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Amerika
Buch

Amerika

München, 1927
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2007 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Entwicklungsroman
  • Moderne

Worum es geht

Kafkas erster Roman

Amerika ist der unbekannteste von Kafkas Romanen und wohl auch der am wenigsten kafkaeske – der Begriff steht für die eigentümlich absurde, oft irreale und bedrohliche Stimmung in Kafkas Werken. Amerika ist eher von einer leichten, hoffnungsvollen Erzählweise geprägt, durch die das Kafkaeske nur hin und wieder durchscheint: Ein 16-Jähriger wird von seinen Eltern nach Amerika geschickt und muss sich dort eine Existenz aufbauen. Durch sonderbare Zufälle findet er seinen reichen Onkel, der ihn fördert. Doch unglückliche Umstände, Ungerechtigkeiten und die eigene Gutgläubigkeit stürzen den Jungen in zunehmend ausweglose Situationen. Er wird zum Opfer und Spielball seiner Umwelt, und alle Anstrengungen, sein Schicksal in die Hand zu nehmen, bleiben erfolglos. Franz Kafkas Roman ist Fragment geblieben. Dennoch lohnt sich die Lektüre dieses ungewöhnlichen Werks.

Zusammenfassung

Ankunft in einer fremden Welt

Der 16-jährige Karl Roßmann aus Prag wird von seinen Eltern nach Amerika geschickt, weil er ein Dienstmädchen geschwängert hat. Als er nach der Ankunft in der Fremde das Schiff verlassen will, stellt er fest, dass er seinen Regenschirm in der Kabine vergessen hat. Also bittet er einen Mitreisenden, kurz auf seinen Koffer aufzupassen, und läuft zurück, um den Schirm zu holen. Aber der Rückweg, den er kennt, ist versperrt. Karl muss einen anderen Weg nehmen und verläuft sich auf dem großen Schiff so gründlich, dass er schließlich nicht mehr weiß, wo er sich genau befindet. Aus Verzweiflung klopft er einfach an irgendeine Kabinentür. Drinnen packt gerade ein Mann seine Sachen und bittet Karl, hereinzukommen. Wie sich herausstellt, ist der Mann Heizer auf dem Schiff, will sich nun aber eine neue Arbeit suchen, weil er sich von seinem Vorgesetzten ungerecht behandelt fühlt. Karl empfindet Mitleid mit ihm und hört sich seine Geschichte an. Der Heizer bietet Karl an, ihn mit vom Schiff zu nehmen, wenn es ganz leer ist; dann könnten sie den Schirm und hoffentlich auch den Mann mit dem Koffer leichter...

Über den Autor

Franz Kafka wird am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Als deutschsprachiger Jude gehört er gleich in doppelter Hinsicht einer Minderheit an. Der Vater Hermann Kafka ist Kaufmann, die Mutter Julie im Geschäft des Vaters tätig; so wächst das Kind in der Obhut verschiedener Dienstboten auf. Der lebenstüchtige Vater bringt für seinen kränklichen, künstlerisch begabten Sohn kein Verständnis auf − ein Konflikt, der das gesamte Werk Kafkas prägen wird. Nach dem Abitur möchte Kafka eigentlich Philosophie studieren, entscheidet sich aber nach dem Willen des Vaters für Jura und promoviert 1906. Danach arbeitet er bei einer Unfallversicherung. Sein Beruf ist ihm eine Last, weil ihm zu wenig Zeit zum Schreiben bleibt; er erledigt die Arbeit aber gewissenhaft. Auf Schaffensphasen, in denen er Nächte durchschreibt, folgen längere unproduktive Abschnitte. 1902 lernt er Max Brod kennen, eine lebenslange Künstlerfreundschaft beginnt. Ab 1908 veröffentlicht er kurze und längere Erzählungen in Zeitschriften und als Buchpublikationen, darunter Die Verwandlung (1915) und Das Urteil (1916). Er beginnt drei Romane, Der Verschollene (später veröffentlicht unter dem Titel Amerika), Der Prozess und Das Schloss, stellt aber keinen fertig – für ihn ein fundamentales Scheitern. Kafkas Beziehungen zu Frauen sind problematisch. 1912 lernt er bei Max Brod die Berlinerin Felice Bauer kennen, mit der er sich zweimal verlobt und wieder entlobt. Auch die weiteren Beziehungen sind nicht von Dauer. 1917 erkrankt er an Tuberkulose. Immer wieder muss er seine berufliche Arbeit unterbrechen, um sich an Ferienorten, in Sanatorien oder bei seiner Schwester Ottla zu erholen. Die gewonnene Zeit kann er aber nicht in gewünschter Weise in Literatur umsetzen. Als er am 3. Juni 1924 stirbt, hat er Max Brod testamentarisch angewiesen, seine unveröffentlichten Manuskripte zu vernichten. Der Freund hält sich nicht daran und ermöglicht so den Weltruhm Franz Kafkas.


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