiegel einer überspitzten negativen Zukunftsversion vorhält.
  • Die Eloi und die Morlocken verweisen auf die Zweiklassengesellschaft des 19. Jahrhunderts. Die Eloi symbolisieren die damalige Oberschicht, die uneingeschränkt an das Wohl und die wirtschaftlichen Vorzüge des technischen Fortschritts glaubte. Die Morlocken hingegen stellen die Unterschicht dar. Wie viele Bergbau- und Fabrikarbeiter zu Wells’ Lebzeiten sind auch sie vom gesellschaftlichen Leben bei Tageslicht ausgeschlossen.
  • Mit der extremen Aufteilung der Menschheit in zwei Gattungen orientierte sich Wells an Charles Darwins Evolutionstheorie. Darwin beschreibt darin die Anpassung allen Lebens an die Anforderungen der Umwelt. Entsprechend entwickeln sich die Bevölkerungsgruppen bei Wells: Ohne Herausforderungen im Überlebenskampf sind die Eloi dekadent, verweichlicht und kaum noch überlebensfähig geworden. Die blinden und bleichen Morlocken hingegen haben sich körperlich dem Leben in der Unterwelt angepasst und sind im Lauf der Jahrtausende zu Kannibalen geworden.
  • Der Fortschrittsoptimismus des 19. Jahrhunderts gipfelte in dem Traum, mithilfe technischer Errungenschaften die Naturgesetze besiegen zu können. Wells entlarvt diesen Fortschrittsglauben in der Zeitmaschine als naiv, indem er eine Zukunft präsentiert, die als deutlicher Rückschritt gegenüber seiner Zeit zu werten ist.
  • Das Universum strebt in Wells’ Roman schließlich den Zustand größter Entropie an. Alle Kräfte gleichen sich aus, alle Energie geht verloren, nichts bleibt. So wie sich die Bevölkerungsgruppen gegenseitig vernichten, entwickelt sich auch das Leben im Kosmos gegen null. Die Sonne erlischt, die Erde verwandelt sich in einen toten Stein.

Historischer Hintergrund

Die viktorianische Zweiklassengesellschaft

Königin Viktorias Amtszeit währte von 1837 bis 1902 – keine englische Monarchin war länger im Amt. Geprägt wurde diese Epoche vor allem vom wirtschaftlichen Aufschwung Großbritanniens und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen. Im Rahmen der industriellen Revolution vollzog sich die Umstellung von handwerklicher Fertigung auf industrielle Großproduktion, was im englischen Königreich radikaler und erfolgreicher gelang als im restlichen Europa. Nicht nur in der Textilindustrie, sondern auch im Bergbau und im Maschinenwesen war ein jahrzehntelanger Aufschwung zu verzeichnen. Eine Mittelschicht aus Unternehmerfamilien und Aktionären entstand, die neben dem Adel am Wohlstand des Landes teilhatte und sich zudem politisch engagierte.

Die Einwohnerzahl Großbritanniens erhöhte sich von 24 Millionen im Jahr 1831 auf 41,5 Millionen im Jahr 1901. Dadurch wuchs nicht nur die Gruppe der finanziell abgesicherten Bürger, sondern auch die soziale Unterschicht des Landes, die schließlich aus zwei Dritteln der Bevölkerung bestand. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken und insbesondere in den Bergwerken waren katastrophal, die Arbeitstage schier endlos. Viele Familien lebten weiterhin am Existenzminimum. Während sich am Ende des 19. Jahrhunderts die Situation für Industriearbeiter und Handwerker allmählich verbesserte, wohnten die unausgebildeten Tagelöhner noch immer zusammengepfercht in den Elendsvierteln der großen Städte. Erst 1874 wurden die ersten Arbeiter ins Parlament gewählt und setzten sich dort für einen größeren Einfluss der Gewerkschaften ein. Die spätere Arbeiterpartei (Labour Party) wurde am Ende des viktorianischen Zeitalters, im Jahr 1900, gegründet.

Entstehung

Wells’ Engagement für einen gesellschaftlichen Wandel ist auf seine Zeit an der Normal School of Science in London zurückzuführen, wo er von 1884 bis 1887 Naturwissenschaften studierte. Hier nahm er Kontakt zu einer Gruppe intellektueller Sozialisten auf, der Fabian Society, aus der später die Labour Party hervorgehen sollte. Großen Einfluss auf Wells hatte sein Biologieprofessor Thomas Henry Huxley, der auf radikale und polemische Art die darwinsche Theorie der Evolution vertrat. Für Wells stand schon bald fest: Der Mensch stammt vom Affen ab und muss sich an die Anforderungen seiner Umwelt weiter anpassen oder eines Tages aussterben.

Wells war Mitbegründer und Herausgeber des Science School Journal. In dieser Hochschulzeitschrift veröffentlichte er kurze gesellschaftskritische Essays und Literaturbesprechungen sowie im April 1888 seine erste Kurzgeschichte The Chronic Argonauts. Die Erzählung beschäftigte sich mit dem Thema Zeitreisen und war eine Vorarbeit zur späteren Zeitmaschine, trotzdem sollte es bis zur Fertigstellung des Romans noch etwas dauern. Erst 1893 wurde Wells vom Herausgeber der New Review angesprochen, ob er nicht eine Fortsetzungsgeschichte schreiben könne. Wells nahm dankbar an und schrieb den Roman. Nach dem Vorabdruck in der New Review verkaufte er die Publikationsrechte für 100 Pfund an den bekannten Verleger William Heinemann, in dessen Haus der Text dann 1895 erstmals vollständig erschien.

Wirkungsgeschichte

Mit der Veröffentlichung der Zeitmaschine schaffte Wells den Durchbruch als Schriftsteller. Um seinen Ruf als Autor zu festigen, schrieb er innerhalb der nächsten drei Jahre gleich fünf weitere Romane. Insbesondere Die Insel des Dr. Moreau und Krieg der Welten konnten an den Erfolg seines Debüts anknüpfen. Wells gilt neben Jules Verne als Vater des modernen Science-Fiction-Romans. Die Themen seiner Bücher waren zur damaligen Zeit überaus innovativ: Weder von angreifenden Marsmännchen, noch von Ausflügen ins Weltall oder eben von Reisen durch die Zeit hatten die Leser zuvor gehört. Entsprechend prägend waren Wells’ Romane für spätere Science-Fiction-Autoren, von denen diese Themen bis heute aufgenommen und weitergeführt werden. Der Begriff „Zeitmaschine“ war zuvor niemals öffentlich verwendet worden und gilt als Erfindung des Autors.

Interessant ist nicht nur Wells’ Einfluss auf die Literatur, sondern auch jener auf die Wissenschaft. So erklärt der Zeitreisende im Roman das Konzept des Raum-Zeit-Kontinuums und nimmt damit Überlegungen vorweg, die Albert Einstein erst zehn Jahre später in seiner Relativitätstheorie wissenschaftlich ausformulierte. Sehr bekannt ist die Verfilmung des Romans aus dem Jahr 1960 mit Rod Taylor in der Rolle des Zeitreisenden. Aus dem Jahr 2002 stammt die letzte große Hollywood-Adaption mit Guy Pearce in der Hauptrolle. Regie führte interessanterweise H. G. Wells’ Urenkel Simon Wells.

Über den Autor

H. G. Wells wird als Herbert George Wells am 21. September 1866 im südenglischen Bromley geboren. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, muss im Eisenwarenladen seiner Eltern mithelfen und später als Tuchhändler dazuverdienen. Im Alter von 18 Jahren bekommt er ein Stipendium und zieht nach London, um an der Normal School of Science Naturwissenschaften zu studieren. Er wird Mitglied der sozialistischen Fabian Society und engagiert sich für die Gründung der Labour Party. Sein Lehrer Thomas Henry Huxley macht ihn mit Darwins Evolutionstheorie bekannt. Bei einem Fußballspiel verletzt Wells sich 1887 so schwer an der Niere, dass er in den nächsten Jahren mehrmals fast an den Folgeerkrankungen stirbt. Ab 1889 arbeitet er als Lehrer in London. Er heiratet seine Cousine Isabel Mary Wells, die er jedoch 1894 für seine Schülerin Amy Catherine Robbins verlässt. Unterdessen veröffentlicht er Kurzgeschichten und Essays. 1895 folgt schließlich sein erster Roman: The Time Machine (Die Zeitmaschine). Das von ihm maßgeblich geprägte Science-Fiction-Genre findet schnell Publikum, sodass er in den folgenden Jahren mehrere Romane dieser Art nachlegt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen The Island of Doctor Moreau (Die Insel des Dr. Moreau, 1896), The Invisible Man (Der Unsichtbare, 1897) sowie The War of the Worlds (Krieg der Welten, 1898). Bis zu seinem Tod veröffentlicht Wells über 100 Bücher, bleibt jedoch nicht bei der Science-Fiction, sondern schreibt vermehrt politisch engagierte Ideenromane. Er vertritt die Ansicht, dass die Menschheit nur zu retten sei, wenn sie sich ihrem technischen Fortschritt anpasse und sich in einem Weltstaat vereinige. Während des Ersten Weltkriegs arbeitet er für das englische Kriegspropagandabüro; der Zweite Weltkrieg, insbesondere der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, stürzt ihn in tiefe Verzweiflung. H. G. Wells stirbt am 13. August 1946 in seinem Haus in London.

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