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Der Gallische Krieg

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Der Gallische Krieg

Artemis & Winkler,

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12 take-aways
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What's inside?

Einer der größten Feldherrn der Antike beschreibt in einem spannenden Bericht über seine Eroberungen in Europa die Kultur der Gallier und Germanen.

Literatur­klassiker

  • Geschichte
  • Römische Antike

Worum es geht

Die Eroberung Galliens

Der römische Feldherr und spätere Kaiser Gaius Iulius Caesar schildert in diesem spannend zu lesenden Bericht die Unterwerfung der zahlreichen gallischen Stämme innerhalb von acht Jahren. Zu dieser verhelfen ihm Entschlusskraft, außergewöhnliche militärische und technische Kenntnisse und geschickte Diplomatie. Er zeigt sich als kluger Feldherr, der auch mal persönlich eingreift, um eine Schlacht für die Römer zu entscheiden. Das eigentliche Ziel der Niederschrift ist es aber, seine innenpolitischen Gegner in Rom zu beeindrucken und das Volk für sich einzunehmen: Der Gallische Krieg ist also eine Art Wahlpropaganda, denn Caesar strebt die höchste Macht in Rom an. Gleichzeitig möchte er das Wissen überliefern, das er auf seinen Feldzügen gewonnen hat: Er beschreibt detailreich die Kultur der keltischen Gallier, aber auch der Germanen, Britannier und Helvetier. So wird der Kriegsbericht zur Quelle für den Historiker, da er das Alltagsleben von Kelten und Germanen, die technische Entwicklung, die Tierwelt und die Geografie umfasst. Caesar ist ein gebildeter Mann, der für seinen Bericht nicht nur eigene Erfahrungen, sondern auch weitere Quellen auswertet; allerdings unterlaufen ihm dabei z. T. sachliche Fehler. Der Gallische Krieg galt lange Zeit als Pflichtlektüre für die militärische Ausbildung. Heute wird er noch immer im Lateinunterricht gelesen.

Take-aways

  • Der Gallische Krieg ist ein Hauptwerk der antiken Geschichtsschreibung.
  • Caesar schildert darin seine Eroberung Galliens in den Jahren 58–51 v. Chr.
  • Der römische Feldherr unterwarf nach und nach die gallischen Stämme, die im heutigen Frankreich und Belgien lebten, und unternahm Feldzüge gegen die Germanen und Britannier.
  • Die germanische und die keltische Kultur werden hier zum ersten Mal in vielen Einzelheiten beschrieben.
  • Caesar dehnte mit seinen Eroberungen die Kultur Roms nach Norden und Osten aus, stoppte die Angriffe der Germanen und legte erstmals den Rhein als Grenze zwischen Galliern und Germanen fest.
  • Damit schuf er die Grundlage unserer heutigen Kultur in Mitteleuropa.
  • Caesar gilt als einer der größten Feldherrn und Politiker der Antike, der Roms Verfassung nachhaltig umgewandelt und seine Fläche wesentlich vergrößert hat.
  • Andere halten ihn für einen rücksichtslosen Eroberer und Imperialisten. Sein gallischer Gegner Vercingetorix ist für viele Franzosen eine Figur des Freiheitskampfes.
  • Im Gallischen Krieg zeigt sich, dass Caesar fremden Kulturen Interesse und ihren militärisch-technischen Kenntnissen und ihrer Tapferkeit Achtung entgegenbringt.
  • Caesar verfasste den Bericht zum größten Teil selbst und schrieb ihn direkt nach den Ereignissen nieder. Der Text ist lebendig und von klarem und prägnantem Stil.
  • Der Feldherr stellt sich als souveräner Taktiker dar, der technisch interessiert ist, rasch entscheidet und mutig auch mal selbst in das Kampfgeschehen eingreift.
  • Caesar strebte höchste Staatsämter in Rom an. Der Text ist daher eine Art politisches Manifest, das dem Volk vor der nächsten Konsulwahl einen geborenen Führer präsentieren und die politischen Feinde beeindrucken sollte.

Zusammenfassung

Sieg über die Helvetier und die Germanen

Gallien besteht aus drei Teilen: Einer ist von den Belgern besiedelt (heutiges Belgien und Nordfrankreich), der zweite von den Aquitanern (Südwestfrankreich), und der dazwischenliegende Teil ist von den eigentlichen Galliern bewohnt: Mittelgallien. Ihre Nachbarn zwischen Boden- und Genfer See sind die Helvetier. Unter dem einflussreichen Fürsten Orgetorix kam es dort zu einer Verschwörung: Orgetorix und seine Gefolgsleute rüsteten sich, um Gallien zu erobern, da sie mehr Land für ihr eigenes Volk beanspruchten. Die Verschwörung wurde verraten, Orgetorix beging Selbstmord, doch die Helvetier betrieben weiterhin die Auswanderung aus ihrem angestammten Gebiet. Da sie dabei auch römische Provinzen durchqueren wollten, eilte Caesar von Rom aus nach Norden und stellte sich ihnen mit seinen Truppen in den Weg. Die Helvetier, 52 000 Waffenfähige, suchten sich einen anderen Weg. Caesar griff sie dennoch an, weil er sie für gefährlich hielt: Sie hatten bereits einem seiner Vorfahren eine Niederlage zugefügt.

„Gesamtgallien ist gegliedert in drei Teile. Einen bewohnen die Belger, den zweiten die Aquitaner, den dritten das in der Landessprache Kelten, bei uns Gallier genannte Volk.“ (S. 7)

An der Saône richtete Caesar ein Blutbad unter seinen Gegnern an. Die Helvetier zogen zwar weiter nach Westen, doch Caesar folgte ihnen und besiegte sie schließlich vollständig; ein Teil von ihnen wurde versklavt. Durch diesen Sieg gewann er einigen Einfluss in Gallien. Die gallischen Führer gratulierten Caesar und dankten ihm dafür, dass er sie vor einem helvetischen Überfall bewahrt hatte. Gleichzeitig erbaten sie Hilfe gegen den germanischen Heerführer und König der Sueben, Ariovist, der sich in Burgund eingerichtet und ihre Städte besetzt hatte. Caesars Soldaten ängstigen sich vor den barbarischen Feinden, den rotblonden, riesigen Germanen. Doch Caesar beruhigte seine Truppe mit einer glänzenden Rede. Verhandlungen mit Ariovist scheiterten, es kam zur Schlacht. Ariovist wurde besiegt und starb bald darauf, die Germanen flohen zum Rhein. Rom übernahm die Vormachtstellung in Mittelgallien.

Der Kampf gegen die Belger und die Besetzung ganz Galliens

Caesar erfuhr, dass die Belger sich gegen Rom verschworen: Sie fürchteten einen Angriff auf ihr Gebiet, da die römische Besatzung sich bereits bis an ihre Stammesgrenzen ausgedehnt hatte. Caesar, westlich der Alpen stehend, zog seine Truppen zusammen und marschierte in 15 Tagen nach Norden. Das Volk der Remer, die bei Reims siedeln, ergab sich ihm und kooperierte. Das riesige belgische Gesamtheer rückte an. Es belagerte die aus seiner Sicht abtrünnigen Remer, und Caesar eilte diesen zu Hilfe, worauf die Belger das römische Heerlager bedrohten. Die feindlichen Parteien belauerten sich und entwickelten ihre Taktiken, kämpften aber nur vereinzelt. Als das belgische Heer sich zurückzog, verfolgte Caesar es und fügte ihm empfindliche Verluste zu. Er zog durch die verschiedenen Stammesgebiete, und nach und nach kapitulierten die einzelnen belgischen Völker. Gegen die Nervier musste er eine größere Schlacht kämpfen, die sich erst zum Guten für die Römer wendete, als er persönlich eingriff. Die Nervier kämpften mit großer Tapferkeit, mussten sich aber schließlich ergeben, denn von 60 000 waren nur noch 500 Waffenfähige übrig geblieben. Caesar ließ bei den Besiegten Milde walten. Nach dem Sieg über einen weiteren Stamm war nun ganz Gallien unter römischer Besatzung, allerdings musste Caesars Feldherr Crassus noch einen Aufstand der Seevölker in der Bretagne und der Normandie niederschlagen.

„Von allen diesen sind die Belger am tapfersten, weil sie von der Verfeinerung und Kultur unserer Provinz am weitesten entfernt sind, nur ganz selten Kaufleute zu ihnen kommen und verweichlichende Waren einführen, auch weil sie nächste Nachbarn der Germanen rechts des Rheins sind, mit denen sie ständig Krieg führen.“ (S. 7)

In Rom reagierte der Senat mit Begeisterung und hielt ein zweiwöchiges Dankfest ab. Caesar selbst überwinterte in Oberitalien. Die unterworfenen Gegenden wurden römische Protektorate, wobei romtreue Stämme die örtliche Verwaltung übernahmen. Caesar sandte Servius Galba in die Alpen, um die dortigen Handelswege zu schützen. Die Alpenvölker griffen die Römer an, da sie befürchteten, dass diese nicht nur in friedlicher Absicht kamen; sie wurden aber besiegt. Caesar hielt nun ganz Gallien für befriedet. Es kam jedoch zu Aufständen bei den Völkern am Ozean. Caesar ließ eine Flotte bauen und begann einen zermürbenden Krieg zu Land und zu Wasser. Die Römer siegten schließlich in einer Seeschlacht. Caesar bestrafte die Aufständischen besonders streng: Sie galten nach römischem Recht als Rebellen. Auch die Aquitaner im Süden des Landes und zwei belgische Stämme erhoben sich, wurden aber besiegt.

Germanen und Britannier

In der Folge kämpfte Caesar gegen einige germanische Stämme, die nach Gallien drängten. Die Usipeter und Tenktherer, bislang nördlich des Mains angesiedelt, überschritten den Rhein, weil sie von den Sueben gen Westen getrieben wurden. Caesar zog den Germanen entgegen, um das gallische Protektorat gegen die Feinde zu verteidigen. Nach misslungenen Verhandlungen schlug er die Usipeter und Tenktherer vernichtend und überschritt mit seinen Truppen den Rhein. Dazu ließ er in nur zehn Tagen eine Brücke aus Holz bauen, die so konstruiert war, dass die starke Strömung ihr nichts anhaben konnte. Caesar schlug die Sugambrer, die zwischen Ruhr und Sieg siedeln, in die Flucht und brannte ihre Dörfer nieder. Auch die gefährlichen Sueben flohen, als sie sahen, dass Caesar den Rhein überquert hatte. Die Römer ließen es bei dieser Machtdemonstration bewenden und kehrten nach Gallien zurück.

„Da Caesar sah, dass die Lage gefährlich und keine Reserve da war, um sie in die Schlacht zu werfen, entriss er einem Soldaten im letzten Glied den Schild, weil er selbst ohne Schild herbeigeeilt war, drang an die Front vor, rief die Zenturionen einzeln beim Namen, feuerte die übrigen Soldaten an und befahl, vorzugehen und die Manipel zu lockern, damit man leichter mit dem Schwert fechten konnte.“ (S. 103)

Um auch die Britannier davon abzuhalten, nach Gallien überzusetzen und den Unterworfenen zu Hilfe zu eilen, unternahm Caesar einen Vorstoß nach Kent in Südbritannien. Die Einheimischen verhinderten dort zwar zunächst eine Landung der Römer, doch der Feldherr konnte die Gegner überlisten. An Land wurden die Britannier vernichtend geschlagen. Es waren allerdings noch einige Kämpfe nötig, bis die Inselbewohner Friedensunterhändler schickten. Die Römer konnten sich auf den Kontinent zurückziehen, in Rom selbst wurde wieder ein Dankfest abgehalten. Caesar bezog sein Winterquartier in Belgien.

„Caesar durfte nach seinem Erfolg mit gutem Grund glauben, Gallien sei befriedet, da die Belger besiegt, die Germanen vertrieben, die Seduner in den Alpen geschlagen waren.“ (S. 121)

Im nächsten Jahr rüstete sich Caesar für einen zweiten Feldzug gegen Britannien. Er ließ in Italien neue Schiffe bauen, deren Konstruktionsweise er selbst vorgab: Groß und flach sollten sie sein, um Lasten und Reiterei zu transportieren sowie den Wellen des Ärmelkanals standzuhalten. Zuerst jedoch zog Caesar wieder an den Rhein und die Mosel, um gegen die Treverer zu kämpfen, die sich ihm widersetzten. Geschickt spielte er romtreue und romfeindliche germanische Führer gegeneinander aus und stellte so den Frieden her. Danach reiste Caesar nach Britannien; die gallischen Führer nahm er mit, um sicher zu sein, dass die Stämme in seiner Abwesenheit keinen Aufstand wagten. Allerdings rumorte es unter den mitziehenden Galliern: Bei Weitem nicht alle sahen die Römer als willkommene Bundesgenossen gegen die germanischen Feinde an, sondern wollten für ihre Freiheit kämpfen. Dumnorix, seit jeher ein Feind Roms, zettelte eine Verschwörung an, musste fliehen und wurde getötet. Bei der Landung in Britannien zogen sich die Einwohner zurück, verschreckt durch die Größe der römischen Flotte. Caesar verfolgte die Fliehenden und errang erste Siege, musste aber zu seiner Flotte zurück, die durch einen Sturm beschädigt worden war. Er beaufsichtigte ihre Ausbesserung. Die Britannier sammelten sich unter ihrem Führer Cassivellaunus, sie traten den Römern aber nicht in offener Feldschlacht entgegen, sondern verlegten sich auf den Partisanenkrieg, der Caesar erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Ein britannischer Stamm lief zu den Römern über. Caesar konnte schließlich die Themse überschreiten und die Fluchtburg des Cassivellaunus erobern. Der Führer der Britannier unterwarf sich, und die Römer kehrten zu ihrem Lager am Strand zurück.

Befriedung Galliens

In Gallien warteten bereits wieder Aufstände auf Caesar: Ein romfreundlicher Gallierkönig wurde ermordet, ein anderer, den Caesar selbst eingesetzt hatte, von seinen Untertanen vertrieben. Die Eburonen, ein germanisch-belgisches Volk zwischen Maas und Rhein, erhoben sich und griffen das Winterlager zweier römischer Feldherren an. Ihr Führer Ambiorix lockte die Römer in eine Falle, vernichtete 15 große Heereseinheiten, stachelte einen belgischen Stamm an, ein Römerkastell zu belagern, und verbündete sich mit den aufrührerischen Treverern am Rhein. Zwei der römischen Feldherrn, besonders der nervenschwache Sabinus, begingen große taktische Fehler. Die römischen Soldaten hatten Angst und waren kaum noch kampffähig. Es dauerte lange, bis Caesar von einem Boten endlich die Nachricht von den Niederlagen und Belagerungen erhielt. Er zog Ersatztruppen zusammen und eilte den Feinden entgegen, spielte ihnen aber vor, Angst vor einem Kampf zu haben, und lockte sie dadurch auf ein Gelände, das für sie taktisch ungünstig lag. Die List gelang, die Gegner wurden unvorsichtig, und er konnte sie vernichtend schlagen. Der Führer Ambiorix entkam jedoch. In Gallien trat wieder Ruhe ein, allerdings eine gespannte Ruhe: Die Gallier hatten durch die Schwäche des Feldherrn Sabinus erfahren, dass auch Rom nicht unbesiegbar ist, und probten immer wieder Aufstände. Der Treverer-Führer Indutiomarus erhob sich, wurde aber geschlagen und verlor sein Leben. Am Ende des Jahres war Caesar zwar siegreich, aber das eroberte Land war noch weit vom Frieden entfernt.

„Caesar glaubte, sie strenger bestrafen zu müssen, damit die Barbaren in Zukunft das Gesandtenrecht sorgsamer achteten. Daher ließ er den ganzen Ältestenrat hinrichten und die übrigen als Sklaven verkaufen.“ (S. 133)

Im nächsten Jahr hob Caesar in den besetzten Gebieten Soldaten aus. Er zog gegen die Treverer an der Mosel zu Felde und unterwarf sie, kämpfte einen Aufstand der Nervier in Belgien nieder und verwüstete das Land der Menapier, die sich schließlich ergaben. Dann baute er eine zweite Rheinbrücke und drängte die rechtsrheinischen Germanen, insbesondere die Sueben, zurück, denn er wollte verhindern, dass der flüchtige Ambiorix bei ihnen Unterstützung fand.

Die Sitten der Gallier und Germanen

Bei den Galliern sind die Druiden, ein Art Priesterkaste, sehr einflussreich, sie bilden zahlreiche junge Männer aus, sprechen Recht und können sogar Verbannungen verhängen. Ebenso einflussreich sind die Krieger. Alle anderen sind rechtlos und können behandelt werden wie Sklaven. Die Gallier verehren Götter, die ganz ähnliche Funktionen und Aufgaben übernehmen wie die römischen, z. B. Merkur, den Gott des Handwerks, der Künste und des Handels. Ihr Kalender zählt die Nächte, nicht die Tage. Bei der Heirat legt der Mann den gleichen Betrag in die gemeinsame Ehekasse, den auch die Frau als Mitgift mitbringt. Erregt der Tod eines Mannes Verdacht, kann die Witwe gefoltert werden.

„Alle Britannier aber reiben sich mit Waid ein, das himmelblau färbt, und dadurch sehen sie im Kampf noch schrecklicher aus; sie tragen langes Haar, rasieren sich aber sonst am ganzen Körper bis auf Haupthaar und Oberlippenbart.“ (S. 207)

Die Germanen leben ganz anders: Sie kennen keine Druiden und verehren keine Götter, die den römischen ähnlich sind, sondern Himmelskörper wie Sonne und Mond oder das Feuer. Ihr Leben gilt der Jagd und dem Krieg. Geschlechtliche Enthaltsamkeit bei Männern gilt als Tugend, die ihre Muskeln stählt. Sie ernähren sich von Milchprodukten und Fleisch, widmen also dem Ackerbau nur wenig Aufmerksamkeit. Wenn sie Acker besitzen, dann nie als persönliches Eigentum, sondern immer gemeinschaftlich. Sie sind nicht sesshaft und häufen deshalb wenig Besitz an. Das gilt auch für ihre Führer, wodurch Neid und Missgunst vermieden werden. Recht wird von den Führern selbst gesprochen. Die Germanen sind tapferer als die Gallier, da sie kriegerischer sind, doch früher war das einmal anders: Damals eroberten gallische Stämme Gebiete östlich des Rheins. Sie lebten in einer Gegend um die Donau herum, in einem Wald, der sich weit gen Osten bis fast nach Griechenland zieht.

Ambiorix und Vercingetorix

Caesar kehrte von Germanien wieder nach Gallien zurück, ließ aber als Warnung für die Sueben den Brückenkopf am Rhein bestehen und stationierte einige Kohorten als Bewachung. Er unternahm einen grausamen Rachefeldzug gegen Ambiorix und zerstörte das Land der Eburonen. Ambiorix selbst konnte erneut entkommen, Caesar ließ darum dessen Stellvertreter Acco hinrichten. Im Winter reiste er nach Rom, um die dortige innenpolitische Lage zu überwachen.

„Das ganze Volk der Gallier ist erfüllt von abergläubischer Scheu, und deshalb bringen Leute, die von schwerer Krankheit befallen sind oder sich in Krieg und Gefahr befinden, entweder Menschen als Opfer dar oder geloben es und lassen die Druiden diese Opfer vollziehen.“ (S. 279 f.)

Im nächsten Jahr erfuhr Caesar von einem neuerlichen gallischen Aufstand. Der Averner Vercingetorix sammelte viele Stämme hinter sich und führte sie zum Freiheitskampf gegen die Römer. Caesar brach nach Gallien auf, Vercingetorix zog ihm entgegen. Er ließ Felder und Städte in Brand stecken, um die römischen Legionen auszuhungern. Mit einer flammenden Rede konnte er seine Leute für den Krieg gegen die Römer begeistern. Diese belagerten die Stadt Avaricum und eroberten sie schließlich, fast alle Bewohner wurden getötet. Caesar zog nach Gergovia, der Hauptstadt der Averner, wo seine Legionen erhebliche Verluste erlitten. Schließlich gelangten die Römer nach Alesia in Burgund zum Lager des Vercingetorix. Sie schlossen die Stadt ein und belagerten sie, Caesar zeigte seine überlegene Taktik als Heerführer in einem Stellungskrieg. Der Gallier Critognatus riet seinen Landsleuten zum Kannibalismus, damit sie überlebten, doch diese schreckten davor zurück. Die Römer eroberten schließlich Alesia, die Gallier kapitulierten, Vercingetorix ergab sich. In Rom wurde ein großes Dankfest abgehalten.

Zum Text

Aufbau und Stil

Der Gallische Krieg besteht aus acht Büchern, in denen vor allem der Krieg Roms gegen die gallischen Stämme beschrieben wird. Die Schilderungen führen vom Kampf gegen die Helvetier über die Besitznahme ganz Galliens, die Grenzsicherung gegen die Britannier und Germanen bis zur Niederschlagung der zahlreichen Aufstände. Buch sechs enthält außerdem eine sehr interessante kulturelle Gegenüberstellung von Galliern und Germanen. Buch sieben gilt als der erzählerische Höhepunkt des Werks, da es Caesars Sieg über den mächtigen Vercingetorix in Alesia schildert, wodurch die Gallier endgültig unterworfen wurden. Mit diesem Ereignis waren für Caesar seine „Berichte“ (commentarii) von der Front offenbar beendet. Das achte Buch verfasste darum sein Stabschef Aulus Hirtius, der mit ihm in Gallien kämpfte, also Augenzeuge war. Hirtius ahmt Caesar gekonnt nach: Ebenso wie der Hauptautor selbst betont er dessen Milde gegenüber den Feinden, in manchen Fällen auch die notwendige Strenge, sein Glück und seine Feldherrnkunst; sprachlich ist dieser Teil allerdings von minderer Qualität. Caesars eigener Stil ist klar, knapp und prägnant. Er verfolgt in dem Text das Ideal, die einfache, klassische lateinische Umgangssprache zu pflegen, die „Latinitas“. Die Übersetzer sind sich einig, dass diese Eigenschaften in der deutschen Übertragung teilweise verloren gehen müssen. Der Autor spricht von sich selbst nüchtern in der dritten Person („Als Caesar sah, ...“). Bei entscheidenden diplomatischen Verhandlungen und den Höhepunkten von Schlachten werden die Sätze kürzer und einfacher; Caesars innere Nähe zum Geschehen wird hier deutlich.

Interpretationsansätze

  • Der Kriegsbericht Caesars ist ein politisches Manifest, mit dem er die Bürger Roms von seiner Macht, Stärke und seinen taktischen Fähigkeiten als Feldherr überzeugen wollte, um zum Konsul gewählt zu werden.
  • Der Text ist oft als direkte Reaktion auf innenpolitische Vorgänge in Rom zu lesen. Beispielsweise lag Caesar an einem guten Verhältnis zu dem Politiker und Redner Marcus Cicero, weshalb er die militärischen Fähigkeiten von dessen Bruder positiv darstellte.
  • Caesar wollte vermutlich eine breite Leserschaft ansprechen, nämlich sowohl das einfache Volk als auch gebildete Schichten und Politiker, die in Rom meist Feldherrn waren. Deswegen richtete er sich ebenso an militärisch Kundige wie auch an Leser, die etwas über unbekannte Weltgegenden erfahren wollten.
  • Indirekt charakterisiert Caesar sich selbst. In seinen Taten zeigt er sich als entschlussfreudiger, kluger Taktiker, als Redner, der seine Mannen im Ernstfall mit Worten aufrichtet, der obendrein technisch interessiert ist und im Ernstfall selbst zum Schwert greift. Manche Interpretatoren warfen ihm Verzerrung der historischen Wahrheit vor und das Bemühen, sich selbst ins rechte Licht zu rücken.
  • Trotzdem ist das Buch nicht nur Propaganda. Es übermittelt den Zeitgenossen und der Nachwelt wertvolle Informationen über Land und Leute außerhalb der römischen Zivilisation. Caesar berichtet nicht nur über militärische und zivile Techniken, sondern beschreibt auch die Tierwelt und die geografische Lage vieler Orte.
  • Die Eroberungen sind für ihn gerechtfertigt, denn dass Rom höher steht als andere Völker und Stämme, wird nicht infrage gestellt. Er stellt Rom als Zivilisationsbringer dar. Jedoch sind die Unterworfenen für ihn nicht nur einfach „Barbaren“. Vielmehr erweist er ihrer Tapferkeit und ihren kulturellen Errungenschaften seine Achtung und beschreibt sie als ebenbürtige Gegner im Kampf.

Historischer Hintergrund

Rom und Gallien zu Caesars Zeit

Mit „Gallia“ bezeichneten die Römer zunächst Gebiete in Oberitalien („Gallia cisalpina“, also das Gallien diesseits der Alpen, von Rom aus gesehen). 118 v. Chr. errichteten die Römer dann eine Provinz in Südfrankreich („Gallia transalpina“, Gallien jenseits der Alpen). Als Caesar 58 v. Chr. die Feldzüge im Gallien jenseits der Alpen unternahm, drängten bereits von Nordosten die Germanen in das Gebiet. Die Gallier waren Kelten, auch die Belger gelten vielen Historikern als solche. Sie hatten eine hochstehende Handwerks- und Ackerbaukultur, die in den Händen einzelner Großfamilien und Stämme ruhte; eine einheitliche politische Kultur gab es nicht. Viele Kenntnisse, etwa über den Wagenbau, übernahmen die Römer von ihnen: „carrus“, der Wagen, ist beispielsweise eine Entlehnung aus dem Keltischen.

Mit den Eroberungen Caesars wuchs die antike römische Kultur erstmals nördlich über das Mittelmeer hinaus. Die Gallier nahmen die römische Lebensweise an. Die Völkerwanderung wurde gehemmt, die Germanen aus Gallien ferngehalten und der Rhein als Grenze zwischen Gallien und Germanien etabliert. Caesar stärkte also Roms Stabilität und Einfluss in der Welt, und das kam der damals bereits krisenanfälligen Mittelmeermacht entgegen: Denn in dieser Zeit kontrollierten die römischen Herrscher ihre zahlreichen Provinzen nicht mehr, sondern saugten sie nur aus, was Rom selbst schadete: In der Hauptstadt des Reichs sammelte sich ein unzufriedenes Proletariat aus verarmten Bauern an, dem eine satte, korrupte und unfähige Führungsschicht gegenüberstand. Es war das Zeitalter der Machtkämpfe und Bürgerkriege in Rom. Mit der Eroberung Galliens stärkte Caesar das Reich und seine Kolonialherrschaft, indem er die Grenzen sicherte und die Provinzen befriedete.

Entstehung

Caesar war schon vor dem Gallischen Krieg als Autor hervorgetreten, beispielsweise mit einem Werk über den richtigen Gebrauch der Sprache als Redner. Viele weitere Werke sind verschollen. Caesar verfasste den Gallischen Krieg zeitnah zu den Kämpfen, denn er wollte wieder zum Konsul gewählt werden und daher seine Leistungen positiv herausstellen. Über die Zeitspanne der Abfassung herrscht Uneinigkeit: Möglich ist, dass Caesar jeden Kriegswinter – wenn keine Kämpfe stattfanden – nutzte, um zu schreiben; andere nehmen an, dass das ganze Buch zwischen dem Herbst 52 v. Chr. und dem Frühjahr 51 v. Chr. entstand, um die Konsulwahl in jenem Jahr zu beeinflussen. Der Stil spricht dafür, dass der Feldherr den Text in einem Zug niederschrieb. Caesar kommentiert manche Dinge und Personen aus einer Perspektive, die eine zeitliche Einordnung ermöglicht: So äußert er sich recht freundlich über seinen späteren Feind Pompeius, was darauf hindeutet, dass das Buch noch einige Zeit vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs (49–46 v. Chr.) entstand. Als Quellen nutzte Caesar Landkarten, Befragungen von Einheimischen und Kaufleuten, Protokolle von Verhandlungen oder persönliche Erinnerungen der anderen Heerführer; auch seine eigenen Dienstberichte, mit genauen Angaben beispielsweise von Verlusten, dienten als Vorlage. Allerdings unterliefen ihm durchaus Irrtümer, so behauptet er beispielsweise, dass es zwischen England und Irland Inseln gebe, in denen die Sonne im Winter nicht aufgehe. Hier findet offenbar eine Verwechslung mit Norwegen statt, über das es bereits Berichte gab. Dies deutet darauf hin, dass er vor dem Schreiben Texte anderer antiker Autoren ausgewertet hat.

Wirkungsgeschichte

Über die unmittelbare Wirkung des Buches zu Caesars Zeit in Rom ist wenig bekannt. Wahrscheinlich regte das Werk andere Autoren an, ähnliche Berichte zu verfassen; so begann etwa Cicero einen Text über Caesars Britannienexpedition zu schreiben. Das spätere Altertum vernachlässigte Caesars Kriegsberichte, das Interesse an seinen Werken erlosch. Auch im frühen Mittelalter wurden die Texte wenig gelesen, obwohl eine gewisse Caesar-Begeisterung herrschte; der Renaissancegelehrte Petrarca wusste nicht, dass Der Gallische Krieg von Caesar verfasst worden war, sondern schrieb ihn einem anderen Autor zu. Doch spätere Herrscher und Feldherren entdeckten den Text wieder. Die mittelalterlichen Kaiser, beispielsweise Friedrich II. von Staufen, kannten ihn, der Habsburger Karl V. ließ zum Kriegsbericht passende Karten anfertigen, der türkische Sultan Soliman II. veranlasste eine Übertragung in seine Sprache, und die französischen Könige Heinrich IV. und Ludwig XIV. übersetzten sogar einige Teile selbst. Napoleon schrieb in der Verbannung auf St. Helena eine Besprechung der Caesar’schen Kriege. In späteren Zeiten diente der Bericht hauptsächlich der militärischen Schulung, aber auch Schriftsteller waren beeindruckt: Dante rühmte Caesars Persönlichkeit, Shakespeare widmete ihm ein Drama, und Friedrich Nietzsche sah in ihm eine Verkörperung des Übermenschen. Bertolt Brecht dagegen entwickelte in Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar eher einen Antihelden. Heute noch wird Der Gallische Krieg als Schulbuchlektüre empfohlen, auch in Frankreich, wo er ja die historischen Wurzeln der Franzosen berührt. Populär wurde Caesar außerdem durch die Asterix-Bände, die Historisches oft erstaunlich korrekt wiedergeben.

Über den Autor

Gaius Iulius Caesar wird am 13. Juli 100 v. Chr. als Spross einer altrömischen Adelsfamilie geboren. Er selbst stellt seine Familie später als halb göttliches Geschlecht dar, das zum Herrschen geboren ist. Während seiner Jugend tobt bereits der Bürgerkrieg in Rom. Caesar lässt sich zu einem hervorragenden Redner ausbilden und glänzt früh durch Entschlusskraft und Herrscherwillen. Er unterstützt Pompeius im Kampf gegen den aufständischen Sklaven Spartakus und sichert sich dadurch politischen Einfluss. Schnell durchschreitet er die römische Ämterlaufbahn. Seine erste Provinz in Spanien verwaltet er erfolgreich, nun kann er sich um das mächtigste Staatsamt bewerben, das Konsulat. Daneben schließt er einen Geheimbund mit Pompeius und Crassus, das erste Triumvirat („Dreimännerbund“). 59 v. Chr. wird er Konsul. Er setzt viele Reformen um, siedelt beispielsweise städtische Proletarier als Bauern auf dem Land an. Er regiert autoritär und entmachtet den Senat, der den Konsuln eigentlich als Kontrollorgan an die Seite gestellt ist. Ohne Mandat und öffentliche Mittel erobert er Gallien und profiliert sich als Feldherr; die neuen Gebiete bescheren Rom – und Caesar selbst – Reichtum, was dessen Macht stärkt. Pompeius versucht ihn von der Spitze der römischen Politik zu drängen, Caesar hält Pompeius für einen Volksfeind. Ein Bürgerkrieg entbrennt, Caesar marschiert mit seinen Truppen in Italien ein. Mit der Überschreitung des Flusses Rubikon und dem Spruch „Der Würfel ist geworfen!“ entschließt er sich zur Eroberung Roms. Dies gelingt, wobei Caesar Gewalt gegen das Volk zu vermeiden sucht. Später schlägt er Pompeius vernichtend, und in Rom wird ihm die lebenslange Diktatur zugestanden. Er wird wie ein Gott verehrt und liiert sich mit der ägyptischen Herrscherin Kleopatra. Sein Erfolg ruft Neider auf den Plan. Am 15. März 44 v. Chr., den „Iden des März“, wird Caesar ermordet. Rom bleibt dennoch Kaiserreich, die Republik ist Vergangenheit. Caesars Name lebt in den Bezeichnungen „Kaiser“ und „Zar“ fort. Caesar hat Ausdehnung und Verfassung des Römischen Reiches so nachhaltig verändert wie kaum ein anderer.

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