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Fahrenheit 451

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Fahrenheit 451

Diogenes Verlag,

15 min read
12 take-aways
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What's inside?

In einer Gesellschaft ohne Bücher verliert der Mensch seine Seele. Ray Bradburys Science-Fiction-Klassiker „Fahrenheit 451“ ist ein Muss – selbst für die größten Lesemuffel.


Literatur­klassiker

  • Science-Fiction
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Eine Welt ohne Bücher

Unsere Gesellschaft verblödet und verroht: Ein Fernsehsender ist niveauloser als der andere, Kinder erschießen einander in der Schule, und die Massen amüsieren sich in Sportveranstaltungen und Autozertrümmerungshallen. So ähnlich hat es Ray Bradbury in der düsteren Zukunftsvision Fahrenheit 451 aus dem Jahr 1953 vorausgesehen. In der im Roman geschilderten Gesellschaft sind Bücher verboten, die Menschen werden dumm gehalten durch Fernsehdauerberieselung und Drogen, und die Feuerwehr hat paradoxerweise nicht die Aufgabe, Brände zu löschen, sondern sie zu legen - wann immer irgendwo illegale Bücherbestände gefunden werden. Der Autor schrieb das Buch unter dem Eindruck der Nazi-Diktatur und der McCarthy-Schauprozesse gegen vermeintliche Staatsverräter. Das Ergebnis ist jedoch ein überraschend zeitloser Science-Fiction-Klassiker: Zwar herrscht in westlichen Demokratien im Gegensatz zu Bradburys totalitärem Staat weitgehend Meinungsfreiheit, und die Privatsphäre des Einzelnen ist geschützt. Doch es gibt auch immer wieder Bestrebungen, diese Bürgerrechte zu unterwandern - siehe Patriot Act in den USA. Fahrenheit 451 (die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt) ist und bleibt eine eindringliche Mahnung gegen solche Tendenzen.

Take-aways

  • Ray Bradburys Science-Fiction-Roman Fahrenheit 451 ist eine der wichtigsten Dystopien (negative Utopien) des 20. Jahrhunderts.
  • Er handelt von einer Gesellschaft, in der Bücher verboten sind. Anstatt Brände zu löschen, ist es die Aufgabe der Feuerwehr, Bücher zu verbrennen.
  • Der Feuerwehrmann Montag wird sich durch die Begegnung mit der Träumerin Clarisse über die Leere in seinem Leben bewusst.
  • Später sieht er, wie sich eine alte Frau zusammen mit ihren Büchern verbrennen lässt.
  • Zu Hause holt er daraufhin einige Bücher aus einem Versteck hervor und beginnt zu lesen.
  • Zusammen mit dem greisen Intellektuellen Faber plant er, die Bücherverbrennungen zu sabotieren.
  • Als seine eigene Frau ihn wegen Bücherbesitzes denunziert, wird Montag gezwungen, sein Haus und die Bücher mit einem Flammenwerfer zu verbrennen.
  • Anschließend tötet er seinen Vorgesetzten mit demselben Gerät.
  • Er flüchtet aufs Land zu einer Gruppe von Intellektuellen, die Bücher auswendig lernen, um sie für die Nachwelt zu bewahren.
  • Die Stadt wird im Krieg binnen Sekunden ausradiert. Die Intellektuellen brechen auf, um beim Wiederaufbau zu helfen.
  • Das Buch erschien 1953 auf dem Höhepunkt der McCarthy-Ära und wurde zu einem Mahnmal gegen Zensur und Unterdrückung.
  • Der Titel bezeichnet die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt.

Zusammenfassung

Die Spaziergängerin

Der Feuerwehrmann Guy Montag liebt seinen Beruf. Er genießt es, Kerosin auf die Bücherstapel zu pumpen, sie mit zu entzünden und zuzusehen, wie sie von den Flammen verzehrt werden. Denn Bücher sind gefährlich, sie verwirren die Menschen und machen sie unglücklich. Es ist die Aufgabe der Feuerwehr, die Bücher zu vernichten und so für Glück zu sorgen. Eines Nachts, als Montag gut gelaunt von einem Einsatz nach Hause geht, trifft er die 17-jährige Clarisse McClellan. Sie hat die seltsame Angewohnheit, ziellos durch die Gegend zu streifen. Überhaupt ist alles an ihr seltsam: Sie liebt die Natur und kann dem allseits beliebten Schnellfahren nichts abgewinnen. Ihr Onkel, so erzählt sie Montag, wurde einmal wegen Langsamfahrens, ein anderes Mal wegen Fußgängerei verhaftet. Beim Abschied fragt sie Montag, ob er glücklich sei. Er stutzt. Was soll diese Frage?

Schlange und Hund

Zu Hause stößt er mit dem Fuß gegen ein leeres Pillenfläschchen: Seine Frau Mildred hat eine Überdosis Schlaftabletten genommen. Montag ruft den Notdienst an und schaut zwei kaltschnäuzigen Männern dabei zu, wie sie Mildred mit einer schlangenartigen Konstruktion grünes Zeug aus dem Magen pumpen und ihr eine Bluttransfusion verpassen. Am nächsten Morgen erinnert sie sich offenbar nicht an ihren Selbstmordversuch. Sie bittet Montag, ihr eine vierte Fernsehwand für den Wand-an-Wand-Funk zu kaufen. Mildred kann keine Stille ertragen. Wenn sie nicht gerade mit ihrer "Familie" auf den TV-Wänden sinnlose Dialoge führt, lässt sie sich von ihren fingerhutgroßen Radio-Ohrmuscheln berieseln. Zurück auf der Wache schaut Montag dem Mechanischen Hund beim Schlafen zu. Der Roboter ist Verfolgungs- und Tötungsmaschine zugleich: Auf die chemische Zusammensetzung von Schweiß programmiert, kann er jedes beliebige Wesen aufspüren und mit einem Schuss Gift töten.

Bücherverbrennung

In den nächsten Tagen freundet sich Montag mit Clarisse an. Sie ist gegen ihren Willen bei einem Psychiater in Behandlung, weil sie sich angeblich nicht in die Gesellschaft eingliedern will. In der Schule hat sie Probleme, weil sie lieber Fragen stellt, als sich durch Filme Wissen eintrichtern zu lassen. Und sie hat keine Freunde, da ihr Schlägereien, Scheibenschmeißerbuden und Autozertrümmerungshallen keinen Spaß machen. Stattdessen geht sie gerne in den Wald, fängt Schmetterlinge und hört den Vögeln zu. Nach einer Woche hält Montag vergeblich nach ihr Ausschau. Clarisse bleibt verschwunden.

„Es war eine Lust, Feuer zu legen. Es war eine eigene Lust, zu sehen, wie etwas verzehrt wurde, wie es schwarz und zu etwas anderem wurde.“ (S. 13)

Immer häufiger ist in diesen Tagen das Geräusch von Düsenflugzeugen am Himmel zu hören. Die Nachrichten melden, dass es bald Krieg geben wird. Montag spielt auf der Wache mit seinen Kollegen Karten, ist aber in Gedanken bei Clarisse und seinen Gesprächen mit ihr. Plötzlich bricht es aus ihm heraus: Hat die Feuerwehr früher nicht Brände gelöscht, anstatt sie zu legen? Seine Kollegen verweisen ihn milde lächelnd auf das Dienstreglement über die Geschichte der amerikanischen Feuerwehr. Darin heißt es, dass sie 1790 von Benjamin Franklin gegründet wurde, um englisch verseuchte Bücher zu verbrennen. In die ungemütliche Stille hinein ertönt die Alarmglocke. Die Feuerwehrmänner fahren mit ihrem Salamander-Feuermobil zu einem Haus, wo eine alte Frau sich ihnen trotzig entgegenstellt. Heimlich lässt Montag eines der dort gefundenen Bücher in seinem Ärmel verschwinden - eines der letzten Exemplare der Bibel. Die alte Dame weigert sich auch nach mehrmaliger Aufforderung, sich von ihren Büchern zu trennen. Am Ende zündet sie mitten auf dem kerosingetränkten Bücherhaufen ein Streichholz an und verbrennt sich mitsamt ihrer Schätze bei lebendigem Leib.

Eine Welt löst sich auf

Montag versucht nach dieser alptraumhaften Nacht vergeblich, mit Mildred zu reden. Sie interessiert sich einzig für die Scheinwelt ihrer "Familie". Es ist eine sinnentleerte Welt, in der sich die Menschen ohne Grund anschreien und wieder vertragen, ohne zu wissen, warum sie sich gestritten haben. Montag erkundigt sich nach Clarisse. Mildred erwähnt in gleichgültigem Tonfall, dass sie von einem Auto überfahren wurde. Am nächsten Morgen hat Montag Fieber. Er berichtet Mildred von dem Selbstmord der Frau mit den Büchern und erhält als einzige Reaktion ein "Na und?". Für Mildred ist der Fall klar: Die Frau habe schließlich gegen das Gesetz verstoßen.

„Es ist ein schöner Beruf. Montag brenne Millay, Mittwoch Melville, Freitag Faulkner, brenne sie zu Asche, dann verbrenne noch die Asche. Das ist unser Wahlspruch.“ (Montag, S. 17)

Kurz darauf erscheint Hauptmann Beatty, Montags Vorgesetzter. Er klärt ihn über die wahre Geschichte der Feuerwehr auf: Mit dem Aufkommen der Massenmedien, so Beatty, hätten kurze Zusammenfassungen die Bücher zu ersetzen begonnen und schließlich ganz überflüssig gemacht. Die Menschen verlangten nach immer lauteren und schnelleren Vergnügungen. Der Minderheitenschutz habe dazu geführt, dass alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht wurde. Alle Menschen sollten gleich sein, denn Außenseiter gefährdeten das Glück der Allgemeinheit. Die Feuerwehr, beendet Beatty seinen Vortrag, sei so zur Hüterin des Massenglücks geworden. Beim Abschied erwähnt er noch, dass wohl jeder Feuerwehrmann irgendwann einmal ins Zweifeln komme und wissen wolle, was es mit der verbotenen Frucht des Buches auf sich habe. Montag habe 24 Stunden Zeit, das entwendete Buch zu lesen. Danach müsse er es bei der Feuerwehr abgeben. Nachdem Beatty gegangen ist, zieht Montag die Klappe der Klimaanlage zurück und holt etwa 20 Bücher aus dem Versteck hervor, die er dort gehortet hat. Mildred läuft zum Ofen, um sie zu verbrennen. Doch Montag hindert sie daran. Er möchte zusammen mit seiner Frau noch einmal von vorne anfangen.

Neue Antworten

Montag erhofft sich von der Lektüre der Bücher Antworten auf seine vielen Fragen. Gibt es wirklich Hunger da draußen in der Welt? Wenn ja, warum? Weshalb kommt es immer wieder zu verheerenden Kriegen? Mildred kann und will ihm dabei nicht folgen. Sie ist spürbar erleichtert, als sich ihre Freundinnen zum gemeinsamen Fernsehabend ankündigen. Da erinnert sich Montag an Faber, einen alten Mann, der vor über 40 Jahren einmal Literaturprofessor war. Er hat ihn vor einiger Zeit im Stadtpark getroffen und sich seine Adresse aufgeschrieben. In der U-Bahn auf dem Weg zu Faber muss Montag an ein Ereignis aus seiner Kindheit denken: Ein Erwachsener sagte ihm, er solle ein Sieb mit Sand füllen. Aber je mehr Sand er hineinschaufelte, desto schneller rann es unten wieder heraus. Genauso fühlt er sich in diesem Moment, die Bibel aufgeschlagen auf seinen Knien. Die Worte rieseln einfach durch ihn hindurch, während ihn eine laute Zahnpastawerbung im Zug beinahe um den Verstand bringt.

„Manchmal bin ich uralt. Ich habe Angst vor meinen Altersgenossen. Sie bringen einander um. War das schon immer so?“ (Clarisse, S. 39)

Faber ist zunächst misstrauisch. Er glaubt, Montag komme im Auftrag der Feuerwehr, um ihn auszuspionieren. Doch dann versteht er, dass es Montag ernst ist mit seinem Anliegen: Er möchte neu lesen lernen und begreifen, was schief gelaufen ist. Fabers Antworten: 1. Es gibt in den Massenmedien keine Kommunikation "von Rang", d. h. keine wahren, bedeutsamen Aussagen. 2. Die Menschen haben Freizeit, aber keine Muße: Sie jagen mit 150 km/h über die Landstraßen, um ihren eigenen Gedanken zu entkommen. 3. Staatliche Verbote und Zensur garantieren, dass niemand aufbegehrt. Faber scherzt, man solle in den Häusern der Feuerwehrleute heimlich Bücher verstecken und sie dann anonym anzeigen. Montag nimmt den Alten beim Wort. Er ist bereit zu kämpfen. Gemeinsam schmieden sie einen Plan: Faber will Kontakt zu einem seit 40 Jahren arbeitslosen Buchdrucker aufnehmen, damit dieser Bücher für die Zeit nach dem Krieg herzustellen beginnt. Währenddessen soll Montag die Feuerwehr mit deren eigenen Waffen auslöschen. Über einen winzigen Radioempfänger im Ohr, Fabers Erfindung, wollen sie von nun an in Kontakt bleiben.

Das Spiel ist aus

Mildred sieht mit ihren Freundinnen fern. Sie amüsieren sich köstlich über eine Sendung, in der sich drei weiße Clowns gegenseitig die Glieder abhacken. Montag kann seine Abscheu vor dem hohlen und grausamen Gerede der Frauen nicht mehr verbergen. Obwohl Faber ihn über den Radioempfänger zur Vorsicht mahnt, holt er ein Buch hervor und liest daraus ein schwermütiges Gedicht vor. Eine von den Damen fängt daraufhin an zu weinen. Eine andere giftet Montag an, bis dieser einen Schwall von Beleidigungen und Verwünschungen über sie ergießt und sie aus seiner Wohnung weist. Anschließend versteckt er den Rest der Bücher im Garten, damit Mildred nicht noch mehr von ihnen verbrennt.

„Es muss etwas dran sein an den Büchern, etwas, von dem wir uns keine Vorstellung machen, wenn eine Frau sich deswegen verbrennen lässt; es muss etwas dran sein.“ (Montag, S. 60)

Auf der Wache erwartet Beatty ihn mit ausgestreckter Hand. Montag reicht ihm das Buch und setzt sich zum Pokerspiel an den Tisch. Beatty lässt nun ein Feuerwerk von sich widersprechenden Literaturzitaten auf Montag los, um diesem zu beweisen, dass das gedruckte Wort nichts anderes sei als Schall und Rauch. Montag wird schwindlig, ihm fällt nichts ein, was er entgegnen könnte. Dann erklingt die Alarmglocke, und die Mannschaft rückt aus, um "der Welt den Seelenfrieden zu erhalten", wie Beatty die Bücherverbrennung nennt. Der Hauptmann fährt den Salamander diesmal selbst. Er hält direkt vor Montags Haus.

Auf der Flucht

Mildred verlässt gerade mit einem Koffer in der Hand das Haus. Sie hat die Bücher wieder aus dem Garten geholt und dann ihren eigenen Mann denunziert. Beatty zwingt Montag nun, sein eigenes Haus mitsamt der Bücher zu verbrennen. Am Ende gibt er ihm einen kräftigen Schlag auf den Kopf, worauf ihm der Radioempfänger aus dem Ohr fällt. Höhnisch grinsend verkündet Beatty, nun auch Faber einen Besuch abzustatten. Da entsichert Montag seinen Flammenwerfer, richtet ihn auf Beatty und drückt ab. Der Hauptmann verbrennt vor seinen Augen. Als Montag sich umdreht, steht der Mechanische Hund vor ihm und fletscht drohend die Giftnadel wie einen gefährlichen Zahn. Bevor Montag ihn ebenfalls mit dem Flammenwerfer erfasst, stößt der Hund die Nadel in seinen Oberschenkel. Sein Bein fühlt sich an wie abgestorben. Doch er rappelt sich auf, holt einige von Mildred übersehene Bücher aus dem Garten und macht sich auf zu Faber. Unterwegs versteckt er die Bücher in der Küche seines Feuerwehrkollegen Black und erstattet telefonisch Anzeige gegen ihn. In der Ferne sieht Montag Polizeihubschrauber aufsteigen. Die Jagd auf ihn hat begonnen. Zugleich wird der lang befürchtete Ausbruch des Krieges gemeldet.

„Es fing nicht mit Verordnungen und Zensur an, nein! Technik, Massenkultur und Minderheitendruck brachten es gottlob ganz von allein fertig. Dem verdanken wir es, wenn unser Dauerglück heute ungetrübt bleibt, wenn wir Bildergeschichten lesen dürfen, Lebensbeichten oder Fachzeitschriften.“ (Beatty, S. 67)

Faber rät dem Flüchtigen, stadtauswärts entlang der Bahngleise zu fliehen und sich einer Gruppe von Akademikern anzuschließen, die seit vielen Jahren in der Wildnis leben. Im Fernsehen wird die Jagd auf Montag live per Hubschrauber übertragen. Man hat einen neuen Mechanischen Hund auf ihn angesetzt. Der Fernsehmoderator versichert den Zuschauern, dass der Hund die Gerüche von 10 000 Personen sicher unterscheiden könne. Montag bittet Faber, alles, was er berührt hat, zu verbrennen oder mit Benzin einzureiben, um seine Spur zu verwischen. Dann packt er einen Koffer mit Fabers ältesten Kleidern und läuft zum Fluss.

Untergang und Neubeginn

Dort reißt er sich die Kleider vom Leib, zieht Fabers alte Sachen an und lässt sich in der Dunkelheit flussabwärts treiben. Er ist dem Hund in letzter Minute entkommen. Die Strömung treibt ihn ans Ufer und er geht an Land. Montag ist überwältigt vom Mond und den Sternen, einem Reh in den Büschen und dem Geruch von Heu, der von einem Bauernhof herüberweht. Nach wenigen Schritten stößt er auf die Bahngleise und folgt ihnen so lange, bis er in der Ferne ein Lagerfeuer brennen sieht. Die Gruppe, von der Faber berichtet hat, wartet dort auf Montag. Sie haben über einen tragbaren Fernsehempfänger von dessen Flucht erfahren. Gemeinsam sehen sie sich das Ende der Verfolgungsjagd an: Weil die Polizei nicht zugeben kann, dass der Mechanische Hund Montags Spur verloren hat, wird am Ende ein anonymer nächtlicher Spaziergänger getötet. Die Sendung ist mit einem Knalleffekt beendet und die Fernsehstimme verkündet triumphierend, dass der Schuldige zur Strecke gebracht sei.

„Manchmal fahre ich die ganze Nacht, ohne dass du etwas davon ahnst. Es macht Spaß draußen auf dem Land. Man überfährt Kaninchen, manchmal Hunde.“ (Mildred, S. 73)

Granger, der Wortführer der Gruppe, heißt Montag willkommen und stellt ihm die ums Feuer versammelten Männer als Stellvertreter bestimmter Bücher vor. Einer von ihnen hat ein Verfahren entwickelt, um das fotografische Gedächtnis des Menschen zu aktivieren. Die Männer können sich so an den Wortlaut aller Bücher erinnern, die sie jemals gelesen haben. Sie möchten dieses Wissen wiederbeleben, sobald die Welt reif dafür ist. Überall auf dem Land streichen sie als stille Rebellen umher, ohne sichtbar etwas Verbotenes bei sich zu tragen. Die Männer wandern weiter flussabwärts, als Bomben auf die Stadt fallen: Ein heller Schein, dann kommt der Luftdruck den Fluss herunter und wirft die Menschen um wie Streichhölzer. Unvermittelt erinnert sich Montag an Stellen aus der Bibel, die er in der U-Bahn auf dem Weg zu Faber gelesen hat. Als er aufsieht, gibt es keine Stadt mehr. Die Rebellen machen Feuer, essen etwas und gehen dann auf den Schutthaufen zu. Man werde sie dort für den Neuanfang brauchen, meint Granger. Und sei es auch nur, um sich zu erinnern.

Zum Text

Aufbau und Stil

Fahrenheit 451 ist in drei Teile gegliedert, wobei die Spannung stetig steigt: Im ersten Teil "Häuslicher Herd und Salamander" wird Montags Wandlung vom feuersüchtigen Bücherverbrenner zum Zweifler und Rebellen gezeigt. In "Das Sieb und der Sand" setzt der Bekehrte seine anfangs vagen Ideen in Taten um. Er handelt kopflos und steht am Ende des Kapitels mit dem Flammenwerfer in der Hand vor seinem eigenen Haus. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt im dritten Kapitel, "Die Waberlohe", als der Held seinen Hauptmann Beatty tötet und vor dem Mechanischen Hund flieht. Das Geschehen wird in der dritten Person, meist aus der Perspektive Montags erzählt. Dessen Seelenzustand spiegelt sich in inneren Monologen wider: Je unsicherer, unruhiger und unzufriedener er mit dem Zustand seines Lebens und der Gesellschaft insgesamt wird, desto gehetzter und abgehackter wirken seine Gedanken. Die vollkommene Verblödung der Menschen durch die Massenmedien parodiert Ray Bradbury treffend durch fast schon dadaistisch anmutende Dialoge Mildreds mit ihrer "Familie" im Fernsehen. Im Gegensatz hierzu steht die poetische und bildhafte Sprache in weiten Teilen des Buchs.

Interpretationsansätze

  • Fahrenheit 451 ist eine Dystopie, eine pessimistische, negative Utopie. Die (Horror-)Vision der amerikanischen Gesellschaft wurde vor dem Hintergrund der 1950er Jahre geschrieben. Die Ansätze für diesen Zukunftsentwurf waren damals in der Realität vorhanden: wachsende Macht der Massenmedien, Antiintellektualismus, übertriebener Fortschrittsglaube und Political Correctness.
  • Bücherverbrennung ist ein besonders augenfälliger Akt der Zensur. Mit jedem verbrannten Buch soll der Geist des Menschen ausgelöscht werden, der es geschrieben hat. Dies wird auch durch den Selbstmord der alten Dame deutlich, die lieber mit ihren Büchern sterben will als ohne sie zu leben.
  • Der Autor unterstreicht seine Aussagen durch Gegensätze: Der sinnentleerte Luxus in der Stadt wird durch die einfache, naturnahe Existenz der Intellektuellen kontrastiert, und dem alles verzehrenden Feuer steht Montags Wiedergeburt im Flusswasser gegenüber.
  • Montag repräsentiert den ungebildeten Mitläufer und Täter, dem durch die Außenseiterin Clarisse die Augen geöffnet werden und der in der Folge zum Rebellen wird.
  • Mildred repräsentiert alles, was in dieser Gesellschaft falsch und unmenschlich ist: Die Leere in ihrem Leben füllt sie mit Drogen, Schnellfahren und einer Fernseh-Ersatzfamilie. Mildred ist wie die meisten Stadtbewohner zwar physisch anwesend, aber ohne Seele, ein funktionierender Mensch im Unterdrückungsstaat.
  • Hauptmann Beatty, Montags Gegenspieler, ist als "Kopf" des Systems äußerst gebildet und belesen. Doch sein Wissen ist destruktiv, es hat ihn zynisch und verbittert werden lassen. Am Ende wird Beatty mit seiner eigenen Waffe, dem Feuer, geschlagen.
  • Technische Geräte, die Tiernamen tragen - z. B. der Mechanische Hund, der Salamander und die einäugige Schlange -, sind Symbole für eine seelenlose, mechanisierte Welt ohne Respekt vor der Natur und dem Leben des Einzelnen. Bradbury geht es nicht um die Darstellung eines faszinierenden technischen Fortschritts, sondern um die Isolation des Menschen in einer scheinperfekten Welt.
  • Heutzutage scheint das Medium Buch auf dem Rückzug zu sein und sich kaum noch gegen die elektronischen Massenmedien behaupten zu können. Fahrenheit 451 ist eine deutliche Warnung, was passieren kann, wenn die - immer noch an das Buch gebundene - Bildung auf breiter Front verloren geht.

Historischer Hintergrund

Hexenjagd im 20. Jahrhundert

Fahrenheit 451 erschien 1953 auf dem Höhepunkt der McCarthy-Ära in den USA, die noch bis etwa 1956 andauerte. Der Koreakrieg ging ohne einen klaren Entscheid 1953 zu Ende, und in Osteuropa und China feierten die Kommunisten immer neue Siege. Die amerikanische Öffentlichkeit schien reif zu sein für die zweite so genannte "Red Scare" (die erste dauerte von 1917 bis 1920): Unter dem Vorwand, die Unterwanderung der US-Regierung durch Kommunisten zu bekämpfen, fanden Schauprozesse gegen vermeintliche Staatsfeinde statt. Der Senator von Wisconsin, Joseph McCarthy, war das Aushängeschild dieser irrationalen Kommunistenhetze, von der neben Staatsbediensteten auch Literaten, Schauspieler und Filmregisseure betroffen waren. McCarthy nötigte die Angeklagten, die Namen ehemaliger Genossen preiszugeben, um ihre eigene Abkehr vom Kommunismus zu beweisen. Seine Methoden ähnelten in vielerlei Hinsicht jenen der mittelalterlichen Hexenverfolgungen. Eine der bekanntesten Parabeln hierfür ist Arthur Millers Theaterstück The Crucible (Hexenjagd), das ebenfalls 1953 uraufgeführt wurde.

Im gleichen Jahr schrieb Ray Bradbury in der linksgerichteten Wochenzeitschrift The Nation: "Wenn der Wind nach rechts dreht, weht ein schwacher Kerosingeruch von Senator McCarthy her." Fahrenheit 451 ist jedoch mehr als nur eine Kritik am Antiintellektualismus jener Zeit. Die Erfahrungen mit der Nazi-Diktatur führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Welle von dystopischen Werken über fiktive totalitäre Staaten der Zukunft. Vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit wollten die Autoren auf beunruhigende Entwicklungen auch in der Gegenwart aufmerksam machen. Beispiele hierfür sind George Orwells Animal Farm (Farm der Tiere) (1945) und 1984 (1948) sowie Kurt Vonneguts Player Piano (Das höllische System) (1952).

Entstehung

Ray Bradbury verriet 2001 in einem Interview, wem die Welt Fahrenheit 451 zu verdanken hat: Ein Polizist hielt ihn eines Nachts zu Beginn der 50er Jahre in Los Angeles an, als er mit einem Freund an einer viel befahrenen Straße entlangging. Sie waren die einzigen Fußgänger weit und breit, und das machte sie verdächtig. Der Autor schrieb daraufhin die Kurzgeschichte The Pedestrian über eine Gesellschaft, in der Fußgängerei verboten ist. Sie bildete wiederum den Anfang der Novelle The Fireman, die Bradbury innerhalb von neun Tagen im Keller einer Universitätsbibliothek an einer gemieteten Schreibmaschine verfasste. Bradbury hatte eine kleine Tochter zu Hause, und in der Bibliothek fand er sowohl die nötige Ruhe als auch Zugang zu einem riesigen Schatz an Büchern. Wann immer er Zitate oder Ideen benötigte, lief er einfach die Treppen hinauf und fand in den Gängen der Bibliothek das passende Werk.

The Fireman erschien 1951 in der Science-Fiction-Zeitschrift Galaxy Magazine. Zwei Jahre danach wurde der Autor von seinem Verlag gebeten, die Geschichte zu einem Roman auszubauen. Bradbury sagte später einmal, dass er mit seinen Figuren "spricht", ihnen "zuhört" und sie "beobachtet", um so immer tiefer in ihre Seelen hineinzuschauen. Das Ergebnis dieser intensiven Kommunikation war damals der vorliegende Roman - was fehlte, war nur noch der Titel. Der Autor rief kurzerhand bei der Feuerwehr von Los Angeles an, um zu erfahren, bei welcher Temperatur Papier Feuer fängt. Die Antwort: 451 Grad Fahrenheit (das entspricht 232,78 Grad Celsius).

Wirkungsgeschichte

Das Buch erschien 1953 in New York. Eine Sonderausgabe von 200 Exemplaren war in einen asbesthaltigen Umschlag eingebunden - zu jener Zeit galt der feuerfeste Stoff noch als Wundermaterial. Unter Zeitschriftenverlegern hatten Senator McCarthys Drohungen gegen Bibliotheken und die Anklagen gegen vermeintlich kommunistische Drehbuchautoren für Unsicherheit gesorgt. Der Einzige, der Fahrenheit 451 als dreiteilige Serie veröffentlichen wollte, war Hugh Hefner, und so erschien die Geschichte 1954 ausgerechnet in den ersten Ausgaben des Playboy. Bradbury gewährte diesen Abdruck, weil er den gerade neu gegründeten Playboy unterstützen wollte: Hefner war ein Verfechter der freien Rede, und sein Magazin hatte zumindest zu Beginn einen intellektuellen und literarischen Anspruch.

1966 verfilmte François Truffaut das Buch mit Oskar Werner als Montag und Julie Christie, die in einer Doppelrolle sowohl Clarisse als auch Montags Frau verkörperte. 1984 kam ein Fahrenheit-451-Computerspiel heraus und zwei Jahre später schrieb Ray Bradbury eine Bühnenversion, für die er erneut mit seinen Figuren "redete" und neue Geschichten um sie herum erfand. Der Titel wurde ähnlich wie Orwells 1984 für viele zum Synonym für Zensur und Unterdrückung, obwohl der Autor diesen Schwerpunkt in einem Interview 2001 bestritt: "Fahrenheit 451 handelt nicht von Zensur, sondern von dem verblödenden Einfluss der lokalen Fernsehnachrichten und der Verbreitung von Großbildschirmen."

Der Dokumentarfilmer Michael Moore spielte 2004 auf Bradburys Meisterwerk an, indem er seinem Film über das Versagen der Bush-Familie im Vorfeld der Terrorangriffe auf das World Trade Center den Titel Fahrenheit 9/11 gab.

Über den Autor

Ray Bradbury wird am 22. August 1920 in Waukegan, Illinois, geboren. Mit 11 Jahren verfasst er seine erste Autobiographie und beschließt ein Jahr darauf, Schriftsteller zu werden. Der 14-Jährige zieht mit seiner Familie nach Los Angeles, wo er seine lebenslange Liebe zum Kino entdeckt. Nach dem Highschool-Abschluss 1938 entscheidet er sich gegen die Universität und verdient seinen Lebensunterhalt als Zeitungsverkäufer. In seiner Freizeit bildet der Autodidakt sich in öffentlichen Bibliotheken weiter. Er beginnt, Science-Fiction-Kurzgeschichten herauszugeben, und verlegt 1939 mit Futuria Fantasia seine eigene Zeitschrift. 1943 gibt er den Job als Zeitungsverkäufer auf und widmet sich einzig der Schriftstellerei. Vier Jahre später heiratet er und veröffentlicht im selben Jahr seine erste Kurzgeschichtensammlung, Dark Carnival. Den literarischen Durchbruch schafft er 1950 mit der romanähnlich zusammengestellten Kurzgeschichtensammlung The Martian Chronicles (Die Mars-Chroniken). Das Buch erzählt von der Kolonisierung des Mars durch die Menschen und reflektiert zugleich die Angst der Amerikaner vor einem Atomkrieg zu Beginn der 50er Jahre. Der Erzählband The Illustrated Man (Der illustrierte Mann) erscheint 1951 und wird 1969 verfilmt. Im Gegensatz zu vielen anderen Science-Fiction-Autoren seiner Generation sieht Bradbury den ungebremsten technischen Fortschritt skeptisch und kultiviert zudem einige für Amerikaner äußerst skurrile Eigenheiten, darunter die Weigerung, selbst Auto zu fahren. Viele seiner Geschichten werden erfolgreich für Radio, Fernsehen, Theater, Kino oder Comicbücher adaptiert. Auch als Drehbuchautor macht er sich einen Namen, u. a. 1953 für den John-Huston-Film Moby Dick. Die vielleicht größte Ehrung erfährt Bradbury, als Apollo-Astronauten einen Mondkrater "Dandelion Crater" (Löwenzahnkrater) taufen, nach seinem 1957 erschienenen Buch Dandelion Wine (Löwenzahnwein). Ray Bradbury lebt und schreibt in Los Angeles.

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