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Auf Messers Schneide

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Auf Messers Schneide

Diogenes Verlag,

15 min read
12 take-aways
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What's inside?

Ein Weltkriegsrückkehrer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: „Auf Messers Schneide“ ist vielleicht W. Somerset Maughams anspruchsvollster Roman.

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Sinnsuche in Kriegszeiten

Es muss eine Lust gewesen sein, in den USA der wilden 20er Jahre gelebt zu haben: Menschen, die in der High Society ein- und ausgehen, gern gesehene Partygäste sind und in illustrem Kreise speisen, sind die schillerndsten Figuren in W. Somerset Maughams Roman Auf Messers Schneide. Im Zentrum steht jedoch der junge Kriegsheimkehrer Larry. Er teilt das Schicksal vieler seiner Altersgenossen: Als Flieger im Ersten Weltkrieg von den Material- und Menschenschlachten traumatisiert, musste er auch noch mit ansehen, wie sein bester Kamerad getötet wurde - beim Versuch, Larry das Leben zu retten. Den jugendlichen Leichtmut aus den Gliedern gebombt, wird Larry immer stiller, beschäftigt sich plötzlich mit alten Sprachen und liest philosophische Literatur. Er distanziert sich von den Partys, auf die ihn seine Verlobte Isabel schleppen will. Die beiden trennen sich, und Larry beginnt eine Odyssee auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, dem Ursprung des Übels und nach Gott. Schließlich landet er in Indien und hat dort eine Erleuchtung. Der mitten im Zweiten Weltkrieg veröffentlichte Roman wurde, nicht zuletzt weil Maugham einmal mehr genau den Zeitgeist traf, ein großer Erfolg und ist ein "echter" Maugham, insofern sich der Autor als handelnder Charakter selbst ein Denkmal gesetzt hat.

Take-aways

  • Auf Messers Schneide gilt allgemein als W. Somerset Maughams anspruchsvollster Roman.
  • Die Kernhandlung dreht sich um Larry Darell, der nach fürchterlichen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg den Sinn des Lebens sucht.
  • Er löst seine Verlobung mit der schönen Isabel und studiert mehrere Jahre lang philosophische Literatur in Paris.
  • Danach führt ihn seine Odyssee nach Deutschland und in ein Kloster im Elsass.
  • Weil ihm die christliche Heilslehre nicht ausreicht, macht er sich auf eine Reise nach Indien.
  • Gespräche mit einem Bettelmönch bringen Larry dazu, bei einem Yogi den Hinduismus zu studieren.
  • An seinem Geburtstag hat er eine Erleuchtung.
  • Larry kehrt nach Europa zurück, um dort arm und zufrieden sein Leben weiterzuführen.
  • Die Kernhandlung wird ergänzt durch das Leben mehrerer Nebenfiguren aus der noblen Gesellschaft. Darunter sind Larrys einstige Verlobte Isabel, ihr späterer Mann Gray und der snobistische Elliott.
  • Maugham tritt selbst als Erzähler und handelnde Person auf, die mit allen Charakteren engen Umgang pflegt.
  • Der Autor nahm seine eigene Indienreise 1938 als Vorlage für Larrys Erfahrungen bei den Hindus.
  • Für den erfolgsverwöhnten W. Somerset Maugham war Auf Messers Schneide ein weiterer großer Publikumsrenner.

Zusammenfassung

Bekanntschaft mit einem Snob

Chicago im Jahr 1919: Der Schriftsteller Maugham trifft sich mit Elliott Templeton. Die beiden kennen sich seit 15 Jahren. Elliott ist ein vornehm aussehender Herr Ende 50, der sein Vermögen mit Antiquitäten gemacht hat. Seine Garderobe ist äußerst elegant und er besitzt eine Wohnung in einer vornehmen Gegend von Paris. Er entstammt einer sehr angesehenen Familie aus Virginia und verkehrt daher in den besten Kreisen. Elliott liebt es, zu Gesellschaften zu gehen, und ist selbst ein sehr guter Gastgeber. Als Snob legt er großen Wert auf Bekanntschaften adliger Herkunft, während er niedriger gestellte Leute ablehnt. Trotz allem hat er ein gutes Herz. Freunden erfüllt er jeden Wunsch, und er liebt seine verwitwete Schwester Louisa Bradley und seine Nichte Isabel sehr. Als sie sich kennen gelernt haben, fand Maugham zunächst nicht Elliotts Beachtung. Doch nach und nach begann Templeton, den bekannter werdenden Schriftsteller wenigstens zu unbedeutenden Gesellschaften einzuladen. Immer wieder treffen sie sich zum Essen und besuchen Ausstellungen oder Antiquitätenläden. Dabei bekommt Maugham stets den neuesten Klatsch zu hören.

Lunch bei Mrs. Bradley

Einmal lädt Elliott Maugham zum Mittagessen bei seiner Schwester ein. Mit von der Partie ist Gregory Brabazon, ein bekannter Innenarchitekt, denn Elliott und seine Nichte Isabel wollen Mrs. Bradley überreden, ihre Wohnung umzugestalten. Als die Älteren noch beim Cocktail sind, geht plötzlich die Tür auf und Isabel betritt wie ein frischer Wirbelwind den Raum. Sie ist in Begleitung ihres Verlobten Laurence Darell, genannt Larry. Larry und Isabel sind zusammen aufgewachsen. Als Waisenkind lebte Larry bei Dr. Nelson, einem Freund der Familie, der jedoch mit dem Kind nichts anzufangen wusste. So verbrachte Larry seine Ferien stets in Isabels Familie. Die hübsche Frau zieht mit ihrer Fröhlichkeit und Frische jeden in den Bann. Sie ist sehr verliebt in Larry, wobei ihre Gefühle auch etwas Mütterliches haben. Als sie den Innenarchitekten erblickt, berät sie sich sogleich mit ihm, wie man das Zimmer umgestalten könnte. Larry wirft ein, dass es doch so bleiben könne, weil es ja ihrer Mutter so gefalle. Daraufhin meint Isabel lachend, dass Larry von nichts außer vom Fliegen etwas verstehe. Denn im Krieg sei er Flieger gewesen. Nach dem Essen gehen Maugham und Elliott in eine Galerie. Elliott erzählt Maugham voller Empörung, dass Larry keine Stelle habe und auch nicht beabsichtige, sich eine zu suchen. Maughams Einwand, Larry habe möglicherweise im Krieg etwas Schreckliches erlebt und benötige nun Ruhe, lässt Elliott nicht gelten: Larry habe bereits ein ganzes Jahr pausiert. Er habe 3000 $ im Jahr und könne davon einigermaßen leben, aber es sei doch die Lebensaufgabe eines Mannes, einer Arbeit nachzugehen.

Eine gute Partie

Am nächsten Abend ist Maugham zum Abendessen bei Mrs. Bradley eingeladen. Maugham lernt Dr. Nelson und Gray Maturin, einen Freund von Larry, kennen. Dieser ist unsterblich verliebt in Isabel, würde ihr jedoch aus Treue zu Larry niemals den Hof machen. Dr. Nelson erzählt Maugham, dass Larry darauf verzichtet habe, eine Universität zu besuchen, als er nach dem Krieg aus Frankreich zurückkehrte. Stellenangebote habe er abgelehnt, sich unterdessen aber mit Isabel verlobt. Elliott und seine Schwester bestehen darauf, dass Larry sich eine Stelle beschafft, bevor er Isabel heiratet. Sie drängen Dr. Nelson, Larry dazu zu überreden. Doch Dr. Nelson, immerhin Larrys Ziehvater, entgegnet, er habe nur wenig Einfluss auf ihn. Louisa und Elliott finden, dass Gray, dessen Vater mit Maklergeschäften reich geworden ist, eine sehr gute Partie für Isabel wäre.

Larrys Geheimnis

Tags darauf geht Maugham in einen Klub. Überraschenderweise trifft er dort auf Larry, der ein Buch mit dem Titel Principles of Psychology liest. Larry vertraut Maugham an, dass er keine Beschäftigung haben möchte, sondern nur "müßig gehen" will. Auf Universitäten könne er nicht das lernen, was ihn interessiere, und in eine Schablone pressen lassen wolle er sich nicht. Bei einem Essen mit Elliott, Gray und dessen Vater sagt Elliott, Larry würde gewiss bald eine Stelle annehmen, wenn er Isabel wirklich liebe. Doch am folgenden Tag ist Isabel in Tränen aufgelöst: Larry will für zwei Jahre nach Paris gehen. Eines Tages sucht Isabel ein Gespräch unter vier Augen mit Maugham. Als Schriftsteller könne er doch Menschen gut einschätzen. Sie will wissen, was er von Larry halte. Maugham fragt Isabel, warum sie Larry nicht heirate, bevor er nach Paris gehe. Doch Isabel möchte, dass Larry, falls er im Krieg etwas Grauenvolles erlebt hat, zuerst zu sich selbst findet. Vor dem Krieg sei er ein sportlicher, fröhlicher Typ gewesen, doch nun sei er oft verträumt und seltsam schwermütig. Erst viel später erfährt Maugham, dass Larrys bester Kamerad Patsy bei dem Versuch, Larry zu retten, ums Leben gekommen ist. Dieser sinnlose Tod ist für Larry der Inbegriff des Übels in der Welt. Seitdem sucht er nach dem Sinn des Lebens und nach Gott.

Der endgültige Bruch

Im Herbst des folgenden Jahres trifft Maugham Larry in Paris. Dieser spricht inzwischen gut Französisch, ist aber wenig mitteilsam. Im folgenden Frühling kommen auch Isabel und ihre Mutter nach Paris und werden am Bahnhof nicht nur von Elliott, sondern auch von Larry erwartet. Elliott ist verstimmt, denn Larry hat seine Einladungen bisher stets abgelehnt. Isabel und Larry gehen ins Quartier Latin zum Mittagessen. Da er bisher ein Geheimnis um seine Bleibe gemacht hat, will sie unbedingt dorthin. Als sie das schäbige Hotelzimmer sieht, ist sie entsetzt. Larry erzählt ihr, dass er täglich viele Stunden Griechisch und Latein lernt. Isabel findet das sinnlos. Sie erklärt, dass sie mit jemandem, der so kärglich lebt und nicht arbeiten will, nicht weiter zusammen sein kann. Die beiden lösen die Verlobung. Zu Elliotts Ärger nimmt Larry trotzdem noch alle Einladungen an und verkehrt freundschaftlich mit Isabel.

Im Bergwerk

Zwei Wochen später treffen sich Maugham, Elliott, Mrs. Bradley und Isabel in London. Elliott hat seine zuckerkranke Schwester überredet, dort einen Facharzt aufzusuchen. Isabel wirkt heiter und vergnügt wie immer. Sie vertraut Maugham an, dass sie fast versucht hätte, Larry zu verführen, es dann aber als unfair empfunden habe.

„Nie habe ich einen Roman mit größeren Hemmungen begonnen. Wenn ich es einen Roman nenne, so nur, weil ich nicht wüsste, wie ich es sonst nennen sollte. Ich habe nur wenig zu erzählen, und ich ende weder mit einem Todesfall noch mit einer Heirat.“

Zehn Jahre lang sieht Maugham Isabel und Larry nicht. Erst viel später erzählt ihm Larry, dass er zum Ausgleich für seine geistigen Studien in einem französischen Bergwerk gearbeitet habe. Er wohnte bei der Witwe eines Bergarbeiters und teilte sich ein Zimmer mit Kosti, einem Polen, der grobschlächtig und hässlich wirkte, aber sehr gebildet war. Die Arbeit unter Tage war mühsam. Zunächst musste Larry Kohlen schleppen. Später wurde er Maschinenführer. An den Abenden ging er mit Kosti Bier trinken. Wenn Kosti betrunken war, verlor er sich in philosophischen Theorien. Eines Tages schlug Kosti vor, auf Wanderschaft zu gehen. Die beiden kamen durch mehrere deutsche Städte und fanden schließlich Arbeit auf einem Bauernhof. Dort gab es neben dem alten Bauern noch eine wesentlich jüngere Bauersfrau und die verwitwete Schwiegertochter. Eines Nachts suchte diese ihn in seinem Bett im Heuschober auf, während Kosti nebenan schlief. Larry gab keinen Laut von sich und machte sich am nächsten Morgen gut gelaunt aus dem Staub.

Der Börsencrash

Isabel hat kurz nach der Entlobung mit Larry Gray Maturin geheiratet und zwei Töchter bekommen. Gray trägt sie auf Händen und bietet ihr einen luxuriösen Lebensstil. Obgleich Isabel ihn nicht liebt, ist sie glücklich. Der alternde Elliott kauft sich ein Haus in Antibes in der Nähe von Monte Carlo. Dann kommt der Oktober 1929: Beim Börsencrash verlieren die Maturins alles. Elliott, der seine Schäfchen rechtzeitig ins Trockene gebracht hat, stellt Isabel und Gray seine prachtvolle Pariser Wohnung zur Verfügung. Doch Gray ist ein gebrochener Mann, dem schwere Kopfschmerzattacken zu schaffen machen. Mrs. Bradley stirbt und Isabel siedelt mit ihrer Familie nach Paris über. Im Frühjahr kommt auch Maugham dorthin und besucht sie mehrmals pro Woche. Eines Tages trifft er zufällig auf Larry, den er fast nicht erkennt, denn er ist bärtig und ungepflegt wie ein Landstreicher. Maugham erzählt Larry, dass Isabel in Paris lebt. Nach einigen Tagen besucht Larry sie - in einem neuen Anzug und ordentlich frisiert. Isabel und Gray freuen sich sehr, ihn wiederzusehen. In der folgenden Zeit treffen sich die vier häufiger. Isabel vertraut Maugham an, dass sie Larry noch immer liebe und jede Begegnung mit einem kleinen Schmerz verbunden sei. Eines Abends hat Gray wieder Kopfschmerzen und kann nicht ausgehen. Larry versetzt ihn in Hypnose: Als Gray erwacht, sind die Schmerzen wie weggeblasen. Alle bestürmen Larry mit Fragen, woher er solche Fähigkeiten habe. Larry erzählt, dass er zwei Jahre in Indien bei einem Yogi gelernt habe und daher Gray helfen könne, sich selbst zu heilen.

Eine alte Bekannte

Isabel besteht darauf, dass sie zu viert durch einige verruchte Kneipen ziehen, denn sie findet die Gesellschaft dort unterhaltsam. In einer schmutzigen, überfüllten Kaschemme treffen sie Sophie Macdonald, eine Jugendfreundin von Isabel. Sie hat bei einem Autounfall ihren innig geliebten Mann und die gemeinsame Tochter verloren. Seitdem zieht sie mit Männern herum, nimmt Rauschgift und betrinkt sich. Auch Larry kennt die grell geschminkte, schlecht gekleidete Sophie von früher. Sie war ein schüchternes, sensibles Mädchen, das ihm selbst geschriebene Gedichte vorgetragen hat. Isabel verachtet Sophie: Sie solle sich endlich zusammenreißen, schließlich würden viele Frauen das gleiche Schicksal teilen und sich nicht so gehen lassen. Um sie zu retten, beschließt Larry zu aller Entsetzen, sie zu heiraten. Nur für kurze Zeit schafft sie es, auf den Alkohol zu verzichten; dann trinkt sie wieder, packt ihre Koffer und verlässt überstürzt Paris. Einige Wochen später trifft Maugham sie zufällig in einem kleinen Küstenort. Sie sagt, sie fühle sich wohl dort, da sie jederzeit an Alkohol und Drogen herankommen könne. Kurz darauf erfährt Maugham, dass Elliott sehr krank ist. Trotzdem schleppt sich der Snob weiter zu gesellschaftlichen Anlässen, bis er das Bett nicht mehr verlassen kann. Sein Diener lässt einen Priester kommen, damit Elliott die Beichte ablegen kann. Kurz danach stirbt er, noch bevor Isabel und Gray eintreffen. Elliott hat verfügt, dass er in Italien in der Nähe einer Kirche, die er gestiftet hat, beerdigt werden will. Isabel erbt eine große Summe Geld, die Gray für den Eintritt in ein Geschäft in Chicago verwenden will.

Indische Begegnungen

Eines Abends trifft Maugham Larry im Theater. Nach der Vorstellung gehen sie in ein Restaurant und Larry erzählt aus seinem Leben. Nach dem nächtlichen Aufbruch von dem Bauernhof habe er in Bonn gelebt, um deutsche Schriftsteller und Philosophen zu lesen. Dort habe er einen Benediktinermönch aus dem Elsass kennen gelernt, der ihn in sein Kloster einlud. Die beiden unternahmen lange Spaziergänge und sprachen über Philosophie. Der Mönch hielt Larry für einen Menschen, der nur durch eine "dünne Wand" vom Glauben getrennt sei. Doch nach drei Monaten im Kloster kehrte Larry nach Paris zurück. Er verbrachte das Frühjahr mit einer Freundin in einem kleinen Dorf. In Sevilla heuerte er als Matrose auf einem Schiff nach Indien an. Auf den Rat eines indischen Passagiers hin besichtigte Larry die Höhlen von Elephanta und er betrachtete dort eingehend die Statuen der Götter Brahma, Wischnu und Schiwa. Am selben Abend fuhr er mit seinem neuen Freund nach Benares. Dort wiederholte sich täglich frühmorgens das gleiche faszinierende Schauspiel: Gläubige, die mit ausgebreiteten Armen in den Ganges stiegen.

Larrys Erleuchtung

Larry begann, den Hinduismus zu studieren. Jede Daseinsform hat den Hindus zufolge ihren Ursprung in einem früheren Leben. Wer zuvor böse gewesen sei, müsse jetzt dafür leiden. Daher sei das Leiden erträglich und auch gerecht. Larry reiste im Land herum und traf zwei Jahre später seinen indischen Freund als Bettelmönch auf Pilgerfahrt wieder. Dessen Ziel war es, sich dauerhaft von der Wiedergeburt zu befreien. Sein Atman, seine Seele, sollte sich vom Körper lösen und in die Unendlichkeit zurückkehren. Schließlich ging Larry zu einem Yogi in den Ashram und studierte bei ihm. Manchmal zog er sich für Tage in eine einsame Berghütte zurück. Dort hatte er an seinem Geburtstag eine Erleuchtung: Frühmorgens beobachtete er den Sonnenaufgang und fühlte dabei eine derartige selige Freude, als ob sein Geist über seinem Körper schwebte. Tags darauf verließ er den Yogi, um zu seinen Leuten zurückzukehren. Er hat sein Geld verschenkt und will nun einfach und enthaltsam leben. Um sich zu ernähren, will er zunächst in einer Autowerkstatt arbeiten, später dann als LKW-Fahrer das Land erkunden und sich schließlich ein eigenes Taxi kaufen. So, hofft er, könne er weiter studieren und brauche nur so viel zu arbeiten, dass es für seinen Unterhalt reiche.

Zum Text

Aufbau und Stil

Die sechs Kapitel, die in mehrere Unterkapitel gegliedert sind, erzählt Maugham im leichten Tonfall. Der Roman deckt etwa zehn Jahre ab, in denen der Autor ein plastisches und farbiges Bild der 20er Jahre malt, vom Savoir-vivre im mondänen Paris bis zum Börsencrash. Beliebtes Setting sind die vielen Mittag- und Abendessen im Kreis um den snobistischen Elliott. Kontrastiert wird diese Welt der Wirtschaft und des feinen Lebens mit Larrys Sinnsuche im Studium der Philosophie, im Kloster und schließlich bei einem Yogi in Indien. Das auffälligste Stilmerkmal des Romans ist sicherlich der Erzähler. Dieser "Mr. Maugham" gibt vor, der Autor selbst zu sein, berichtet sogar von seinen anderen Büchern, sinniert über den dramaturgischen Aufbau von Romanen und ist doch mit seinen - vermeintlich realen, aber dennoch fiktionalen - Charakteren bekannt. Alles, was der Leser von Larry, Isabel, Elliott und Gray erfährt, erfährt er aus dem Munde des Erzählers Mr. Maugham, der natürlich fleißig kommentiert, analysiert und ausschmückt und es sich auch nicht nehmen lässt, die eine oder andere ironische Bemerkung einfließen zu lassen. Der Autor Maugham unternahm große Anstrengungen, eine möglichst authentische amerikanische Umgangssprache zu gestalten - von der allerdings in der deutschen Übersetzung nicht viel übrig geblieben ist.

Interpretationsansätze

  • Der Titel des Romans leitet sich aus einem Vers der Upanischaden ab, die eine Sammlung der philosophischen Schriften des Brahmanismus darstellen. Der Brahmanismus ist eine Vorstufe des Hinduismus. Dort findet sich folgende Stelle, die Maugham seinem Roman als Motto vorangestellt hat: "Die scharfe Schneide eines Messers ist schwer zu überschreiten. Die Weisen sprechen davon als dem Hindernis des Weges." Der Vers illustriert Larrys schwierige Suche nach der Erleuchtung.
  • Larrys Suche ähnelt der langen Reise des Odysseus aus Homers antikem Epos. Bei Larry ist die Suche aber nicht nur eine physische, sondern auch eine spirituelle: nach Gott und dem Sinn des Lebens.
  • Eine weitere Parallele drängt sich auf, und zwar zu Buddha, der als Sohn eines Adligen ein Leben in Luxus hätte führen können, sich aber der Askese verschrieb und nach Weisheit strebte. Nach der Meditation unter einem Feigenbaum wurde er zum Stifter der Religion des Buddhismus. Larrys Lebensweg bildet diese Geschichte nach, denn auch Maughams Held verzichtet auf eine gesicherte Existenz (Heirat, feste Anstellung, Wohlstand) und verschreibt sich der Sinnsuche.
  • Larrys spiritueller Ansatz wird stark mit dem Verhalten Isabels und überhaupt der "Society" um Elliott kontrastiert. Zunächst will Isabel Larry noch Freiraum für die Suche nach Antworten auf seine Sinnfragen geben. Doch ihr Verständnis hat Grenzen: Den "letzten Fragen", die seit Menschengedenken auf der Agenda stehen und bis heute noch nicht beantwortet werden konnten, brauche man nicht mehr nachgehen, meint sie, denn dies sei reine Zeitverschwendung.
  • Manche Kritiker warfen Maugham vor, dass er in seinen Werken zu viel sagt und dass der Leser zu wenig hineininterpretieren kann. So lässt Maugham seinen Mr. Maugham über Elliot sagen: "Der Gedanke machte mich traurig, dass sein Leben so albern, nutzlos und trivial gewesen war. Wie wenig bedeutete es jetzt, dass er zu so vielen Gesellschaften gegangen war und mit so vielen Prinzen, Herzögen und Grafen verkehrt hatte. Sie hatten ihn bereits vergessen." Allzu deutlich sagt der Autor dem Leser hier, was von einer bestimmten Figur zu halten ist.

Historischer Hintergrund

Zwischen den Weltkriegen

Als der Erste Weltkrieg am 11. November 1918 zu Ende ging, kamen mehrere Entwicklungen in Gang, die das 20. Jahrhundert stark prägten. Das Interbellum, die Zwischenkriegszeit, gestaltete sich in Europa und den USA höchst unterschiedlich. In den USA der 20er Jahre, wo Maugham seinen Roman beginnen lässt, standen zunächst alle Zeichen auf Vergnügen: Die "Wilden Zwanziger" fegten durch Amerika. Wirtschaftlicher Aufschwung, neue Erfindungen, technischer Fortschritt und medizinische Entdeckungen (u. a. Penicillin und Insulin) führten zu einem allgemeinen Wohlstand. Das Frauenbild veränderte sich, es wurde viel gefeiert, getanzt und getrunken. Man amüsierte sich, so wie es auch Maughams Figur Elliott begeistert tut. In den USA wurde jedoch 1920 das Prohibitionsgesetz erlassen, das die Herstellung und den Ausschank von Alkohol unter Strafe stellte. Schmuggel und organisiertes Verbrechen waren an der Tagesordnung. Wer Geld hatte, konnte ein Vermögen an der Börse machen, so wie es Gray in Maughams Roman versucht. Und wie er scheiterten viele, als am Ende der "Roaring Twenties" der große Börsencrash kam und in seinem Gefolge die Weltwirtschaftskrise begann: Im Oktober 1929 platzte eine gigantische Spekulationsblase auf dem amerikanischen Börsenparkett. Nicht nur Großinvestoren, sondern auch viele Kleinanleger hatten Kredite in Schwindel erregenden Höhen aufgenommen, um am Börsenboom teilzuhaben, und standen binnen kürzester Zeit praktisch vor dem Nichts. Die Folge waren Konkurse, Preisverfall und Massenarbeitslosigkeit.

Entstehung

Die Entstehung von Auf Messers Schneide fiel in eine höchst aufregende Zeit in Maughams Leben. Bereits 1928 hatte er sich ein Anwesen an der Riviera gekauft: die Villa Mauresque, eingebettet in eine traumhafte Landschaft an der Côte d’Azur. Für Maugham war dies insbesondere nach seiner Ehescheidung der ideale Rückzugsort. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Frankreich musste er seine Villa allerdings verlassen und zog als Flüchtling in die USA, nach South Carolina. Hier begann er im Jahr 1942 mit der Niederschrift eines neuen großen Romans, nachdem er zuvor vor allem an kürzeren Geschichten gearbeitet hatte. Eine wichtige Anregung für die Ausgestaltung von Auf Messers Schneide erfuhr Maugham 1938, als er eine Reise durch Indien unternahm und dort auf den vielleicht größten indischen Weisen des 20. Jahrhunderts traf: Sri Ramana Maharshi. Dieser inspirierte ihn vermutlich zu der Figur des indischen Lehrmeisters, auf den sein Romanheld Larry trifft. Maugham verwendete sehr viel Zeit auf die Recherche für den Roman: Er soll rund 40 Bände Hintergrundliteratur durchgearbeitet haben, ehe er sich an die Arbeit machte, darunter vor allem Bücher über chinesische und indische Religion. Der Autor und Regisseur Garson Kanin vermutete in Maughams Akribie mehr als bloße schriftstellerische Sorgfalt: "Diese Arbeit bedeutete ihm so viel. Er betrachtete es vermutlich als sein letztes großes Werk. Egal, was die Kritiker oder die Öffentlichkeit über den philosophischen Inhalt dachten, war er für ihn umfassend und bedeutsam." Fast das ganze Jahr 1943 verbrachte Maugham in völliger Abgeschiedenheit mit dem Buch: Ein Entwurf war im Mai fertig, das vollständige Manuskript am 15. August.

Wirkungsgeschichte

Als Auf Messers Schneide im Jahr 1944 herauskam, wurde der Roman sofort zum Bestseller. Bis in die Mitte der 60er Jahre wurden über dreieinhalb Millionen Bände verkauft. Das Publikum liebte die Geschichte. Die durchaus positive Reaktion der Literaturkritik wurde ein wenig von der Unzufriedenheit mit der Zeichnung der Hauptfigur Larry gedämpft. Die Darstellung der indischen Mystik wurde aber sehr gelobt. Der britisch-amerikanische Schriftsteller Christopher Isherwood, den Maugham bei der Verfertigung des Romans bezüglich der darin vorkommenden indischen Weisheiten befragt hatte, bedauerte ein wenig, dass sich Maugham zu oberflächlich mit den "Hindernissen auf dem Pfad zur Erleuchtung" auseinander gesetzt habe; ansonsten aber war auch er voll des Lobes. Der Guru und Yoga-Lehrer Paramahansa Yogananda widmete seine Autobiographie eines Yogi sogar "dem Autor von Auf Messers Schneide, das durch die Verbreitung der indischen Heilslehre so viel Gutes in der Welt bewirkt" habe. Auf Messers Schneide gilt nicht unbedingt als Maughams bester, wohl aber als einer der besten Romane, in nächster Nähe zum Hauptwerk Der Menschen Hörigkeit. Maugham bezeichnete sich selbst als "in erster Reihe der zweitklassigen Schriftsteller" stehend, weit hinter seinem persönlichen Idol Joseph Conrad. Der Roman wurde zweimal verfilmt: Die Version von 1946 mit Tyrone Power erhielt einen Oscar (Anne Baxter für die beste weibliche Nebenrolle als Sophie). In der Verfilmung von 1984 spielten Theresa Russel und Bill Murray, der auch am Drehbuch mitarbeitete.

Über den Autor

William Somerset Maugham (sprich: mohm oder moäm) wird am 25. Januar 1874 in Paris als Sohn eines englischen Diplomaten geboren. Beide Elternteile sterben, bevor William zehn Jahre alt ist. Die Mutter vertraut seine Erziehung einem Bruder ihres Mannes an, einem gut 50-jährigen anglikanischen Geistlichen, der in Kent beheimatet ist. Maugham ist ein starker Stotterer. Er besucht das Internat der King’s School in Canterbury, was für ihn zur demütigenden Erfahrung wird. Anschließend geht er nach Heidelberg, wo er Philosophievorlesungen hört, und studiert danach Medizin in London. Das Examen legt er 1898 ab und praktiziert einige Zeit im Londoner Viertel Lambeth. Die Erlebnisse und Erfahrungen aus jener Zeit verarbeitet Maugham in seinem Erstlingswerk Liza of Lambeth (1897), das ihm schon einen großen Erfolg beschert. Sein erstes erfolgreiches Bühnenstück kommt 1907 heraus, weitere Dramen folgen. Zwischenzeitlich lebt Maugham in Paris. 1915 gelingt sein wirklicher Durchbruch als Romanautor mit Of Human Bondage (Der Menschen Hörigkeit). Während des Ersten Weltkriegs ist Maugham als Agent für den englischen Auslandsgeheimdienst MI6 tätig, u. a. im revolutionären Russland. Als Schriftsteller und vor allem als sehr produktiver Bühnenautor ist Maugham außerordentlich erfolgreich. Er ist der meistgelesene (10 Millionen verkaufte Exemplare zu seinen Lebzeiten) und bestbezahlte Autor seiner Zeit. Wie ein Star bewegt er sich in den führenden Kreisen der englischen und französischen Gesellschaft. Diese bilden auch den Hintergrund vieler seiner komödiantisch-satirischen Bühnenstücke. Sich zu seiner Homosexualität zu bekennen, ist für einen angesehenen Engländer jener Zeit undenkbar. 1917 heiratet Maugham eine Dame der englischen Gesellschaft. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor. Sein eigentlicher Lebenspartner ist jedoch der übel beleumdete Amerikaner Gerald Haxton. Nach außen hin ist Haxton als "Sekretär" Mitglied von Maughams Haushalt, ebenso wie später Alan Searle, sein zweiter Partner. Maugham verlegt nach seiner Ehescheidung 1928 den Wohnsitz nach Südfrankreich, wo er eine große Villa erwirbt und in fürstlichem Stil lebt. 1933 beendet er seine Tätigkeit als Bühnenautor, 1948 veröffentlicht er seinen letzten Roman. Er stirbt am 16. Dezember 1965 im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Saint Jean Cap Ferrat.

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