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Winnetou II

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Winnetou II

Karl-May-Verlag,

15 min read
10 take-aways
Text available

What's inside?

Winnetou reitet wieder. Teil zwei von Karl Mays berühmter Trilogie.

Literatur­klassiker

  • Abenteuerroman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Indianerfreundschaft – zweiter Teil

Was heute in Hollywood absoluter Standard ist, wurde von Karl May bereits in den 1890er Jahren praktiziert: Warum nicht eine Fortsetzung zu seinem überaus erfolgreichen Winnetou schreiben? Während der erste Band der Trilogie noch eine komplett neu geschriebene Geschichte war, recycelte May für Winnetou II einige ältere Texte, die er in den Jahren zuvor in Zeitschriften veröffentlicht hatte. So erstaunt es nicht, dass der Roman im Vergleich zum ersten Teil etwas abfällt: Die Erzählung wirkt gelegentlich holprig und der Leser muss mehrmals neu ansetzen, da das Buch aus mehreren aneinandergeknüpften Handlungsfäden besteht. Mit dem Mörder von Winnetous Vater und Schwester taucht allerdings ein alter Bekannter auf, und auch der schrullige Sam Hawkens ist wieder mit von der Partie. Es wird also ein weiteres Mal gepirscht und geschossen, geritten und geprügelt, die Halunken sind hundsgemein, die Helden überaus edel. Karl-May-Freunde werden auch mit dem zweiten Band auf ihre Kosten kommen!

Take-aways

  • Winnetou II ist der Mittelteil von Karl Mays berühmter Trilogie.
  • Inhalt: Old Shatterhand reist als Privatdetektiv nach New Orleans und hat zusammen mit dem Haudegen Old Death einige Abenteuer zu bestehen: Sie treffen auf den Ku-Klux-Klan und auf feindliche Komantschen. Anschließend besucht Shatterhand mit Winnetou den berühmten Old Firehand und kämpft gegen den Mörder von Winnetous und Firehands Jugendliebe, der schönen Indianerin Ribanna.
  • Der Autor hat den Roman zum großen Teil aus älteren Texten zusammenmontiert, was seinen zuweilen sprunghaften Charakter erklärt.
  • Einziger Anknüpfungspunkt zum ersten Teil ist der kurze Auftritt des Mörders Santer.
  • Der Text spricht sich deutlich gegen Rassismus und Sklavenhaltung aus, benutzt aber ein aus heutiger Sicht politisch wenig korrektes Vokabular.
  • Die Indianer im Buch sind alles andere als zimperlich, ihre Missetaten sind jedoch meist nur die Reaktion auf das Fehlverhalten weißer Siedler.
  • Der Leser lernt eine archaische Seite Winnetous kennen: Der sonst so friedliebende Apachenhäuptling skalpiert den Mörder seiner Jugendliebe.
  • Der Autor behauptete vor seinem Publikum, mit seiner Erzählerfigur Old Shatterhand identisch zu sein.
  • Mays Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt; viele wurden verfilmt.
  • Zitat: „Dort stand Winnetou, ein dunkler Schatten vor der hell getönten Felswand, schwach angeleuchtet von den Feuern im Tal, hoch aufgerichtet, mit angeschlagenem Gewehr.“

Zusammenfassung

Old Shatterhand, der Privatdetektiv

Während Winnetou nach dem Mörder seines Vaters und seiner Schwester sucht, hat sein Blutsbruder Old Shatterhand in New York eine Stelle als Privatdetektiv angenommen. Im Auftrag des Bankiers Ohlert reist er nach New Orleans. Er soll Ohlerts geistig verwirrten Sohn William aufspüren, der in Begleitung des betrügerischen Arztes Gibson das Geld des Vaters kofferweise von verschiedenen Banken abhebt. Shatterhand hat in einem anderen Fall bereits mit Gibson zu tun gehabt und kennt den Halunken persönlich.

„Als ich mich von Winnetou trennte, konnte ich nicht ahnen, dass es Monate dauern würde, bis ich meinen roten Freund und Blutsbruder wiedersah.“ (S. 5)

In einer deutschen Bierschenke in New Orleans trifft Shatterhand auf einen anderen berühmten „Westmann“: Old Death. Der klapperdürre Alte findet Shatterhand auf Anhieb sympathisch, belächelt ihn aber zunächst als Greenhorn. Kaum hat Old Death die Bar verlassen, kommt Gibson hereinspaziert. Er erkennt Shatterhand und kann flüchten. Shatterhand ermittelt die Adresse von William und Gibson, kommt jedoch zu spät: Die beiden haben New Orleans bereits verlassen, mit dem Ziel Mexiko. Shatterhand besteigt ein Schiff in dieselbe Richtung.

Auf dem Weg nach Mexiko

In dem kleinen Städtchen Matagorda macht Old Shatterhand für einige Tage Station. Er trifft Old Death wieder, der, wie sich herausstellt, William Ohlert und Gibson begegnet und mit Letzterem aneinandergeraten ist. In einer Bar werden Shatterhand und Death in eine Schlägerei mit einigen arbeitslosen Sklavenaufsehern verwickelt. Diese verachten prinzipiell alle Deutschen, weil sie ihnen liberale und sklavenfreundliche Ideale zuschreiben. Dann betritt ein Überraschungsgast die Bar: Es ist Winnetou! Der Apachenhäuptling lässt sich nicht anmerken, dass er Shatterhand kennt. Er gerät ebenfalls mit den Sklavenaufsehern in Streit und wirft einen von ihnen durch die Fensterscheibe. Nachdem Old Death sich in sein Hotelzimmer zurückgezogen hat, trifft Shatterhand sich heimlich mit seinem Blutsbruder. Dieser ist in geheimer Mission für den mexikanischen Präsidenten Benito Juarez unterwegs, der indianischer Abstammung ist und sich für die Rechte der Sklaven einsetzt. Winnetou will Shatterhand nicht in die politischen Verwicklungen hineinziehen, daher seine Heimlichtuerei. Am nächsten Tag trennen sich die Wege der beiden wieder.

„‚Übrigens‘, fuhr ich fort, ‚muss ich wirklich in den Westen. Ich brauche Stoff für meine Bücher, die ich schreiben werde (...)‘“ (S. 10)

Death und Shatterhand reisen ins Landesinnere nach La Grange. Sie erfahren, dass William und Gibson nach Rio Grande weitergeritten sind. Der wahnsinnige William will offenbar eine gewisse Señorita Felisa Perillo entführen, um ein romantisches Theaterstück über diese Erfahrung zu schreiben. Anschließend treffen sich Death und Shatterhand mit Señor Cortesio. Dieser wirbt in La Grange Männer an, die in Mexiko für Benito Juarez kämpfen wollen. Die beiden Westmänner lassen sich mit falschen Pässen ausstatten, um unbehelligt über die Grenze zu kommen. Auch ein Empfehlungsschreiben bekommen sie, für den Fall, dass sie tatsächlich in Juarez’ Dienste treten sollten.

Ärger mit dem Ku-Klux-Klan

Die Nacht wollen Death und Shatterhand bei Mr. Lange verbringen, den sie beim Biertrinken kennen gelernt haben. Die arbeitslosen Sklavenaufseher sind inzwischen auch in La Grange angekommen und verbünden sich mit dem ortsansässigen Ku-Klux-Klan. In der Nacht versammeln sich die Gangster, um Mr. Langes Haus anzuzünden und die Deutschen umzubringen. Death und Shatterhand können jedoch zwei Anführer des Ku-Klux-Klans gefangen nehmen. Sie ziehen sich deren Verkleidung an und können so die anderen Klan-Angehörigen ins Haus locken und ins Schlafzimmer sperren. Viele Männer aus La Grange kommen zur Unterstützung: Egal, ob sie für oder gegen die Sklavenhaltung sind – mit dem Ku-Klux-Klan will niemand etwas zu tun haben. Den Gefangenen wird in derselben Nacht der Prozess gemacht: Die Rassisten werden kahl geschoren und des Landes verwiesen.

„Old Death war sein ‚Kriegsname‘, er hatte ihn wegen seiner dürren Gestalt erhalten. Der ‚alte Tod‘! Als ich ihn so vor mir sitzen sah, leuchtete es mir ein, wie man darauf gekommen war, ihn so zu nennen.“ (S. 22)

Zusammen mit Mr. Lange reiten Death und Shatterhand weiter in Richtung Mexiko. Sie treffen auf einige Soldaten aus dem Fort Inge und erfahren, dass zwischen den Apachen und den Komantschen Krieg ausgebrochen ist. Im Fort Inge sollten Friedensverhandlungen stattfinden, doch die Komantschen haben die Abgesandten der Apachen ermordet. Wie Shatterhand erfährt, sind Gibson und Ohlert im Fort gesehen worden; sie sind also noch in der Nähe.

„Der Ku-Klux-Klan ist ein ausgesprochener Gegner des Deutschtums und wir alle müssen uns gegen ihn wehren, nicht nur der allein, der zunächst und unmittelbar von ihm angegriffen wird.“ (Bewohner von La Grange, S. 116)

Abends am Lagerfeuer werden die Männer von einem Komantschen belauscht. Old Death kann den Indianer überwältigen und Freundschaft mit ihm schließen, woraufhin sie alle ins Komantschenlager eingeladen werden. Der dortige Häuptling erklärt, dass einer der Apachen den Mordanschlag in Fort Inge überlebt habe. Die Komantschen seien auf seiner Spur, um ihn nachträglich zu erwischen. Auch Death und Shatterhand haben Spuren des Apachen entdeckt und nehmen an, dass Winnetou höchstpersönlich bei dem Gejagten ist.

Versteckspiel mit den Komantschen

Die Männer verlassen das Lager der Komantschen, um auf dem Weg nach Mexiko einen Freund von Old Death zu besuchen: Don Atanasio. Von ihm erfahren sie, dass Gibson und Ohlert wenige Stunden zuvor bei ihm zu Besuch waren – und auch Winnetou ist bei Don Atanasio gewesen, um bei ihm jenen Apachen unterzubringen, den die Komantschen in Fort Inge verwundet haben und den sie noch immer jagen. Zur Sicherheit bringt Old Shatterhand den alten Indianer in ein Versteck außerhalb des Hauses. Die Komantschen, die inzwischen aufgetaucht sind, durchsuchen alle Zimmer, sind aber natürlich erfolglos und vertrauen nun Old Death und Old Shatterhand. Die Westmänner reiten mit den Komantschen mit, in der Hoffnung, Gibson und Ohlert bei dem Stamm anzutreffen.

„Dort stand Winnetou, ein dunkler Schatten vor der hell getönten Felswand, schwach angeleuchtet von den Feuern im Tal, hoch aufgerichtet, mit angeschlagenem Gewehr.“ (S. 277)

Tatsächlich sind die Gesuchten im Lager der Komantschen. Death erzählt dem Häuptling Oyo-koltsa, dass Gibson und Ohlert auf der Seite des mexikanischen Präsidenten Juarez stünden. Da auch die Apachen für Juarez kämpfen, halten es die Komantschen natürlich mit der französischen Opposition in Mexiko. Oyo-koltsa reagiert deshalb zornig und übergibt Gibson und Ohlert in die Hände von Old Death.

Tragisches Ende einer langen Suche

Die Komantschen haben sich in eine enge Schlucht zurückgezogen und werden dort von Winnetou und seinen Apachen angegriffen. Doch Erstere sind in der Überzahl. Winnetou befiehlt den Rückzug, es gelingt ihm aber, Oyo-koltsa niederzuschießen. Die Apachen verriegeln die Ausgänge der Schlucht, woraufhin der neue Häuptling der Komantschen Old Death und Old Shatterhand als Bauernopfer voranschicken will. Old Death kann dem Häuptling jedoch seinen Medizinbeutel abnehmen und hat ihn damit in der Hand. Schließlich werden die Weißen von Winnetou aus dem Tal herausgeführt, und Old Death stellt erst jetzt überrascht fest, dass er seit Tagen mit niemand Geringerem als Old Shatterhand durchs Land geritten ist. Die Komantschen schlagen das Friedensangebot Winnetous aus, weshalb nicht einer von ihnen lebend die Schlucht verlässt.

„Wäre dieser Mann ein Weißer, ein Soldat, er könnte es bis zum Feldherrn bringen. Und wehe den Weißen, wenn es ihm in den Sinn käme, die Roten um sich zu sammeln, um ihre angestammten Rechte zu verfechten. Er aber liebt den Frieden und weiß, dass die Roten trotz allen Sträubens dem Untergang geweiht sind (...)“ (Old Death über Winnetou, S. 295)

Gibson und Ohlert sind erneut entkommen. Old Death, Old Shatterhand und Winnetou machen sich gemeinsam an die Verfolgung. Auf dem Weg befreien sie einen mexikanischen Goldsucher, der von Chimarra-Indianern gefesselt und zur Hälfte in einem Flussbett vergraben worden ist. Seinen Kollegen, Fred Harton, haben sie entführt. Er soll die Indianer zur Goldfundstelle bringen. Old Death ist erschüttert: Fred Harton ist sein Bruder. Death war vor Jahren spiel- und opiumsüchtig und verspielte das Hab und Gut seines Bruders. Seitdem ist er auf der Suche nach Fred, um ihm die Schulden zurückzuzahlen. Als Death, Shatterhand und Winnetou das Lager der Goldsucher erreichen, verwechseln diese sie mit den Chimarra-Indianern und schießen auf sie – Old Death wird getötet. Auch Gibson, der sich ebenfalls im Lager befindet, wird tödlich getroffen, als er sich seiner Gefangennahme widersetzt. William Ohlert überlebt, sodass Shatterhand ihn mit seinem Vater wiedervereinen kann.

Winnetous große Liebe

Auf einem Ritt durch die Wildnis trifft Old Shatterhand auf zwei Reiter: Der eine ist ein stolzer, im Wilden Westen offenbar erfahrener Knabe namens Harry, der andere sein Onkel, ein mürrischer Ölbesitzer. Als sie an dessen Niederlassung ankommen, fängt eine der Ölquellen Feuer. Shatterhand kann in letzter Sekunde den Jungen packen und ihn in Sicherheit bringen. Seine Hilfe wird ihm jedoch nicht gedankt. Harry verdächtigt Shatterhand sogar der Brandstiftung.

„Und wenn der rote Mann sein Eigentum verteidigte, wurde er Mörder genannt und man erschoss ihn und die Seinigen.“ (Winnetou, S. 304)

Shatterhand trifft mit Winnetou zusammen, und die beiden machen sich auf, um den berühmten Old Firehand zu besuchen. Unterwegs treffen sie auf einige Ponca-Indianer. Shatterhand will die Häuptlinge belauschen, gerät beim nächtlichen Anschleichen jedoch an einen anderen Weißen. Die beiden prügeln sich, und erstmals hat Shatterhand es mit einem Gegner zu tun, der ihm gewachsen ist. Nur mit Mühe kann er sich ins Gebüsch flüchten. Die Überraschung ist groß, als Shatterhand später im nahe gelegenen Fort Niobrara vorspricht und den unheimlichen Gegner aus der Nacht wiedertrifft – Old Firehand! Am nächsten Morgen greifen die Poncas das Fort an, und im Lauf des Kampfes besiegt Shatterhand den weißen Häuptling Parranoh. Winnetou skalpiert den Toten voller Zorn, obwohl er diese Sitte eigentlich längst abgelegt hat. Wie Shatterhand später erfährt, waren Winnetou und Old Firehand einst beide in die schöne Ribanna vom Stamm der Assiniboine verliebt. Winnetou verzichtete, da Ribanna offensichtlich die Liebe Firehands erwiderte. Das Paar bekam einen Sohn – ebenjenen Harry, dem Shatterhand bei dem Ölbrand das Leben gerettet hat. Dann jedoch wurde Ribanna ermordet – von dem weißen Häuptling Parranoh.

Rettung in letzter Minute

Die Männer reiten zu Old Firehands Festung, die in einem Gebirge in den Fels geschlagen ist. Shatterhand versöhnt sich dort mit Harry, und auch der alte Freund Sam Hawkens stößt zu der Gruppe. Bei einer Biberjagd am Fluss entdeckt Shatterhand zwei Ponca-Indianer. Er pirscht sich an das Lager heran und sieht zu seiner Überraschung den Häuptling Parranoh – quicklebendig und mit einer prächtigen Skalplocke versehen! Als Shatterhand den anderen von seiner Entdeckung berichtet, will Firehand sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Parranoh die Attacken überlebt hat. Es kommt zu einem kurzen, heftigen Kampf mit den Indianern, in dem es Shatterhand gelingt, den Häuptling der Poncas bis zur Bewusstlosigkeit zu würgen.

„Im nächsten Augenblick warf er sich über den Gefallenen, der auf dem Rücken lag, stemmte das rechte Knie auf seine Brust und löste ihm mit drei Schnitten die Kopfhaut vom Schädel.“ (über Winnetou, S. 397)

Harry besteht darauf, dass Parranoh am Grab seiner Mutter hingerichtet wird. Winnetou und Firehand reiten mit dem Knaben, geraten auf dem Weg jedoch in einen Hinterhalt der Poncas. Gerade noch rechtzeitig kommt Shatterhand, um den Freunden im Kampf beizustehen. Nur mit Mühe können sie sich wieder in Firehands Festung zurückziehen, doch auch dort werden sie bald von den wütenden Indianern angegriffen. Die Gegner sind in der Überzahl: Firehand wird schwer verwundet, Shatterhand, Winnetou, Harry und Sam Hawkens können aus der Festung flüchten, werden aber sofort wieder verfolgt. Shatterhand und Winnetou machen gemeinschaftlich Parranoh, der sie verfolgt, den Garaus; wirklich gerettet sind die Freunde aber erst, als eine Delegation Soldaten aus dem Fort Niobrara eintrifft und sich auf ihre Seite schlägt.

Ein unerfreuliches Wiedersehen

Old Shatterhand und Winnetou reiten zum Siedler Cropley, um sich nach einem Händler zu erkundigen, dem sie Felle verkaufen wollen. Ein gewisser Rollins taucht auf und stellt sich als Gehilfe eines Geschäftsmanns vor. In der Nacht überfallen einige Sioux-Indianer das Haus des Siedlers; Winnetou und Shatterhand können allerdings Schlimmeres verhindern. Am nächsten Tag wollen sie mit Rollins zu Old Firehands Festung zurückreiten, werden unterwegs aber von einem alten Bekannten überwältigt: Santer, der Mörder von Winnetous Vater und Schwester, hat sich aus einem Hinterhalt angeschlichen. Winnetou und Shatterhand werden gefesselt. Absichtsvoll unterhalten sie sich über einen Goldvorrat, den sie in der Nähe versteckt haben wollen. Kurze Zeit später taucht Rollins auf und erbittet bei Santer die Freilassung von Winnetou und Old Shatterhand. Die beiden durchschauen das Spiel: Rollins steckt mit Santer unter einer Decke. Nachdem sie ihre Pferde und Waffen zurückbekommen haben, fesseln sie Rollins an einen Baum und lauern Santer auf. Sam Hawkens, der zufällig vorbeikommt und Rollins nicht misstraut, bindet diesen los, sodass er davonreiten und den Mörder warnen kann. Wieder kann Santer entkommen.

„Die Strafe ist eine notwendige Folge des Unrechts und eng verbunden mit dem Begriff göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit. Die Rache aber ist hässlich und betrügt den Menschen um die hohen Vorzüge, die ihm vor dem Tier verliehen sind.“ (S. 450)

Die beiden Blutsbrüder müssen sich erneut trennen. Winnetou reitet Santer nach, während Old Shatterhand in der Festung bleibt, um auf den geschwächten Old Firehand aufzupassen.

Zum Text

Aufbau und Stil

Im Gegensatz zum ersten Teil der Trilogie gibt es bei Winnetou II weder eine durchgängig komponierte Geschichte noch einen Spannungsbogen, der sich von der ersten bis zur letzten Seite durchzieht. Stattdessen setzt sich das Buch aus drei unterschiedlichen Handlungsteilen zusammen: Da ist zuerst Old Shatterhands Jagd nach Gibson und Ohlert, dann der Kampf mit dem Komantschenhäuptling Parranoh in Old Firehands Festung und schließlich die Wiederbegegnung mit dem Mörder Santer. Die einzelnen Episoden hat May dann und wann im Lauf seiner Schriftstellerkarriere zu Papier gebracht und später für diesen Band überarbeitet und zusammengestellt – was dem Stil des Textes auch anzumerken ist. Erzählton und -tempo variieren, gelegentlich ist die Handlung etwas sprunghaft und es tauchen Figuren auf, die dem Leser im vorherigen Textverlauf nicht vorgestellt worden sind. Ansonsten ist Winnetou II aber ein echter Karl May mit allem Drum und Dran: Es wird geprügelt und geschossen, pfeilschnell über die Prärie geritten und auf allen Vieren durchs Gebüsch gekrochen. Sam Hawkens klopft noch immer seine schrulligen Sprüche („... wenn ich mich nicht irre!“), und Winnetou verkündet stolz, dass alles so laufen wird, wie er es vorhersagt: „Howgh!“

Interpretationsansätze

  • Der Autor bezieht klar Position gegen die Sklavenhaltung: Alle Bösewichte stehen aufseiten der Südstaaten und behandeln die Indianer und die Farbigen mit Verachtung. Die Helden der Geschichte hingegen, die genau diese Rassisten bekämpfen und ihnen zumeist haushoch überlegen sind, verteidigen ihre liberalen und menschenfreundlichen Ideale.
  • Aus heutiger Sicht ist Winnetou II trotzdem alles andere als ein politisch korrekter Text. Die Farbigen im Roman agieren nicht auf Augenhöhe mit den weißen Westernhelden, sondern fungieren als deren Diener und sprechen – im Gegensatz zu den ebenfalls zugereisten Deutschen – ein bruchstückhaftes Kinderenglisch. Dazu kommt, dass sie durchgängig als „Neger“ oder „Hottentotten“ bezeichnet werden.
  • Der Leser lernt im Buch eine archaische Seite Winnetous kennen. Während der Apachenhäuptling im ersten Band meist milde gestimmt war und sich bemühte, die christlichen Ideale der Nächstenliebe einzuhalten, bietet Winnetou II einen Blick auf seinen vormals wilden Charakter. Als er den Mörder seiner Jugendliebe Ribanna zu packen bekommt, zieht er das Messer und holt sich im Blutrausch den Skalp seines Widersachers.
  • Die Indianer im Buch erscheinen als Spielball der westlichen Zivilisation. Wenn ein Indianer sich unmoralisch verhält, so steckt bei Karl May fast immer ein Weißer dahinter. Die angriffslustigen Ponca-Indianer etwa werden von ihrem weißen Häuptling Parranoh zu ihren Missetaten verleitet.
  • Sehr deutlich ist bringt auch dieser Band wieder die eitle Selbstinszenierung des Autors zutage. Winnetou nennt seinen Blutsbruder zumeist „Scharlih“, also Charly, was dem deutschen Karl entspricht und andeuten soll, dass Shatterhand und Karl May ein und dieselbe Person seien. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der Autor die beschriebenen Abenteuer allesamt selbst erlebt haben will. Und natürlich ist kein Mann im Wilden Westen jemals so furchtlos, kampfesstark und geistesgegenwärtig gewesen wie er selbst.

Historischer Hintergrund

Industrialisierung und Gründerzeit

Während die Industrialisierung in England vor allem über die entstehende Textilindustrie ausgelöst wurde, war in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich der Eisenbahnbau für die beschleunigte wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich. Die Nachfrage nach Kohle und Stahl stieg, die schweren Grundstoffe mussten durchs Land bewegt werden, die langsamere Schifffahrt wurde als favorisierter Transportweg von der Schiene abgelöst. Die Unternehmensgründer im Eisenbahn- und Streckenbau kamen innerhalb kürzester Zeit zu großem Wohlstand.

Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs wuchsen vor allem die deutschen Großstädte. Das wohlhabende Bürgertum erbaute die prunkvollen Gründerzeitviertel, während die bäuerlichen Unterschichten vom Land in die Städte kamen und dort das allmählich entstehende Proletariat bildeten. Soziale Fragen wurden diskutiert: Es ging um die Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte sowie um die Wohnsituation der einfachen Leute. Die zunehmende Alphabetisierung kam dem Verlagswesen zugute: Zeitschriften und Zeitungen druckten oftmals Fortsetzungsgeschichten, die später dann – wie auch im Fall Karl Mays – von den neu gegründeten Literaturverlagen noch einmal in Buchform veröffentlicht wurden.

Entstehung

Nach dem großen Erfolg der 1892 als Orientzyklus veröffentlichten Reiseromane bekam Karl May von seinem Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld das Angebot, weitere Texte in Buchform zu publizieren. Der Autor entschied sich, den Schauplatz der Handlung in den Wilden Westen zu verlegen und statt Kara Ben Nemsi ein weiteres Alter Ego seiner selbst die Erzählerfunktion und Hauptrolle übernehmen zu lassen: Old Shatterhand.

Den ersten Band der Winnetou-Trilogie schrieb Karl May für die 1893 anstehende Veröffentlichung komplett neu, weshalb der Roman auch eine durchgängige Geschichte und einen entsprechend komponierten Spannungsbogen aufzuweisen hat. Für den zweiten Teil hingegen griff May auf bereits geschriebene Texte zurück, die schon Jahre zuvor in der katholischen Wochenzeitung Deutscher Hausschatz bzw. im Deutschen Familienblatt erschienen waren.

Der erste Teil des Buches, also der gesamte Handlungsstrang, in dem Old Shatterhand gemeinsam mit Old Death dem Halunken Gibson nachjagt, basiert auf der Erzählung Der Scout (1888/89). Die Old-Firehand-Erzählung des zweiten Teils erschien erstmals unter dem Titel Im fernen Westen (1879). Zusammengehalten werden diese Erzählteile von der Rahmengeschichte um den Mörder Santer, die Karl May dem vorhandenen Material noch hinzudichtete. Die Santer-Geschichte ist auch die einzige Verbindung zum ersten Teil der Trilogie.

Wirkungsgeschichte

Ohne sich selbst je im Wilden Westen aufgehalten zu haben, prägte Karl May das Indianerbild der Deutschen und sorgte dafür, dass Ausdrücke wie „Howgh!“ in den Sprachgebrauch Einzug hielten. Nicht ohne Wirkung blieb der große Erfolg für den Menschen Karl May. Der Autor konnte immer weniger zwischen der Fantasiewelt seiner Romane und der Wirklichkeit unterscheiden und hielt sich zeitweise wohl selbst für seinen Ich-Erzähler. May ließ sich Henrystutzen und Bärentöter nachbauen und posierte im Old-Shatterhand-Kostüm. Auf Lesungen zeigte er dem Publikum die Narben, die er sich bei seinen Abenteuern zugezogen haben wollte. Die zeitgenössische Leserschaft nahm diese Inszenierung für bare Münze, was letztlich zur Glaubwürdigkeit der Romane und damit zu ihrem Erfolg beigetragen haben dürfte.

Karl Mays schriftstellerischer Erfolg schlägt bis heute alle Rekorde. Die Auflage seiner Bücher liegt weltweit bei 200 Millionen, allein in Deutschland wurden etwa 100 Millionen Exemplare verkauft. Die Romane wurden in über 40 Sprachen übersetzt, womit Karl May nach einer Untersuchung der UNESCO aus den 1960er Jahren der meistübersetzte deutsche Autor ist.

Allein von 1962 bis 1968 wurden 17 Karl-May-Filme gedreht (Winnetou 2. Teil hatte 1964 Premiere), die so erfolgreich waren, dass ein regelrechter Kult um den Indianerhäuptling entstand und die Verkaufszahlen der Bücher erneut in die Höhe schossen. Der Franzose Pierre Brice verkörperte Winnetou nicht nur in elf Filmen, sondern auch jahrelang bei den Karl-May-Festspielen, u. a. im sauerländischen Elspe.

Über den Autor

Karl May wird am 25. Februar 1842 im sächsischen Hohenstein-Ernstthal geboren. Als fünftes von 14 Kindern wächst er in einer bettelarmen Familie auf und leidet aufgrund der Mangelernährung bis zu seinem fünften Lebensjahr an Sehstörungen. Er studiert am Lehrerseminar in Waldenburg, wird jedoch 1859 entlassen, als er um die Weihnachtszeit sechs Kerzen stiehlt. Wegen eines Uhrendiebstahls kommt er 1861 erstmals in Haft, anschließend schlägt er sich unter verschiedenen Namen als Trickbetrüger durch. Er sitzt mehrere Haftstrafen ab, bis er 1874 zurück zu seinen Eltern zieht und ernsthaft zu schreiben beginnt. Eine erste Erzählung, Die Rose von Ernstthal, wird noch im selben Jahr veröffentlicht. May wird vom Dresdner Verleger Heinrich Gotthold Münchmeyer als Verlagsredakteur angestellt und gibt die Zeitschrift Schacht und Hütte heraus. Ab 1880 veröffentlicht er fiktionale Reiseerzählungen in der katholischen Wochenzeitung Deutscher Hausschatz, woraufhin der Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld auf ihn aufmerksam wird. Ab 1892 erscheint die Buchreihe Carl May’s Gesammelte Reiseromane. 1893 wird Winnetou publiziert, eines seiner erfolgreichsten Bücher. May ist nun finanziell unabhängig und heiratet die zuweilen geistig verwirrte Emma Pollmer, von der er sich 1903 scheiden lässt, um Klara Plöhn zur Frau zu nehmen. Er hat nun die Mittel, um erstmals die Originalschauplätze seiner Romane zu besuchen, jedoch kann er seine Fantasiewelt nur schwer mit der Wirklichkeit in Einklang bringen. Die Legende, die May aufgebaut und wohl auch selbst geglaubt hat und der zufolge er die Abenteuer seiner Figuren Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi persönlich erlebt hat, wird von Journalisten demontiert. Karl May stirbt am 30. März 1912 in Radebeul. Sein Werk umfasst in der historisch-kritischen Ausgabe 120 Bände. Zu den bekanntesten Romanen zählen Durch die Wüste, Der Schatz im Silbersee und Der Ölprinz.

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