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Quo vadis?

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Quo vadis?

Eine Erzählung aus der Zeit Neros

Diogenes Verlag,

15 min read
10 take-aways
Text available

What's inside?

Eine dramatische Liebesgeschichte im alten Rom, die ihrem Autor den Nobelpreis einbrachte.

Literatur­klassiker

  • Historischer Roman
  • Moderne

Worum es geht

Der Historienschinken schlechthin

Quo vadis? ist einer der ersten Weltbestseller, mit Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen. Das Buch bietet alles, was man von einem spannenden Historienschinken erwartet: Liebe und Hass, Rache und Verrat, brutale Kampfszenen – und natürlich ein zu Tränen rührendes Happy End. Kein Wunder, dass einer der bekanntesten Monumentalfilme auf diesem Roman beruht. Sienkiewicz kontrastiert effektvoll die dekadente römische Gesellschaft unter Kaiser Nero mit den frühen Christen, die als würdig und rein geschildert werden. Geschickt bettet der polnische Autor, der 1905 den Nobelpreis erhielt, die christliche Botschaft in die dramatische Liebesgeschichte zwischen einem jungen Römer und einer überzeugten Christin ein. Man kann sich an der schematischen Zeichnung der Charaktere und der strikten Aufteilung in Gut und Böse stören, und auch der blumige, bildhafte und mitunter kitschige Stil ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber wer in detailreichen, farbenprächtigen Schilderungen des römischen Alltags schwelgen will, wird dieses Buch lieben.

Take-aways

  • Sienkiewiczs historischer Roman Quo vadis? ist einer der ersten Weltbestseller.
  • Inhalt: Der junge Konsulsohn Vinicius verliebt sich in die Christin Lygia. Als Kaiser Nero den Christen die Schuld am Brand Roms gibt, tut Vinicius alles, um die Geliebte vor dem grausamen Tod in der Arena zu retten, und wird dabei selbst zum überzeugten Anhänger der neuen Religion.
  • Sienkiewicz zeichnet ein farbiges Bild von Hofgelagen, Volksfesten und grausamen Hinrichtungen.
  • Manche Figuren basieren auf historischen Vorbildern (z. B. Petronius, Nero oder Poppäa), andere wie Vinicius und Lygia sind erfunden.
  • Am Schluss siegt die sittliche Macht der Christen über die dekadente Herrschaft Roms.
  • Im letzten Drittel des Romans herrscht ein sehr moralischer, fast missionarischer Ton.
  • Der Romantitel stammt aus einem Dialog zwischen Petrus und Jesus in den apokryphen (in der Bibel nicht enthaltenen) Petrusakten.
  • Sienkiewicz erhielt 1905 den Nobelpreis für sein literarisches Werk.
  • Mervyn LeRoys Verfilmung von 1951 machte Peter Ustinov als psychopathischen Nero weltbekannt.
  • Zitat: „Quo vadis, Domine? (...) – Ich gehe nach Rom, wenn du mein Volk verlässt, um noch einmal gekreuzigt zu werden.“ (Petrus und Jesus)

Zusammenfassung

Eine Intrige an Neros Hof

Gaius Petronius, ein für seinen feinen Geschmack und seine Spottlust bekannter Schriftsteller am Hof von Kaiser Nero, erhält Besuch von seinem Neffen Markus Vinicius. Der junge Mann gesteht, sich in Lygia, die Tochter des lygischen Königs, verliebt zu haben, die während des Krieges als Geisel genommen wurde und bei der Schwester des römischen Statthalters für Germanien, Pomponia Graecina, aufwuchs. Pomponia, die im Verdacht steht, Anhängerin des verbotenen Christentums zu sein, ist eine Ausnahme unter den leichtlebigen Frauen Roms. Zusammen mit ihrem Mann, dem ehemaligen Feldherren Aulus Plautius, ihrem gemeinsamen Sohn und der Pflegetochter Lygia lebt sie fernab aller Vergnügungen in stiller Zurückgezogenheit.

„Erst gegen Mittag erhob Petronius sich vom Lager, matt wie gewöhnlich. Hatte er doch am Abend zuvor wieder an einem Gastmahl Neros teilgenommen, das erst spät in der Nacht sein Ende gefunden.“ (S. 5)

Als Petronius die Familie besucht, um ein gutes Wort für Vinicius einzulegen, ist selbst er, der dekadente Spötter, von Pomponias ernstem, würdevollem Auftreten beeindruckt. Auf seine Frage, ob sie an die Götter glaube, erwidert Pomponia, sie glaube an den einen und allzeit gerechten Gott. Petronius erkennt, dass Lygias Pflegeltern niemals einer Verbindung mit dem Konsulsohn Vinicius zustimmen werden, also denkt er sich eine List aus. Er lässt die ehemalige Geisel aus ihrem Haus holen und unter die Obhut des Kaisers stellen – in der Absicht, sie kurze Zeit später seinem Neffen zu übergeben. Demütig folgt Lygia, die schon immer davon geträumt hat, als Märtyrerin zu sterben, begleitet von ihren treuen und ebenfalls christlich gesinnten Sklaven. Bei allem Kummer hofft das unschuldige Mädchen, auf diese Weise werde sich der christliche Gedanke in Neros Palast ausbreiten.

Lygias Flucht und Verfolgung

Bei einem wilden Gelage in Neros Gemächern trifft Lygia auf Vinicius. Das junge Mädchen ist berauscht von dem Prunk und hin- und hergerissen zwischen Abscheu, Angst und Sinneslust. Als Vinicius sie mit Gewalt zu küssen versucht, wehrt sie sich. Mithilfe ihres Dieners, des riesenhaften Lygiers Ursus, und Neros früherer Geliebten Acte gelingt es Lygia, sich aus den Armen des Betrunkenen zu befreien. Sie begreift, dass Vinicius und Petronius ihre Entführung in die Wege geleitet haben, und beschließt, lieber mit Ursus zu fliehen als Vinicius’ Konkubine zu werden. Bei ihrer Flucht werden die beiden von Sklaven, die ebenfalls Anhänger des Christentums sind, unterstützt.

„Die Welt lebt vom Betruge, das Leben selbst ist Täuschung, wie auch die Seele.“ (Petronius, S. 8)

Der jähzornige Vinicius ist außer sich vor Wut über Lygias Verschwinden. Sein erster Impuls ist, die Entflohene von Neros Soldaten suchen zu lassen, doch Acte bringt ihn davon ab. Neros kleine Tochter Augusta ist schwer erkrankt, nachdem sie am Tag zuvor im Park des Palastes zufällig Lygia begegnet ist. Sollte sie sterben, will Neros eifersüchtige Frau Poppäa, eine abergläubische Jüdin, den Tod des Kindes auf Lygias angebliche Zauberkraft zurückführen. Um Lygia vor der Strafe zu bewahren, verzichtet Vinicius auf seinen Plan und beauftragt stattdessen den geldgierigen Griechen Chilon Chilonides mit der Suche nach der Geliebten. Das Symbol des Fisches, das Lygia einmal in den Sand gezeichnet hat, bringt Chilon auf die richtige Spur: Lygia ist – wie ihre Pflegemutter Pomponia – eine Christin.

Im Zeichen des Fisches

Petronius kann nicht glauben, dass es sich bei Pomponia und Lygia um Brunnenvergifterinnen und Kindsmörderinnen handeln soll. Er schlussfolgert: Wenn die beiden tatsächlich Christinnen sind, dann können die Vorurteile, die über diese Sekte kursieren, nicht wahr sein. Das Zeichen des Fisches verschafft dem listigen Chilon, der sich als Glaubensbruder ausgibt, Zutritt zu heimlichen Treffen der Christen, deren Zahl in Rom täglich wächst. Vinicius ist durch die vergebliche Suche nach Lygia hart und grausam geworden. Er beginnt diese Religion zu fürchten und zu hassen, weil sie seiner Liebe im Weg steht.

„Man hätte blind sein müssen, um nicht zu erkennen, dass diese Leute ihren Gott nicht nur ehrten, sondern auch liebten.“ (über die Christen, S. 184 f.)

Eines Nachts begleitet Vinicius Chilon zu einem heimlichen Treffen, bei dem der Apostel Petrus predigt. Vinicius ist beeindruckt von der einfachen, schmucklosen Zeremonie und gesteht sich widerwillig ein, dass in der christlichen Lehre von Liebe, Demut und Entsagung eine tiefere Wahrheit steckt. Seinen Feind zu lieben, klingt zwar wahnwitzig, aber auch irgendwie verlockend. Die römische Götterschar erscheint ihm – verglichen mit dem allmächtigen Gott der Christen – auf einmal lächerlich und nichtig. Schmerzhaft wird ihm bewusst, dass er die gläubige Lygia, selbst wenn er sie finden sollte, niemals besitzen wird. Nachdem er Lygia und Ursus unter den Betenden entdeckt hat, folgt er ihnen zusammen mit Chilon und dem Gladiator Croton heimlich in ihr Versteck. Ein Entführungsversuch scheitert, Croton wird getötet und Vinicius verletzt. Dieser wird aber auf Lygias Wunsch verschont und von dem Arzt Glaucus gesund gepflegt. Vinicius ist bewegt von der Herzensgüte und Nächstenliebe dieser Menschen, die Böses verzeihen, statt Rache zu üben. Doch zugleich verachtet der mannhafte, willensstarke Römer in ihm die Christen als Schafe, die unweigerlich vom Wolf zerrissen werden müssten.

Vinicius’ Seelenwandel

Während Vinicius Lygia vorher nur begehrte, liebt er sie jetzt uneigennützig und aus tiefstem Herzen. Die christliche Religion erscheint ihm überzeugend und mächtig. Allerdings glaubt er, dass sie nicht mit der gegenwärtigen Weltordnung, dem praktischen Leben und seinem eigenen Charakter vereinbar ist. Lygia spürt seine Vorbehalte und ist zwischen ihrer Liebe zu Christus und der Zuneigung zu Vinicius hin- und hergerissen. Ihre Gefühle für ihn sieht sie als Sünde. Auch der alte Priester Crispus, dem sie sich anvertraut, beschimpft sie als eine lasterhafte Sünderin. Da kommt Petrus hinzu, zusammen mit dem römischen Bürger und Juden Paulus von Tarsus. Petrus verteidigt die irdische Liebe zwischen Mann und Frau. Trotzdem flieht Lygia erneut vor Vinicius. Dieser begreift, dass er die Geliebte nur gewinnen kann, wenn er der christlichen Lehre gemäß lebt. Und tatsächlich wandelt er sich allmählich: Erstmals empfindet er Mitleid mit seinen Sklaven und behandelt sie nicht mehr wie Tiere. Und plötzlich verspürt er auch Gewissensbisse und Abscheu vor den Vergnügungen der Welt. Auf einem rauschenden Fest Neros bleibt Vinicius gegen seine Gewohnheit nüchtern und widersteht sogar den Verführungsversuchen von Neros schöner Frau Poppäa – ein Affront, der die Rachsucht der eitlen Herrscherin weckt. Nachdem Vinicius endlich Lygia wiedergefunden und sich taufen lassen hat, gibt der Apostel den beiden seinen Segen zur Verlobung. Aus Freude lässt Vinicius alle seine Sklaven frei.

Rom brennt

Wegen des besseren Klimas zieht Nero mit seinem Hofstaat, zu dem auch Petronius und Vinicius zählen, von Rom nach Antium ans Meer. Hier feilt der Kaiser, der von seinem dichterischen Talent überzeugt ist, an mittelmäßigen Versen. Unter dem Eindruck von Petronius’ Schmeicheleien erteilt er Vinicius die Erlaubnis, nach Rom zurückzukehren und Lygia zu heiraten. In diesem Augenblick bringt ein Bote die Nachricht, dass Rom in Flammen stehe. Da er sich vom Anblick der brennenden Stadt neue Inspiration für seine Dichtung erhofft, eilt Nero nach Rom. Auch Vinicius, der im Kaiser den Anstifter zu dem Brand erkennt und um das Leben seiner Geliebten fürchtet, reitet noch in der Nacht zurück. Als er in der Morgendämmerung die Albaner Berge erreicht, bietet sich ihm ein schreckliches Bild: Die ganze Region ist ein einziges Rauch- und Flammenmeer. Trotz seiner Verzweiflung vertraut er darauf, dass Gott Lygia schützen wird. Inmitten des Chaos und der fliehenden Menschenmassen sucht er die Geliebte und findet sie tatsächlich, zusammen mit anderen Christen, in einer Hütte. Sie sehen in dem Feuer Gottes das Strafgericht für Neros sittenlose Herrschaft und fürchten sich nicht.

„Um eines unermesslichen, in Aussicht stehenden Glückes willen leiden, ist sicher etwas anderes als leiden, nur weil die Ordnung der Natur es fordert.“ (S. 187)

Während das Volk hungert und Sklaven die Häuser plündern, deklamiert Nero vor den brennenden Trümmern der Stadt seine Verse. Der allseits beliebte Petronius versucht den Zorn der Massen zu mildern, indem er „panem et circenses“, Brot und Spiele, verspricht. Dennoch fürchtet der Hofstaat die Wut des Pöbels. Neros Berater Tigellinus schlägt vor, die Christen als Urheber des Brandes hinzustellen und sie grausam zu bestrafen, um das Rachebedürfnis des Volkes zu stillen. Sein Vorschlag wird vom Kaiser begeistert aufgenommen. Nur Petronius, der um seinen Neffen fürchtet, erhebt Einwände – und riskiert damit sein Leben.

Die grausame Rache an den Christen

Zwei Rabbiner und der verschlagene Chilon versuchen Nero und Poppäa gegen die Christen aufzubringen, die den Untergang Roms und die Wiederkehr Christi prophezeit hätten. Chilon berichtet, auch Vinicius und Petronius seien zum christlichen Glauben übergetreten. Poppäa, die Vinicius’ Zurückweisung nicht vergessen hat, sinnt auf Rache. Unterdessen versucht Vinicius, von seinem Onkel gewarnt, Lygia vor der drohenden Verfolgung in Sicherheit bringen. Doch zu spät: Sie sitzt bereits im Gefängnis. Während das Volk Jagd auf die Christen macht und lautstark verlangt, sie den Löwen vorzuwerfen, dringen aus den Gefängnissen die Gesänge der Eingekerkerten, die freudig den Märtyrertod erwarten. Vinicius setzt alle Hebel in Bewegung, um die inzwischen schwer kranke Lygia zu retten. Verzweifelt fragt er sich, warum Christus seinen Bekennern nicht zu Hilfe komme; Zweifel an seinem neuen Glauben befallen ihn. Bei einer Versammlung der wenigen letzten freien Christen, auf der Petrus spricht, schöpft er neue Hoffnung: Der Glaube kann Berge versetzen.

„Sieh’, was für ein kostbarer Schatz eine Religion ist, die uns Liebe selbst für die Feinde auferlegt, die uns Falschheit verbietet, die Seele vom Hasse reinigt und unendliche Glückseligkeit nach dem Tode verspricht.“ (Lygia zu Vinicius, S. 240)

Wenig später beginnen im Amphitheater die Schaukämpfe. Vinicius schleicht sich in die Gewölbe, um Lygia zu finden, die nach Auskunft eines bestochenen Wärters zu krank ist, um in die Arena gelassen zu werden. Die in Felle eingenähten Christen werden unter den Augen der jubelnden Menge von wilden Tieren zerfleischt. Unbemerkt segnet Petrus, der sich als Sklave verkleidet auf der Zuschauertribüne befindet, die Tausenden von Toten und Verletzten mit dem Kreuzzeichen. Am nächsten Tag werden die Christen bewaffnet aufeinandergehetzt, aber zur Enttäuschung des Publikums umarmen und trösten sie sich, bis schließlich die Gladiatoren sie abschlachten. Die übrigen, unter ihnen Crispus, werden in der Arena gekreuzigt. Der greise, unversöhnliche Prediger beschwört das Jüngste Gericht und den Zorn Gottes, der alle Sünder treffen werde. Paulus spricht den Gekreuzigten von der Tribüne aus Mut zu: Gott sei nicht ein strafender, zorniger Gott, sondern ein Gott der Liebe; Christi Lehre sei nicht Hass, sondern Liebe.

Lygias wundersame Rettung

Vinicius’ Plan, Lygia aus dem Kerker zu schmuggeln, scheitert, denn sie ist in ein anderes Gefängnis verlegt worden. Als Leichenträger verkleidet findet Vinicius sie zusammen mit Ursus in den düsteren, von Verwesungsgeruch erfüllten Kellergewölben. Drei Nächte lang besucht er seine Geliebte und spricht mit ihr über ihr gemeinsames glückliches Leben nach dem Tod. Auch er beginnt, sich nach dem Tod zu sehnen. Das Leben außerhalb des Kerkers, seine alten Bekannten und Interessen – alles erscheint ihm sinnlos und nichtig. Seinen Plan, Lygia zu befreien, hat er aufgegeben; er fügt sich in Gottes Willen.

„Der Cäsar erschien. Er saß in einem Wagen, von sechs weißen idumäischen Hengsten gezogen, deren Geschirre mit Gold beschlagen waren.“ (S. 320)

Als er in der nächsten Nacht wiederkehrt, ist das Gefängnis leer. Tausende Christen sind an pechbeschmierte Pfähle gebunden und beleuchten als lebende Fackeln die Gärten Roms. In einer prachtvollen Quadriga fährt Nero zwischen den brennenden Menschen hindurch. In seinem Gefolge befindet sich auch Chilon, der den Anblick der qualvoll sterbenden Menschen nicht erträgt und laut in die Menge brüllt, hier würden Unschuldige geopfert, der wahre Brandstifter sei Nero. Jetzt wird auch im Volk Unmut gegen den Herrscher laut. Allmählich breitet sich die Überzeugung aus, die Christen seien unschuldig und Nero habe Rom angezündet. Chilon wird gekreuzigt. Mit Spannung wird Lygias Auftritt im Amphitheater erwartet. Nackt auf einen Auerochsen gebunden, reitet sie in die Arena, doch der starke Ursus tötet den Stier mit bloßen Händen. Das Publikum ist von seiner Kraft beeindruckt und hat Mitleid mit der schönen Jungfrau. Unter dem Druck der tobenden Zuschauer gibt Nero schließlich das Zeichen der Gnade. Nach ihrer Rettung ziehen Vinicius und Lygia zusammen nach Sizilien.

Auferstehung und Niedergang

Der alte Petrus, erschöpft von all dem Leid, verlässt Rom. Auf der Via Appia begegnet er dem auferstandenen Christus. „Quo vadis, Domine?“ (Wohin gehst du, Herr?), fragt er ihn. „Nach Rom“, antwortet Christus. Wenn der Apostel sein Volk verlasse, werde er selbst dorthin gehen, um sich ein zweites Mal kreuzigen zu lassen. Reumütig kehrt Petrus nach Rom zurück und wird hingerichtet. Derweil treiben Verschwörungen und Sklavenaufstände den Niedergang Roms voran. Nero gerät zunehmend in Bedrängnis. Ein freigelassener Sklave zwingt den Kaiser dazu, sich ein Messer in den Hals zu stechen.

Zum Text

Aufbau und Stil

Henryk Sienkiewiczs fast 600 Seiten langer Roman ist in 72 Kapitel unterteilt, an die sich ein kurzer Epilog anschließt. Trotz mancher Nebenhandlungen ist die chronologisch aufgebaute Erzählung nicht kompliziert. Allerdings wird der Fortgang des Geschehens mehrfach durch lange, detaillierte und äußerst realistische Beschreibungen von Hofgelagen und Volksfesten, Morden und grausamen Hinrichtungen unterbrochen. In den endlosen, manchmal ermüdenden Aufzählungen von Speisen, Getränken, Kleidungs- und Schmuckstücken erinnert das Buch – wohl bewusst – an antike Vorbilder. Diese Passagen stehen in scharfem Kontrast zu dramatischen, actionreichen Szenen, in denen sich die Ereignisse überschlagen. Mit filmartigen „Zooms“ werden Einzelpersonen ebenso geschickt in Szene gesetzt wie die großen Massenaufläufe. Sienkiewiczs Sprache ist reich an Adjektiven, Metaphern und bildhaften Vergleichen, jedoch oft hart an der Grenze zum Kitsch.

Interpretationsansätze

  • Das titelgebende Zitat „Quo vadis?“ beruht auf einer Begebenheit, die in den apokryphen, also nicht in die Bibel aufgenommenen Petrusakten erzählt wird. Sienkiewicz bettet die legendäre Begegnung zwischen dem Apostel Petrus und Christus auf der Via Appia in die Handlung seines Romans ein.
  • Quo Vadis? ist ein historischer Roman, der geschichtliche Personen und Ereignisse mit fiktionalen vermischt. Vom schottischen Schriftsteller Walter Scott, dem Begründer des Genres, übernahm Sienkiewicz das literarische Verfahren, eine fiktionale Romanhandlung vor einem realen historischen Hintergrund zu schildern. Nero, Poppäa, Petronius und andere Gestalten des Romans basieren auf historischen Figuren, während Vinicius und Lygia frei erfunden sind.
  • Nur wenige Figuren, darunter Markus Vinicius, machen im Lauf der Handlung einen Wandel durch. Die meisten aber sind nach dem Schwarz-Weiß-Schema entweder ganz gut oder ganz böse gezeichnet. Beim psychopathischen Tyrann Nero, der nur seine Kunst im Sinn hat und dafür über Leichen geht, gipfelt das in satirischer Überzeichnung, während die mangelnde psychologische Tiefe anderer Figuren, etwa Lygias, eher als schriftstellerische Schwäche auffällt.
  • Sienkiewiczs Roman hat eine klare Botschaft: Im Konflikt zwischen weltlicher und geistig-religiöser Macht trägt Letztere den moralischen Sieg davon. Insbesondere das letzte Drittel des Romans, in dem der Autor seinen Lesern das christliche (vornehmlich katholische) Gedankengut nahebringen möchte, hat etwas zutiefst Moralisches, ja geradezu Missionarisches.
  • Bei allem Bemühen des Autors um historische Authentizität lässt sich Quo vadis? auch als eine Parabel auf die Zustände in Sienkiewiczs Heimat lesen. Eine Schlüsselszene, in der die lygische Königstochter von einem Auerochsen aufgespießt und von ihrem Landsmann, dem starken Ursus befreit wird, wurde als symbolische Darstellung des Freiheitskampfes der Polen interpretiert.

Historischer Hintergrund

Polen unter russischer Herrschaft

Ende des 18. Jahrhunderts nutzten die Großmächte Preußen, Russland und Österreich die Schwäche der alten polnischen Adelsrepublik aus und teilten das Land 1795 untereinander auf. Für die nächsten 125 Jahre blieb Polen eine Nation ohne Staat; der ehemals herrschende Adel wurde weitgehend enteignet und entmachtet. Nach einem Beschluss des Wiener Kongresses wurde das Königreich Polen mit seiner Hauptstadt Warschau, auch „Kongresspolen“ genannt, der Herrschaft des russischen Zaren unterstellt. Die neuen Herrscher waren bestrebt, alle liberalen und nationalen Regungen der polnischen Bevölkerung im Keim zu ersticken. Wichtige Regierungs- und Verwaltungsposten waren in russischer Hand, das Schul- und Gerichtswesen wurde russischen Verhältnissen angepasst und der Katholizismus zugunsten der orthodoxen Kirche zurückgedrängt.

Nach einem brutal niedergeschlagenen Aufstand im Januar 1863 wurde die Russifizierung noch weiter getrieben: Russisch war nun Amts- und Schulsprache, und die ausschließlich durch russische Beamte verwalteten zehn Gouvernements des polnischen Königreichs wurden offiziell dem Zarenreich einverleibt und in „Weichselland“ umbenannt. Religiöse Feiern waren gesetzlich verboten.

In der wachsenden städtischen Mittelschicht, die aus dem enteigneten Adel und dem Kleinbürgertum hervorging, regte sich Widerstand. Eine neue Generation von nationalliberalen Intellektuellen, unter ihnen Boleslaw Prus und Henryk Sienkiewicz, setzte sich unter geschickter Umgehung der russischen Zensurbestimmungen für eine stärkere Vermittlung eigener literarischer und historischer Traditionen ein – und nicht zuletzt für den Erhalt der polnischen Muttersprache.

Sie vertraten dabei keineswegs eine rückwärtsgewandte Ideologie, sondern waren offen für technischen und wirtschaftlichen Fortschritt, modernen Unternehmergeist, nationales Selbstbewusstsein und ein allgemein zugängliches Bildungssystem. Nach blutigen Zusammenstößen polnischer Arbeiter mit der zaristischen Polizei erlaubte die Regierung 1905 die Einrichtung polnischsprachiger Schulen. Auf kommunaler Ebene wurde Polnisch sogar wieder zur Amtssprache. Es dauerte allerdings bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, ehe Polen seine staatliche Souveränität wiedergewann.

Entstehung

In einem Brief bekannte Henryk Sienkiewicz, der ausgezeichnet Latein konnte, dass es vor allem Tacitus’ historisches Werk sei, das maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung von Quo vadis? gehabt habe. Tatsächlich finden sich viele Details des Romans eins zu eins bei Tacitus – u. a. die inzwischen widerlegte These, Nero habe 64 n. Chr. Rom in Brand gesteckt. Die Lektüre der Annalen des Tacitus inspirierte Sienkiewicz zu der Idee, in einem Roman den Konflikt zwischen weltlicher und geistig-moralischer Macht darzustellen. Während eines längeren Romaufenthalts Anfang der 1890er Jahre begab er sich auf die Spuren der Antike. Er besuchte Museen und studierte Quellen zu den Sitten und Gebräuchen der alten Römer, ihrer Kleidung und ihrem Schmuck, ihren Speisen und Getränken, ihren religiösen Überzeugungen und alltäglichen Vergnügungen.

Wirkungsgeschichte

Quo vadis? wurde von März 1895 bis Februar 1896 zunächst in drei polnischen Zeitungen abgedruckt. 1896 erschien der Roman erstmals in Buchform und 1899 auch in deutscher Übersetzung. Insgesamt wurde das Werk in mehr als 30 Sprachen übertragen. Während der Roman sich rasch zu einem der ersten Weltbestseller der Literaturgeschichte entwickelte, war die Fachwelt gespalten. Sienkiewiczs Verteidiger hoben den patriotischen Schwung und die kunstvolle Erzählweise hervor. Seine Kritiker bemängelten die flachen Charaktere, philosophische Plattitüden und die reiche Verwendung literarischer Stereotypen.

1912 verfilmte der Italiener Enrico Guazzoni den Roman und schuf damit den ersten großen Monumentalfilm. Weitere Verfilmungen folgten, die berühmteste und aufwändigste ist die Hollywoodproduktion aus dem Jahr 1951 unter der Regie von Mervyn LeRoy, mit Peter Ustinov (Nero), Robert Taylor (Vinicius) und Deborah Kerr (Lygia) in den Hauptrollen. Weniger erfolgreich war eine italienische Fernsehserie von 1985 mit Klaus Maria Brandauer in der Rolle des Nero.

Sienkiewiczs Roman und vor allem LeRoys Verfilmung prägten das Bild von Nero als sadistischem Tyrannen und verdorbenstem aller römischen Kaiser – ein Bild, das von der neueren Geschichtsforschung allerdings relativiert worden ist. In der kleinen Kirche Domine Quo Vadis auf der Via Appia befindet sich neben einer Kopie eines angeblichen Fußabdrucks von Jesus auch eine Büste von Henryk Sienkiewicz, der dem Ort zu seiner Berühmtheit verhalf.

Über den Autor

Henryk Sienkiewicz wird am 5. Mai 1846 in Wola Okrzejska in der polnischen Provinz Podolien geboren. Sein Vater Josef Sienkiewicz, ein verarmter adliger Grundbesitzer, kämpft im Widerstand gegen die russischen Besatzer. 1861 zieht die Familie nach Warschau, wo der junge Henryk nach Abschluss der Schule Geschichte und Literatur studiert. Noch als Student beginnt er kritische Artikel zu schreiben und veröffentlicht seine ersten Erzählungen. 1871 verlässt Sienkiewicz die Universität ohne Abschluss und arbeitet als Journalist für die Warschauer Zeitung Gazeta Polska. 1876 reist er als Korrespondent zwei Jahre lang quer durch Amerika. Auch nach seiner Rückkehr bleibt das Reisen für den Vielschreiber, der in den Hotels ganz Europas seine Kurzgeschichten und Texte verfasst, eine Lebensform und Voraussetzung seines Schaffens. Der erste Teil seines im Polen des 17. Jahrhunderts angesiedelten Romans Ogniem i mieczem (Mit Feuer und Schwert, 1883) ist ein Großerfolg und wird bis 1887 um zwei weitere Bände ergänzt. 1895 beendet Sienkiewicz Quo vadis?, den Roman, der seinen Weltruhm begründet und ihn finanziell unabhängig macht. Trotz seiner Vorliebe für historische Stoffe ist der Autor politisch sehr engagiert. Im Roman Krzyzacy (Die Kreuzritter, 1900) ruft er seine Landsleute auf, sich gegen die Unterdrückung aufzulehnen. Für sein Gesamtwerk erhält Sienkiewicz, der nicht nur in Polen großen Ruhm genießt, 1905 den Nobelpreis. Mit seiner dritten Frau zieht er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs ins schweizerische Vevey, von wo aus er Hilfe für Kriegsopfer organisiert. Dort stirbt er am 15. November 1916. Acht Jahre nach seinem Tod findet er in der Krypta der Warschauer Johannes-Kathedrale seine letzte Ruhestätte.

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