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Nicholas Nickleby

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Nicholas Nickleby

Artemis & Winkler,

15 min read
12 take-aways
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What's inside?

Charles Dickens’ dritter Roman: der Überlebenskampf eines jungen Mannes in einer Welt, die von Profitgier und Heuchelei beherrscht wird.

Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Viktorianische Ära

Worum es geht

Actionreiche Sozialkritik

Nach Die Pickwickier und Oliver Twist packte Charles Dickens auch in seinem dritten Roman ein brennendes soziales Thema an: eine billige Landschule, in der die Kinder von einem fiesen Rektorenpaar malträtiert werden. Als Vorbild dienten Dickens die zu seiner Zeit verbreiteten Yorkshire Schools. An eine dieser Schulen kommt der mittellose Nicholas Nickleby als Aufseher. Der herzensgute junge Mann kann die barbarischen Erziehungsmethoden nicht mit ansehen, geht handgreiflich gegen den Rektor vor und flieht schließlich zusammen mit einem Schüler nach London. Mehr als einmal durchkreuzt er in der Folge die üblen Machenschaften seines reichen Onkels, der Nicholas’ Schwester Kate den Avancen unverschämter Geschäftsfreunde aussetzt. Hilfe erhält Nicholas vom schrulligen Schreiber seines Onkels und von den Cheeryble-Brüdern, die ihm eine üppig dotierte Stellung verschaffen. Am Ende wird alles gut: Nicholas und seine Vertrauten sichern sich ihr Einkommen und obendrein wird geheiratet. Dickens würzt sein Gesellschaftsporträt des 19. Jahrhunderts mit vielen haarsträubenden Zufällen und grotesken Charakteren. Auch wenn die Kritik Nicholas Nickleby bis heute nicht zu den Glanzleistungen von Charles Dickens zählt, kam und kommt der Roman beim Publikum vorzüglich an.

Take-aways

  • Kaum ein Roman der Weltliteratur schildert die korrupte, betrügerische Gesellschaft im England des 19. Jahrhunderts so plastisch wie Nicholas Nickleby.
  • Dickens nimmt sich besonders dem Phänomen billiger Landschulen an, in denen die Kinder häufig geschlagen und gequält wurden.
  • Nach dem Tod ihres Mannes sucht die Witwe Nickleby mit ihren beiden Kindern Nicholas und Kate Hilfe beim reichen Onkel Ralph.
  • Dieser vermittelt Nicholas als Assistent an die Yorkshire-Schule von Mr. und Mrs. Squeers.
  • Aufgrund der barbarischen Erziehungsmethoden flüchtet Nicholas bald und kehrt mit dem jungen Smike nach London zurück.
  • Seine Schwester Kate kommt in London bei einer Modistin unter. Nach dem Bankrott des Geschäfts findet sie eine Stelle als Gesellschafterin.
  • Kate muss sich gegen die Avancen zweier adliger Verehrer zur Wehr setzen.
  • Nicholas, inzwischen mit einer Theatergruppe unterwegs, will seiner Schwester beistehen und reist zurück nach London.
  • Bei den Gebrüdern Cheeryble tritt er die Nachfolge des Buchhalters Tim Linkinwater an, konfrontiert die Verehrer seiner Schwester und sagt sich endgültig von seinem Onkel los.
  • Nachdem sich herausgestellt hat, dass Smike der uneheliche, tot geglaubte Sohn von Ralph Nickleby ist, begeht dieser Selbstmord.
  • Der Roman endet mit einer dreifachen Hochzeit: Es heiraten Nicholas, seine Schwester Kate und sein Freund Tim Linkinwater.
  • Kritiker bemängelten die verschlungene, episodenhafte Handlung des Fortsetzungsromans. Das Publikum aber war begeistert.

Zusammenfassung

Aufbruch in eine ungewisse Zukunft

Die Lebensumstände der beiden Brüder Ralph und Nicholas Nickleby könnten unterschiedlicher kaum sein: Während Ralph Geldgeschäfte in London macht, lebt Nicholas mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern, dem 19-jährigen, ebenfalls Nicholas getauften Sohn und der 14-jährigen Kate, auf dem Landgut seines verstorbenen Vaters. Von seiner Frau zu Spekulationen aufgefordert, verliert Nicholas senior auch das geringe angesparte Vermögen und stirbt arm wie eine Kirchenmaus. Die Witwe und ihre Kinder suchen den Onkel in London auf und bitten ihn um Unterstützung. Der ist davon gar nicht begeistert. Immerhin verschafft er seinem Neffen Nicholas eine Stelle als Assistent beim einäugigen Wackford Squeers, der eine Landschule namens Dotheboys Hall leitet. Bevor Nicholas mit seinem neuen Arbeitgeber in einer Kutsche nach Yorkshire aufbricht, überreicht ihm der Schreiber seines Onkels, Newman Noggs, einen geheimnisvollen Brief, der Nicholas zu Tränen rührt: Noggs bietet ihm seine Hilfe an, sollte Nicholas jemals nach London zurückkehren. Bei seiner Ankunft in Yorkshire muss er erkennen, dass Dotheboys Hall einer Absteige gleicht. Mit Schaudern erhält Nicholas Einblick in den Schulalltag: Die Jungen werden gedemütigt und misshandelt.

Nicholas nimmt Reißaus

Die 23-jährige Tochter des Schulleiters, Fanny Squeers, interessiert sich für den gut aussehenden Assistenten ihres Vaters. Sie erzählt ihrer besten Freundin, der Müllerstochter Tilda Price, dass Nicholas und sie bald heiraten würden. Bei einer gemeinsamen Teestunde wird diese Lüge enttarnt. Als Nicholas Fanny bei späterer Gelegenheit vor ihrer Freundin offen verschmäht, macht er sich die Tochter des Schulleiters zur Feindin.

„Genau genommen war Mr. Ralph Nickleby nicht direkt ein Kaufmann; er war auch kein Bankier, kein Anwalt, kein Verteidiger und kein Notar.“ (S. 11)

Währenddessen verhilft Ralph Nickleby seiner Nichte Kate zu einer Stelle bei der Modistin Madame Mantalini. Kate und ihre Mutter verlassen ihre bisherige Bleibe bei der Miniaturmalerin Miss La Creevy und ziehen mithilfe von Newman Noggs in ein altes, unvermietetes Haus von Ralph.

„Die Not muss traben, wenn ihr die Peitsche im Nacken sitzt. Und mich wiederum treibt die Not, was auf dasselbe herauskommt.“ (Nicolas, S. 55)

In Dotheboys Hall freundet sich Nicholas mit Smike an, einem geistig und körperlich etwas zurückgebliebenen Burschen, der von der Familie Squeers als eine Art Haussklave gehalten wird. Nicholas verrät ihm, dass er die Schule wieder verlassen werde. Kurz darauf reißt der Junge aus. Der Schulleiter ist außer sich, doch Smike kommt nicht weit. Er wird wieder eingefangen, und Wackford Squeers will sein „Strafgericht“ abhalten, um an ihm ein Exempel zu statuieren. Doch Nicholas, der schon zuvor gegen die Züchtigung der Jungen protestiert hat, hindert den Schulleiter gewaltsam an seiner brutalen Strafaktion. Nachdem er Squeers bewusstlos geschlagen hat, packt er seine Sachen und verlässt die Schule. Den langen Weg von Yorkshire nach London will er zu Fuß zurücklegen. Bald stellt er fest, dass er nicht allein marschiert. Smike ist ihm gefolgt und will sich ihm anschließen.

Zurück in London

Während Newman Noggs gemeinsam mit seinen Nachbarn, den Kenwigs, deren Hochzeitstag feiert, erreichen Nicholas und Smike London. Sie steuern als erstes Ziel Noggs’ Wohnung an. Hier erfährt der ehemalige Hilfslehrer, welch hinterhältigen Brief Fanny Squeers bereits an seinen Onkel Ralph geschrieben hat: Nicholas wird darin des Diebstahls eines ehemaligen Schülers und eines Granatringes beschuldigt. Am nächsten Tag sieht er sich nach einem Zimmer für sich und Smike um und macht sich auf die Suche nach einer Beschäftigung. Eine Stelle als Sekretär beim Parlamentarier Gregsbury lehnt er ab. Umso überraschter ist Nicholas, als er durch Noggs erfährt, dass die Familie Kenwig ihn als Hauslehrer für ihre Kinder anstellen möchte. Freudig willigt er ein. Kate Nickleby hat unterdessen ihre Beschäftigung bei Madame Mantalini aufgenommen. Sie wird von Miss Knag, der Direktrice, betreut. Zwischen den beiden entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis. Als Kate jedoch von einem alten Lord aufgrund ihrer Schönheit als Betreuung gewünscht wird, zieht sie den Hass ihrer Freundin auf sich.

Ordinäre Herrengesellschaft

Ralph Nickleby lädt Kate zu einem Essen in seinem Haus ein. Für die Geschäftsfreunde ihres Onkels ist die hübsche junge Frau die Attraktion des Abends. Besonders Lord Frederick Verisopht und Sir Mulberry Hawk wetteifern um ihre Gunst. Kate kann der ordinären Herrengesellschaft entfliehen, doch Hawk findet sie bald und bedrängt sie. Ralph kann die Situation gerade noch entschärfen und verweist den Wüstling des Hauses. Zum ersten Mal zeigt er einen Anflug von Bedauern, dass er Kate in diese Lage gebracht hat.

„In meinem ganzen Leben hab ich kein solches Paar Beine gesehen (...)“ (Fanny Squeers über Nicholas, S. 125)

Nicholas will seine Mutter und seine Schwester besuchen. Auch Onkel Ralph hat sich angekündigt. Als Nicholas die Wohnung erreicht, hat Ralph bereits von den Ungeheuerlichkeiten erzählt, die er dem Brief von Miss Squeers entnommen hat. Nicholas versucht die Anschuldigungen zu entkräften. Kate glaubt ihrem Bruder, worauf Ralph die dünnen Familienbande endgültig kappen will. Doch Nicholas fasst den Entschluss, sich von seiner Familie zu trennen und gibt sie in die Obhut seines Onkels. Gemeinsam mit Smike will er London verlassen.

Neue Perspektiven

Madame Mantalini muss Konkurs anmelden, da ihr Mann seine Schulden nicht mehr zahlen kann. Miss Knag führt das Geschäft weiter – und benötigt Kates Dienste nun selbstverständlich nicht mehr. Mrs. Nickleby rät ihrer Tochter, sich als Gesellschafterin zu bewerben. Onkel Ralph ist damit einverstanden und hat auch schon eine Stelle für Kate: bei Mrs. Wititterly. Nicholas und Smike verlassen derweil London und wollen nach Portsmouth wandern. In der Hafenstadt verspricht sich Nicholas größere Chancen, eine Beschäftigung zu finden. Notfalls will er gemeinsam mit Smike auf einem Schiff anheuern. Zwölf Meilen vor ihrem Ziel kehren die beiden Wanderer in einem Gasthof ein. Hier lernen Sie Mr. Crummles und seine Söhne kennen. Der Theaterdirektor will mit seiner Truppe ebenfalls in Richtung Portsmouth. Er kann sich Smike und Nicholas gut als Schauspieler vorstellen und bietet ihnen eine Beschäftigung in seinem Theater an.

Mitten im Theaterleben

Nicholas wird von Mr. Crummles ins Theaterleben eingeführt. Als Erstes soll er ein Stück nach einer französischen Vorlage verfassen und selbst die Rolle des Liebhabers übernehmen. Sogleich macht er sich an die Arbeit. Als er eines Abends die Proben besucht, wird er von Crummles überredet, gemeinsam mit der beliebten Schauspielerin Miss Snevellicci Werbung zu machen. Sie sollen die Gönner des Theaters aufsuchen und das neue Stück als Benefizaufführung verkaufen. Ihre gemeinsame Werbetour ist anstrengend, aber erfolgreich. Die Premiere findet vor einem begeisterten Publikum statt. Doch nicht nur Miss Snevellicci wird euphorisch gefeiert, besonders der Autor und neue Schauspieler Nicholas erhält viel Applaus. Als eine weitere Neuverpflichtung für das Ensemble angekündigt wird, ist Nicholas überrascht. Es handelt sich um Henrietta Petowker, die er bei den Kenwigs in London kennen gelernt hat. Nicholas erfährt, dass Mr. Lillyvick, der Onkel von Frau Kenwig, Henrietta in Kürze ehelichen will. Es wird eine schöne Hochzeit innerhalb der „Theaterfamilie“.

Kate und ihre aufdringlichen Verehrer

Sir Mulberry Hawk und Lord Frederick Verisopht wollen Kate Nickleby ausfindig machen. Aus diesem Grund suchen sie Onkel Ralph auf. Zufällig läuft ihnen während des Besuchs Kates Mutter über den Weg. Sie lässt sich vom Charme der Herren blenden. Als sie einer Einladung der beiden ins Theater folgt, begegnen sie dort Kate, die Mrs. Wititterly begleitet. Trotz ihrer Antipathie muss Kate den Abend mit Sir Hawk verbringen. Als sich ihre Wege wieder trennen, gibt sie ihm offen zu verstehen, dass sie ihn verabscheut. Doch der dreiste Baron belästigt das schöne Mädchen weiterhin, indem er fast täglich der Einladung von Mrs. Wititterly folgt und Kate im Haus ihrer Arbeitgeberin erniedrigt und bedrängt. Als letzten Ausweg bittet sie ihren Onkel, das böse Spiel zu beenden. Doch auch Ralph sieht sich außerstande, seinem Kunden Einhalt zu gebieten. Newman Noggs schreibt daraufhin nach Portsmouth, dass Kate den Beistand ihres Bruders benötige. Unverzüglich bereitet Nicholas seinen Ausstieg aus Mr. Crummles’ Ensemble vor – obwohl sein Stück mittlerweile zum Publikumsrenner geworden ist.

Die Ereignisse in London spitzen sich zu

Zurück in London, sucht Nicholas zunächst Noggs auf, den er aber nicht antrifft. Ähnlich ergeht es ihm im Wohnhaus seiner Mutter. Auch über den Aufenthalt seiner Schwester erhält er keine Informationen. Er kehrt in Noggs Wohnung zurück und wartet ungeduldig auf dessen Rückkehr. Seine Nervosität treibt ihn schließlich in ein vornehmes Lokal. Dort wird er Zeuge eines Gesprächs, in dem sich zwei Männer unflätig über Kate unterhalten. Er stellt sie zur Rede. Als er sich zu erkennen gibt, verweigern ihm die Männer die Auskunft über ihre Namen. Einem von ihnen, Sir Mulberry Hawk, stellt Nicholas nach. Es kommt zum Kampf, bei dem sich beide verletzen. Als Nicholas endlich Noggs trifft, der seine Vermutungen bezüglich Kates Situation bestätigt, handelt er schnell: Er lässt seine Mutter und seine Schwester zu ihrer alten Vermieterin Miss La Creevy bringen. Seinem Onkel übermittelt er einen Brief, in dem er ihm mitteilt, dass sich seine Familie endgültig von ihm lossage.

Neue Arbeit, neue Liebe

Onkel Ralph sinnt auf Rache. Überraschenderweise taucht Mr. Squeers auf. Er wolle unbedingt Smike wiederfinden, erzählt er. Nicholas, auf der Suche nach Arbeit, begegnet derweil den Zwillingsbrüdern Charles und Ned Cheeryble. Sie bieten ihm einen Job als Buchhalter an. Nicholas ist freudig überrascht; erst recht, als er auch noch die Gelegenheit bekommt, mit Mutter und Schwester in ein Haus der beiden Brüder zu ziehen. Vom alten Buchhalter Tim Linkinwater, der in Rente geht, wird er angelernt. Smike hingegen hat nicht so viel Glück: Bei einer nächtlichen Heimkehr fällt er Mr. Squeers und dessen Sohn in die Hände. Eine glückliche Fügung führt John Browdie nach London. Er war in Yorkshire ein guter Freund von Nicholas. Als er von Mr. Squeers erfährt, dass dieser Smike gefangen hält, schmiedet er einen Plan, um den armen Jungen zu befreien. Dies gelingt ihm, und Smike kehrt zu den Nicklebys zurück. Eines Tages trifft Nicholas bei den Cheerybles ein Mädchen wieder, dem er einmal in der Stellenagentur begegnet ist. Er verliebt sich unsterblich in sie. Ralph Nickleby will seinen Verwandten einen Besuch abstatten, gemeinsam mit Mr. Squeers und Mr. Snawley, dem angeblichen Vater von Smike. Nicholas wirft sie hinaus; Smike will nicht zu seinem leiblichen Vater zurück.

Sieg über die Feinde und eine dreifache Hochzeit

Charles Cheeryble bittet Nicholas, sich um das Mädchen zu kümmern, das dieser bei ihm kennen gelernt hat, ohne zu ahnen, dass sich sein neuer Buchhalter in Miss Madeline Bray verliebt hat. Derweil schmiedet Onkel Ralph einen listigen Plan: Er will dem alten Wucherer Arthur Gride helfen, die hübsche Madeline zu ehelichen, indem er Madelines Vater mit Schulden erpresst, die dieser bei Gride hat. Auch Sir Mulberry Hawk hat Rachegelüste. Als er seinem Freund Lord Frederick Verisopht von seinen Plänen berichtet, schwört dieser, ihn daran zu hindern. Es kommt zu einem Duell der beiden, bei dem Hawk den Lord erschießt. Kurzerhand verlässt er England, ohne seine Rache in die Tat umzusetzen. Nicholas und Kate gelingt es, den Plan von Arthur Gride und Ralph Nickleby zu vereiteln. Die Hochzeit findet nicht statt; Madeline Bray kommt in die Obhut von Kate und Nicholas. Smike ist an Tuberkulose erkrankt. Auf dem Sterbebett gesteht er Nicholas, dass er sich unglücklich in Kate verliebt habe und ihm die Kraft zum Weiterleben fehle. Nach Smikes Tod kommt die Wahrheit über seine Vergangenheit ans Licht: Er war der Sohn von Ralph Nickleby, den dieser seit 14 Jahren für tot gehalten hat. Konfrontiert mit dieser Enthüllung – und mit vielen Beweisen für seine unlauteren und betrügerischen Machenschaften – erhängt sich Ralph Nickleby in seinem Haus. Charles und Ned Cheeryble haben mittlerweile gemeinsam mit Newman Noggs dafür gesorgt, dass dem Glück der Verliebten nichts mehr im Weg steht. So kommt es zur Hochzeit zwischen Nicholas und Madeline. Auch Kate, die mit Frank, dem Neffen der Cheerybles, eine Beziehung begonnen hat, darf sich glücklich vermählen. Tim Linkinwater, seit 40 Jahren Junggeselle, findet in der smarten Miss La Creevy eine Partnerin, die er in aller Stille ehelicht.

Zum Text

Aufbau und Stil

Wie fast alle von Dickens’ Werken spielt auch Nicholas Nickleby im England des 19. Jahrhunderts – vor allem in London, aber auch in Yorkshire, Devon und Dickens’ Heimatstadt Portsmouth. Jedes der 65 Kapitel wird – wie damals üblich – durch eine Überschrift eingeleitet, die den Inhalt des folgenden Kapitels umreißt. Dickens verfolgt vor allem zwei Handlungsstränge: Einerseits Nicholas’ schelmenhafte Reise in die Welt der Erwachsenen und andererseits das Schicksal seiner Schwester und seiner Mutter beim bösen, geldgierigen Onkel in London. Nicholas wandelt sich auf beinahe 1000 Seiten vom naiven Kindskopf zu einem erfolgreichen Kaufmann, der mit beiden Beinen im Leben steht. Der Stil ist gewohnt burlesk und humorvoll, wobei besonders die Präzision von Dickens’ Charakterzeichnungen bemerkenswert ist. Komische Zufälle, haarsträubende Ereignisse und überdrehte Charaktere machen den Charme des Romans aus, der abseits der Haupthandlung immer wieder zu überraschen weiß, z. B. mit detaillierten Studien gesellschaftlicher Milieus. Typisch für Dickens ist der schonungslose Realismus in der Darstellung sozialer Missstände. Was dem Roman oft zum Vorwurf gemacht wurde, ist seine verschlungene, überzogene Handlung – eine Folge davon, dass das Werk ursprünglich als Fortsetzungsgeschichte erschien.

Interpretationsansätze

  • Obwohl Dickens nach eigener Aussage vor allem unterhalten wollte, flammt auch in Nicholas Nickleby die Sozialkritik auf, die sich bereits durch den Vorgängerroman Oliver Twist zieht: In der Schule des sadistischen Squeers werden die Kinder wie Sträflinge behandelt, die man wegschließt, mundtot und gefügig macht. Sie sind weder „kleine Erwachsene“, um die man sich bemüht, noch richtige Kinder, denen man Naivität zugesteht.
  • Dickens wirft einen kritischen Blick auf den aufstrebenden Geldadel der Zeit. Geld avancierte im England der Industrialisierung zum Machtmittel Nummer eins. Mehr noch als die adlige Herkunft bestimmte es, wer gesellschaftlich reüssierte und es zu Ansehen und Macht brachte. Das 19. Jahrhundert war regelrecht besessen vom Streben nach Reichtum. Nie zuvor waren so viele Möglichkeiten vorhanden, auch unlautere Geschäfte zu machen.
  • Geld haben die Guten wie die Bösen – wobei man bei Letzteren nicht immer genau weiß, wie sie ihre Millionen errungen haben. Mit Ralph Nickleby skizziert Dickens den Prototypen des knausrigen, miesepetrigen Parvenüs, der sich seinen Wohlstand ergaunert hat. Ralph ist damit das Vorbild des viel berühmteren Ebenezer Scrooge aus dem Weihnachtslied. Anders als Nicholas’ Onkel geht Scrooge jedoch geläutert aus der Geschichte hervor.
  • Der Roman gipfelt in einem Triumph der Tugend. Zwar sind die gesellschaftlichen Schranken in Dickens’ London so hoch, dass beispielsweise der Protagonist eine eheliche Verbindung zu einer vermögenden Dame ablehnen will, weil die Scham über seine eigene soziale Stellung überwiegt. Mit der Hilfe von Menschenfreunden wie Charles und Ned Cheeryble und Newman Noggs gelingt es ihm und den anderen Sympathieträgern des Romans allerdings, diese Schranken zu überwinden.

Historischer Hintergrund

Soziale Not im industrialisierten England

Zu der Zeit, als Dickens seine Romane verfasste, schossen täglich neue Fabriken und Manufakturen aus dem Boden. Die großen Städte, allen voran London, zogen die Landbevölkerung magisch an. Man erhoffte sich ein besseres Leben, doch viele endeten in sozialer Misere. Passenderweise veröffentlichten Karl Marx und Friedrich Engels ihr Kommunistisches Manifest 1848 in London. Halbherzige Reformen unter Königin Victoria konnten die scharf hervortretenden Klassenunterschiede kaum abschwächen.

Selbstverständlich hatte die Industrialisierung auch ihre Profiteure: die wachsende Mittelschicht. War das bisherige gesellschaftliche Ideal der aristokratische Gentleman gewesen, der aufgrund seiner Besitztümer nicht zu arbeiten brauchte, kam mit dem neuen Mittelstand ein gewandeltes Arbeitsethos auf. Gleichzeitig veränderte sich die Einstellung gegenüber den vielen Armen: Sie wurden zunehmend als arbeitsscheue Schmarotzer betrachtet. Die Armengesetze von 1834 führten dazu, dass diejenigen, die öffentliche Unterstützung erhielten, sogar von ihren Kindern getrennt wurden, weil Letztere zu „wertvolleren“ Gesellschaftsmitgliedern gemacht werden sollten. Immer wieder inserierten zu Dickens Zeit die so genannten „Yorkshire Schools“ in den einschlägigen Tageszeitungen: Internate, die den Eltern die Möglichkeit boten, ihre Kinder für wenig Geld loszuwerden und im Idealfall als Gentlemen zurückzuerhalten. Die Realität in vielen dieser Schulen war allerdings trist: Für Nicholas Nickleby adaptierte Dickens den Fall einer Schule, in der mehrere Kinder durch Verwahrlosung ums Leben kamen.

Entstehung

Dickens begann mit seinem dritten Roman am 6. Februar 1838, zu einer Zeit, als er noch an Oliver Twist arbeitete. So lässt sich erklären, dass das Schulthema im ersten Romanteil so viel Platz einnimmt. In der ersten Vorankündigung vom Frühjahr 1838 schreibt Dickens, dass er „mit einer rasanten Folge von Figuren und Ereignissen“ den Roman „heiter und vergnüglich“ gestalten wolle. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht die Rede von der beißenden Ironie, mit der sich Dickens dem Phänomen der Yorkshire Boarding Schools widmen würde. Im Januar 1838 hatte er zusammen mit seinem Illustrator Hablot Browne eine Reise nach Yorkshire gemacht, um sich eine dieser Schulen inkognito genauer anzusehen. Dabei besuchten sie William Shaw, den Schulleiter der Bowes Academy, der zum Vorbild für Wackford Squeers wurde. Auf dem Friedhof entdeckten die beiden Reisenden die Gräber mehrerer Kinder aus der Schule. Der Anblick eines der Gräber inspirierte Dickens zu der Figur Smike, dem „Haussklaven“ Squeers’.

Die Arbeit an Nicholas Nickleby und Oliver Twist parallel laufen zu lassen, beanspruchte Dickens sehr. Zeitweilig hatte er sogar noch einen dritten Roman (Barnaby Rudge) in Arbeit, dessen Fertigstellung er jedoch nach Verhandlungen mit dem Verlag verschieben konnte. Wie üblich veröffentlichte Dickens Nicholas Nickleby in Fortsetzungen. Jede der 19 Ausgaben bestand aus 32 Textseiten und zwei Illustrationen. Die erste Ausgabe erschien im März 1838, eine Doppelnummer im September 1839 schloss das Werk ab. Kurz darauf lag der Roman auch als gedrucktes Buch bei Chapman and Hall vor.

Wirkungsgeschichte

Nicholas Nickleby schlug bei Dickens’ Lesern ein wie eine Bombe. Mehr noch: Der Roman verkaufte sich auch als Buch sehr gut und konnte seine hohe Auflage von 50 000 Exemplaren konstant halten. Sogar Nachahmungen und Dramatisierungen (The Fortunes of Smike oder Scenes of Nickleby Married) erfreuten sich regen Interesses. Auch die professionelle Kritik geizte nicht mit Rezensionen. Im Ausland lobte man Dickens vor allem für seinen spezifischen englischen Humor. Dickens-Biograf Peter Ackroyd nannte Nicholas Nickleby den „vielleicht lustigsten Roman in englischer Sprache“. Zeitgenössische englische Kritiker hingegen bemängelten an Dickens’ drittem Roman vor allem das, was sie auch schon bei den Vorgängern Die Pickwickier und Oliver Twist gerügt hatten: die allzu verschlungene, episodenhafte Struktur. Am 4. Oktober 1839 schrieb The Sun: „Man kann zu lesen anfangen, wo man will, in der Mitte oder eher gegen das Ende hin, oder man kann sogar mit dem letzten Kapitel beginnen und sich auf diese Weise wie ein Krebs bis zum ersten zurückarbeiten. Man wird durch dieses irreguläre Verfahren wenig verlieren, denn jede Nummer ist so gut wie jede andere geeignet, einen Eindruck von den Eigenheiten des Autors zu erhalten.“ Beliebigkeit und Austauschbarkeit der Handlung war auch der Hauptkritikpunkt der Rezension im Examiner vom 27. Oktober 1839: „Ist Mr. Dickens ein perfekter Romancier? Ganz und gar nicht. Er muss immer noch die Fähigkeit erlernen, eine kompakte und folgerichtige Handlung zu konstruieren, und ohne dies kann man jenen Rang niemals erreichen.“ Zu den bekanntesten Adaptionen für die Bühne gehört The Life and Adventures of Nicholas Nickleby von David Edgar (1980). Verfilmt wurde der Roman u. a. 1947 von Alberto Cavalcanti und 2002 von Douglas McGrath.

Über den Autor

Charles Dickens wird am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth als eines von acht Kindern eines Marinezahlmeisters geboren. Weil die Familie über ihre Verhältnisse lebt und der Vater Schuldscheine nicht einlösen kann, kommt sie in ein Schuldgefängnis. Der zwölfjährige Charles wird Hilfsarbeiter in einer Fabrik, um selbst seinen Unterhalt bestreiten zu können. Die Erlebnisse der Kinderarbeit traumatisieren den Jungen und prägen später einen Großteil seines literarischen Werks. Als die Familie aufgrund einer Erbschaft des Vaters wieder freikommt, kann Charles Dickens seine Schulausbildung fortsetzen. Mit 15 Jahren wird er Schreiber in einem Anwaltsbüro. Bald darauf steigt er zum Gerichts- und Parlamentsreporter auf. 1836 heiratet er Catherine Hogarth, die Tochter eines Journalistenkollegen. Als er 1836/37 seine Episodenreihe The Pickwick Papers (Die Pickwickier) veröffentlicht, erlangt er schnell in ganz England Berühmtheit. Der nachfolgende Fortsetzungsroman Oliver Twist (1837/38) festigt seine Popularität. Er gibt mehrere Zeitschriften heraus und verfasst Kurzgeschichten und Romane. 1849/50 arbeitet Dickens an David Copperfield, einem Werk, das stark autobiografische Züge trägt. Nach 1852 erscheinen seine großen Spätromane Bleak House (Bleakhaus), Hard Times (Schwere Zeiten) und Great Expectations (Große Erwartungen). 1858 trennt sich Dickens von seiner Frau, mit der er inzwischen zehn Kinder hat. Gegen Ende seines Lebens unternimmt er ausgedehnte Lesereisen in Europa und Amerika. Weil sich seine Gesundheit zunehmend verschlechtert, erwirbt er 1868 den Landsitz Gad’s Hill Place bei Rochester. Am 9. Juni 1870 stirbt er dort an einem Schlaganfall. Als Schriftsteller von nationaler Bedeutung wird er in der Dichterecke der Westminster Abbey beigesetzt.

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