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Othello

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Othello

dtv,

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12 take-aways
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What's inside?

Der niederträchtige Jago treibt den schwarzen General Othello zu Mord und Selbstmord – eine von Shakespeares ganz großen Tragödien.

Literatur­klassiker

  • Tragödie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Shakespeares fi esester Intrigant

Das grünäugige Ungeheuer: So wird die Eifersucht in Shakespeares Othello bezeichnet. Und zwar von Jago, dem wohl fiesesten Intriganten im umfangreichen Werk des Engländers. Jago ist der Fähnrich des schwarzen Generals Othello in Venedig und will seinen Herrn in das klebrige Netz jenes grünäugigen Monsters Eifersucht locken. Neid und Missgunst bestimmen sein Handeln, und mit seiner verlogenen Art spinnt er eine niederträchtige Intrige, in die sich der gutgläubige und edle Othello prompt verwickelt. Jago flüstert seinem General ein, dass ihm seine Frau Desdemona nicht treu sei, und hat schnell schlagende Indizien bei der Hand, darunter ein verräterisches Taschentuch, das der Bösewicht freilich selbst in den Besitz des Leutnants Cassio gespielt hat. So nimmt das Schicksal seinen Lauf: Othello schluckt das Gift der Eifersucht, und am Ende sind – typisch Shakespeare – so gut wie alle Hauptpersonen tot. Die Tragödie gehört zu den beliebtesten Bühnenwerken des englischen Dramatikers und hat neben drei Opern unzählige Verfilmungen und Adaptionen inspiriert.

Take-aways

  • Othello ist Shakespeares Tragödie der Eifersucht, des Neides und der Intrigen.
  • Der schwarze General Othello hat heimlich die schöne Desdemona geheiratet, gegen den Willen ihres Vaters.
  • Othellos Fähnrich Jago dürstet nach Rache an seinem Herrn, weil dieser nicht ihn, Jago, zum Leutnant befördert hat, sondern seinen Konkurrenten Cassio.
  • Missgunst, Neid und Bösartigkeit treiben Jago zu einer Intrige, mit der er gleich mehrere Menschen ins Unglück stürzen will.
  • Er spielt den freundlichen Helfer und flüstert Othello ein, dass seine Frau ihn mit Cassio betrüge.
  • Nach anfänglicher Skepsis beginnt Othello immer mehr an die Untreue seiner Frau zu glauben.
  • Ein Taschentuch Desdemonas, das Jago in die Hände Cassios spielt, bestärkt Othellos Verdacht und gibt den Ausschlag für die Katastrophe: Othello tötet Desdemona.
  • Als er seinen Irrtum bemerkt, nimmt er sich selbst das Leben.
  • Auch Jago kommt nicht ungeschoren davon und wird der Gerichtsbarkeit und Folter übergeben.
  • Othello wird oft als Shakespeares dichtestes Bühnenstück bezeichnet: Es ist rasant, perfekt konstruiert und besitzt keine ablenkenden Nebenhandlungen.
  • Das Drama entstand um 1603/04 und wurde am Hof von König Jakob I. und in mehreren Theatern in London aufgeführt.
  • Die Tragödie und ebenso die beiden Opernversionen von Verdi und Rossini sind bis heute auf internationalen Bühnen zu Hause.

Zusammenfassung

Zwei enttäuschte Männer

Nachts, auf einer Straße in Venedig. Zwei Männer unterhalten sich lautstark. Der eine ist Roderigo, ein reicher Edelmann, und der andere Jago, der Fähnrich des schwarzen Generals Othello. Jago hätte Roderigo eigentlich zur Heirat mit der schönen Desdemona verhelfen sollen, doch diese hat, wie die beiden nun wissen, klammheimlich Othello geehelicht. Roderigo und Jago sind sich einig in ihrem Hass auf den Schwarzen. Jago kann nicht vergessen, dass sein Herr einen gänzlich unerfahrenen Mann namens Cassio zum Leutnant befördert hat, während er selbst leer ausgegangen ist. Dennoch hängt er seinen Hass auf Othello nicht an die große Glocke, schließlich will er ja seine Karriere nicht gefährden. Zufällig kommen die beiden am Haus von Brabantio, Desdemonas Vater, vorbei. Jago stiftet Roderigo dazu an, diesem lautstark zu verkünden, dass Othello seine Tochter entführt und geheiratet habe. Erst will Brabantio nichts davon glauben. Als er aber feststellt, dass seine Tochter tatsächlich verschwunden ist, trommelt er Truppen zusammen, um Othello einen Besuch abzustatten.

Jagos Plan

Noch bevor Brabantio bei Othello anlangt, erfährt der General von seinem Leutnant Cassio, dass er beim Dogen vorsprechen soll: Es gehe um einen militärischen Auftrag, die Kolonie Zypern werde von den Türken bedroht. Dann trifft Brabantio mit einigen Soldaten bei Othello ein. Er will Othello festnehmen, denn nur Zauberkunst, so glaubt er, habe seine Tochter in dessen Arme fliehen lassen. Othello reagiert gelassen und hat nichts dagegen, dass Brabantio ihn zum Dogen begleitet, um diesem die ganze Geschichte zu berichten.

„Ich dien ihm, um mich seiner zu bedienen.“ (Jago über Othello, S. 11)

Am Dogenhof schildert Brabantio wortreich die Entführung seiner Tochter. Othello erklärt, dass er oft bei Brabantio zu Gast gewesen sei und bei dieser Gelegenheit Desdemona von seinen Abenteuern erzählt habe. Das habe sie so fasziniert, dass sie die Hochzeit gewünscht habe. Die herbeigerufene Desdemona bezeugt und bekräftigt dies. Brabantio akzeptiert zähneknirschend. Der Doge drängt zur Eile: Noch in dieser Nacht soll Othello nach Zypern aufbrechen, um die Insel vor den Türken zu schützen. Desdemona erbittet, mitgehen zu dürfen, was ihr gewährt wird. Alle brechen auf, nur Jago und Roderigo bleiben noch zurück. Letzterer fühlt sich erneut betrogen und will sich ertränken. Jago hält das für lächerlich. Er sagt, er wolle ihm helfen, doch noch an sein Ziel zu gelangen. Dafür müsse Roderigo aber mit nach Zypern kommen und eine Menge Geld lockermachen. Nach Roderigos Abgang brütet Jago über einem Plan. Er will sich an Othello rächen und dabei den einfältigen Roderigo richtig schön ausnehmen.

Auf Zypern

Auf Zypern blickt Montano, der Gouverneur der Insel, aufs tosende Meer hinaus. Als Cassio an Land geht, berichtet dieser, die halbe türkische Flotte sei verunglückt. Die Freude ist groß – allerdings wird sie ein wenig dadurch getrübt, dass die Schiffe von Cassio und Othello im Sturm getrennt worden sind. Auf einem weiteren Schiff kommen Jago, seine Frau Emilia, Roderigo und Desdemona an. Salutschüsse kündigen nach einiger Zeit auch die Ankunft von Othellos Schiff an. Als er erscheint, fällt ihm Desdemona sich unter Küssen in die Arme. Othello bittet Jago, sein Gepäck an Land zu bringen. Dann begibt sich die ganze Gesellschaft auf die Burg, um den Untergang der Türken und Othellos Hochzeit zu feiern. Gegenüber Roderigo äußert Jago den Verdacht, dass Desdemona ihres schwarzen Mannes bald überdrüssig sein werde und eine Affäre mit dem gut aussehenden Cassio beginne. Roderigo hält die Galanterie Cassios gegenüber Desdemona lediglich für Höflichkeit, Jago erkennt darin jedoch die schiere Geilheit. Er weist Roderigo an, am Abend mit auf die Wache zu gehen und Cassio zu reizen, bis dieser ihn schlage. Das werde Jago dann zum Anlass nehmen, eine Meuterei und die anschließende Absetzung des Leutnants anzuzetteln.

Cassio wird degradiert

Bis zehn Uhr abends dauern die Feierlichkeiten an, dann verabschieden sich Othello und Desdemona zur Hochzeitsnacht. Jago begleitet Cassio zur Wache und überredet ihn, mit ein paar jungen Zyprern und Gouverneur Montano Wein zu trinken. Cassio verträgt nicht sehr viel und ist bald ziemlich angeheitert. Als er die Gesellschaft stockbetrunken verlässt, tut Jago gegenüber Montano so, als hätte der Leutnant ein echtes Alkoholproblem. Roderigo erscheint, und Jago schickt ihn hinter Cassio her. Schon nach einigen Minuten kommt der aufgebrachte Cassio zurück, Roderigo vor sich her jagend und verprügelnd. Montano schreitet ein und wird von Cassio niedergerungen. Jetzt weist Jago Roderigo im Geheimen an, laut „Meuterei“ zu brüllen, während er selbst so tut, als wolle er den Streit schlichten. Dies aber gelingt erst dem herbeieilenden Othello. Gegenüber Othello gibt Jago vor, Cassio schützen zu wollen; er erreicht aber genau das Gegenteil: Othello degradiert Cassio und geht ab. Cassio weint sich bei Jago aus, dass nun sein guter Ruf für immer dahin sei. Jago rät ihm, nicht bei Othello selbst, sondern bei dessen Frau Desdemona wegen seiner Rehabilitierung vorzusprechen. Cassio findet den Vorschlag ausgezeichnet und will ihn gleich am nächsten Tag in die Tat umsetzen. Jago reibt sich die Hände: Er ist gut darin, gute Ratschläge zu geben – nur wird er selbst dafür sorgen, dass sie zum Bösen führen. Den ungeduldigen und geschundenen Roderigo mahnt Jago zur Geduld. Er selbst will seine Frau Emilia zu Desdemona schicken, damit diese sie von Cassios Sache überzeugt. Und er will dafür sorgen, dass Othello das geheime Treffen zwischen Cassio und Desdemona heimlich mit ansehen muss ...

Die Saat der Eifersucht

Am nächsten Morgen erscheint Cassio vor Othellos Fenster. Jago kommt hinzu und verspricht Cassio, Othello abzulenken, sodass er persönlich und ungestört mit Desdemona reden kann. Als diese auftaucht, verspricht sie Cassio, alles zu tun, um auf Othello Einfluss auszuüben. In diesem Moment erscheinen auch Othello und Jago, und Cassio stiehlt sich davon, was prompt Othellos Misstrauen erregt. Othello will sich von Desdemona nicht zu einer baldigen Aussprache mit Cassio festlegen lassen und schickt sie einstweilen fort. Jago fragt nun ganz unschuldig nach der Beziehung, die Cassio zu Desdemona hat und provoziert mit seiner gewollt geheimnistuerischen Art immer wieder Othellos Nachfragen. Erst will Othello nicht glauben, was Jago da andeutet, dann jedoch steigen Zweifel in ihm auf. Sollte Desdemona tatsächlich etwas mit Cassio haben? Jago mahnt scheinheilig zur Vorsicht. Othello zweifelt an seiner Frau. Beim erneuten Zusammentreffen mit ihr erklärt er, ihn schmerze der Kopf. Sie will ihm einen Kopfwickel mit ihrem Taschentuch anlegen, aber er lehnt ab, weil das Tuch natürlich viel zu klein ist. Unbemerkt fällt es zu Boden. Hier sammelt es Emilia auf und überbringt es Jago, der sie schon mehrmals dazu aufgefordert hat, es zu stehlen. Jago ist entzückt: Er will das Taschentuch Cassio zuspielen und anschließend Othello darauf hinweisen.

Das verräterische Taschentuch

Othello droht Jago: Er habe ihm Flausen in den Kopf gesetzt und nun sei sein Seelenfrieden dahin. Wenn Jago die Keuschheit von Desdemona anzweifle, so solle er jetzt auch Beweise beibringen. Doch was Jago zu bieten hat, sind bloß Indizien: Dazu gehören beispielsweise Cassios angebliche Liebesbekundungen im Schlaf und der Umstand, dass Desdemona Cassio das Taschentuch geschenkt habe, das sie von Othello als ersten Liebesbeweis erhielt. Diese Dinge machen Othello rasend. Er kniet nieder und schwört Rache an seiner Frau und an Cassio. Jago kniet ebenfalls und schwört seinem General die Treue. Daraufhin befördert Othello Jago zu seinem Leutnant und befielt ihm, Cassio zu töten. Um Desdemona werde er sich höchstpersönlich kümmern. Unterdessen vermisst Desdemona ihr Taschentuch, und Emilia klärt sie nicht über den Verbleib auf. Ausgerechnet dieses Taschentuch will Othello jetzt sehen und enthüllt dessen Geschichte: Es wurde von einer ägyptischen Zauberin gefertigt und im Herzblut von Jungfrauenmumien gefärbt. Othellos Mutter bekam es geschenkt, um für ihren Mann stets attraktiv zu erscheinen. Sie vererbte es Othello, und er schenkte es Desdemona. Diese wird nun immer verzweifelter wegen des Verlusts. Cassio hingegen hat inzwischen, wie von Jago geplant, besagtes Taschentuch gefunden und lässt die Stickereien darauf von seiner Kurtisane Bianca kopieren.

Inszenierte Missverständnisse

Im Gespräch mit Jago erfährt Othello, dass Desdemona angeblich schon mit Cassio geschlafen hat. Er fällt in Ohnmacht. Da erscheint Cassio, den Jago aber gleich wieder wegschickt, unter dem Vorwand später mit ihm sprechen zu wollen. Das berichtet Jago auch dem wieder zu sich gekommenen Othello: Er will, dass der General sich versteckt und das Gespräch mit Cassio belauscht, in dem Jago alles über das geheime Stelldichein mit Desdemona herauskitzeln will. Jagos Plan: Er will mit Cassio über dessen Verhältnis zu Bianca sprechen – und Othello soll denken, dass es um Desdemona geht. Tatsächlich entlockt Jago Cassio so manchen derben Scherz und Lacher, den Othello als Angriff auf sich selbst, den gehörnten Ehemann, deuten muss. Als Bianca erscheint und sich bei Cassio darüber beschwert, dass sie das bestickte Taschentuch kopieren soll, eilt der Exleutnant hinter ihr her, damit sie keinen Aufstand macht. Othello denkt natürlich, dass Desdemona Cassio das Taschentuch geschenkt und dieser es an seine Kurtisane weitergegeben hat. Jetzt hat Othello genug: Er plant, Desdemona zu vergiften, aber Jago rät ihm, sie lieber im Ehebett, das sie besudelt habe, zu erwürgen.

„Und so viel Pflicht, wie meine Mutter dir / Erwies, als sie dich ihrem Vater vorzog, / So viel – das Recht beanspruch ich – möcht ich / Auch meinem Mann erweisen.“ (Desdemona zu ihrem Vater, S. 43)

Desdemona tritt mit Lodovico auf, einem venezianischen Edelmann, der Othello einen Befehl des Dogen überreicht: Er soll zurück nach Venedig kommen und Cassio die Aufsicht über Zypern übertragen. Desdemona freut sich darüber. Othello wird rasend und schlägt seine Frau, bevor er wutschnaubend abgeht. Lodovico ist wie vom Donner gerührt, den sonst so sanften und beherrschten General in einem solchen Zustand zu sehen.

Zwei Morde

Othello verhört Emilia, ob sich Desdemona seltsam verhalten habe und ihm etwas verheimliche. Emilia kann keine Schuld bei ihr finden. Desdemona selbst beteuert im direkten Verhör, keinesfalls die Hure zu sein, für die Othello sie plötzlich hält. Sie und Emilia befragen nun Jago, warum Othello so ungnädig sei. Sie vermuten, dass irgendein Bösewicht sie verleumdet. Nachdem die Frauen gegangen sind, tritt Roderigo hinzu, der keine Fortschritte in seinem Werben um Desdemona beobachten kann; noch dazu ist er jetzt arm wie eine Kirchenmaus. Wieder wiegelt Jago ab; er habe bereits einen Plan: In der Nacht werde Cassio bei seiner Kurtisane Bianca dinieren. Jago werde ebenfalls dort sein und es einrichten, dass Cassio das Haus zu einer bestimmten Uhrzeit verlasse. Dann solle Roderigo ihm auflauern und ihn töten.

„Mit einem Netz so klein wie diesem werd ich eine Fliege so groß wie Cassio einfangen.“ (Jago, S. 73)

Außerhalb von Biancas Absteige positioniert Jago Roderigo für das Attentat. Als Cassio erscheint, sticht Roderigo zu, kann aber Cassios Rüstung nicht durchdringen. Jago verwundet Cassio unerkannt am Bein und versteckt sich, damit ihn niemand sieht. Es gelingt Cassio, Roderigo ebenfalls zu verletzen. Ihr Geschrei lockt einige Edelleute an den Ort, aber wegen der pechschwarzen Nacht kann niemand etwas erkennen. Jago spielt nun den Retter für Cassio, verbindet ihn und sorgt für seinen Abtransport. Außerdem ersticht er Roderigo. Othello hat die Schreie ebenfalls gehört, er erkennt Cassios Stimme und folgert daraus, dass Jago Wort hält. Das gibt ihm Mut, seinen Teil der Sache ebenfalls zu erfüllen: Er geht in Desdemonas Schlafgemach. Über ihren schönen Körper gebeugt, bedauert er, was er vorhat. Als sie aber aufwacht und erneut bestreitet, dass sie nichts mit Cassio hat, wird Othello so wütend, dass er sie erwürgt. Als Emilia das Zimmer betritt, ist Desdemona noch nicht tot: Mit letzter Kraft beteuert sie gegenüber Emilia, dass sie Selbstmord begangen habe; dann stirbt sie. Othello jedoch gibt offen zu, die Tat selbst vollbracht zu haben. Die Nachricht vom Tod Roderigos und vom Überleben Cassios macht ihn wütend. Er klärt Emilia darüber auf, dass Jago ihm von Desdemonas Untreue berichtet habe. Emilia verflucht ihren Mann dafür, denn sie glaubt es nicht. Jago, Montano, und Gratiano, ein Verwandter von Desdemonas Vater, treten auf und beklagen ihren Tod.

Blutiges Finale

Auch wenn Jago seiner Frau den Mund verbietet, klärt Emilia alle darüber auf, dass Desdemona unschuldig war. Sie enthüllt Othello Jagos Taschentuchraub. Othello stürmt auf Jago ein, will ihn töten, wird aber von den Männern gehindert. Jago ersticht hinterrücks Emilia und flieht. Montano jedoch kann ihn fassen und bringt ihn als Gefangenen zurück in das Schlafzimmer, wo Othello lautstark seine Tat bedauert. Lodovico kommt hinzu und berichtet von Briefen, die in der Tasche des toten Roderigo gefunden wurden: Daraus geht die Intrige Jagos sehr detailliert hervor. Othello ersticht sich mit einem Dolch und fällt zu Desdemona und Emilia aufs Bett. Lodovico macht Gratiano zu Othellos Erben, übergibt Jago der Folter und begibt sich selbst aufs Schiff, um dem Dogen von diesem Blutbad zu berichten.

Zum Text

Aufbau und Stil

Othello wird oft als Shakespeares dichtestes Bühnenstück bezeichnet: Es ist rasant, perfekt konstruiert und lenkt den Zuschauer nicht durch Nebenhandlungen oder überflüssige Figuren ab. Der Aufbau entspricht dem klassischen Schema der fünf Akte mit ihrer Abfolge von Exposition (Einleitung), Spannungssteigerung und Katastrophe – Letztere wie bei Shakespeare üblich in Form eines Blutbads. Die Einheit des Ortes ist in den Akten zwei bis fünf gegeben, lediglich Akt eins spielt nicht auf Zypern, sondern in Venedig und bildet so eine Art Prolog zu den Ereignissen auf der Insel. Die für das Verständnis des Dramas wichtige Charakterisierung der Hauptfiguren – Othello, Jago und Desdemona – findet aber bereits im ersten Akt statt. Das Metrum des Stücks ist der Blankvers mit seinen fünf Hebungen, den Shakespeare allerdings variiert und zuweilen auch durch Prosaabschnitte ergänzt. Der Schurke Jago redet häufiger als die anderen Figuren „apart“, also direkt zum Publikum. Diese Einwürfe und Monologe dienen vor allem dazu, das Publikum in Jagos Pläne einzuweihen, sodass jeder die Entwicklung der Intrige konzentriert verfolgen kann. Viele Ausdrücke sind recht derb, und sexuelle Anspielungen finden sich in diesem Eifersuchtsdrama zuhauf.

Interpretationsansätze

  • Othello ist ein permanentes Spiel mit Schein und Sein: Das Publikum bekommt – entgegen dem Bild, das Jago in der ersten Szene beschwört – mit Othello keinen primitiven, animalischen Schwarzen präsentiert, sondern einen ehrwürdigen, gemäßigten und aufrichtigen Offizier. Shakespeare verkehrt damit die alte Theatertradition, dass Äußeres ein Spiegel des Inneren ist: Der Schwarze ist gut und der Weiße ist böse.
  • Othellos Schwäche ist seine Leichtgläubigkeit. Zugleich ist seine Hautfarbe seine Achillesferse: Als Jago es erst einmal geschafft hat, ihm den Floh ins Ohr zu setzen, dass eine ernsthafte Liebe der schönen Desdemona zu ihm, dem Schwarzen, unmöglich sei, glaubt er schließlich selbst daran.
  • Jago hat mehr Verse als Othello und er ist auch die aktivere Figur. Ein kritischerer Titelheld würde sein Intrigengeflecht vielleicht durchschauen. Dennoch gehört die Sympathie und das Mitleid des Zuschauers eindeutig Othello, sogar als dieser Desdemona tötet: Er ist selbst ein Opfer Jagos.
  • Othellos Nationalität ist ungewiss: Shakespeares „Mohr von Venedig“ (so der ursprüngliche Untertitel) konnte für seine Zeitgenossen zweierlei bedeuten: ein Mann aus Nordafrika (ein Maure, Araber oder Berber) oder aber einer aus Schwarzafrika, ein „Neger“. Für Letzteres sprechen einige Attribute („dicklippig“, „rußschwarze Brust“), die Othello im Stück verliehen werden.
  • Desdemona ist eine zwiespältige Persönlichkeit: Einerseits zeigt sie eine unbändige Stärke, weil sie sich gegen die Anweisungen ihres Vaters stellt und auch die gesellschaftlichen Schranken spielend überwindet, um Othello zu heiraten. Später jedoch ergibt sie sich allzu leicht in ihr Schicksal. Sie ahnt ihre herannahende Ermordung und kämpft nur schwach dagegen.

Historischer Hintergrund

Das elisabethanische England und sein Theater

Als William Shakespeare Othello verfasste, hatte soeben König Jakob I. den englischen Thron bestiegen, und eine bedeutende Ära hatte ihr Ende gefunden: die Regentschaft der Königin Elisabeth I. Sie regierte das Königreich 45 Jahre lang, von 1558 bis 1603. Während dieser Zeit erlebte England einen beeindruckenden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Das Land löste Spanien als stärkste Seefahrernation ab und wurde zur europäischen Großmacht. Zum nationalen Selbstbewusstsein trug auch der wachsende materielle Wohlstand des Bürgertums bei. Das London William Shakespeares war eine moderne, lebendige und intellektuell neugierige Stadt mit rund 200 000 Einwohnern. Elisabeths Vater Heinrich VIII. hatte bereits 1534 den Bruch mit Rom vollzogen und die anglikanische Kirche gegründet; zu Elisabeths Zeit emanzipierte sich das Land noch mehr vom Katholizismus. Geistige und religiöse Toleranz waren die Folge und wirkten für das Empire in vieler Hinsicht beflügelnd, insbesondere im Bereich der Kunst und des Theaters. Elisabeth war eine große Förderin von Kunst und Schauspiel. Unter ihrer Regentschaft wurden die Spielstätten zu Erlebnisorten für breite Bevölkerungsschichten. Es kam zu einem regelrechten Theaterboom, begleitet von einem künstlerisch fruchtbaren Wettbewerb zwischen professionellen Schauspielertruppen.

Entstehung

Die Tragödie Othello geht auf zwei Quellen zurück: auf eine reale historische Persönlichkeit und auf eine Erzählung aus einem Novellenzyklus, die Shakespeare gekannt haben muss. Cristofalo Moro, der um 1505 nach Zypern ging, um die Insel gegen den Ansturm der Osmanen zu verteidigen, war gar kein Schwarzer. Sein Nachname hat jedoch dazu geführt, dass ihm die Sage eine dunkle Hautfarbe angedichtet hat. Moro soll nach drei Jahren nach Venedig zurückgekehrt sein – als trauriger Mann, da seine Frau auf der Rückreise gestorben war.

Die andere, literarische Quelle ist vermutlich eine englische Übersetzung einer Erzählung aus dem italienischen Novellenzyklus Hecatommithi von Giraldi Cinthio aus dem Jahr 1565. In diesem italienischen Werk gibt es eine Novelle über den „gerechten“ Mord eines Gatten an seiner untreuen Ehefrau, und als Kontrast wird gleich darauf ein Eifersuchtsmord an einer völlig unschuldigen Frau erzählt. Hier ist der Täter bereits ein Schwarzer, der zunächst gegen alle Regeln der Gesellschaft und gegen den Widerstand ihrer Familie die Venezianerin Disdemona (was so viel bedeutet wie: die Unglückliche) heiratet und dann durch einen abgewiesenen Liebhaber seiner Frau zum Eifersuchtsmord angestachelt wird. Shakespeare fügte dieser Vorlage etliche neue Elemente hinzu. Abgesehen von der Straffung der Handlung von mehreren Monaten auf wenige Tage erhält beispielsweise der Schuft vielfältige psychologische Motive für seine Tat, u. a. Argwohn, Neid, Eifersucht und die innere Veranlagung zu abgrundtiefer Bosheit. In der Vorlage bleibt das Intrigenspiel unentdeckt, nur der Gattenmord wird aufgeklärt, worauf der schwarze General von Disdemonas Verwandten hingerichtet wird. Hier veränderte Shakespeare die Handlung am deutlichsten: Statt Othello als primitiven Schwarzen zu verunglimpfen, zeigt er ihn als kultivierten und moralisch integren Menschen, als tragischen Helden, der durch böse Machenschaften zum Sturz gebracht wird. Cinthios Absicht, vor der unstatthaften Ehe zwischen einer Weißen und einem Schwarzen zu warnen, wurde also von Shakespeare ad absurdum geführt.

Wirkungsgeschichte

Othello wurde vermutlich um 1603/04 verfasst und sowohl am Hof Jakobs I. als auch im „Globe Theatre“ und im „Blackfriars Theatre“ aufgeführt. Der erste Druck erschien 1622 als so genannte Quarto-Ausgabe. Die Wirkung des Dramas war stark von dem jeweiligen Rezeptionshintergrund abhängig. Wem das Thema nicht passte – und die Liebe einer Weißen zu einem Schwarzen galt in der Tat lange Zeit als unschicklich –, den konnte auch die poetische Sprache nicht darüber hinwegtrösten. Trotzdem verschwand Othello bis ins 18. Jahrhundert so gut wie nie von den englischen Bühnen; speziell in London gab es abgesehen von einer siebenjährigen Pause immer Theater, die Shakespeares Eifersuchtstragödie spielten. Das setzte sich im 19. und 20. Jahrhundert fort, wenn auch die Interpretation und Darstellung des schwarzen Generals stark schwankte. In einer modernen Aufführung mit Patrick Stewart in der Hauptrolle war beispielsweise Othello ein Weißer, während alle anderen Rollen von schwarzen Schauspielern gespielt wurden. Es gibt drei Opernversionen von Othello: eine von Gioacchino Rossini (1816), eine von Giuseppe Verdi (1887) und eine moderne Adaption von Daron Hagen (Bandanna, 1999). Der Stoff wurde auch für rund zehn Filmumsetzungen verwendet. Neben Verfilmungen mit bekannten Shakespeare-Interpreten wie Laurence Olivier (1965) oder Kenneth Brannagh (1995) existieren auch eine sowjetische und eine Hindi-Version. Die Adaptionen und Zitate aus Othello sind unzählbar: Besonders originell ist ein alternatives Ende, das Christine Brückner 1983 in ihrem Buch Wenn du geredet hättest, Desdemona verfasst hat: Die Autorin befreit Desdemona aus ihrer Erstarrung am Ende des Dramas und lässt sie in Othellos Schlafzimmer eine feurige Rede zu ihrer Verteidigung halten.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.

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