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Huckleberry Finns Abenteuer

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Huckleberry Finns Abenteuer

Diogenes Verlag,

15 min read
12 take-aways
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What's inside?

Mark Twains wichtigstes Werk: ein schillerndes Gemälde der gar nicht so romantischen Südstaaten am Vorabend des Bürgerkriegs. Kein Jugendbuch, sondern nichts weniger als eine der Kronjuwelen amerikanischer Literatur!


Literatur­klassiker

  • Abenteuerroman
  • Realismus

Worum es geht

Abenteuer auf dem Mississippi

Wer kennt ihn nicht, den rebellischen Teenager mit dem großen Strohhut? Doch in Huckleberry Finns Abenteuern steckt viel mehr als ein harmloses Kinderbuch, das kleine Jungs mit der Welt der Abenteuer in Berührung bringt. Mark Twains zweites Buch mit dem jugendlichen, von der heuchlerischen Gesellschaft abgestoßenen Huckleberry Finn (nach Tom Sawyers Abenteuern) ist nicht nur abenteuerlich, sondern stellenweise auch sehr zivilisationskritisch und geradezu düster. Es geht um Sklaverei, den Wert eines Menschen, um Lüge und Betrug, um moralisches Handeln und um echte Freundschaft. Es ist nicht nur die Südstaatenromantik, die Mark Twain ironisiert, sondern es sind auch seine mit spitzer Feder gezeichneten Porträts der Menschen in Illinois und Arkansas, die den Roman zu einem authentischen Ausschnitt einer eher düsteren Epoche der Vereinigten Staaten machen. Mit leichter Hand gelingt es Twain, Selbstverständlichkeiten durch die naiv-beobachtende Perspektive des jugendlichen Helden zu demontieren, sodass die Welt etwas Magisches bekommt. Am Schluss der Reise auf dem Mississippi steht der amerikanischste aller amerikanischen Begriffe mit einem großen Ausrufezeichen: Freiheit!

Take-aways

  • Huckleberry Finns Abenteuer ist Mark Twains Hauptwerk. Es ist die Fortsetzung von Tom Sawyers Abenteuer.
  • Beide Romane waren große kommerzielle Erfolge, aber nur Huckleberry Finn gilt als eine der "Kronjuwelen" der amerikanischen Literatur.
  • Der halbwüchsige Huck(leberry) Finn, verwahrloster Sohn eines Stadtstreichers, wird von der Witwe Douglas adoptiert und "zivilisiert".
  • Doch der freiheitsliebende Junge fühlt sich von den gesellschaftlichen Zwängen bedroht und flieht mehrmals, um mit seinem Freund Tom Sawyer Abenteuer zu erleben.
  • Plötzlich taucht Hucks verschollener Vater auf und fordert von seinem Sohn den Schatz, den er und Tom vor einiger Zeit gefunden haben.
  • Weil der alte Finn an das Geld nicht herankommt, entführt er seinen eigenen Sohn und versteckt ihn in einer Holzfällerhütte am Mississippi.
  • Huck bricht aus der Hütte aus, täuscht seine eigene Ermordung vor und lässt sich vom Fluss auf eine kleine Insel treiben.
  • Hier trifft er auf den entflohenen Sklaven Jim, mit dem er Freundschaft schließt. Gemeinsam fahren sie auf einem Floß den Mississippi hinunter.
  • Nach einer Kollision mit einem Raddampfer werden die beiden zunächst getrennt, finden aber nach verschiedenen Abenteuern wieder zusammen.
  • Zwei Ganoven missbrauchen die beiden Flüchtlinge für ihre Beutezüge. Schließlich verkaufen sie den gesuchten Jim an eine Familie in Arkansas.
  • Huck gelingt es, Jim mit Tom Sawyers Hilfe zu befreien. Am Ende erhält Jim die Freiheit und Huck flieht erneut vor der Gesellschaft nach Westen.
  • Das Buch beeinflusste viele moderne Schriftsteller wie Ernest Hemingway und J. D. Salinger. Es wurde aber auch oft von der Zensur verboten - weil so häufig das Wort "Nigger" darin vorkommt, wurde es als rassistisch missverstanden.

Zusammenfassung

Huckleberry in der Zivilisation

Kurz zur Erinnerung: In St. Petersburg, einem kleinen Städtchen am Mississippi, haben Huckleberry Finn und sein Freund Tom Sawyer am Ende von Tom Sawyers Abenteuern einen fantastischen Fund gemacht: den Schatz einer Räuberbande. Für jeden satte 6000 $! Richter Thatcher legt das Geld für die Jungs auf der Bank an. Das bringt einen fetten Zinsgewinn. Für Huckleberry ist jedoch mit dem bestandenen Abenteuer das süße Leben erst einmal vorbei: Die Witwe Douglas und ihre erzkonservative und puritanische Schwester Miss Watson adoptieren Huck und versuchen, ihn in ihrem Haus zu "zivilisieren". Er muss ordentliche Kleider tragen, vor dem Essen beten und ihm wird von den Schwestern aus der Bibel vorgelesen. Huck hält das nicht lange aus und flüchtet. Doch seinem Freund Tom gelingt es, ihn zur Rückkehr zu überreden. Gemeinsam mit ein paar anderen Jungs gründen sie eine Räuberbande. Nachts treffen sich Tom, Huck und ihre Freunde in einer Höhle, die sie zu ihrem Hauptquartier machen. Feierlich schwören sie einen Eid, den Tom aus allen möglichen Räubergeschichten zusammengeschrieben hat, und unterzeichnen ihn mit ihrem Blut.

Ein Toter taucht wieder auf

Am nächsten Morgen bekommt Huck eine Strafpredigt der Witwe Douglas zu hören, weil er seine schönen neuen Kleider während der nächtlichen Eskapaden vollkommen ruiniert hat. Auch ihre Versuche, Huck zum Beten zu bringen, scheitern kläglich. Eines Tages finden ein paar Leute eine Leiche im Fluss. Von deren Statur und Aussehen schließen sie darauf, dass es sich um Hucks Vater handeln muss: ein schrecklicher Säufer, der seinen Sohn meist alleine gelassen und dann und wann verprügelt hat. Der Gedanke, dass sein Vater nun tot ist, beruhigt Huck. Indes geht es mit der Räuberbande zu Ende: Weil die Jungs niemals wirkliche Raubzüge unternehmen, sondern dies nur vorgeben, ist die Bande witzlos. Ein Junge nach dem anderen tritt aus. Allmählich arrangiert sich Huck mit der Schule. Er lernt buchstabieren und kann sogar das kleine Einmaleins einigermaßen korrekt aufsagen. Wenn er keine Lust auf die Schule hat, geht er einfach nicht hin.

„Personen, die versuchen, ein Motiv in dieser Erzählung zu finden, werden gerichtlich verfolgt; Personen, die versuchen, eine Moral darin zu finden, werden verbannt; Personen, die versuchen, eine Fabel darin zu finden, werden erschossen.“ (S. 7)

Im folgenden Winter stolpert er über einen ungewöhnlichen Fußabdruck im Schnee. Huck weiß sofort, dass die Spur vom Schuh seines Vaters stammt, der sich offensichtlich bester Gesundheit erfreut. Zurück bei der Witwe wartet der Vater schon auf den verdutzten Huck. Heruntergekommen, mit ungekämmten, zerzausten Haaren starrt er ihn an. Er mokiert sich darüber, dass sein Sohn feine Kleider trägt und sogar zu Schule geht. Er bilde sich wohl ein, dass er etwas Besseres sei. Das wolle er ihm austreiben.

Entführung und Flucht

Natürlich hat es Hucks Vater vor allem auf das Geld seines Sohnes abgesehen. Am nächsten Tag pöbelt er Richter Thatcher an, den Vermögensverwalter. Dieser will Hucks Geld aber nicht herausrücken und versucht sogar, mit der Witwe Douglas das Sorgerecht für Huckleberry zu erringen. Weil der alte Finn nicht an das Vermögen seines Sohnes herankommt, entführt er ihn und sperrt ihn in einer Blockhütte ein. Von Zeit zu Zeit verprügelt er Huck. Dieser sägt heimlich ein Loch in den Schuppen und wartet darauf, bei günstiger Gelegenheit auszubüxen. Eines Morgens entdeckt er ein ziemlich gut erhaltenes Kanu. Es gelingt ihm, das Boot zu verstecken, ohne dass sein Vater etwas davon mitbekommt. Während dieser sich in der Stadt herumtreibt, kann Huck seinen Fluchtplan verwirklichen. Er schießt ein Wildschwein und gießt das Blut in der Hütte aus, damit sein Vater denkt, er sei von Räubern getötet worden. Im Mondschein setzt er das Kanu aufs Wasser und lässt sich einige Meilen auf dem Mississippi treiben, bis auf die Insel Jackson's Island. Hier wird er am nächsten Morgen Zeuge eines Spektakels: Er beobachtet einen Raddampfer, der mit Böllerschüssen an seinem Versteck vorbeifährt. An Bord sind sein Vater, Tom Sawyer, die Witwe Douglas und der Richter. Ganz offensichtlich sind sie auf der Suche nach Hucks Leiche.

Zwei Insulaner

Drei Tage lässt sich Huck die Sonne auf den Bauch scheinen. Er erforscht die Insel und findet schließlich die noch warme Asche eines Lagerfeuers. Offensichtlich ist er nicht allein. Voller Angst verbringt er die Nacht in seinem Kanu. Dann nimmt er allen Mut zusammen und sucht den anderen Bewohner der Insel. Zu seiner Freude und Überraschung ist es Jim, der Haussklave der Witwe Douglas. Jim denkt zunächst, dass er Hucks Geist vor sich hat, denn er ist höllisch abergläubisch. Nachdem ihm Huck von seiner Flucht erzählt hat, rückt auch Jim mit der Wahrheit heraus: Er hat gehört, dass die Witwe ihn für 800 $ an einen Sklavenhändler verkaufen wollte, und da ist er abgehauen. Huck verspricht, ihn nicht zu verraten. Gemeinsam tun sie sich an Hucks Vorräten gütlich und schließen Freundschaft. Mehr als zehn Tage wütet ein furchtbarer Wolkenbruch, und die beiden Insulaner können sich nur mithilfe ihres Bootes fortbewegen. Einmal kommt ihnen ein zweistöckiges Holzhaus entgegengeschwommen. Hier machen sie reiche Beute. Jim entdeckt in dem Haus einen toten Mann, dem jemand in den Rücken geschossen hat. Doch er lässt Huck das Gesicht des Mannes nicht sehen; zu schrecklich sei der Anblick, meint Jim.

Flucht nach Süden

Ein paar friedliche Tage später wird Huckleberry neugierig. Er will wissen, was die Leute nach seinem angeblichen Tod über ihn denken und reden. Als Mädchen verkleidet schleicht er sich an die Küste. Von einer Frau, die ihn nicht erkennt, erfährt er, dass man zunächst seinen Vater als Hucks Mörder verdächtigt hat und man nun annimmt, es sei Jim gewesen. Auf Jims Kopf sind 300 $ Belohnung ausgesetzt und es sind bereits Leute unterwegs, die Jackson's Island absuchen wollen, weil dort Rauch gesichtet wurde. Huck versteht sofort, dass die Zeit drängt. Er rast zur Insel zurück und legt eine falsche Fährte für die Verfolger. Dann packen er und Jim ihr Hab und Gut auf ein Floß und fahren den Fluss hinunter. Jim baut ein Zelt auf dem Floß, sodass sich die beiden vor der Sonne und den mächtigen Regengüssen schützen können. In kleinen "Raubzügen" an Land versorgen sie sich mit dem Nötigsten. Während ihrer Fahrt auf dem Mississippi treffen sie auf einen gestrandeten Dampfer und schleichen sich an Bord. Dort finden sie drei Diebe, von denen zwei offensichtlich gerade dabei sind, den dritten umzubringen. Weil ihr eigenes Floß weggespült wurde, stehlen Huck und Jim kurzentschlossen das Boot der Räuber, die davon nichts mitbekommen. Einige Meilen flussabwärts können sie jedoch ihr Floß wieder einholen und setzen die Reise mit beiden Gefährten gleichzeitig fort.

Eine tödliche Fehde

Das Ziel ihrer Fahrt ist zum Greifen nah: der Ohio River und die Stadt Cairo im Staat Illinois, wo sie ihr Floß verkaufen und mit dem Raddampfer weiterfahren wollen. Dort, meint Jim, wird er endlich ein freier Mann sein. In der Nacht kommt dichter Nebel auf; Boot und Floß verlieren sich beinahe. Mit einem Trick gelingt es Huck, ein paar Sklavenjäger abzuschütteln, indem er vorgibt, Jim sei sein Vater, der die Blattern habe. Jim ist Huck unendlich dankbar und bezeichnet ihn als seinen ersten und einzigen richtigen Freund. Doch die beiden sind vom Pech verfolgt: Sie haben Cairo im Nebel verpasst und können nicht umkehren, weil das Kanu in der Nacht fortgespült wurde. Schließlich rammt die beiden sogar ein Raddampfer, zerteilt das Floß, und Huck findet sich - ohne Jim - am Ufer wieder. Hier wird er von der Familie Grangerford freundlich aufgenommen, nachdem diese sich davon überzeugt hat, dass er nicht zur Familie Shepherdson geh ört. Von einem Sohn der Grangerfords erfährt Huck den Grund für die Angst vor den Shepherdsons: eine uralte Familienfehde, bei der schon mehrere Mitglieder beider Seiten den Tod gefunden haben, aber niemand mehr so recht weiß, warum die Familien eigentlich im Zwist liegen. Huck lebt einige Tage bei den Grangerfords und lernt das Leben auf einer Plantage kennen, wo jedes Familienmitglied - auch er als Gast - seinen eigenen Sklaven hat. Schließlich findet Huck Jim wieder, der das Floß gerettet und sich in einem nahe gelegenen Sumpf versteckt hat. Eine Katastrophe gibt das Signal für ihren gemeinsamen Aufbruch: Nachdem sich die verfeindeten Familien gemeinsam in der Kirche eine Predigt über brüderliche Liebe angehört haben, gehen sie mit ihren Schusswaffen aufeinander los. Fast die gesamte Familie der Grangerfords wird ausgelöscht. Huck und Jim entkommen auf ihrem Floß.

Zwei Schwindler

Am nächsten Tag greifen sie zwei seltsame Männer auf, die sich auf der Flucht befinden: Der eine, ein 70-jähriger Mann, bezeichnet sich selbst als "Herzog" und der andere nennt sich, als angeblicher Sohn von Ludwig XVI., "König". Huck erkennt schnell, dass beide nur kleine Gauner und Quacksalber sind, die durch die Gegend ziehen und Leute übers Ohr hauen. Als freie weiße Männer sind sie jedoch in einer besseren Situation als Jim und Huck. Deswegen übernehmen sie schnell das Kommando. In allen Städtchen und Dörfern, die auf ihrem Weg liegen, lassen sich die beiden etwas Neues einfallen, um an Geld zu kommen: In Parkville geben sie sich als ehemalige Piraten aus, die andere Seeräuber zum rechten Glauben bekehren wollen - und bekommen von der ansässigen Gemeinde 80 $ fürs Missionieren. Drei Tage ziehen sie dem Publikum in Arkansas mit einer unglaublichen Theatervorstellung das Geld aus der Tasche, um schließlich fluchtartig und mit mehreren hundert Dollar zu entkommen.

„Zuerst hasste ich die Schule, aber nach und nach war ich so weit, dass ich sie aushalten konnte.“ (S. 25)

Schließlich gelingt ihnen ihr größter Coup: Sie geben sich als Brüder des soeben verstorbenen Peter Wilks aus, die den langen Weg aus England zurückgelegt haben, um ihn zu beerben. Huckleberry hat Mitleid mit den Nichten des Verstorbenen, die von "Herzog" und "König" um ihr Erbe gebracht werden sollen. Er vereitelt die Gaunerei. Als schließlich auch noch die beiden echten Brüder des Toten erscheinen, ist das Chaos perfekt. Es gelingt Huck zum Floß zu fliehen, wo Jim ihn bereits erwartet. Doch leider schaffen die Gauner es ebenfalls, das Floß zu erreichen.

Jim wird verkauft und befreit

Weil sie mit ihren Tricks und Schwindeleien in den folgenden Dörfern nicht viel Geld machen können, verkaufen der "Herzog" und der "König" kurzerhand Jim an die Familie Phelps. Die beiden Gauner werden wenig später von den Bewohnern eines Dorfes geteert und gefedert. Huckleberry ist unterdessen wild entschlossen, seinen Freund Jim zu befreien. Allerdings muss er zunächst sein eigenes schlechtes Gewissen beruhigen, weil er glaubt, dass er die Witwe Douglas und Miss Watson um ihren Sklaven geprellt hat. Die Familie Phelps hält Huck erstaunlicherweise für ihren Neffen Tom Sawyer, dessen Besuch sie erwartet. Huck spielt das Spiel mit und weiht Tom, der am nächsten Tag tatsächlich anreist, in seinen Plan ein, Jim zu befreien. Allerdings besteht Tom darauf, dass sie sich etwas wirklich Ausgefuchstes zum Sklavenraub ausdenken. Einfach den Schlüssel klauen und Jim befreien erscheint ihm zu leicht. Er macht sich einen Spaß daraus, die von ihm geliebten Abenteuergeschichten aus den Büchern in die Wirklichkeit zu übertragen. So muss Jim Ratten, Spinnen und anderes ekelhaftes Getier ertragen und seine Erlebnisse in die Wand ritzen - wie das in allen Geschichten über Gefangene zu lesen sei. Drei Wochen dauern die Vorbereitungen, um Toms "genialen", aber in Wirklichkeit völlig unnötigen und idiotischen Plan in die Tat umzusetzen.

Happy End

Die Befreiungsaktion wird dann doch noch gefährlich: Tom wird von einer Kugel ins Bein getroffen. Der von Huck herbeigerufene Doktor bringt Tom ins Haus seines Onkels, und er nimmt auch Jim mit, der sofort in Ketten gelegt wird. Der Doktor setzt sich aber für den Sklaven ein, weil er nicht geflohen ist, sondern ihm bei der Wundbehandlung von Toms Bein geholfen und damit seine Freiheit geopfert hat. Als Tom nach seiner Genesung erfährt, dass Jim wieder eingesperrt worden ist, platzt ihm der Kragen. Erst jetzt enthüllt er, was er schon seit seiner Ankunft weiß: Miss Watson ist bereits vor zwei Monaten verstorben und hat in ihrem Testament verfügt, dass man Jim freilassen solle. Sofort wird er von seinen Ketten erlöst. Huck erfährt nun von Jim, dass der tote Mann, der in dem fortgespülten Haus an ihnen vorbeigeschwommen ist, sein Vater war. Huck braucht sich also keine Sorgen zu machen, ihm je wieder in die Hände zu fallen. Noch bevor Toms Tante Sally erneut einen Versuch unternehmen kann, Huck zu adoptieren (und zu "zivilisieren"), ist er schon auf und davon: auf dem Weg nach Westen.

Zum Text

Aufbau und Stil

Wie der Mississippi, auf dessen Fluten Huckleberry Finns Abenteuer überwiegend spielen, fließt die Handlung an einigen Stellen in rasantem Tempo dahin und gönnt sich an anderen eine Pause. Anfangs- und Schlussteil des Romans haben noch etwas von der Jugendbuchidylle des Vorgängertitels über Tom Sawyer. Tatsächlich ist es vor allem dessen Auftreten am Ende, das den Text ins Romantisch-Abenteuerliche abdriften lässt. Anders bei Hucks Flucht aus seinem Heimatort: Die Begegnung mit Jim macht aus dem Buch streckenweise einen Entwicklungsroman. Diese Tendenz verändert sich zum Schelmenroman, zur bloßen Komödie, als die beiden Betrüger an Bord kommen und Mark Twain sich ausgiebig über die Dummheit der Städter am Mississippi lustig macht. Die vielleicht wichtigste Eigenschaft des Romans ist seine Erzählperspektive: Twain berichtet alles aus Huckleberry Finns Warte und kann damit die gesamte Palette der Emotionen eines heranwachsenden Jungen und dessen Weltsicht abbilden: Naivität, Neugierde, Ablehnung, Verwunderung, Ironie, Unbefangenheit - all das spiegelt sich in der (im amerikanischen Original) im schnoddrigen Südstaatendialekt präsentierten Prosa. Das macht die Lektüre packend und lebensecht.

Interpretationsansätze

  • Huckleberry Finn ist eine widersprüchliche Figur: Er ist ein Außenseiter, ein junger Vagabund, der nicht erwachsen werden will und gegen die gesellschaftlichen Konventionen rebelliert. Zugleich verkörpert er jedoch die Moral: Huck hat ein Gewissen und versucht ein guter Mensch zu sein inmitten einer Gesellschaft von Heuchlern und Verbrechern (nicht weniger als 20 Morde kommen im Roman vor).
  • Natur und Zivilisation bilden - vielleicht in Anlehnung an Rousseau - die großen Kontraste in Mark Twains Geschichte. Der freiheitsliebende Huck Finn fühlt sich von der zivilisierten Gesellschaft schlecht behandelt, weil sie ihn zum biederen und langweiligen Leben zwingen will. Er flieht in die Natur und in die Wildnis.
  • Hucks Konflikt mit der Gesellschaft weitet sich aus, als er Jim trifft und er zwischen den Ansprüchen der Gesellschaft (den entflohenen Sklaven auszuliefern) und seinem eigenen moralischen Denken (Jim ist sein Freund, obwohl er ein Sklave ist) hin- und hergerissen ist. Twain würzt diesen für einen Südstaatenhelden jener Zeit nicht so einfach zu lösenden Konflikt mit einer burlesken und ironischen Darstellung der dummen, fiesen oder gar bösartigen Züge, die die "zivilisierte Gesellschaft" angenommen hat.
  • Viele Menschen, denen Huckleberry Finn auf seiner Mississippifahrt begegnet, sind scheinheilig und heuchlerisch. Die Gesellschaft wird auf diese Weise im Roman zum Antagonisten (Gegenspieler) des Helden. Gesellschaftskritik ist ganz klar ein Anliegen Mark Twains.
  • Die Form der Erzählung wird entscheidend vom Mississippi bestimmt. Twain stilisiert den Fluss und seine Seitenarme, die Städtchen, die das Ufer säumen, die Stromschnellen und die Inseln in seiner Mitte zum Mikrokosmos für Huckleberry Finn.
  • Huckleberry Finn gilt als einer der ersten echten amerikanischen Romane, weil er nichts mehr mit Europa zu tun hat: Die Handlung spielt am und auf dem Fluss Mississippi, und die Sprache ist der amerikanische Südstaatenslang.

Historischer Hintergrund

Die Sklaverei in Amerika

Der Beginn der Sklaverei in Amerika kann bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Um 1620 wurden die ersten afrikanischen Sklaven von englischen Privatleuten nach Virginia gebracht. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann ein regelrechter "Sklavenboom", vor allem in den späteren Südstaaten der USA. Hier etablierte sich das Plantagensystem für den Anbau von Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr. Für die Landwirtschaft wurden viele Helfer benötigt, und der Sklavenhandel und -transport in die englischen Kolonien stieg rasant an. Mit dem Bedarf änderte sich auch die Gesetzgebung - kein Wunder im Zeitalter des klassischen "Liberalismus": Die Sklaven wurden Eigentum der Besitzer, die mit ihnen machen konnten, was sie wollten. Vergewaltigungen, Verstümmelungen, Kenntlichmachung durch Brandzeichen und Mord waren an der Tagesordnung und wurden selten geahndet.

Mit dem technischen Fortschritt zeichnete sich eine deutliche Nord-Süd-Spaltung Amerikas ab. Während sich im Norden eine Industrie entwickelte, blieb der Süden von der Plantagenwirtschaft und deshalb auch von den Sklaven abhängig. Der Norden stand der Sklaverei ablehnend gegenüber. Der Streit zwischen Norden und Süden entspann sich auch anhand der Frage, ob in den neuen Staaten der Union die Sklaverei erlaubt oder verboten werden sollte. Nachdem Abraham Lincoln, der erste, "sklavenfreundliche" Präsident der neu gegründeten Republikanischen Partei, die Macht übernahm, traten zwischen Dezember 1860 und Mai 1861 einige Südstaaten aus der Union aus und gründeten die "Konföderierten Staaten von Amerika". Mit der Belagerung von Fort Sumter in South Carolina begann der blutige amerikanische Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten. Mit der Kapitulation der Südstaaten im April 1865 endete die Sklaverei landesweit - zumindest auf dem Papier. Während der "Reconstruction", welche die Südstaaten wieder in die Union eingliedern sollte, zeigte sich, dass die Rassenfrage nach wie vor nicht gelöst war. Dies führte u. a. zu einer schleichenden Diskriminierung und der Gründung von rassistischen Geheimbünden wie dem Ku-Klux-Klan.

Entstehung

Gleich nach seinem großen Erfolg Tom Sawyers Abenteuer begann Mark Twain 1876 mit der Arbeit am Fortsetzungsroman über Huckleberry Finn, der auch schon im ersten Teil als Nebenfigur auftaucht. Allerdings entwickelte sich der Nachfolgeroman nicht wie ursprünglich geplant. Erstens zog sich die Arbeit über ganze sieben Jahre hin und zweitens änderten sich Hintergrund und Atmosphäre der Geschichte. Von dem unbekümmerten Vorgängerroman blieben letztlich nur die Hauptpersonen und der Ort erhalten. Die dunklere, von der Problematik des Sklavenhandels beeinflusste Tonalität von Huckleberry Finn führte vermutlich auch dazu, dass Mark Twain das Werk längere Zeit liegen ließ. Unter dem Eindruck der schwierigen Reconstruction-Ära erschien Twain das Thema in seinem Roman wieder aktuell. Die, wenngleich ironisch gebrochene, düstere Sichtweise der Welt und der Gesellschaft in Huckleberry Finns Abenteuern deckte sich auch mit Twains persönlicher Situation: Seine Frau war krank, sein erster Sohn verstarb noch als Kleinkind, seine Spekulationen führten in ein finanzielles Desaster. In dieser angespannten Lage widmete sich Twain seinem Buch wieder stärker. Der Entwurf war 1883 fertiggestellt und konnte ein Jahr später gedruckt werden.

Wirkungsgeschichte

Huckleberry Finn wurde, genau wie Tom Sawyers Abenteuer, sofort ein großer Erfolg. Anders als der harmlose Vorgänger spaltete das Buch die Kritiker. Die einen lobten es überschwänglich und sahen in ihm eine gegen den Rassismus gerichtete Parabel, die anderen erkannten dies gerade nicht und verurteilten das Werk als "rassistischen Müll". In manchen Südstaaten wurde das Buch sogar verboten. In Concorde in Massachusetts beschloss die öffentliche Bibliothek 1885, das Buch aus dem Bestand zu entfernen, weil es "eher in einen Slum als unter intelligente und respektable Leute" gehöre. Manche Leser stoßen sich noch heute an dem sehr häufig gebrauchten Wort "Nigger" und übersehen, dass diese Bezeichnung im historischen Kontext üblich war und dass Twain gerade durch die realistische Schilderung der Umstände seine Kritik transportieren wollte.

Unter Literaturexperten gilt Mark Twains Roman als eines der Schlüsselwerke der amerikanischen Literaturgeschichte. Ernest Hemingway meinte sogar: "Die ganze moderne amerikanische Literatur stammt von einem Buch von Mark Twain ab, das Huckleberry Finn heißt." Neben den zahlreichen Jugendbuchadaptionen und Verfilmungen stand Huck Finn Pate für viele andere literarische Altersgenossen, die das Erwachsenwerden mit den Augen eines Teenagers zu begreifen versuchen, wie z. B. Holden Caulfield in J. D. Salingers The Catcher in the Rye (Der Fänger im Roggen, 1951). Auch für Romane wie Jack Kerouacs On the Road (Unterwegs, 1957) sowie für viele Roadmovies gilt Huckleberry Finn als Vorläufer. Allein ins Deutsche wurde Mark Twains Roman neunmal übersetzt.

Über den Autor

Mark Twain ist das literarische Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers Samuel Langhorne Clemens. Er wird am 30. November 1835 im Ort Florida im Staat Missouri geboren. Seine Jugend verbringt er in der Kleinstadt Hannibal, einer Hafenstadt am Mississippi. Diese Stadt wird ihm später als Kulisse für die Abenteuer seines Helden Tom Sawyer dienen. Twains Vater stirbt 1847. Daraufhin muss der Sohn im Alter von zwölf Jahren die Schule abbrechen und eine Lehre als Schriftsetzer beginnen. Ab 1851 arbeitet er für das Hannibal Journal. Mit 17 Jahren geht er nach New York, dann nach Philadelphia, wo er seine ersten Reiseskizzen schreibt. Von 1857 bis 1860 ist er Lotse auf einem Mississippidampfer. Aus dieser Tätigkeit leitet er auch sein Pseudonym ab: "Mark Twain" bedeutet in der Sprache der Lotsen "zwei Faden Wassertiefe markieren" - die für einen Raddampfer sicher befahrbare Flusstiefe. Die Erfahrungen dieses Lebensabschnitts werden prägend für seine Dichtung. 1861 dient er für kurze Zeit als Freiwilliger im Amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Konföderierten. Ein Jahr danach wird er Reporter für die Zeitung Territorial Enterprise in Virginia City (Nevada). 1864 verlegt er seinen Wohnsitz nach San Francisco. Zwei Jahre später ist er als Reporter auf Hawaii und 1867 begibt er sich auf eine Reise durch Europa und Palästina. Viele distanziert-süffisante Reiseberichte entstehen in dieser Zeit. 1870 heiratet Twain und zieht nach Hartford (Connecticut). Dort entstehen seine populärsten Werke, darunter The Adventures of Tom Sawyer (Tom Sawyers Abenteuer, 1876) und seine Autobiografie Life on the Mississippi (Leben auf dem Mississippi, 1883). Als Mark Twains wichtigstes Werk aber gilt The Adventures of Huckleberry Finn (Huckleberry Finns Abenteuer, 1884). Nach einer missglückten Verlagsgründung geht Twain 1894 auf eine Weltreise, um mit Vorträgen seine Schulden abzuarbeiten. Er stirbt am 21. April 1910 in Redding (Connecticut).

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