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Fegefeuer der Eitelkeiten

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Fegefeuer der Eitelkeiten

Rowohlt,

15 min read
12 take-aways
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What's inside?

Das bissig-ironische Porträt des dekadenten Lebens und der Yuppie-Höhenflüge in den 1980er Jahren - ein moderner Klassiker.

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Absturz eines Yuppies

Vordergründig geht es in Fegefeuer der Eitelkeiten um den bissig-satirisch geschilderten Niedergang des Yuppies Sherman McCoy. Der Börsenmakler hält sich für einen "Herrn des Universums", dem alle nur erdenkbaren Privilegien zustehen - natürlich auch die junge, rassige Geliebte Maria, mit der er sich eines Nachts in seinem Mercedes-Sportwagen in die Bronx verirrt. Als an einer blockierten Schnellstraßenauffahrt zwei junge Schwarze auftauchen, fürchten Sherman und Maria um ihr Leben. Bei der Flucht wird einer der Jungen von Maria angefahren und tödlich verletzt. Anschließend gerät Sherman in die Mühlen der Interessen von Politik, Justiz und Medien - der "Herr des Universums" fällt tief und verliert alles. Tom Wolfe übt in dem Roman schneidende Systemkritik: Wenn einem Börsenmakler bei einem einzigen telefonischen Kundenauftrag 50 000 $ Provision zufließen, kann man ihm dann Anflüge von Größenwahn verübeln? Ebenso handeln die ehrgeizigen Staatsanwälte, der opportunistische Bürgerrechtler und der abgetakelte Sensationsjournalist, die Sherman zu Fall bringen, nur konsequent in der geld- und machtgierigen Atmosphäre der Reagan-Ära. Fegefeuer der Eitelkeiten ist insofern eine mit viel Ironie vorgetragene Moralgeschichte: Unmoralische Zeiten produzieren gewissenlose menschliche Handlungen.

Take-aways

  • In Fegefeuer der Eitelkeiten schildert Tom Wolfe bissig und ironisch den tiefen Fall eines Yuppies aus der New Yorker High Society.
  • Sherman McCoy ist einer der erfolgreichsten Börsenmakler an der Wall Street und hält sich für einen "Herrn des Universums".
  • Als er sich mit seiner Geliebten Maria im Auto nachts in der Bronx verfährt, beginnt ihn die Realität einzuholen.
  • Bei der Flucht vor einem scheinbaren Raubversuch fährt Maria einen jungen Schwarzen an.
  • Sherman und Maria tun das Ganze als einen gewonnenen "Kampf im Dschungel" ab und schalten nicht die Behörden ein.
  • Doch verschiedene gesellschaftliche Kräfte werden auf den Fall von Fahrerflucht aufmerksam, und Sherman gerät zunehmend in Bedrängnis.
  • Der manipulative, geldgierige schwarze Bürgerrechtler Reverend Bacon nutzt den Fall zu seinem eigenen Vorteil und spielt ihn gezielt hoch.
  • Larry Kramer, ein unbedeutender Unterstaatsanwalt, giert nach mehr Lebenserfüllung und sieht in dem Fall seine Karrierechance.
  • Der jüdische Oberstaatsanwalt Abe Weiss wittert seine Chance, die Wiederwahl in der vorwiegend von Schwarzen und Latinos bewohnten Bronx zu gewinnen.
  • Der abgehalfterte Journalist Peter Fallow gewinnt durch seine Sensationsberichte über den Unfall Oberwasser.
  • Weder seine elitäre Herkunft noch sein Börsenerfolg können Sherman McCoy vor dem Niedergang retten.
  • Tom Wolfes Romandebüt war ein durchschlagender Erfolg und beeinflusste nachhaltig die Sicht auf die üppigen 1980er Jahre im amerikanischen Bewusstsein.

Zusammenfassung

Der Herr des Universums

Sherman McCoy ist 38 Jahre alt und der erfolgreichste Rentenmakler des Investment-Bankhauses Pierce & Pierce mit einem Jahresverdienst von fast einer Million Dollar. Er ist Yale-Absolvent und gehört zur reichen, protestantischen Elite New Yorks. Als er einmal durch einen telefonischen Kaufauftrag eines Kunden auf einen Schlag 50 000 $ an Provision kassiert, kommen ihm die schrill-bombastischen "Masters of the Universe"-Actionfiguren seiner Tochter Campbell in den Sinn. Sherman sieht sich selbst als einen solchen Herrn des Universums. Er lebt in einem zweigeschossigen Luxusapartment in der New Yorker Park Avenue und hält es nur für angemessen, dass er sich neben seiner immer noch gut aussehenden 40-jährigen Ehefrau Judy auch noch eine rassige, junge Geliebte leistet. Sie heißt Maria Ruskin und ist eine Südstaatenschönheit, verheiratet mit einem schwerreichen alten jüdischen Unternehmer; im Geheimen hält sie sich eine kleine Wohnung in einem Mietshaus.

Der ambitionierte Unterstaatsanwalt

Unterstaatsanwalt Larry Kramer lebt mit seiner Frau in einer kleinen Wohnung, die Larry selbst verächtlich als Ameisenhöhle bezeichnet. Er schwärmt von einem Mädchen mit braunem Lippenstift, einer jungen Frau, die zurzeit Geschworene bei einem seiner Prozesse ist. Larrys Haar wird bereits schütter, aber wegen seiner durch Hanteltraining verstärkten Hals- und Nackenmuskulatur rechnet er sich noch gute Chancen bei den Frauen aus. Er fühlt sich jung und will das Leben genießen. Mit seinen 36 000 $ Jahresgehalt als Unterstaatsanwalt im New Yorker Stadtteil Bronx steht er allerdings finanziell unter Druck.

Ein Unfall in der Bronx

Sherman McCoy sitzt an seinem Arbeitsplatz und schmiedet Zukunftspläne. Er ist dabei, einen lukrativen Deal mit französischen Staatsanleihen einzufädeln, der ihm 1,75 Millionen Dollar an Provision einbringen soll.

„Die größte Stadt des zwanzigsten Jahrhunderts! Glaubt ihr etwa, gegen Geld könnt ihr sie für euch behalten? Kommt herunter aus euren stinkfeinen Wohnungen, ihr Kompagnons und Koanwälte! Da unten sitzt die dritte Welt!“ (der Bürgermeister, S. 14)

Abends holt er mit seinem Mercedes-Sportwagen seine Geliebte Maria vom Flughafen ab. Bei der Rückfahrt verpassen sie die Ausfahrt nach Manhattan und landen in der Bronx. Mit zunehmender Angst fahren sie durch die Straßen der heruntergekommenen, fast nur von Schwarzen und Latinos bewohnten Gegend. Endlich finden sie eine Schnellstraßenauffahrt, die aus der Bronx hinausführt. Als Sherman aussteigt, um einen auf der Straße liegenden Reifen zur Seite zu schieben, tauchen im Dunkeln zwei junge Schwarze auf. Der eine geht auf Sherman zu und fragt, ob er Hilfe brauche. Als er näher kommt, fühlt Sherman sich bedroht und wirft den Reifen nach ihm. Inzwischen hat sich Maria ans Steuer gesetzt. Sie lässt Sherman einsteigen und steuert den Wagen in Panik zwischen den Hindernissen auf der Auffahrt durch. Dabei streift sie anscheinend den zweiten jungen Mann - jedenfalls gibt es am Wagen ein seltsames Geräusch und dann ist der Junge nicht mehr zu sehen.

„In der Wall Street waren er und noch ein paar andere - wie viele? Dreihundert, vierhundert, fünfhundert? - genau das geworden: Masters of the Universe, Herren des Universums.“ (über Sherman McCoy, S. 21)

Als sie wieder in Manhattan in Marias kleiner Wohnung sind, versucht Sherman sie dazu zu überreden, den Vorfall der Polizei zu melden. Sie aber besteht darauf, dass das nur ein "Kampf im Dschungel" gewesen sei, den sie beide gewonnen hätten, und dass das Ganze die Polizei nichts anginge.

In Kirchenkreisen

In seiner Harlemer Villa empfängt der Geistliche Reverend Bacon zwei weiße Abgesandte der Episkopalkirche, die ihm 350 000 $ für eine Kindertagesstätte zur Verfügung gestellt haben. Er macht den beiden Besuchern klar, dass das Geld zwar mittlerweile verschwunden ist, es aber trotzdem "gut angelegt" sei, da es guten Willen erzeugt habe - was für die Herren von der Episkopalkirche sehr nützlich sei, wenn der schwarze Volkszorn sich eines Tages seine Bahn brechen werde. In diesem Moment erreicht ihn ein Anruf von Annie Lamb, einer seiner treuen Helferinnen. Sie berichtet ihm, dass ihr Sohn Harry im Krankenhaus im Koma liege. Zuvor habe er ihr aber noch gesagt, dass er von einem Mercedes angefahren worden sei, und ihr den Anfang der Autonummer mitgeteilt ...

Der Starreporter

Der britische Journalist Peter Fallow ist vom Verleger des Sensationsblattes City Light höchstpersönlich nach New York geholt worden, weil ihm Fallows Serie über das Landleben der englischen Elite mit vielen pikanten Details gefallen hat. In New York ist ihm bisher aber noch keine einzige gute Story gelungen. Er ahnt, dass er kurz vor dem Rausschmiss steht, und verbringt seine Zeit hauptsächlich damit, sich in der Stammkneipe der Briten in New York regelmäßig fast bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Da tritt Albert Vogel, ein bekannter Anwalt für politische Fälle, an ihn heran und bittet ihn im Auftrag von Reverend Bacon, die Geschichte des Autounfalls von Harry Lamb aufzurollen: als typische Geringschätzung von Minderheiten durch die Behörden. Der Junge sei zwar in einem sozialen Siedlungsprojekt aufgewachsen, habe sich aber nie etwas zu Schulden kommen lassen und sei im Begriff gewesen, nach der Schule aufs College zu gehen. Tatsächlich gelingt es Peter Fallow, mit seinen Sensationsberichten über den Fall eine wahre journalistische Lawine loszutreten und enormen Druck auf den jüdischen Oberstaatsanwalt Abe Weiss auszuüben, der in der von den Schwarzen und Latinos dominierten Bronx bald zur Wiederwahl steht.

Berufliche Probleme

Sherman McCoy hat wegen des Vorfalls in der Bronx zum ersten Mal in seinem Leben ernsthafte Konzentrationsschwierigkeiten. Als er einen Zeitungsbericht von Peter Fallow über den Unfall liest, gerät er in Panik. Gerade zu diesem Zeitpunkt treten die Verhandlungen für die französischen Anleihen in eine kritische Phase. In seiner Aufregung vermasselt Sherman den Deal.

Die Schlinge zieht sich zu

Die Polizei sucht in der Zwischenzeit fieberhaft nach dem Unfallwagen. Als im Rahmen einer routinemäßigen Überprüfung aller Mercedes-Wagen mit dem entsprechenden Nummernschildanfang zwei Polizisten auch bei Sherman McCoy auftauchen, verliert dieser die Nerven und verweigert den Beamten eine Inspektion des Wagens. Die Polizisten und der Staatsanwalt sind sicher, dass Sherman der gesuchte Fahrer ist. Weil sich an dem Auto selbst aber keine Spuren finden lassen, können sie vorerst nichts unternehmen. Doch zwei Wochen nach dem Unfall schlägt der wegen eines Drogenvergehens festgenommene junge Schwarze Roland Auburn ein Tauschgeschäft vor: Er sei mit Harry Lamb zusammen gewesen, als dieser auf der Straße angefahren worden sei. Der männliche, weiße Fahrer habe kurz angehalten, sich dann aber mit seiner jungen, attraktiven Begleiterin einfach aus dem Staub gemacht. Gegen Straferlass ist Roland Auburn bereit, gegen den Unfallflüchtigen auszusagen. Auf einem Foto erkennt er eindeutig Sherman McCoy als Fahrer des Wagens wieder.

In Handschellen

Unterstaatsanwalt Larry Kramer und sein Chef Abe Weiss freuen sich, endlich einmal einen "Großen Weißen Angeklagten" vorweisen zu können und damit den Verdacht der Voreingenommenheit gegen ethnische Minderheiten auszuräumen. Sherman McCoy werden nach seiner Verhaftung vor dem Gerichtsgebäude Handschellen angelegt und er wird öffentlichkeitswirksam wie ein gewöhnlicher Verbrecher behandelt. Nur unter den wütenden Protesten des Staatsanwalts und der schwarzen Zuschauer im Gerichtssaal wird Sherman gegen die geringe Kaution von 10 000 $ vom Richter erst einmal wieder freigelassen. Shermans Anwalt findet heraus, dass Roland Auburn ein bekannter Drogendealer und damit ein unglaubwürdiger Zeuge ist. In einem Konkurrenzblatt zum City Light lanciert der Anwalt eine Story, in der die Theorie vertreten wird, dass McCoy und seine Begleiterin in der Bronx einem Raubversuch zu entkommen versuchten.

Zerstörte Liebe

Eine Bekannte von Peter Fallow informiert ihn darüber, dass die geheimnisvolle Begleiterin bei dem Autounfall Maria Ruskin war. Das habe sie von einem jungen Maler erfahren, der jetzt mit Maria auf Reisen sei. Als Marias Ehemann plötzlich stirbt, wird Sherman von seinem Anwalt überredet, "verkabelt" zur Beerdigung zu gehen und dort mit einem geheimen Mikrofon sein Gespräch mit Maria aufzuzeichnen. Diese weigert sich aber, bei der Beerdigung mit Sherman über den Fall zu sprechen.

„Er hatte es satt, anderen Leuten zuzusehen, wie sie ... das Leben führten.“ (über Unterstaatsanwalt Larry Kramer, S. 51)

Als die Staatsanwaltschaft aus der Zeitung erfährt, dass Maria Ruskin die Begleiterin von Sherman McCoy war, wird Larry Kramer zu ihr in die Wohnung geschickt, um ihr Immunität vor Strafverfolgung anzubieten, falls sie gegen Sherman aussagt. Maria beschließt aber, sich mit Sherman in ihrer geheimen Wohnung zur Aussprache zu treffen. Sherman lässt sich für das Treffen erneut verkabeln. In der Wohnung muss er erkennen, dass Maria keine Absicht hatte, ihn zu hintergehen. Sie berichtet ihm offen, dass der Staatsanwalt sie zu einer falschen Darstellung des Unfallhergangs überreden wollte. Als sie Sherman umarmt, entdeckt sie den auf seinem Rücken befestigten Recorder. Empört über seine Hinterlist beschließt Maria nun, mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten und die Version Roland Auburns, wonach es sich um eine reine Fahrerflucht handelte und Sherman McCoy der Fahrer war, zu bestätigen.

Der Kniff mit dem Tonband

Der Anwalt von Sherman zeigt diesem einen Zeitungsbericht von Peter Fallow, in dem der Journalist über das "geheime Liebesnest" der reichen Maria in einer Mietwohnung berichtet. Einige Details aus dem Artikel machen einen für den Anwalt arbeitenden Privatdetektiv stutzig. Die Hauswirte von solchen mietgebundenen Wohnhäusern sind nämlich dafür bekannt, dass sie ihre Mieter mit allen Mitteln des Mietbetrugs zu überführen versuchen. Der Detektiv findet heraus, dass der Hauswirt heimlich illegale Tonbandaufnahmen von Gesprächen in der Wohnung gemacht hat, und besorgt sich die entsprechenden Bänder. Auf einem Band ist ein Gespräch Shermans und Marias zu hören und es wird deutlich, dass Maria diejenige war, die nicht zur Polizei gehen wollte, dass es sich anscheinend um einen Raubversuch handelte und dass Maria die Fahrerin war. Das Problem ist, dass solche illegalen Tonbandaufnahmen fremder Gespräche vor Gericht nicht als Beweismaterial zugelassen werden. Da hat Sherman die Idee, zu behaupten, er habe die Aufnahmen selbst gemacht.

Vor Gericht

Sherman McCoy steht vor Gericht. Der Saal ist voller aggressiver Anhänger von Reverend Bacon, die den weißen Angeklagten verurteilt sehen wollen. Der vorsitzende Richter lässt sich aber nicht einschüchtern. Als ihm im Richterzimmer die Tonbänder aus Marias Wohnung vorgespielt werden, weist er die Klage einstweilig ab. Danach kommt es zu tumultartigen Ausschreitungen.

„Mit vierzig verdiente man entweder eine Million pro Jahr, oder man galt als zaghaft und inkompetent.“ (S. 85)

Für Sherman ist die Sache damit aber noch längst nicht abgeschlossen. Obwohl er auch bei einer erneuten, vom Oberstaatsanwalt selbst vorbereiteten Anklage vom Vorwurf der rücksichtslosen Gefährdung und der Unfallflucht freigesprochen wird, steht er ein Jahr später wieder vor Gericht, diesmal wegen Totschlags, denn Harry Lamb ist in der Zwischenzeit gestorben. Dem Unfallopfer sind noch vor seinem Tode in einem vom Anwalt Al Vogel angestrengten Zivilverfahren gegen Sherman McCoy von einer Jury aus der Bronx zwölf Millionen Dollar als Schadenersatz zugesprochen worden. Shermans Vermögenswerte wurden deshalb bis zur Berufungsverhandlung eingefroren.

„Maria sagte kein Wort. Die Belange ihres Luxuslebens waren mittlerweile eng eingegrenzt. Die menschliche Existenz hatte nur noch ein Ziel: aus der Bronx herauszukommen.“ (S. 121)

Abe Weiss wurde einige Monate zuvor als Oberstaatsanwalt wieder gewählt. Larry Kramer, der sich das ehemalige Liebesnest von Maria und Sherman für Treffen mit seiner neuen Freundin illegal beschaffen wollte, ist von dem Fall entbunden worden. Maria Ruskin hat den jungen Maler geheiratet. Der Journalist Peter Fallow hat für seine Berichte über den Fall den Pulitzer-Preis bekommen, er ist mittlerweile mit der Tochter seines Verlegers verlobt und macht mit ihr einen Segelurlaub in der Ägäis.

„Das Herz der Bronx war mittlerweile so ein Slum, dass es so was wie ein Speiserestaurant für Geschäftsleute gar nicht mehr gab.“ (S. 186)

Sherman McCoy, noch vor einem Jahr mehrfacher Millionär, kann inzwischen kaum die Miete für eine kleine, bescheidene Wohnung bezahlen. Allerdings ist seine Frau, die mit der gemeinsamen Tochter vorübergehend in den mittleren Westen gezogen ist, beim Prozess diesmal im Zuschauerraum anwesend.

Zum Text

Aufbau und Stil

Die flüssig und mit viel beißender Ironie geschriebene Geschichte vom Niedergang des Yuppies Sherman McCoy kreist um drei Hauptfiguren: Sherman selbst, den ehrgeizigen Unterstaatsanwalt Larry Kramer und den erfolglosen Journalisten Peter Fallow. Die vernetzte Geschichte dieser drei Männer und der übrigen Figuren wird in einem Prolog, 31 Kapiteln und einem Epilog geschildert. Im Prolog, der mit der Haupthandlung des Romans nicht unmittelbar zusammenhängt, wird erzählt, wie sich der Bürgermeister mit knapper Not von einer Wahlkampfveranstaltung in Harlem retten kann, wo ihm eine feindselige Menschenmenge gegenübersteht. Der Epilog besteht aus einem fiktiven Artikel aus der New York Times, in dem der Werdegang sämtlicher Protagonisten nach Sherman McCoys Gerichtsverhandlungen knapp wiedergegeben wird. Ganz nach den Prinzipien des von ihm mitbegründeten und benannten "New Journalism" erzählt Tom Wolfe im Roman eine atmosphärisch dichte und detailgetreue New-York-Geschichte: Er nimmt abwechselnd die Sichtweise verschiedener Protagonisten ein und schildert das Geschehen aus ihrer subjektiven Perspektive. Dialoge wechseln nahtlos mit inneren Monologen, die Dialekte und Jargons der jeweiligen gesellschaftlichen Gruppen werden überzeugend wiedergegeben. Der Roman zeichnet sich durch sein episches Format, seine Gesellschaftskritik und seinen schonungslosen Realismus aus.

Interpretationsansätze

  • Fegefeuer der Eitelkeiten ist eine bissige Gesellschaftssatire über New York. Tom Wolfe übt schonungslose Kritik an einem korrumpierenden System, dem alle zum Opfer fallen: vom selbst ernannten schwarzen Bürgerrechtler in Harlem bis zum typischen Yuppie an der Wall Street. Der Roman ist eine glaubwürdige Studie des Menschen als "soziales Tier".
  • Das Buch ist auch ein Großstadtroman: Die Geschichte vom Niedergang des Sherman McCoy ist zugleich ein realistisches Sittengemälde von New York, der größten Stadt des 20. Jahrhunderts.
  • Tom Wolfe folgt den Prinzipien des New Journalism: Das Buch bietet akribisch recherchierte Details, die aber mit literarischen Stilmitteln und aus der subjektiven Perspektive der Hauptpersonen dargestellt werden.
  • Mit der Figur des Journalisten Peter Fallow und seinen Vorgesetzten übt Tom Wolfe, selbst ein angesehener Journalist, schonungslose Medienkritik. Der Name City Light des Sensationsblattes, das den Fall McCoy ins Rollen bringt, erinnert an den berühmten Film City Lights (Lichter der Großstadt) von Charlie Chaplin, in dem ebenfalls tragikomische Gesellschaftskritik geübt wird.
  • Auch das amerikanische Rechtssystem bekommt sein Fett weg: Der Roman führt vor, dass das System nicht etwa auf Gerechtigkeit fußt, sondern von politischen Ränkespielen, Zynismus und Machtinteressen angetrieben wird.
  • Einige der Figuren, darunter so unterschiedliche Charaktere wie der Börsenmakler Sherman McCoy und der Unterstaatsanwalt Larry Kramer, fallen ihrer eigenen Lebensgier zum Opfer: Weil sie mehr wollen, als ihnen innerhalb der Gesellschaft zusteht, verlieren sie am Ende alles.
  • Nicht zuletzt ist Fegefeuer der Eitelkeiten auch ein flüssig geschriebener, leicht zu lesender Thriller, eine gelungene Mischung aus anspruchsvoller Literatur und amüsantem Unterhaltungsroman.

Historischer Hintergrund

Die Auswüchse der Reagan-Ära

Die 1980er Jahre waren von dem Einfluss zweier politischer Figuren geprägt: In Großbritannien war Margaret Thatcher 1979 als Premierministerin an die Macht gekommen, eine Position, die sie bis 1990 behalten sollte. In den USA war Ronald Reagan von 1981 bis 1989 Präsident. Ihre Wirtschaftsprogramme, als "Thatcherism" und "Reagonomics" bekannt, zeugten von rigoroser Deregulierung, Flexibilisierung und Individualisierung. Gemeinsam gelang es ihnen, das politische, ökonomische und gesellschaftliche Klima nicht nur in ihren eigenen Ländern, sondern auch weltweit zu verändern. Nicht zuletzt mit ihrer im Tandem betriebenen liberal-konservativen Wirtschaftspolitik wird auch der Zusammenbruch der ökonomisch unterlegenen Sowjetunion begründet.

Der von Thatcher und Reagan geförderte ungehemmte Kapitalismus führte in den USA und anderswo zum Auftauchen der so genannten Yuppies. Vor allem an der Wall Street trat dieser Gesellschaftstyp besonders krass zu Tage. Dort gab es plötzlich reihenweise junge Männer, die schon kurz nach dem Universitätsabschluss als Börsenmakler Hunderttausende oder gar Millionen verdienten. Dass das ganze System hauptsächlich auf Pump funktionierte, fiel kaum auf.

Parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung kamen die Klassenunterschiede, vor allem in der Super-Metropole New York, in besonders deutlicher Weise zum Ausdruck. Vor allem die afroamerikanischen und hispanischen Minderheiten waren vom Boom ausgeschlossen. Die Kriminalitätsrate nahm verheerende Auswüchse an. Beim Börsenkrach von 1987 gab es ein erstes, böses Erwachen. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass die Reagan-Jahre zu einer Verarmung der amerikanischen Mittelschicht und zum bis dahin größten Haushaltsdefizit der amerikanischen Geschichte geführt haben.

Entstehung

Ab Mitte der 1960er Jahre führte Tom Wolfe gemeinsam mit Truman Capote und Norman Mailer den Reportagestil des "New Journalism" ein. Für Wolfe als New Yorker Journalisten lag es nahe, dass er die subjektiven, literarischen Techniken dieser neuen Form von Journalismus auch bei seinem Romandebüt mit der Stadt New York als Handlungszentrum anwenden würde. Wolfe hat sich an das Romanschreiben langsam herangetastet. Nach einer Fortsetzungsreihe im Magazin Rolling Stone im Jahr 1984 erschien Fegefeuer der Eitelkeiten 1987 in überarbeiteter Form als Buch. Wolfe griff hier nicht nur auf seine literarische Begabung zurück. Schon früher hatte er geklagt, dass es in der zeitgenössischen amerikanischen Literatur keine gut recherchierten, realistischen und sozialkritischen Werke gebe, wie sie etwa Émile Zola und Charles Dickens verfasst hatten.

Der Titel des Werks greift auf historische Fakten zurück: Er bezieht sich auf den "Scheiterhaufen der Eitelkeiten", auf dem die Einwohner von Florenz im 15. Jahrhundert unter dem Einfluss der Predigten des Dominikanermönches Savonarola am Ende der Karnevalszeit Gegenstände wie Perücken, Masken, Spieltische, frivole Kleider und sogar Musikinstrumente und Bilder verbrannten. Auch Jahrmarkt der Eitelkeit von William Thackeray, ein 1848 veröffentlichter sozialkritischer Roman, hat für Tom Wolfes Werk Pate gestanden.

Wirkungsgeschichte

Fegefeuer der Eitelkeiten war von Anfang an ein durchschlagender Erfolg, sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik. Es war das meistverkaufte amerikanische Romandebüt des Jahrzehnts und wurde bald auch zum internationalen Bestseller.

Die Verfilmung des Stoffes 1990 durch Brian de Palma wurde dagegen zu einem der größten Hollywood-Flops, vor allem weil die Besetzung der Hauptrollen mit Tom Hanks, Bruce Willis und Melanie Griffith als verfehlt galt und die satirische Brillanz der Romanvorlage im Film kaum zum Tragen kam. Ironischerweise war das Buch The Devil’s Candy, in dem die Kulturkritikerin Julie Salamon die Entstehung und das Scheitern der Romanverfilmung akribisch dokumentierte, wiederum kommerziell relativ erfolgreich.

Im Erscheinungsjahr von Fegefeuer der Eitelkeiten kam der Film Wall Street von Oliver Stone ins Kino, der eine ähnliche Thematik hat. Später wurden Romane wie etwa Bret Easton Ellis’ American Psycho (1991) von Tom Wolfes Werk beeinflusst. Der von ihm geprägte Begriff "Masters of the Universe" für Wall Street Broker ging als neue Wortschöpfung in die amerikanischen Wörterbücher ein. Heute gilt Fegefeuer der Eitelkeiten als moderner Klassiker und als eines der wichtigsten Bücher des 20. Jahrhunderts.

Über den Autor

Tom Wolfe wird am 2. März 1931 in Richmond, Virginia geboren, wo er auch aufwächst. 1951 macht er seinen Abschluss an der Washington and Lee University, 1957 erhält er den Doktorgrad der Yale University im Fachbereich American Studies. Danach ist er als Reporter und Journalist tätig. Ab 1962 arbeitet er für die New Yorker Zeitung Herald Tribune und beginnt weiße Anzüge zu tragen, die zu seinem Markenzeichen werden. 1975 veröffentlicht er The New Journalism, eine Anthologie, deren Titel Programm ist. In den nächsten Jahren folgen viele, teilweise kontroverse Reportagen, von denen einige auch in Buchform erscheinen. Für sein Buch The Right Stuff (Die Helden der Nation), in dem er die Geschichte von NASA-Piloten dokumentiert, erhält er 1979 den American Book Award. 1987 erscheint sein Romandebüt The Bonfire of the Vanities (Fegefeuer der Eitelkeiten) und wird zu einem durchschlagenden Erfolg. 1989 löst Wolfe eine intensive Literaturdebatte aus, als er amerikanische Autoren dafür kritisiert, dass sie sich nicht mehr an große Bücher über große Themen nach dem Vorbild von Zola, Thackeray oder Dickens heranwagen. 1998 erscheint sein zweiter Roman A Man in Full (Ein ganzer Kerl), 2004 sein dritter I Am Charlotte Simmons (Ich bin Charlotte Simmons). Als 2003 von der Presse versehentlich sein Tod vermeldet wird, ruft er den bekannten Reporter Larry King an und sagt ihm: "Ich bin noch nicht tot, aber lass mir noch ein wenig Zeit und dann wird es schon wahr werden." Tom Wolfe lebt in einer Wohnung mit zwölf Zimmern auf der feudalen Upper East Side von Manhattan. Für seine Arbeiten benutzt er immer noch seine alte mechanische Schreibmaschine.

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