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Uli der Pächter

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Uli der Pächter

Diogenes Verlag,

15 min read
12 take-aways
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What's inside?

Der zweite Teil der schweizerischen Saga um Uli, Vreneli und ihr bäuerliches Leben.

Literatur­klassiker

  • Bildungsroman
  • Realismus

Worum es geht

Der zweite Teil der Uli-Saga

Uli der Pächter, die Fortsetzung von Uli der Knecht, ist ein bäuerlicher Bildungs- und Läuterungsroman. Uli hat die Lehren aus seiner Knechtzeit vergessen und wird als Pächter zu einem misstrauischen Geizhals, der nicht davor zurückschreckt, einen armen Bauern zu betrügen und zu ruinieren. Durch seine Habsucht setzt er nicht nur seinen Hof, sondern auch die Ehe mit dem treuen und rechtschaffenen Vreneli aufs Spiel. Erst eine offenbar von Gott gesandte Strafe lässt ihn seine Fehler erkennen. Es gelingt ihm, sich zu läutern und seinen Hof vor dem finanziellen Ruin zu retten, wobei ihm der geheimnisvolle Hagelhans zu Hilfe kommt. Der zweite Teil von Jeremias Gotthelfs Doppelroman ist stark von religiösem Symbolismus und teilweise ausufernden Belehrungen des Autors geprägt. Trotzdem ist Uli der Pächter ein auch heute noch lesenswertes Werk, das ebenso wie der erste Teil durch die psychologische Zeichnung der Figuren und die kenntnisreiche Schilderung bäuerlichen Lebens überzeugt. Alles in allem ist es aber weniger unterhaltsam und witzig als sein Vorläufer, wozu auch die bildungsbürgerliche, stärker vom Hochdeutschen beeinflusste Sprache beiträgt.

Take-aways

  • Jeremias Gotthelfs Doppelroman Uli der Knecht und Uli der Pächter ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Bildungsromane des 19. Jahrhunderts.
  • Eine von Gotthelf geplante dritte Folge kam nicht zustande.
  • Nachdem Uli im ersten Teil des Werks seine treue Ehefrau Vreneli gefunden hat, muss er sich nun gegenüber der Welt behaupten und sich als gottesfürchtiger Christ bewähren.
  • Vom ehemaligen Bauer Joggeli angestachelt, verfällt er der Habsucht und begeht derart schwerwiegende Fehler, dass sein Hof an den Rand des Abgrunds gerät.
  • Vrenelis Versuche, Uli von seinem Irrweg abzubringen, stoßen bei ihm auf Ablehnung.
  • Obwohl Vreneli zeitweise am Starrsinn ihres Ehemanns verzweifelt, unterstützt sie ihn in unbeirrbarer Treue.
  • Ein schreckliches Gewitter und eine schwere Krankheit bewirken Ulis Läuterung und lassen ihn die dem Menschen übergeordnete göttliche Führung anerkennen.
  • Der menschenfeindliche Sonderling Hagelhans erweist sich am Ende des Romans nicht nur als Retter in der Not, sondern auch als Vrenelis Vater.
  • Gotthelfs Zeit war von der Auseinandersetzung zwischen konservativ-religiösen und liberal-fortschrittlichen Kräften geprägt. Dies kommt auch im Roman zum Ausdruck.
  • Gottfried Keller widmete dem Werk seines Berner Kollegen eine Reihe von Rezensionen, in denen er zwar Gotthelfs religiöse Unnachgiebigkeit kritisiert, gleichzeitig aber dessen künstlerische Großartigkeit lobt.
  • Das Bild des Schriftstellers Gotthelf ist im Lauf der Zeit immer stärker folklorisiert und verkitscht worden.
  • Die beiden Uli-Romane wurden verfilmt und dienten als Vorlage zahlreicher Theaterstücke und Hörspiele.

Zusammenfassung

Die Beklemmung des frisch gebackenen Pächters

Am Morgen nach seiner Hochzeit mit Vreneli tritt Uli vor sein Haus und blickt mit Beklemmung um sich. In wenigen Tagen soll er Pächter des Hofes Glungge werden, der Pachtzins beträgt 800 Taler jährlich, doch sein Vermögen ist zu klein, um diesen Betrag auch in einem schlechten Jahr bezahlen zu können. Der ehemalige Bauer Joggeli und dessen Ehefrau ziehen in ein kleines Nebenhaus. Als man das große Bett des Paares in die neue Behausung hinüberschleppt, kommt es dem ganzen Gesinde vor, als würde man einen Sarg transportieren. Pächter Uli hat zunächst Glück: Das Wetter ist hervorragend, unermüdlich bestellt er das Feld, während Vreneli genauso fleißig den Haushalt besorgt. Allerdings ist Uli unentwegt am Kalkulieren; die Sorge, ob er finanziell durchkommt, beginnt sich wie ein Schatten über sein Gemüt und über die Beziehung zu seiner Frau zu legen. Zu einem ersten Konflikt kommt es wegen der Sichelte - einem großen Gelage, das nach alter Tradition einmal im Jahr abgehalten wird und an dem sich Verwandte, Angestellte, Taglöhner und Bettler kostenlos satt essen und sinnlos betrinken können. Uli möchte dafür nur das Allernötigste ausgeben, während Vreneli um keinen Preis als geizig und herzlos erscheinen will. Sie redet ihrem Mann gut zu und es gelingt ihr, ihn halbwegs zu überzeugen. Doch nur dank der Großzügigkeit der Base - Joggelis Frau - bringt das Pächterpaar den Anlass einigermaßen mit Anstand hinter sich.

Joggeli streut Gift

Am folgenden Tag nutzt der intrigante und neidische Joggeli die erstbeste Gelegenheit, um Uli wortreich darzulegen, wie viel Geld er doch für seine Knechte und Hausangestellten ausgebe. Andere würden dieselbe Arbeit für einen ungleich geringeren Lohn verrichten. Nach einiger Zeit beginnt das Gift zu wirken. Uli glaubt, der ehemalige Bauer habe ihm einen väterlichen Rat gegeben, und kündigt dem entsetzten Vreneli an, dass er fast das gesamte Gesinde entlassen und durch billigere Arbeitskräfte ersetzen will. Es kommt zu einem heftigen Streit. Für Vreneli ist das Vorhaben ihres Mannes nicht nur schäbig, sondern auch unsinnig, weil Angestellte mit tieferem Lohn auch schlechter arbeiten würden und sich der vermeintliche Gewinn deshalb am Ende in einen Verlust verwandeln könne. Uli entgegnet gereizt, er werde die neuen Arbeitskräfte ausbilden und kontrollieren. Enttäuscht schüttet Vreneli der Base ihr Herz aus. Diese ermahnt die junge Pächterin, die Geduld nicht zu verlieren und die Dinge in vertrauensvoller Gelassenheit abzuwarten. Uli will sich selber und seiner Frau beweisen, dass er entscheidungsstark ist. Vrenelis Freundlichkeit begegnet er mit Misstrauen, weil er vermutet, es handle sich dabei um eine Taktik, die ihn von seinem Vorhaben abbringen soll. So kommt es auf der Glungge zu einer Entlassungswelle, und auch sonst geizt Uli dermaßen, dass Vreneli täglich gegen ihren Ärger und ihre Enttäuschung ankämpfen muss.

Die Kindstaufe

Die neuen Angestellten sind nicht nur schlechter als die alten, sie sind auch stolz und lassen sich von Uli nichts sagen. Bald bekommt das Pächterpaar sein erstes Kind. Uli freut sich zwar, aber die Bemerkung, dass er statt eines Mädchens lieber einen Buben gehabt hätte, kann er sich nicht verkneifen. Die Base will unbedingt, dass einer ihrer Verwandten zum Paten des Neugeborenen wird: Hagelhans aus dem Blitzloch, ein verschrobener, riesengroßer, von allen gefürchteter Bauer, der sich stets von einem ebenso gigantischen Hund begleiten lässt. Widerwillig macht sich Uli auf den Weg ins Blitzloch, um den Eigenbrötler um sein Einverständnis zu bitten. Hagelhans empfängt ihn mit drohenden Gesten und bleibt auch dann noch unfreundlich, als er erkennt, dass der Besucher aus seinem eigenen familiären Umfeld stammt. Dem Ansinnen, Pate von Ulis neugeborener Tochter zu werden, stimmt er jedoch zu. Zur Taufe, die wenig später stattfindet, lässt er allerdings nicht einmal ein Geschenk schicken. Am Tag nach der Taufe fährt überraschend Elisi auf der Glungge vor, die Tochter von Joggeli und der Base, verheiratet mit einem Nichtsnutz und Hochstapler. Ihr Ehemann hat Elisi derart schlecht behandelt, dass sie mit ihrem kleinen Kind geflohen ist und sich nun auf dem ehemaligen elterlichen Gut einrichten will. Im Handumdrehen wird die Bauerstochter zur Plage: Sie redet schlecht über alles und jeden, lässt sich bedienen, hetzt die Angestellten gegeneinander auf, heult wegen jeder Kleinigkeit und verfolgt Vreneli und deren schönes Kind mit unerbittlichem Hass. Als Uli dem Pachtherrn Joggeli zum ersten Mal den Lehenszins entrichten muss, erscheint nicht nur Elisis Mann auf dem Gut, sondern auch Joggelis Sohn Johannes, der ein Gasthaus führt. Gemeinsam knöpfen sie dem Alten sein ganzes Geld ab, wonach Elisi widerwillig mit ihrem Gatten zurückreist.

Ein Prozess droht

Die Lage verschlimmert sich zusehends. Die neuen Bediensteten arbeiten schlecht, Uli denkt einzig und allein ans Geld, die Erträge des Gutes sinken. Vreneli ist von Tag zu Tag bedrückter, obwohl sie zum zweiten Mal Mutter wird. Ständig macht ihr Uli Vorwürfe, weil sie den Armen gegenüber zu großzügig sei und den Kindern zu teure Kleider kaufe. Selber gelingt es ihm allerdings nicht, von anderen das Geld einzutreiben, das ihm diese schulden. Als eine verarmte Freundin Vreneli fragt, ob sie Patin ihres Kindes werden wolle, sagt sie zu, was Uli nichts als Vorwürfe entlockt. Das Verhältnis zwischen den Eheleuten wird immer angespannter. Vreneli besucht die Freundin und ihr Patenkind zu Fuß und erlebt auf dem langen und beschwerlichen Rückweg eine freudige Überraschung, als plötzlich Uli mit einem Wagen neben ihr steht und sie nach Hause chauffiert. Doch die Idylle zwischen den beiden dauert nicht lange, denn Vreneli erfährt, dass sich Uli auf einen Gerichtshandel mit dem Käufer einer seiner Kühe einlassen will, den er, wie er selber zugibt, auf gesetzlich nicht nachweisbare Art über den Tisch gezogen hat. Die moralischen Vorwürfe seiner Ehefrau wischt er beiseite, und als die beiden in einem überfüllten Wirtshaus einkehren, bestätigt ihn der Wirt in seinem Ansinnen: Er könne den Prozess gar nicht verlieren und solle bloß nicht auf Vreneli hören. Frauen hätten von solchen Dingen keine Ahnung, würden aber den Männern ständig ihren Willen aufzwingen. Uli gibt ihm Recht und weigert sich auf dem letzten Stück des Heimwegs rundheraus, überhaupt noch mit Vreneli über die Angelegenheit zu sprechen. Auch an den folgenden Tagen zeigt er sich abweisend und trotzig. Schließlich kommt Vreneli zu dem Schluss, dass Uli sich wie ein kleines Kind zuerst verbrennen muss, ehe er die Gefährlichkeit des Feuers begreift.

Der Tod der Base

Die Base - Joggelis Ehefrau und Vrenelis Beraterin und Stütze in allen Lebenslagen - erkrankt an der Brustwassersucht. Schon ihre Mutter und Großmutter seien im selben Alter an derselben Krankheit gestorben, erinnert sie sich. Joggeli weiß weder ein noch aus. Mal bezichtigt er die Kranke, sich alles nur einzubilden, mal bringt er ihr alle möglichen Arzneimittel und vertraut darauf, dass ihr irgendwelche dahergelaufenen Quacksalber helfen könnten. Einzig Vreneli steht der Base wirklich bei, deren Abschied von der Welt durch die Sorge um ihre beiden missratenen Kinder verbittert wird. Wie sehr sie mit dieser Einschätzung Recht hat, zeigt sich schon kurz nach ihrem Tod: Elisi, Johannes und dessen Ehefrau Trinette fallen wie die Heuschrecken auf der Glungge ein und beginnen, sich auf schändlichste Weise um das Erbe der Verstorbenen zu streiten. Sowohl Johannes als auch Elisis Mann versuchen, Joggeli auf ihre Seite zu ziehen, um sich das Gut unter den Nagel zu reißen. Elisi ist voller Stolz und Freude über all die Sachen, die der Mutter gehört haben und die sie nun in schweren Kisten nach Hause bringen lässt. Doch ihr Mann verscherbelt den ganzen Reichtum, was Elisi zetern und toben lässt wie eine Wahnsinnige.

Der Prozess

Derweil hat sich der Prozess zwischen Uli und dem übers Ohr gehauenen Käufer seiner Kuh in die Länge gezogen und ist für beide Parteien immer teurer geworden. Die Anwälte halten ihr Plädoyer. Bei der Rede des Gegenanwalts sinkt Uli in sich zusammen, fühlt sich wie der letzte Unmensch und ist überzeugt, nie wieder unter die Leute treten zu können, da ihn doch alle für einen gewissenlosen Betrüger halten müssen. Doch als sein eigener Anwalt zu sprechen beginnt, schlägt seine innere Stimmung um. Nun glaubt er, der ehrlichste und nobelste Bürger im ganzen Berner Land zu sein. Tatsächlich gewinnt er den Prozess, sein Gegner muss sämtliche Kosten zahlen. Da dieser jedoch kein Geld hat, soll er mitsamt seiner Familie von seinem kleinen Hof vertrieben werden und muss in Armut leben. Bevor er den Gerichtssaal verlässt, verflucht er Uli: Es gebe einen Gott im Himmel, der ihm sein Schelmenstück heimzahlen werde. Während die Anwälte über diesen Wutausbruch lachen, wird es Uli unheimlich zumute, denn er weiß, dass er den anderen tatsächlich betrogen hat.

Gottes gerechte Strafe

Als sich Uli auf den Heimweg macht, zieht sich schwarz und bedrohlich ein Unwetter zusammen, wie er es noch nie in seinem Leben gesehen hat. Schließlich öffnet sich der Himmel, und mit furchtbarem Getöse prasseln gewaltige Hagelmassen auf die Erde, Blitze zucken und es grollt der Donner. Als Uli die Glungge erreicht, muss er mit Schrecken feststellen, dass das Unwetter unüberschaubare Zerstörungen am Hof und auf den Äckern angerichtet hat. Er hat keinen Zweifel: Gott hat ihn bestraft, weil er einen anderen zugrunde gerichtet hat. Wenige Tage nach dem Unglück wird Uli krank und versinkt in einem Fieberwahn. Vreneli muss den Haushalt und den ohnehin halb zerstörten Hof allein besorgen und abends am Bett ihres Mannes sitzen. Die Anstrengungen, die ihr abverlangt werden, sind übermenschlich. Uli geht knapp am Tod vorbei, und als das Schlimmste vorüber ist, hat er das Gedächtnis verloren und kann weder gehen noch einen Löffel zum Mund führen. Dank der Fürsorglichkeit seiner Frau erholt er sich langsam. Die Krankheit hat seinen Charakter positiv verändert, sie hat ihn erkennen lassen, dass es Wichtigeres gibt als Gut und Geld. Obwohl die Lage des Paares schwierig ist, zieht es wieder am selben Strick, und nach langer Zeit begleitet Uli seine Frau sogar wieder einmal zur Kirche. Dank der Hilfe des Bodenbauers, bei dem Uli früher als Knecht gearbeitet hat, beginnt sich auch die finanzielle Lage allmählich zu bessern. Als Uli eines Tages mit ein paar Kühen zum Markt gehen will und erst spät in der Nacht aufbricht, begegnet er einem rätselhaften, riesigen Mann mit einem Hund, der an seinem Schicksal Anteil zu nehmen scheint und ihm einen Käufer für seine Kühe nennt. Ebenso unvermittelt, wie der Fremde aufgetaucht ist, verschwindet er wieder.

Ein schwerer Rückschlag

Gerade als sich alles wieder einzurenken scheint, bricht die große Katastrophe über Uli, Vreneli und die Glungge herein: Der alte Bauer und Pachtherr Joggeli hat sich von seinem Schwiegersohn dazu verleiten lassen, einen Schuldschein über 15 000 Taler zu unterschreiben, den Elisis Mann weiterverkauft hat. Nun fordern die Besitzer des Scheins ihr Geld. Elisi erscheint zeternd auf dem Hof und erzählt, ihr Mann sei spurlos verschwunden. Es kommt zu wüsten Szenen, Joggelis Sohn Johannes benimmt sich wie ein Besessener, der Bodenbauer muss herbeieilen, um zu vermitteln. Es wird geschrien und gestritten, und man überlegt sich, ob Joggeli zu entmündigen sei. Dieser will einen Eid schwören, dass er das Dokument gar nicht unterschrieben habe, doch bevor es dazu kommt, stirbt er an einem Schlaganfall. Die einzige Lösung besteht darin, den Hof zu versteigern. Ulis jahrelange Anstrengungen scheinen umsonst gewesen zu sein.

Die Läuterung des bösen Hagelhans

Uli und Vreneli bringen es nicht übers Herz, bei der Versteigerung dabei zu sein, doch lassen sie sich über deren Verlauf informieren. Sie erfahren, dass ganz hinten im Raum ein rätselhafter, schweigsamer Mann sitzt, der unbeirrt jedes Kaufangebot durch ein höheres Gegenangebot pariert und den Hof am Ende in bar bezahlt. Noch am gleichen Abend stellt er sich als der neue Glunggenbauer vor. Es dauert eine Weile, bis Uli ihn wiedererkennt: Der Käufer ist niemand anders als der berühmt-berüchtigte Hagelhans, der einst die Patenschaft von Vrenelis und Ulis erstem Kind übernommen hat und der Uli auf seinem nächtlichen Gang zum Markt begegnet ist. Er gilt als vierschrötiger, gewalttätiger, unberechenbarer Eigenbrötler und Menschenfeind, und doch bietet er dem Pächterpaar einen äußerst großzügigen Vertrag an. In einem offenen Gespräch erklärt er Vreneli, dass er so verbittert sei, weil ihn die Menschen, insbesondere die Frauen, verraten hätten. Er sei einst in die Base verliebt gewesen, doch hätte sie ihn zugunsten von Joggeli versetzt. Dann habe er eine Beziehung zu Vrenelis Mutter gehabt, doch diese habe so heftig mit anderen herumscharwenzelt, dass er sie schließlich verstoßen habe. In Wahrheit sei er niemand anderes als Vrenelis leiblicher Vater. Um Ulis wiedererlangte Gesundheit und seelische Stabilität nicht zu gefährden, beschließen die beiden, diese Tatsache geheim zu halten. Hagelhans hilft auf dem Hof mit Rat, Tat und Geld, er ist glücklich, am Ende seines verruchten Lebens ein gutes Werk zu vollbringen. Uli seinerseits geht zu dem Bauern, gegen den er den Prozess gewonnen hat, um ihn großzügig zu entschädigen. Auf der Glungge ist das Glück eingekehrt, und irgendwann wird sich Hagelhans als Vrenelis Vater zu erkennen geben. Dann wird Uli vom wohlhabenden Pächter zum reichen Bauern werden.

Zum Text

Aufbau und Stil

Uli der Pächter schildert in 28 Kapiteln chronologisch Ulis mühselige Existenz als Pächter. In einer Art Vorrede im ersten Kapitel erörtert Gotthelf die Herausforderungen und Gefahren, die der Mensch auf seinem Lebensweg bestehen muss. Inhaltlich gliedert sich das Werk ist in zwei Phasen, deren Übergang durch einen dramatischen inneren und äußeren Wendepunkt markiert ist: Zunächst verfällt Uli dem rein egoistischen Nutzendenken, wobei er nicht nur seine moralische Integrität, sondern auch seine Ehe mit Vreneli in Gefahr bringt. Ein schreckliches Unwetter und eine beinahe tödliche Krankheit bringen die Wende. Uli sieht seine Verfehlungen ein und schafft es im zweiten, deutlich kürzeren Abschnitt des Romans, seinen Materialismus zu überwinden. Die Schilderung dieser Läuterung wird immer wieder durch ausführliche Betrachtungen des Autors unterbrochen, in denen er die menschliche Natur und ihr Verhältnis zu Gott erörtert. Gotthelf, der ein äußerst belesener Mann war, schreibt in einer ausdrucksstarken, oft geradezu wuchtigen Sprache. Er verleiht seinen Figuren mit sicher gesetzten Strichen Plastizität, ist ein hervorragender Psychologe und großartiger, kenntnisreicher Schilderer von Landschaften, Tieren und alltäglichen bäuerlichen Verrichtungen. Sein stilistisches Repertoire reicht von der poetischen Verdichtung über die moralisierende Betrachtung bis hin zur realistisch-direkten Derbheit. Während Gotthelf in Uli der Knecht häufig ganze Passagen in Berner Mundart wiedergibt, sind solche Stellen in Uli der Pächter deutlich seltener.

Interpretationsansätze

  • Uli der Pächter ist ein bäuerlich-rustikaler Läuterungsroman, dessen Held nach einem langen und gefahrvollen Irrweg die übergeordnete Gerechtigkeit Gottes anerkennt und auf diese Weise Glück, Wohlstand und Seelenfrieden findet.
  • Das Buch ist auch ein Entwicklungsroman: Uli wird vom Knecht zum Pächter, und damit wandelt sich auch sein Bewusstsein. Während ihm als Knecht die Bedeutung des Sparens klar wurde, übertreibt er diese Tugend nun dermaßen, dass er dem Geiz und der Habsucht verfällt.
  • Uli der Pächter ist zudem ein Eheroman: Vreneli steht ihrem auf moralische Abwege geratenen Mann als unbeirrbar guter Engel zur Seite. Dennoch geht die Beziehung beinahe an Ulis Verblendung zugrunde und wird erst gerettet, als er die göttliche Ordnung erkennt.
  • Seinen moralischen Tiefpunkt erreicht Uli in dem Prozess gegen den armen Bauern. Zugleich verdeutlicht die Schilderung der Gerichtsverhandlung, wie weit sich die menschliche Gerechtigkeit von jener Gottes entfernt hat. Der von einem verheerenden Gewitter symbolisierte Zorn Gottes öffnet Uli die Augen; und nachdem er beinahe an einer heimtückischen Krankheit stirbt, beginnt er sich zu läutern.
  • Der mürrische Hagelhans verkörpert die geheimnisvolle, auf Urzeiten zurückgehende Naturverbundenheit des Bauerntums. Er hat sich von den Menschen abgewandt, weil er deren Schlechtigkeit durchschaut hat, verbirgt aber hinter seiner rauen Verschrobenheit eine Herzensgüte, die ihn für Uli und Vreneli zum Retter werden lässt.
  • Als Vertreter des modernen, dem Geld und dem Geiz verfallenen Zeitgeistes erscheinen Joggelis Kinder und deren Ehepartner. Sie sind im Buch teilweise satirisch überzeichnet und stürzen im Sinne einer höheren Gerechtigkeit ins Unglück, ohne deshalb ihre Verfehlungen einzusehen.
  • Uli der Pächter ist weitaus deutlicher als der erste Teil des Doppelromans von symbolhaft-religiösen Motiven und belehrenden Erörterungen des Autors geprägt. Einer weltlichen, verdorbenen Ordnung steht die höhere Ordnung Gottes gegenüber, die dem Menschen Rettung verspricht.

Historischer Hintergrund

Der Sonderbundskrieg von 1847

Das 19. Jahrhundert war in der Schweiz wie auch im übrigen Europa von der politischen und ideologischen Auseinandersetzung zwischen Konservatismus, Liberalismus und demokratischem Radikalismus geprägt. Nach dem endgültigen Sieg der Alliierten über Napoleon 1815 schlossen in der Schweiz die damals 22 Kantone einen Bund, wobei sich jeder Kanton eine eigene Verfassung geben konnte. War der Konservatismus zunächst vorherrschend, so entstand im Lauf der Zeit ein spannungsvolles Mit- und Nebeneinander fortschrittlich-liberaler und restaurativ-klerikaler Kräfte. Die einen sahen in der Schweiz einen Hort von Freiheit, Recht und staatsbürgerlicher Gleichberechtigung, die anderen verklärten den aristokratisch-elitären Charakter der alten Eidgenossenschaft mit ihren Untertanengebieten und ihrer angeblichen Gottesfurcht und Kirchentreue. Ab 1830 wurden die rückwärtsgewandten Regime in zehn Kantonen - darunter Zürich, Bern und Luzern - gestürzt, zwei Jahre später versuchten die liberal regierten Landesteile erfolglos, eine Gesamtrevision des Bundesvertrags durchzusetzen. Die Konservativen, die sich provoziert fühlten und deren Hochburg die Innerschweizer Kantone bildeten, reagierten darauf mit der Bildung von Sonderbünden. 1845 schlossen sich Luzern (wo mittlerweile wieder die Konservativen regierten) sowie Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis zu einem katholischen Schutzbund zusammen. Da jedoch in zahlreichen anderen Kantonen Liberale an die Macht kamen, errangen diese an der so genannten Tagsatzung - der nationalen Versammlung der Kantonsabgeordneten - die Mehrheit, was ihnen erlaubte, den Sonderbund für rechtswidrig zu erklären. So kam es im November 1847 zu einem Bürgerkrieg, den die Liberalen unter General Guillaume-Henri Dufour in lediglich 27 Tagen gewannen. Er soll 150 Menschenleben gekostet haben und war die letzte militärische Auseinandersetzung auf Schweizer Boden. In der Folge entstand die fortschrittlich-liberale Bundesverfassung von 1848.

Entstehung

Uli der Pächter ist der 1847 entstandene zweite Teil des Doppelromans, den der Berner Schriftsteller sieben Jahre zuvor mit Uli der Knecht begonnen hatte. Ein geplanter dritter Band, der Uli als Bauern darstellen sollte, kam nicht zustande. In einigen Briefen erwähnt Gotthelf, dass ihm das Manuskript unter der Hand wuchs und dass das Werk schließlich viel umfangreicher wurde, als er es ursprünglich geplant hatte. Uli der Pächter setzt dort ein, wo Uli der Knecht aufhört, die Handlung wird ohne zeitlichen Bruch wieder aufgenommen. Von Gotthelf während der Wirren des Sonderbundskriegs vollendet, macht Uli der Pächter im Unterschied zum Vorgänger beträchtliche Konzessionen an das reichsdeutsche Publikum, wie sie Gotthelfs Berliner Verleger verlangt hatte. Schweizerdeutsche Wendungen und Passagen sind selten, und einige Ausdrücke (z. B. "sich die Köpfe kraus denken") erscheinen dem üblichen Duktus des Berner Schriftstellers derart fern, dass eine Überarbeitung durch fremde Hand vermutet wird. Da jedoch kein Originalmanuskript des Romans vorliegt, blieb der Berliner Erstdruck aus dem Jahr 1849 auch für spätere Herausgeber maßgebend. Einer von ihnen beklagte jedoch, dass "vor hundert Jahren ein Berliner Korrektor so unbedenklich an (Gotthelfs) Text herumgedoktert hat."

Wirkungsgeschichte

Der schreibende Pfarrer Jeremias Gotthelf gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Sein Bild wurde im Lauf der Zeit allerdings immer mehr folklorisiert, verzerrt und verkitscht. Die einen reduzieren ihn auf die altväterliche Figur des konservativ-religiösen Polterers, der sich einer autoritären Auffassung von Recht und Ordnung und einer selbstgerechten, halsstarrigen Unterscheidung von Gut und Böse verschrieben hat. Für die anderen ist er der heimelige Verklärer der idyllischen Berner Bauernwelt, eine Ansicht, die sich in der touristischen Vermarktung des Autors ebenso niederschlägt wie im Ausdruck "wie zu Gotthelfs Zeiten". Dabei wird vergessen, dass Gotthelf auch ein unerbittlicher Kritiker sozialer Armut und städtischen Patrizierhochmuts war und dass sein Werk von realistischen Schilderungen bäuerlicher Niedertracht und ländlicher Not durchzogen ist. Die beiden Bände über das Leben Ulis gehören neben Johann Wolfgang Goethes Wilhelm Meister und Gottfried Kellers Der grüne Heimrich zu den einflussreichsten deutschsprachigen Bildungsromanen.

Keller war einer der bedeutendsten Interpreten Gotthelfs, er widmete dem Schaffen des Berner Autors zwischen 1849 und 1855 eine Reihe von Rezensionen, die die bis heute herrschende Ambivalenz gegenüber dem Werk widerspiegeln. Keller wirft Gotthelf zwar eine "pfäffische und bösartige" Weltanschauung sowie einen religiös verengten Blick vor, feiert ihn jedoch zugleich als "ohne alle Ausnahme das größte epische Talent, welches seit langer Zeit und vielleicht für lange Zeit lebte". Auch Hermann Hesse meinte: "Es hilft nichts, man kann sich um Gotthelf nicht drücken", und Thomas Mann sprach von einem "großartigen, alles Literarische sprengenden Phänomen", das "oft das Homerische" berühre. Als Meilenstein der Gotthelf-Forschung gilt Walter Muschgs 1931 erschienene Monografie Gotthelf, in deren Vorwort der berühmte Satz steht: "Keller verkörpert ein Jahrhundert, Gotthelf ein Jahrtausend."

Mitte der 1950er Jahre wurden Uli der Knecht und Uli der Pächter unter der Regie des Emmentaler Regisseurs Franz Schnyder verfilmt, wobei Hannes Schmidhauser und Liselotte Pulver die Hauptrollen spielten. Außerdem diente der Doppelroman als Vorlage für Hörspiele und Theaterstücke. Im Jahr 2004 erschien vom Schweizer Autor E. Y. Meyer unter dem Titel Der Ritt ein Roman über Gotthelf.

Über den Autor

Jeremias Gotthelf heißt mit bürgerlichem Namen Albert Bitzius. Sein schriftstellerisches Pseudonym übernimmt er von der Titelfigur eines seiner Romane: Der Bauernspiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf, von ihm selbst beschrieben, veröffentlicht 1837. Als Sohn eines protestantischen Pfarrers wird er am 4. Oktober 1797 in Murten im Schweizer Kanton Freiburg geboren. Wie sein Vater schlägt er eine theologische Laufbahn ein und studiert in Bern und Göttingen. Ab 1831 wirkt er in Lützelflüh im Emmental zunächst als Vikar, ab 1832 als Pfarrer. Wenige Jahre später beginnt er seine schriftstellerische Tätigkeit, zunächst als Mitarbeiter am liberalen Berner Volksfreund. 1833 heiratet Gotthelf Henriette Zeender, eine Pfarrerstochter; dieser Ehe entstammen drei Kinder. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit ist Gotthelf zeitweise auch mit Verwaltungsaufgaben im Schulwesen befasst. Außerdem verfasst er seit der Niederlassung in Lützelflüh sein ebenso umfangreiches wie erfolgreiches literarisches Werk. Die Schauplätze von Gotthelfs Romanen und Erzählungen sind immer wieder die Umwelt und die Orte seiner bäuerisch geprägten schweizerischen Heimat. Obwohl er eigentlich aus der gebildeten, städtischen Berner Oberschicht stammt, vertritt er ein zunehmend konservatives Weltbild, im Gegensatz zu den liberalen und fortschrittlichen Strömungen und den einschneidenden Umbrüchen seiner Epoche. Neben der Novelle Die schwarze Spinne (1842) werden vor allem die Romane Uli der Knecht (1841) und Uli der Pächter (1849) einem breiteren Publikum bekannt. Gotthelf stirbt am 22. Oktober 1854 in seiner Pfarrgemeinde Lützelflüh.

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