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Unsere schönen neuen Kleider

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Unsere schönen neuen Kleider

Gegen eine marktkonforme Demokratie – für demokratiekonforme Märkte

Hanser Berlin,

15 min read
10 take-aways
Audio & text

What's inside?

Muss sich die Demokratie wirklich dem Kapitalismus anpassen – oder nicht doch besser umgekehrt?

Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Augenöffner
  • Meinungsstark

Rezension

Dieser Zwischenruf eines kritischen Intellektuellen rüttelt wach. Zwar hat Ingo Schulze die Kapitalismuskritik nicht erfunden; das bekennt er auch selbst in seiner viel beachteten Dresdner Rede, die nun in Buchform vorliegt. Schulze gelingt es aber hervorragend, den Finger in die Wunde zu legen. Als Vehikel dient ihm das Märchen Des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Andersen, worauf der Buchtitel Bezug nimmt. Als Privatmann muss Schulze keine Rücksicht auf Parteiinteressen nehmen und ist nur dem eigenen Gewissen verpflichtet. Das führt zu scharfen Tönen und teilweise überraschenden Folgerungen. getAbstract empfiehlt Schulzes Streitschrift allen Bürgern, insbesondere allen Politikern und Wirtschaftsführern.

Zusammenfassung

Der Kaiser, das sind wir!

Im Märchen Des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Andersen machen zwei Betrüger einem eitlen Herrscher vor, seine neuen Kleider seien unsichtbar für alle, die „unverzeihlich dumm“ oder „für ihr Amt untauglich“ seien. Obwohl niemand die Kleider sehen kann – es gibt sie tatsächlich nicht –, traut sich keiner, das zu sagen. Jeder fürchtet um sein eigenes Ansehen. Erst ein Kind ruft beim Festumzug des nackten Kaisers: „Aber er hat ja gar nichts an!“ Das ganze Volk erkennt nun die Wahrheit, doch der Kaiser und seine Schleppenträger gehen weiter, als wäre nichts geschehen.

Andersen beschreibt in dem Märchen die Macht eines Dogmas, das so vehement vertreten wird, dass niemand wagen darf, es laut infrage zu stellen – sonst würden die Hüter der reinen Lehre über ihn herfallen. Genauso verfahren all jene, die uns weismachen wollen, die staatliche Unterstützung der Banken und Unternehmen sei „alternativlos“, ebenso wie die Ausschaltung demokratischer Institutionen und die Sozialisierung von Verlusten.

So wie der Kaiser im Märchen sind auch wir, das Volk, von Betrügern umgeben, die uns eine Lügengeschichte aufgetischt und zugleich ...

Über den Autor

Ingo Schulze studierte in der DDR Philologie und arbeitete anschließend als Schauspieldramaturg und Zeitungsredakteur. Heute lebt er als Schriftsteller in Berlin. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet.


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