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Die Göttliche Komödie

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Die Göttliche Komödie

Klett-Cotta,

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12 take-aways
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What's inside?

Die größtmögliche (Lese-)Reise: Dante nimmt den Leser mit durch die Hölle, den steilen Läuterungsberg hinauf – geradewegs in den Himmel.


Literatur­klassiker

  • Epos
  • Mittelalter

Worum es geht

Himmel und Hölle

Die Göttliche Komödie (La Divina Commedia) ist das berühmteste italienische Werk der Weltliteratur. Der mittelalterliche Dichter Dante Alighieri entführt den Leser seines um 1320 entstandenen Hauptwerkes auf eine Abenteuerreise der besonderen Art: An der Seite des römischen Dichters Vergil durchquert Dante, der sich selbst zum Helden des eigenen Epos macht, die Pforten der Hölle und reist durch ihren trichterförmigen Schlund bis zu Luzifer persönlich. Danach besteigt er den Läuterungsberg, um schließlich durch die Sphären des Himmels direkt zu Gottes Herrlichkeit zu gelangen. Auf seiner Reise trifft Dante auf 600 Seelen aus Mythologie, Dichtung und Geschichte, die - je nach ihren Taten - grausig ausgemalte Bestrafungen und entsetzliche Qualen in der Hölle erdulden oder aber das Paradies betreten dürfen. Das in exakt 100 Gesängen abgefasste Werk reißt den Leser in einen aberwitzigen Strudel ausgefeilter Symbolik und kann mit einer außergewöhnlichen sprachlichen Kraft aufwarten - auch wenn der immer gleiche Aufbau der Episoden für einen modernen Leser manchmal etwas ermüdend wirkt. Dante verfasste Die Göttliche Komödie statt auf Latein auf Italienisch und verhalf so dem Italienischen zum Durchbruch als Schriftsprache.

Take-aways

  • Dantes literarische Höllen- und Himmelfahrt von 1320 markiert den Anfangs- und zugleich den Höhepunkt der italienischen Literatur.
  • Der Autor macht sich selbst zum Helden der eigenen Geschichte: Dante lässt sich von dem verehrten römischen Dichter Vergil durch die Unterwelt führen.
  • Gemeinsam durchreisen sie die neun Stufen der Hölle und die sieben Stufen des Läuterungsbergs, bevor Dante schließlich durch die neun Sphären des Himmels gleitet.
  • Dante zeigt die Hölle als einen riesigen, spiralförmigen Trichter, der bis tief in den Erdmittelpunkt reicht. In den verschiedenen Höllenkreisen büßen die Sünder.
  • Auf seinem Weg begegnet Dante vielen Zeitgenossen, antiken Helden und Dichtern, Wissenschaftlern, Königen und Fürsten, die alle ihre unterschiedlichen Strafen verbüßen.
  • Nach der Hölle gelangt Dante zu dem terrassenförmigen Läuterungsberg. Auf seinem Gipfel befindet sich das irdische Paradies, aus dem Adam und Eva vertrieben wurden.
  • Auf den sieben Ebenen des Läuterungsbergs büßen die Seelen, die zwar auch Sünden begangen haben, die aber im Gegensatz zu den Seelen in der Hölle noch zu retten sind.
  • Im Himmel wird Dante nicht mehr von Vergil geführt, sondern von Beatrice, seiner Muse, von der er schon als neunjähriges Kind fasziniert war.
  • Die Sphären des himmlischen Paradieses entsprechen dem mittelalterlichen Weltbild mit der Erde als Zentrum des Universums.
  • Bei seinem Hauptwerk setzt Dante konsequent auf die italienische Volkssprache statt auf das übliche Latein der Gebildeten.
  • Der Autor verquickt in diesem Epos christliche Vorstellungen mit Erzählungen und Personen der antiken Dichtung.
  • Das Werk besteht aus exakt 100 Gesängen, die aus drei Teilen zu je 33 Gesängen und einer Einleitung aufgebaut sind.

Zusammenfassung

Eine schicksalhafte Begegnung

Der etwa 35-jährige Dichter Dante findet sich zu Beginn seiner Geschichte, dessen Erzähler und Held er ist, im Dickicht eines finsteren Waldes wieder. Er hat sich verlaufen und wird überdies noch von wilden Tieren bedroht, die ihm den Rückweg versperren. Da erscheint ihm ein ungewöhnlicher Retter: Es ist der von Dante geschätzte römische Dichter Vergil. Dieser bietet ihm an, ihn auf einem anderen Weg aus dem Wald zu führen: durch die Hölle und über den Läuterungsberg. Vergil zerstreut Dantes anfängliches Zaudern. Durch das Höllentor treten die beiden in die Unterwelt, die gleich einem gigantischen Trichter spiralförmig bis zum Erdmittelpunkt hinunterreicht. In der Vorhölle sieht Dante, wie jämmerliche Gestalten von Wespen und Mücken geplagt werden. Vergil erklärt, dass es sich bei diesen Menschen um die Halbherzigen handelt, die weder die Hölle noch der Himmel haben will. Am Acheron, dem Fluss der Toten, sorgt der Fährmann Charon für die Überfahrt in den ersten Höllenkreis.

Die ersten fünf Kreise der Hölle

Im ersten Höllenkreis treffen die beiden Reisenden auf die Dichterfürsten Homer, Horaz, Ovid und Lucan, die Vergil freundlich empfangen und auch Dante in ihre Mitte nehmen. Gemeinsam wandern sie zu einer Festung, in deren Garten die größten Helden der Antike lagern: Äneas, Hektor, Cäsar, Elektra, Penthesilea und Brutus. Ihnen gegenüber sieht Dante viele philosophische Lehrmeister, wie Platon, Sokrates und Demokrit. Weil sie schuldlos, aber ungetauft gestorben sind, können sie hier im Limbus, am Höllenrand, verweilen. Den Eingang zur eigentlichen Hölle versperrt Minos, der antike König, in Gestalt eines geflügelten Monsters. Er weist als Quartiermeister und Richter den Neuankömmlingen ihren Platz in der Hölle zu. Im zweiten Höllenkreis werden sündige Liebespaare von einem höllischen Wind immer wieder auseinander getrieben. Unter den berühmten Büßern befinden sich Cleopatra, die schöne Helena und die Helden Achilles und Tristan. Im dritten Höllenkreis knurrt der dreiköpfige Höllenhund Cerberus die Schlemmer und Nimmersatten an. Die gepeinigten Seelen müssen sich in eiskaltem Regen und Hagel den Angriffen der Bestie erwehren. Pluto, der römische Gott der Unterwelt, bewacht den vierten Höllenkreis: Hier büßen die Geizigen und die Verschwender für ihre Sünden. Sich gegenseitig verhasst, müssen sie große Steinmassen hin- und herschleppen. Auf dem Weg zum fünften Höllenkreis passieren die Wanderer einen abscheulich stinkenden Sumpf: In diesem Styx genannten Gewässer zerreißen sich die zu Lebzeiten Jähzornigen mit ihren Zähnen, während unter der modrigen Wasseroberfläche die griesgrämigen Seelen ihr Lied des Missmuts blubbern.

Durch die Stadt Dis zum siebten Höllenkreis

Am anderen Ufer angekommen, versperren viele kleine Teufel den Reisenden den Eintritt in die Stadt Dis, den Zugang zur inneren Hölle. Nur mit Hilfe eines herbeigerufenen Engels gelingt es den Wanderern, das Tor zu öffnen. Kaum eingetreten, vernimmt Dante sogleich elendes Jammern und Klagen: Hier im sechsten Höllenkreis liegen die Ketzer in ihren Särgen und erleiden niemals endende Feuerqualen. Bei einer kurzen Rast nutzt Vergil die Gelegenheit, Dante über die innere Organisation der Hölle aufzuklären: In den bisherigen Höllenkreisen waren die Sünder aus Maßlosigkeit. Diese waren noch verhältnismäßig harmlos gegenüber den Sündern aus Bosheit, die in vollem Bewusstsein Schuld auf sich geladen haben. Ihnen sind die unteren drei Höllenkreise vorbehalten.

„Grad in der Mitte unsrer Lebensreise / Befand ich mich in einem dunklen Walde, / Weil ich den rechten Weg verloren hatte.“ (Hölle, Erster Gesang, S. 11)

Der Minotaurus, ein Ungeheuer halb Mensch, halb Stier, bewacht den Eingang zum siebten Höllenkreis. In einem Meer aus kochendem Blut erkennt Dante dort die Seelen derer, die zu Lebzeiten ihre Hand gegen andere Menschen erhoben haben. Je nach ihren Gräueltaten wurden diese Missetäter unterschiedlich tief in den Blutstrom eingetaucht. Am anderen Ufer des Blutflusses finden die Wanderer wildes Gestrüpp vor. Darin nisten Harpyien (vogelartige Dämonen), die sich an den Sträuchern gütlich tun. Als Dante einen Strauch abknickt, beginnt die Pflanze sofort zu bluten und sich über die Behandlung zu beklagen. Der Busch erklärt Dante, dass er sich im Wald der Selbstmörder befindet: Alle, die sich selbst Gewalt angetan haben, werden in diesem Teil der Hölle in Sträucher verwandelt. An einem Abgrund, in den sich einer der Flüsse der Unterwelt tosend ergießt, wirft Vergil einen Strick in die dunkle Tiefe. Darauf schwebt ein Furcht erregendes Wesen zu ihnen herauf: ein menschengesichtiger, schlangenleibiger und skorpionschwänziger Drache namens Geryon, auf dessen Rücken die beiden Reisenden in den achten Höllenkreis gelangen.

Die Gräben der Betrüger: Der achte Höllenkreis

Dieser Teil der Hölle wird von zehn Gräben gebildet, die um das zentrale Höllenloch angeordnet sind. Sie sind den Betrügern vorbehalten. Im ersten Graben sehen Dante und Vergil die Kuppler und Verführer, die von kleinen Teufeln mit der Peitsche traktiert werden. Aus dem zweiten Graben steigt den Wanderern ein furchtbarer Gestank in die Nase: Hier wälzen sich die Schmeichler und Dirnen im Kot. Die Simonisten, die zu Lebzeiten einen lukrativen Handel mit wichtigen Kirchenämtern betrieben haben, stecken im dritten Graben kopfüber in brennenden Löchern. Sie ernten den Spott Dantes, der sich gegen die Vermischung von Kirche und Staat ausspricht. Im vierten Graben tummeln sich die falschen Wahrsager, denen die Köpfe auf den Rücken gedreht wurden. In ekelhaftes, stinkendes Pech getaucht, büßen im fünften Graben die korrupten Träger öffentlicher Ämter. Im sechsten Graben marschieren die Heuchler, angetan mit schweren, vergoldeten Bleimänteln, über die gekreuzigten Pharisäer - unter ihnen der Hohepriester Kaiphas, der den Tod Jesu gefordert hat. Die beiden Wanderer müssen einen beschwerlichen Aufstieg zum siebten Graben auf sich nehmen, wo die Diebe von Schlangen zerfressen werden. Im achten Graben sind die Hinterlistigen und die falschen Ratgeber in kleine Flammen gehüllt. Unter ihnen ist auch der listenreiche Odysseus. Die Glaubensspalter befinden sich im neunten Graben. Zu den prominentesten gehört Mohammed, dessen Eingeweide herausquellen. Im zehnten Graben schließlich winden sich die Fälscher unter Ekel erregenden Krankheiten.

Die Begegnung mit Luzifer und die Rückkehr an die Oberfläche

Vergil und Dante gelangen zum Rand des neunten und damit letzten Höllenkreises. Dort, im eisigen See Cocytus, büßen die schlimmsten Sünder der Hölle: die Verräter. Luzifer selbst steckt riesenhaft im Eis fest. Mit seinen drei Mäulern zerfleischt er Judas, den Verräter Christi, und die beiden Verräter Caesars: Brutus und Cassius. Dante und Vergil lassen sich nicht abschrecken: Sie klettern am zottigen Fell Luzifers und durch etliche Felsspalten empor, um schließlich wieder die Erdoberfläche zu erreichen. Hier begegnen sie Cato, dem Wächter des Purgatoriums. Dabei handelt es sich um den Läuterungsberg, den diejenigen Seelen erklimmen müssen, die nicht vollkommen verloren sind. Auf Bitte Vergils lässt Cato die beiden in Richtung Läuterungsberg weiterziehen.

In luftige Höhen: Auf dem Läuterungsberg

Am Fuß des Läuterungsbergs treffen die beiden Wanderer auf Seelen, die hier in "Wartestellung" verharren: Weil sie erst in der Stunde ihres Todes Reue für ihre Sünden gezeigt haben, werden sie nicht sofort auf den Berg gelassen. Dante und Vergil begegnen dem politischen Dichter Sordello. Dieser führt die beiden Gefährten in ein Tal, wo diejenigen europäischen Fürsten auf Erlösung warten, die sich zu Lebzeiten nicht um ihr Seelenheil gekümmert haben. Nun treten die beiden an die Tore des eigentlichen Purgatoriums. Ein Wächterengel zeichnet Dante sieben "P" (für lateinisch "peccatum", Sünde) auf die Stirn: Diese Zeichen der sieben Todsünden werden ihm, eines nach dem anderen, bei jedem Sims fortgewischt, das er auf dem Läuterungsberg erklimmen kann.

„Lasst jede Hoffnung, wenn Ihr eingetreten.“ (Hölle, Dritter Gesang, Aufschrift des Höllentores, S. 35)

Der Engel öffnet mit seinem Schlüssel das Tor: Dante und Vergil überschreiten, von Gesang und Musik begleitet, die Schwelle zum ersten Kreis des Läuterungsbergs. Hier büßen die Stolzen und Hochmütigen, die schwere Steinlasten mit sich herumtragen müssen. Auf dem zweiten Kreis begegnen Dante und Vergil den Neidischen: Diese kauern mit Blindheit geschlagen in einer tristen Höhle, wo sie von unsichtbaren Stimmen zur Nächstenliebe aufgefordert werden. Der dritte Kreis ist ganz in dichten Nebel gehüllt, in dem die Zornigen alle Heiligen um ihre Gnade anrufen. Im vierten Kreis ergreift Vergil die Gelegenheit, seinen Begleiter über die sieben Stufen des Läuterungsbergs aufzuklären, während ringsum die zu Lebzeiten Trägen in großer Eile umherhetzen. Die Geizigen, an den Boden gefesselt, beschwören die Namen all derjenigen, die in Armut gelebt haben. Nach einer kurzen Unterredung mit dem Geist von Hugo Capet, dem Stammvater des französischen Königshauses, kehren Dante und Vergil dem fünften Kreis den Rücken. Im sechsten Kreis begegnen den Reisenden die hungrigen und ausgemergelten Schlemmer, die hier Buße für ihre Maßlosigkeit tun. Im siebten Kreis angekommen, sehen die Wanderer die Wollüstigen, Beispiele großer Keuschheit rezitierend, durch eine wilde Feuerwand schreiten. Wie schon auf den bisherigen Stufen verweilt Dante im Gespräch mit einigen der Seelen. Dann fordert sie der Wächterengel dazu auf, durch das Feuer zu schreiten. Etwas zögerlich wagen Dante und Vergil auch diesen Schritt.

Das irdische Paradies

Hinter der Feuerwand betreten sie den Garten des irdischen Paradieses. Hier werden sie Zeuge des Triumphzuges der Kirche, einer Prozession, die sich einiger Allegorien aus den biblischen Büchern Hesekiel und Offenbarung bedient: Der Triumphwagen der Kirche wird von einem Greifen gezogen, vor dem sieben Leuchter hergetragen werden, gefolgt von den 24 Greisen der Apokalypse. Um den Wagen tanzen die drei geistigen Tugenden (Liebe, Hoffnung, Glaube) und die vier weltlichen (Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Tapferkeit, Klugheit). Hinter dem Wagen marschieren sieben Apostel. Als der Wagen am Baum der Erkenntnis anhält, erkennt Dante in einer Wolke über ihm schwebend seine geliebte Beatrice, die ihn streng für seine weltlichen Sünden tadelt. Nachdem Dante sich mit dem Wasser des Letheflusses gereinigt hat, ist er geläutert und bereit für den nächsten Abschnitt seiner Reise: den Flug durch den Himmel.

Die neun Sphären des himmlischen Paradieses

Seinen Führer Vergil muss Dante nun zurücklassen: Dessen Wissen reicht nicht aus, um ihm die Wunder des Himmels zu erklären. Die engelsgleiche Beatrice selbst steht Dante bei seinem Flug durch die neun Sphären des Paradieses zur Seite, bei dem sie ihn in scholastischen Lehrgesprächen über die Wirkzusammenhänge von Materie und Geist, göttlichem und stofflichem Einfluss aufklärt.

„Die Erde lässt von ihnen keine Spuren, / Von Recht und Mitleid werden sie verachtet. / Sprich nicht von ihnen, schau und geh vorüber.“ (Hölle, Dritter Gesang, Vergil über die “lauen Seelen“, S. 39)

In der ersten Sphäre - dem Mondhimmel - unterhalten sich Dante und Beatrice über den Ursprung der Mondflecken. Beatrice erklärt Dante, dass die Flecken auf Gottes Wirkkraft im Universum zurückzuführen seien. Im Mondhimmel erblickt der Dichter die Seelen derer, die mit Gewalt an der Erfüllung eines Gelübdes gehindert wurden. Im Merkurhimmel trifft Dante auf die Seele des römischen Kaisers Justinianus, der ihm in symbolischen Bildern eine Geschichte des römischen Kaisertums vermittelt. Bei den Seelen im Merkurhimmel handelt es sich um Wohltäter, die in singende Lichter eingeschlossen sind. Im Venushimmel kreisen die Lichter der Liebenden. In der Sphäre der Sonne tummeln sich die großen Kirchenlehrer als tanzende Lichter. Zwei von ihnen, der Dominikaner Thomas von Aquin und der Franziskaner Bonaventura, erzählen Dante vom Leben ihrer Ordensgründer. Die Seelen der Märtyrer und Glaubenskämpfer formen ein glühendes und singendes Kreuz, das Dante und Beatrice im Marshimmel entgegenleuchtet. Den gerechten Herrschern wurde der Jupiterhimmel zugewiesen. Die leuchtenden und singenden Seelen formen hier einen Adlerkopf, der die schlechten Fürsten schmäht und die gütigen Herrscher lobt. Im Saturnhimmel erspäht Dante die Jakobsleiter, die sich golden bis in die obersten Himmelssphären schwingt. Der Gründer des ersten Ordens, Benedikt von Nursia, schwebt heran und berichtet Dante von der Gründung seines Klosters. Kometenschnell steigt Dante zum Fixsternhimmel auf, von dem aus ihm die Erde winzig klein erscheint. Die Apostel Petrus, Jacobus und Johannes prüfen ihn in den drei Disziplinen Glaube, Hoffnung und Liebe. Als Belohnung für seine guten Antworten begegnet er Adam, dem ersten Menschen, und verlässt nun vollkommen die "irdischen" Sphären im Himmel.

Einheit mit Gott

Im Kristallhimmel, der neunten Sphäre, schaut Dante in das gleißende Licht des Empyreums, der Sphäre, in der Gott selbst weilt. Beatrice erklärt ihm die Hierarchie der Engel, die sich in Scharen um dieses Licht bewegen. Sie betrauert die Fehlentwicklungen der Kirche, welche die Botschaft des Evangeliums entstellt habe, und schmäht den Ablasshandel. Schließlich schwebt der Dichter selbst zum Empyreum empor, wo er die Himmelsrose sieht, die den Seligen vorbehalten ist. Als Höhepunkt seiner Reise erblickt er Gott: ein strahlendes Licht, welches ihm das Geheimnis der Dreieinigkeit enthüllt. Dante vermag nicht zu beschreiben, was er sieht, so hingerissen ist er von dem Anblick, und geht, wie von einem Blitz geblendet, darin auf.

Zum Text

Aufbau und Stil

Die Göttliche Komödie ist ein nach strengen Richtlinien der Poetik komponiertes Gedicht von epischem Ausmaß. Auffallend ist die häufige Verwendung der heiligen Zahlen 3 und 10, die auch in ihren Vielfachen 9 und 100 auftauchen: Das gesamte Werk besteht aus 3 Teilen (Hölle, Läuterungsberg und Paradies), die jeweils 33 unterschiedlich lange Gesänge enthalten. Zusammen mit einem einleitenden Gesang ergeben sich also 100 Gesänge. Die insgesamt 14 233 Verse sind in der Strophenform der Terzine verfasst: Dabei handelt es sich um drei Verse mit elf Silben, bei denen sich jeweils der erste und dritte Vers reimen. Der zweite Vers reimt sich wiederum mit dem ersten und dritten Vers der folgenden Terzine usw. Die Zahlensymbolik der Dreierpotenzen setzt sich auch auf inhaltlicher Ebene fort: Die einzelnen Bereiche des Jenseits sind beispielsweise in neun Stufen aufgeteilt. Luzifer, der sich im untersten Höllenkreis befindet, besitzt drei Köpfe, deren Münder die drei größten Verräter der Menschheit in einem fort zerreißen. Die Beispiele der Zahlensymbolik ließen sich beinahe beliebig erweitern.

Interpretationsansätze

  • Von den Lehren der Scholastik beeinflusst, versucht Dante, Personen aus dem heidnisch-antiken Sagenkreis in die christliche Thematik einzubauen: Daher finden sich z. B. die Dichter Homer, Horaz und Ovid im ersten Höllenkreis in der illustren Gesellschaft von Helden wie Äneas und Hektor sowie Philosophen wie Aristoteles, Sokrates und Platon.
  • Dante benutzt die Figur eines Ich-Erzählers: Er selbst tritt als Hauptperson in Erscheinung und reiht sich damit selbstbewusst in den Kreis der antiken Dichter ein.
  • Aus Verehrung für den römischen Dichter Vergil erwählt Dante diesen als seinen Führer: Der Schöpfer der Aeneis, der seinen Helden ebenfalls in die Unterwelt reisen ließ, tritt als Allegorie der Vernunft und Weisheit an die Seite des Autors, geleitet ihn durch die Hölle und erklimmt mit ihm den Läuterungsberg.
  • Trotz der phantastischen Geschehnisse versucht Dante, die Strafen der Hölle und des Läuterungsbergs nach einem realistisch wirkenden Rechtssystem aufzubauen: Dieses als "contrapasso" bezeichnete System der angemessenen Vergeltung versieht jeden Sünder mit der für ihn passenden Strafe.
  • Bei der Himmelfahrt Dantes tritt die geozentrische Vorstellung des Mittelalters klar hervor: Die Erde als Mittelpunkt des Universums wird von den damals bekannten Planeten (Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn) und ihren Sphären überlagert. Die Sonne bildet dabei lediglich einen Stern unter vielen.
  • Dante weist all denjenigen, die zwar gute Menschen gewesen, jedoch vor dem Erscheinen Christi gestorben sind, den Saum der Hölle ("Limbus") zu. Dessen Existenz wurde in der Theologie heftig diskutiert.

Historischer Hintergrund

Die scholastische Philosophie und das ptolemäische Weltbild

Dantes Göttliche Komödie setzt beim Leser eine tiefe Kenntnis des mittelalterlichen Weltbildes voraus. Dieses wurde einerseits durch die Lehre der scholastischen Philosophie und andererseits durch das astronomische System des Ptolemäus bestimmt. Die Scholastiker (abgeleitet von dem lateinischen Wort für "Schule") bildeten die gelehrte Schicht in den Klosterschulen des Mittelalters zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert. Sie versuchten, die Erkenntnisse der antiken Philosophie ins Christentum "hinüberzuretten": Statt das heidnische Wissen zu verbannen, sollten antike Ideen mit den Glaubenssätzen des Christentums harmonisch verbunden werden. In ihren Methoden vertrauten die Scholastiker dabei vor allem auf Aristoteles, während sie die anderen griechischen Denker kaum einbezogen. Zu den wichtigsten Scholastikern gehörten Albertus Magnus und Thomas von Aquin.

Bis zu den Entdeckungen des Kopernikus im 16. Jahrhundert lieferte das astronomische System des Claudius Ptolemäus aus dem 2. Jahrhundert das gängige Bild des Kosmos, auf das sich auch Dante bezog. Das ptolemäische Weltbild stellt die unbewegliche Erde in das Zentrum des Universums. Auf Sphären oder Ringen bewegen sich die Gestirne um die Erde. Die Sonne befindet sich nach diesem System auf der vierten Bahn von der Erde entfernt. Im äußersten Bereich des Universums vermutete man einen Fixsternhimmel, eine Sphäre, die den Tag-Nacht-Rhythmus steuert, und das "primum mobile": die Sphäre, welche die Bewegung aller anderen Ebenen antreibt.

Entstehung

Dante verfasste sein Hauptwerk vermutlich zwischen 1307 und 1321. Zu dieser Zeit lebte er unter dem Bannfluch seiner Heimatstadt Florenz und hielt sich in Verona, in der Toskana, in Ravenna, aber auch zu Studienzwecken in Paris auf. Den Plan, das epische Gedicht in der italienischen Volkssprache zu schreiben, fasste Dante schon recht früh. Der Titel des Werks, das ursprünglich lediglich La Comedia hieß, erscheint heute ungewöhnlich, denn nach einer "Komödie" klingt die Höllen- und Himmelsfahrt nicht gerade. Der Name muss jedoch als Gattungsbegriff verstanden werden: Nach den Regeln der Dichtkunst zu Dantes Zeit wurde eine Geschichte, die grausig beginnt und glücklich endet, als "comoedia" bezeichnet. Der italienische Dichter Giovanni Boccaccio verfasste 1360 eine Biographie über Dante und gab dessen Hauptwerk den Beinamen "göttlich". Hierauf bezog sich der Herausgeber einer Ausgabe von 1555, sodass Dantes Werk fortan als Göttliche Komödie bezeichnet wurde.

Wirkungsgeschichte

Die Göttliche Komödie markiert nicht nur den Anfang der großen italienischen Literatur, sie stellt auch bereits ihren Höhepunkt dar. Für die Italiener ist Dante der Nationaldichter schlechthin. Seine Heimatstadt Florenz forderte nach seinem Tod sogar die Leiche aus Ravenna zurück. Dantes Hauptwerk macht es dem Leser wahrlich nicht leicht, ihm zu folgen: Selbst seine Zeitgenossen mussten für das Verständnis der politischen und historischen Anspielungen auf ausführliche Kommentare zurückgreifen. Leider existiert keine vom Autor angefertigte Handschrift mehr. Dafür besitzt die Wissenschaft über 450 Abschriften. Die älteste findet sich in einem florentinischen Kodex aus dem Jahre 1350. Die ersten Drucke stammen aus dem Jahr 1472. Dantes Beschreibung der Hölle und des Himmels war Inspiration für die bedeutendsten Künstler, die in immer neuen Varianten die verschiedenen Ausgaben schmückten. Zu den "Dante-Malern" gehörten Sandro Botticelli, Michelangelo und in späteren Jahrhunderten der englische Bildhauer John Flaxman, der Dichter und Maler William Blake sowie der Franzose Gustave Doré. Auch Komponisten wie Rossini, Schumann und Franz Liszt ließen es sich nicht nehmen, das üppig ausgeschmückte Gedicht in Auszügen zu vertonen.

Die deutschen Klassiker taten sich schwer mit Dantes Jenseitsszenario: Goethe und Schiller verhielten sich gegenüber dem "Moderduft aus Dantes Hölle" (Goethe) eher abfällig. Andere, wie Lessing und Klopstock, waren zumindest reserviert. Für die deutschen Romantiker war Dante allerdings ein Fest, ein rauschendes Bild aus Farben und Sprache, das den romantischen Vorstellungen einer "Universalpoesie" entsprach. Darum waren es vor allem die Brüder Schlegel und Friedrich Wilhelm Schelling, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine verstärkte Dante-Lektüre anregten. Der deutsche Dichter Stefan George übersetzte einzelne Gesänge, und Peter Weiss erinnerten Dantes Beschreibungen der Hölle zeitlebens an Auschwitz. Samuel Beckett war derart vernarrt in Dantes Inferno, dass er ihm einen Essay (Dante, Vico, Bruno, 1929) und eine Erzählung (Dante und der Hummer, 1932) widmete.

Über den Autor

Dante Alighieri wird 1265 in Florenz geboren. Dantes Eltern, die dem niederen Adel angehören, versterben noch bevor er 20 Jahre alt ist. Eine Begegnung aus Dantes Kindheit gehört zu den wichtigsten Ereignissen im Leben des Dichters: Mit neun Jahren lernt er die etwa gleichaltrige Florentinerin Beatrice kennen, die Dante zeitlebens verehrt. Sie bildet die Projektionsfläche für seine Vorstellung einer himmlisch entrückten Frau - insbesondere weil sie schon mit 24 Jahren der Tod ereilt. Dadurch wird sie für den Dichter noch mehr zur Muse, zu einer Idealgestalt, die ihn in der Göttlichen Komödie in den Himmel trägt, ihn dort über die göttliche Ordnung aufklärt und der er auch sein Werk Neues Leben (Vita nuova) widmet. Aus seinen Schriften ist zu schließen, dass Dante im Wissen des Mittelalters gründlich unterrichtet wird. 1289 kämpft Dante in der Schlacht von Campadino an der Seite der Guelfen (so nennt sich die papsttreue Partei) gegen die gegnerische Partei der Ghibellinen (die Anhänger des Kaisers). In der Folge bekleidet er hohe politische Ämter in Florenz. Allerdings vernichtet ein Zwist unter den zwei Fraktionen der Guelfen Dantes weitere politische Karriere: Die "Schwarzen" sorgen dafür, dass Dante, der den "Weißen" angehört, aus der Stadt verbannt wird. Für den Fall, dass er sich erneut in Florenz blicken lässt, droht ihm der Feuertod. Im Exil wechselt Dante seine politische Überzeugung und freundet sich mit den Idealen der Ghibellinen an: Wie sie ersehnt er ein geeintes Europa unter der Vorherrschaft eines Kaisers, der die Streitigkeiten der italienischen Städte ein für allemal beenden soll. Mit dem Tod Heinrichs VII. zerplatzt dieser politische Traum. Dante kehrt nicht mehr in seine Geburtsstadt Florenz zurück und stirbt am 14. September 1321 in Ravenna.

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