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Theogonie

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Theogonie

Academia Verlag,

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10 take-aways
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What's inside?

Die Mythen der alten Griechen – hauptsächlich durch dieses Werk sind sie der Welt erhalten geblieben.

Literatur­klassiker

  • Lehrgedicht
  • Griechische Antike

Worum es geht

Ein Universum voller Götter

Zeus und Hera, Prometheus und Eros – viele Götternamen aus der griechischen Mythologie sind uns auch heute noch geläufig. Doch woher kennen wir diese Mythologie eigentlich? Nachdem die alten Mythen jahrhundertelang von reisenden Sängern weitergegeben worden waren, hielt man sie ab dem siebten Jahrhundert v. Chr. erstmals schriftlich fest. In der Ilias und der Odyssee von Homer finden sich viele von ihnen, doch daneben ist uns noch ein weiteres Werk erhalten, das für die griechische Religion und Kultur von großer Bedeutung war: die Theogonie („Göttergeburt“) des Hesiod von Askra. Hesiod, eigentlich Bauer von Beruf, sammelte die Mythen, die er von den Sängern hörte – von der Entstehung der Welt und der Götter aus dem Chaos über den Sieg des Zeus über die Titanen bis zur Bestrafung des Prometheus. Dazwischen finden sich in langen Listen Stammbäume der unzähligen Gottheiten, die die Griechen verehrten. Das in klassischen Hexametern verfasste Werk stellt den heutigen Leser vor einige Herausforderungen. Wer nicht gerade Altphilologe ist und sich im Hause Zeus nur mäßig auskennt, wird vieles nachschlagen müssen. So oder so: Die alten Mythen lesen sich noch immer so spannend wie vor fast 3000 Jahren.

Take-aways

  • Hesiods Theogonie ist das älteste überlieferte Lehrgedicht des Westens. Unser Wissen über die griechische Mythologie geht im Wesentlichen darauf zurück.
  • Die Theogonie („Göttergeburt“) ist eine Zusammenstellung verschiedener Mythen, die zuvor von fahrenden Sängern mündlich weitergegeben worden waren.
  • Inhalt: Hesiod erzählt von der Entstehung der Erde, von den ersten Göttern, von der List des Prometheus und seiner Bestrafung und von Zeus’ Sieg über alle anderen Götter. Dazwischen sind die Stammbäume der zahlreichen griechischen Gottheiten verzeichnet.
  • Die Theogonie besteht aus über 1000 klassischen Hexameter-Versen.
  • Denker wie Xenophanes, Platon oder Aristoteles haben sich auf Hesiod bezogen.
  • Gleichzeitig ist er der erste Dichter der Antike, über dessen Biografie man etwas weiß: Er war eigentlich Bauer und lebte in Askra in Böotien.
  • Die Theogonie enthält den einzigen Schöpfungsbericht der griechischen Mythologie.
  • Zusammen mit Homers Epen war sie die Grundlage der antiken griechischen Religion.
  • Die Gestalten der griechischen Mythologie haben die Geistesgeschichte Europas entscheidend beeinflusst.
  • Zitat: „Aber als die erhabenen Götter ihre Arbeit vollbracht hatten, / und sich mit den Titanen gemessen hatten mit bewaffneter Hand, / da veranlassten sie, König zu sein und zu beherrschen, / auf den Rat der Gaia, den olympischen, den weit schauenden Zeus / über die unsterblichen Götter.“

Zusammenfassung

Die Berufung Hesiods zum Dichter

Auf dem Berg Helikon haben die Musen ihr Zuhause. Dort tanzen und baden sie in der Quelle, die dem Berg entspringt. Nachts ziehen sie durch die Lande und singen von den Göttern.

Der Schafhirte Hesiod weidet seine Herde am Helikon. Da erscheinen ihm eines Tages die Musen und berufen ihn zum Dichter. Als Zeichen seiner neuen Würde überreichen sie ihm einen Lorbeerzweig. In der Kunst werde zwar viel Unwahres erzählt, aber ihm, Hesiod, wollen die Musen die Wahrheit verkünden. Diese Wahrheit soll Hesiod weitererzählen. Die Musen verleihen ihm die Gaben, die er dazu braucht. Er soll in seinen Versen die Götter preisen und dabei die Musen immer am Anfang und am Schluss nennen. Also macht sich Hesiod ans Werk. Ganz wie ihm aufgetragen wurde, beginnt er mit den Musen.

Das Wirken der Musen

Es gibt neun Musen: Kleio, Euterpe, Thaleia, Melpomene, Terpsichore, Erato, Polyhymnia, Urania und Kalliope. Sie sind die Töchter von Zeus und Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung. Die Musen lieben den Gesang und leben ganz in ihrer Kunst. Ihre Aufgabe ist es, die Götter und die Menschen zu zerstreuen; deswegen kennen sie selbst keine Sorgen und sind immer fröhlich. Auf dem Berg Olymp unterhalten die Musen auch ihren Vater Zeus mit ihrer Kunst.

„Mit den helikonischen Musen lasst uns beginnen zu singen, / die den großen und gotterfüllten Helikonberg bewohnen (...)“ (S. 41)

Glücklich ist der König, den die Musen lieben. Sie schenken ihm die Gabe, mild zu sprechen und gerechte Urteile zu fällen. Wer dies kann, wird von seinen Untertanen geschätzt und fast wie ein Gott verehrt.

Von den Musen und Apollon stammen alle Sänger und Kitharaspieler dieser Welt ab. Sie haben die Gabe, traurige Menschen wieder fröhlich zu machen.

Die Entstehung der Welt

Am Anfang steht das Chaos. Aus dem Chaos heraus entwickeln sich Gaia, die Erde, und Eros, der Gott der Liebe. Das Chaos gebiert auch Erebos, den Gott der Finsternis, und die Nacht. Erebos zeugt mit der Nacht den Äther und den Tag. Aus Gaia entstehen ohne Zutun eines Partners der Himmelsgott Uranos, der sie umhüllen soll, der Meergott Pontos und die Berge.

„Diese nun lehrten einst den Hesiod schönen Gesang, / als er Schafe weidete unter dem gotterfüllten Helikon.“ (S. 43)

Dann verbinden sich Gaia und Uranos miteinander. Aus dieser Beziehung entstehen sechs Götter und sechs Göttinnen, die Titanen. Der jüngste von ihnen ist der hinterlistige Kronos, der Vater von Zeus, dem höchsten Gott. Neben den Titanen haben Gaia und Uranos noch weitere Kinder: die Kyklopen, die nur ein einziges Auge auf der Stirn haben, sowie Gyes, Kottos und Briareos. Diese drei haben jeweils 100 Arme und 50 Köpfe. Entsprechend stark und gefürchtet sind sie.

Die Rache an Uranos

Uranos hasst seine Kinder und sperrt sie alle in einer Höhlung der Gaia, der Erde, ein. Gaia gefällt das nicht, auch deshalb, weil es in ihr immer enger wird. Also sinnt sie auf Rache. Schließlich lässt sie Stahl entstehen und stellt daraus eine scharfe Sichel her. Dann fordert sie ihre Kinder auf, deren Vater zu bestrafen. Alle fürchten sich, nur Kronos ist zu der Tat bereit. Gaia weiht ihn in ihre Pläne ein.

„Glücklich ist, wen die Musen / lieben. Süße Rede fließt von seinem Mund.“ (S. 51)

Als Uranos in der nächsten Nacht wieder zu Gaia kommt, hält sich Kronos in ihrer Nähe versteckt. Uranos umschließt Gaia voller Verlangen. Doch da nimmt Kronos die Sichel und entmannt seinen Vater. Uranos schwört seinen Kindern, dass er diese Tat dereinst rächen werde.

Das Blut des Uranos aber tropft auf die Erde. Gaia nimmt es auf und gebiert daraus noch mehr Kinder, darunter die Giganten und die Nymphen. Kronos wirft die Geschlechtsteile seines Vaters ins Meer. Auf den Wellen um sie herum entsteht Schaum und aus dem Schaum eine wunderschöne Göttin: Aphrodite.

Weitere Götter und ihre Kinder

Ohne einen Erzeuger bringt die Nacht viele düstere Kinder zur Welt: den Tod, das Verderben, den Schlaf, den Tadel, den Jammer, die Täuschung und das Alter. Auch Eris, die Göttin der Zwietracht, ist eine Tochter der Nacht. Sie gebiert wiederum die Mühe, die Vergessenheit, den Hunger und die Schmerzen. Auch die Kämpfe, die Morde, die Lügen, die Gesetzlosigkeit und der Meineid stammen von Eris ab.

„Zuallererst wahrlich entstand das Chaos, aber dann / die breitbrüstige Gaia (...) / und der Eros, der schönste unter den unsterblichen Göttern (...)“ (S. 53)

Von Pontos entstammen hingegen viele freundliche und schöne Götter und Göttinnen. Allerdings ist auch Keto (ein Meeresungeheuer) eine Tochter des Pontos. Sie gebiert einige weitere Monster, darunter Echidna, ein Wesen, das halb Nymphe, halb Schlange ist. Echidna lebt in einer Grotte unter der Erde. Aus einer Verbindung mit dem Gott Typhaon gebiert sie einige furchterregende Kreaturen, darunter den Hund Kerberos, der 50 Köpfe hat und die Unterwelt bewacht, und Hydra (eine Schlange mit neun Köpfen). Neben Echidna ist auch die Sphinx eine Tochter von Keto, ebenso wie die Feuer speiende Chimaira, die drei Köpfe hat: einen Löwenkopf, einen Drachenkopf und den Kopf einer Ziege.

„Wie viele aber auch von Gaia und Uranos erzeugt wurden, / die schrecklichsten der Kinder: sie (alle) waren dem Vater verhasst / von Anfang an.“ (S. 55 f.)

Auch die Titanen, die Söhne des Uranos, haben Nachkommen. Aus der Verbindung des Titanen Okeanos mit Tethys stammen alle Flüsse der Welt. Der Sonnengott Helios, die Mondgöttin Selene und Eos, das Morgenrot, sind Nachfahren des Titanen Hyperion. Eos wiederum ist die Mutter der Winde und der Sterne.

Kronos und Zeus

Kronos, der Sohn von Uranos und Gaia, nimmt sich seine Schwester, die Titanin Rheia, zur Frau. Sie bringt viele Kinder zur Welt, unter ihnen Hera, die spätere Frau des Zeus, Hades, den Gott der Unterwelt, Poseidon, ein Gott des Meeres, Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und der Jahreszeiten, und Zeus.

„Diese alle verschlang der gewaltige Kronos, wer jeweils / aus dem heiligen Schoß der Mutter zu ihren Knien kam, / darauf sinnend, dass nicht von den ehrwürdigen Himmelsabkömmlingen / ein anderer unter den Unsterblichen die Königswürde innehätte.“ (S. 83)

Kronos hat von seinen Eltern erfahren, dass ihn sein eigener Sohn dereinst bezwingen werde. Weil er das verhindern will, verschlingt er jedes seiner Kinder nach der Geburt. Als nun Zeus geboren werden soll, bittet Rheia ihre Eltern um Hilfe, in der Hoffnung wenigstens dieses Kind vor Kronos zu retten. Zeus nämlich wird jener Sohn sein, der seinen Vater entmachten und dadurch die Tat an Uranos rächen wird. Gaia schickt die schwangere Rheia nach Kreta, wo diese Zeus heimlich zur Welt bringt. Er wird in einer Höhle geboren und sogleich seiner Großmutter Gaia anvertraut. Rheia wickelt indes einen Stein in Windeln und übergibt ihn Kronos anstelle des Kindes. Kronos verschlingt den Stein, ohne den Betrug zu bemerken.

„Als aber das Jahr herankam, gab, / überlistet von den vielverständigen Ratschlägen der Gaia, / der gewaltige, hinterlistige Kronos seine Nachkommenschaft wieder von sich, / besiegt von den Künsten und der Kraft des eigenen Sohnes.“ (S. 85 f.)

Zeus wächst heran, wird stark und bezwingt schließlich seinen Vater. Da spuckt Kronos alle seine Kinder wieder aus – nach dem Stein, den er als Letztes geschluckt hat. Nach seinem Sieg über den Vater erlöst Zeus auch die Kyklopen, die Kronos noch immer unter der Erde gefangen gehalten hat. Zum Dank schenken sie ihm Blitz und Donner als Waffen. Auch Gyes, Kottos und Briareos werden von Zeus endlich befreit. Dieser wird zum mächtigsten aller Götter.

Zeus wird betrogen

Eine Tochter von Okeanos, Klymene, verbindet sich mit dem Titanen Iapetos. Sie haben einige Kinder, darunter Prometheus und Atlas, der das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt. Eines Tages versucht Prometheus, den großen Zeus in die Irre zu führen. Er schlachtet ein Rind und teilt es in zwei Hälften. Das Fleisch bedeckt er mit dem Magen des Tieres. Die zweite Hälfte aber besteht nur aus Knochen und Fett. Prometheus versteckt die Knochen so geschickt unter dem Fett, dass nichts von ihnen zu sehen ist. Dann fordert er Zeus auf, einen der beiden Teile zu wählen. Zeus bemerkt den Betrug und ist zornig auf Prometheus. Seitdem opfern die Menschen den Göttern Knochen auf den Altären.

„Aber der edle Sohn des Iapetos täuschte ihn (wiederum), / indem er das weithin leuchtende Licht des unermüdlichen Feuers stahl / in einem hohlen Narthex. Das kränkte zutiefst in seinem Sinn / den in der Höhe donnernden Zeus (...)“ (über Prometheus, S. 93)

Als Prometheus auch noch den Göttern das Feuer stiehlt und es heimlich zu den Menschen auf die Erde bringt, ist das Maß voll. Zeus lässt ihn zur Strafe an einer Säule festbinden. Dann schickt er einen Adler, der jeden Tag ein Stück von Prometheus’ Leber frisst. Doch die Leber wächst immer wieder nach, deshalb muss Prometheus unablässig leiden. Schließlich tötet der Held Herakles, ein Sohn des Zeus, den Adler und erlöst Prometheus somit von seinen Qualen.

Die Frauen – eine Strafe der Götter

Bisher gibt es unter den Menschen auf der Erde ausschließlich Männer. Nachdem aber Prometheus ihnen das Feuer gebracht hat, will sie Zeus zum Ausgleich für diese gute Gabe mit etwas Schlimmem bestrafen. Also lässt er vom Werkmeister Hephaistos ein schönes Mädchen anfertigen und schickt es den Menschen. Dieses Mädchen ist zwar unwiderstehlich für die Männer, aber es ist böse. Von ihm stammen alle Frauen in der Welt ab.

„Geradeso machte den sterblichen Männern die Frauen / als ein Übel der in der Höhe donnernde Zeus, als Verschworene zu schmerzvollen / Taten.“ (S. 95 f.)

Seitdem haben die Männer eine Strafe, der sie nicht entgehen können: Die Frauen leben müßig wie die Drohnen und lassen die Männer für sich sorgen. Eine böse Frau ist eine Plage für ihren Mann, aber selbst mit einer guten trägt der Mann eine Last. Ohne Frau zu leben ist allerdings auch nicht erstrebenswert, denn dann hat man keine Nachkommen, die sich im Alter um einen kümmern.

Die Nachkommen des Kronos besiegen die Titanen

Die Titanen und die Nachkommen des Kronos führen einen schrecklichen Krieg gegeneinander, der zehn Jahre dauert. Schließlich bittet Zeus Kottos, Briareos und Gyes um Hilfe und erinnert sie daran, dass er sie einst aus der Gefangenschaft befreit hat. Nun stehen sie Zeus im Kampf gegen die Titanen bei, und es kommt zu einer gewaltigen Schlacht – so gewaltig, dass die Erde bebt und der Himmel einzustürzen droht. Schließlich trägt Zeus den Sieg über die Titanen davon. Nun wird er zum König über alle Götter gewählt. Die Titanen sperrt er in den Tartaros, den Strafort der Unterwelt.

„Um den (Tartaros) zieht sich ein eherner Zaun. Um ihn ist / dreifach am Eingang die Nacht ausgegossen. Darüber / sind die Wurzeln der Erde und des immerwogenden Meeres.“ (S. 105)

Als letztes Kind gebiert Gaia Typhoeus. Von ihm stammen die bösen Winde ab, die die Seeleute bedrohen und alles vernichten wollen. Typhoeus ist sehr stark und hat 100 Drachenköpfe. Auch er erhebt sich gegen Zeus. Mit Feuer und Blitzen kämpfen die beiden gegeneinander, bis die Erde kocht. Am Ende ist auch der Drachenköpfige besiegt und wird zu den anderen Verlierern in den Tartaros geworfen. Zeus ist nun definitiv der unangefochtene Herrscher über den Götterhimmel. Neben seiner Gattin Hera hat er noch viele andere Frauen, die ihm Söhne und Töchter gebären.

Die Unterwelt

Der Hades ist eine finstere Welt unter der Erde. Er ist von der Erde so weit entfernt wie die Erde vom Himmel. Dort wohnen die Götter der Unterwelt, Hades und Persephone, außerdem Styx, eine Tochter des Okeanos. Sie ist der Fluss, der durch die Unterwelt fließt. Das Wasser der Styx ist für die Götter auf dem Olymp sehr wichtig. Sie brauchen es immer dann, wenn unter ihnen Streit entsteht und sie prüfen wollen, wer die Unwahrheit sagt. In solchen Fällen wird Iris (eine Götterbotin, auch der Regenbogen) nach diesem Wasser geschickt. Denn wer beim Schwören das Wasser der Styx ausgießt und die Unwahrheit sagt, wird sofort bestraft: Er liegt ein volles Jahr in tiefem Schlaf. Dann muss er acht Jahre schwere Arbeit leisten. Erst im zehnten Jahr wird er wieder in den Kreis der Götter aufgenommen.

„Aber als die erhabenen Götter ihre Arbeit vollbracht hatten, / und sich mit den Titanen gemessen hatten mit bewaffneter Hand, / da veranlassten sie, König zu sein und zu beherrschen, / auf den Rat der Gaia, den olympischen, den weit schauenden Zeus / über die unsterblichen Götter.“ (S. 117)

Im Tartaros werden die Titanen gefangen gehalten, bewacht von Gyes, Kottos und Briareos. Die Unterwelt ist so schrecklich, dass sogar die Götter Angst vor ihr haben. Hier wohnt die Nacht, und an der Schwelle, wo Tag und Nacht einander begegnen, steht Atlas und hält das Himmelsgewölbe. Zwei Kinder der Nacht sind ebenfalls hier zu finden: der Schlaf und der Tod. Der Schlaf ist freundlich, der Tod aber unbarmherzig.

Zum Text

Aufbau und Stil

Hesiods Theogonie ist im klassischen Versmaß des Hexameters verfasst. Sie besteht aus insgesamt 1022 Versen, von denen die letzten schon zu den Frauenkatalogen überleiten, einer anderen Dichtung, die ebenfalls Hesiod zugeschrieben wird. Die Sprache des Textes ist sehr bildhaft. Es kommt keine Figur vor, ohne dass dieser ein präzisierendes Adjektiv vorangestellt wird („die schönwangige Keto“, „der sternenreiche Uranos“). Hesiod beginnt mit einer Erzählung über die Musen und seine Berufung zum Dichter. Dieser Abschnitt ist z. T. in Ich-Form verfasst – zum ersten Mal in der Geschichte der europäischen Literatur schreibt hier ein Dichter über sich selbst. Danach folgt eine Vielzahl von Mythen, wobei die Geburt des Zeus etwa in die Mitte des Werks fällt. Immer wieder wird die Erzählung unterbrochen von Stammbäumen, langen Aufzählungen von Namen, die heute kaum noch jemand kennt. Wie auch die anderen beiden großen Dichtungen jener Zeit, die Ilias und die Odyssee Homers, beginnt und endet die Theogonie mit einer Anrufung der Musen.

Interpretationsansätze

  • Die Theogonie ist nicht nur ein Lehrgedicht, sondern auch eine Hymne auf Zeus: Die Schilderung seiner Geburt bildet das Zentrum des Textes, und er geht schließlich siegreich aus allen Kämpfen hervor. Aus Chaos, Rivalität und Kampf wird eine Ordnung geschaffen, die fortan durch Zeus’ Herrschaft garantiert wird.
  • Hesiod erzählt den uralten Kampf zwischen Gut und Böse. Dabei siegt zwar das Gute in Zeus’ Gestalt, doch das Böse wird nicht ganz vernichtet, sondern nur in die Unterwelt verbannt. Es kann jederzeit wieder ausbrechen und angreifen.
  • Im Unterschied zu anderen Dichtern seiner Zeit will Hesiod nicht nur Geschichten erzählen, sondern die Wahrheit über die Anfänge der Welt und die Abstammung der Götter berichten. Er unterstreicht diesen Wahrheitsanspruch dadurch, dass er angeblich nur weitergibt, was ihm die Musen selbst erzählt haben. Damit ist sein Wissen göttlichen Ursprungs und unangreifbar.
  • Der Anspruch auf Wahrheit macht Hesiod in den Augen mancher Interpreten zum ersten Philosophen Griechenlands: Sein Ziel ist die Vermittlung seiner Erkenntnisse. Damit nimmt er im Grunde eher die Rolle eines Priesters oder Sehers ein als die eines Dichters.
  • Anders als in der jüdisch-christlichen Tradition, wo Gott bei der Erschaffung der Erde bereits existiert, erzählt der griechische Schöpfungsmythos auch von der Entstehung der Götter selbst. Die Theogonie unterscheidet sich zudem von den heiligen Schriften anderer Religionen dadurch, dass der Text keinerlei Verhaltensvorschriften für die Menschen enthält.
  • Hesiod schildert Götter mit menschlichen Zügen: Sie fühlen Hass und Eifersucht, rächen sich aneinander, gehen Liebesbeziehungen ein, haben Nachkommen und Stammbäume wie die Menschen.
  • Der Begriff des Chaos erscheint bei Hesiod zum ersten Mal. Er ist von einem Verb abgeleitet, das „klaffen“ bedeutet. Es liegt daher nahe, sich das Chaos als Abgrund oder Höhlung vorzustellen, die die ersten Gottheiten hervorbringt.

Historischer Hintergrund

Griechenland in der frühen Antike

Auf den Untergang der mykenischen Kultur um 1200 v. Chr. folgte eine Epoche der griechischen Geschichte, die weitgehend im Dunkeln liegt. Aus der Zeit vor 750 v. Chr. gibt es nur wenige archäologische Funde, aus denen man Schlüsse auf das damalige Leben ziehen könnte. Ungefähr zu dieser Zeit muss es einen kulturellen Aufschwung gegeben haben. Die Griechen übernahmen das phönizische Alphabet und entwickelten daraus eine eigene Schrift, die Werke Homers entstanden. Erstmals wurden auch Gesetze schriftlich festgehalten und waren damit für alle verbindlich – eine Revolution in der Rechtsprechung.

Auf dem Gebiet des heutigen Griechenland existierte in der Antike nie so etwas wie ein einheitlicher Staat. Eine Stadt bildete jeweils mit den umliegenden Dörfern einen kleinen Stadtstaat, Polis genannt. Diese einzelnen Stadtstaaten führten durchaus auch Kriege gegeneinander; die bloße Vorstellung einer nationalen Einheit lag noch in weiter Ferne. Doch es gab etwas anderes, was die Griechen miteinander verband: eine gemeinsame Sprache, Kultur und Religion. Die Religion gründete sich auf Mythen, die von Sängern verbreitet wurden. Religiöse Stätten, wie das Orakel von Delphi, waren für alle Griechen von Bedeutung. Verbindend wirkten auch gemeinsame Sportwettkämpfe, z. B. die Olympischen Spiele, die ab 776 v. Chr. stattfanden.

Entstehung

Hesiod selbst erzählt in der Theogonie, wie er dazu kam, das Werk zu schreiben: Die Musen seien ihm erschienen und hätten ihn dazu berufen, von der Entstehung der Welt und der Götter zu berichten. Dabei griff Hesiod wohl auf die zahlreichen Mythen zurück, die zu jener Zeit mündlich weitergegeben und auch schon in Gedichtform von wandernden Sängern vorgetragen wurden. Einige dieser Mythen hatten sehr alte Quellen. So finden sich in der Theogonie Parallelen zu Erzählungen aus Kreta oder Kleinasien, die bis in das zweite vorchristliche Jahrtausend zurückgehen. Ähnlich wie die Theogonie berichten sie vom Sieg eines Gottes über feindliche Mächte. Auch dort werden bereits Götterstammbäume aufgeführt. Die Geschichte von Uranos und Kronos könnte auf einen alten hethitischen Mythos zurückgehen, in dem auch ein Vater von seinem Sohn entmannt wird.

Wahrscheinlich war es Hesiods Bestreben, die ihm bekannten Mythen festzuhalten und ihnen eine verbindliche Form zu geben. So sammelte er die Göttergeschichten, fasste sie zusammen und bemühte sich, Widersprüche auszumerzen. Vermutlich kannte er auch die Werke Homers. Die Theogonie wurde wie ihre Vorläufer zunächst nur mündlich weitergegeben und erst später schriftlich festgehalten. Aus diesem Grund lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, wie die Urfassung ausgesehen hat. Vermutlich enthält der heutige Text einige Ergänzungen aus späterer Zeit. Auch den Titel Theogonie (Göttergeburt) hat der Text wohl erst später erhalten.

Wirkungsgeschichte

„Homer und Hesiod haben den Griechen die Götter geschaffen.“ So urteilte schon im fünften Jahrhundert v. Chr. der römische Geschichtsschreiber Herodot. Hesiod ist heute weit weniger bekannt als Homer. Doch in der Antike wurde er fast genauso sehr geschätzt. So beziehen sich z. B. die griechischen Philosophen Platon und Aristoteles in ihren Werken auf Hesiod. Dessen Einfluss auf die europäische Geistesgeschichte kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das gilt vor allem für die Theogonie, Hesiods erstes und wichtigstes Werk. Außer Homers Epen Ilias und Odyssee enthält nur die Theogonie die zahlreichen Mythen über die griechischen Gottheiten. Das Werk wurde zur Basis für das religiöse Leben im antiken Griechenland – und damit zugleich für eine Gedankenwelt, die die geistige Entwicklung in Europa über viele Jahrhunderte hinweg bestimmte. Die antiken Mythen, wie Hesiod sie erzählt, wurden bis in die Gegenwart immer wieder von Künstlern und Philosophen aufgegriffen und neu verarbeitet. Vor allem in der Klassik des 18. Jahrhunderts, die sich die Antike zum Vorbild nahm, fanden Motive aus der griechischen Sagenwelt fruchtbaren Niederschlag. 1791 erschien die erste deutsche Übersetzung der Theogonie. Später griff u. a. Friedrich Nietzsche die alten Mythen wieder auf, etwa in seiner frühen Abhandlung Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872).

Der Schöpfungsbericht in der Theogonie ist der einzige bekannte der antiken griechischen Literatur. Seine Darstellung von der Entstehung der Erde aus dem Chaos ist nicht nur religiös, sondern auch philosophisch bedeutsam und bildet eine Grundlage für die griechische Philosophie der Antike, die sich erst 200 Jahre später entwickelte. Welche Bedeutung Hesiod in der Antike zukam, zeigt sich an einem Gedicht aus dem vierten Jahrhundert v. Chr., in dem der Autor in einem fiktiven Wettstreit Homer und Hesiod gegeneinander antreten lässt. Am Ende ist es Hesiod, der den Preis gewinnt.

Über den Autor

Über Hesiod (griechisch Hesiodos) ist nicht viel bekannt. Man weiß, dass er etwa um das Jahr 700 v. Chr. gelebt haben muss; seine genauen Lebensdaten aber liegen im Dunkeln. Immerhin ist er der erste Dichter der Antike, über dessen Biografie man überhaupt etwas weiß. Um seine Person ranken sich einige Legenden; die einzigen einigermaßen sicheren Informationen stammen jedoch aus seinen eigenen Werken, den Gedichten Theogonie und Werke und Tage. Nach Hesiods Angaben stammt sein Vater, ein mittelmäßig erfolgreicher Händler, aus Kyme in Kleinasien. Er lässt sich in Böotien nieder, in dem Dorf Askra am Berg Helikon, kauft sich ein kleines Stück Land und lebt fortan als Bauer und Viehzüchter. Hier kommen Hesiod und sein Bruder Perses zur Welt. Wie sein Vater lebt auch Hesiod als Landwirt und weidet seine Tiere am Helikon, wo sich ein Heiligtum für die Musen befindet. Ob ihm dort tatsächlich eines Tages die Musen selbst erscheinen, wie er es in der Theogonie erzählt, oder ob er einfach nur des Öfteren die Gedichte hört, die im Musenheiligtum am Helikon vorgetragen werden, und dadurch Gefallen an dieser Kunst findet – fest steht jedenfalls, dass der Bauer Hesiod eines Tages selbst zu dichten beginnt, als Autodidakt. Vermutlich lebt er weiterhin als Bauer, obschon er mit seinen Versen Erfolg hat: Er gewinnt einen Dichterwettstreit und widmet den Preis den Musen vom Helikon. Neben der Theogonie ist Werke und Tage der einzige überlieferte Text, der noch mit einiger Sicherheit Hesiod zugeschrieben werden kann. Hesiod verfasst ihn, als sich sein Bruder Perses mit ihm um das Erbe des Vaters streitet und deswegen sogar vor Gericht zieht. In Werke und Tage schildert Hesiod seine Herkunft, beschreibt das Leben eines Bauern und ermahnt seinen Bruder, einer ehrlichen Arbeit nachzugehen. Einige weitere Texte gibt es, die Hesiod zugeschrieben werden, darunter die Eoien (Frauenkataloge) oder die Melampodie, ein Lied auf den Seher Melampus. Sie sind jedoch nur in Fragmenten erhalten, und die Autorschaft ist nicht gesichert.

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