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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Buch

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Paris, 1913–1927
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2004 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Ein Jahrhundertroman

„Das Leben ist zu kurz und Proust zu lang“, schrieb Anatole France 1913 bei der Veröffentlichung des ersten Bandes von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – zu einem Zeitpunkt also, als die restlichen sechs Bände noch gar nicht erschienen waren. Niemand, nicht einmal der Autor selbst, ahnte damals, was die quälend lange Suche nach dem Sinn und Wesen der Kunst letzten Endes hervorbringen würde. Nämlich ein literarisches Universum, das nahezu alle philosophischen und psychologischen Fragen seiner Zeit behandelte oder vorwegnahm. Im Roman geht es um die Subjektivität der Wirklichkeitserfahrung, die Macht des Unbewussten, um Liebe, Eifersucht, Krankheit, Krieg, Homosexualität, Päderastie, Vergänglichkeit und Tod – oder auch nur um die kreative Potenz eines Sandtörtchens. Kaum ein anderer Autor hat mit solcher Besessenheit und Detailtreue sämtliche Winkel der menschlichen Existenz ausgeleuchtet. Das führt zu Längen, bei denen einem schon mal die Luft ausgehen kann. Doch ein Versuch, in Prousts Universum einzutauchen, lohnt sich – und ist garantiert keine verlorene Zeit.

Zusammenfassung

Unterwegs zu Swann

Der Ich-Erzähler Marcel erinnert sich an seine Kindheit im ländlichen Combray: an das Drama des Zubettgehens, wenn seine Mutter ihm nicht den gewohnten Gutenachtkuss gab, an die bunten Gartenblumen, die Seerosen auf dem Flüsschen Vivonne und die duftenden Weißdornhecken seiner Sommerspaziergänge. Als er ein „Petite Madeleine“ genanntes Sandtörtchen in eine Tasse Tee taucht und davon kostet, steigen diese Eindrücke aus seinem Unbewussten wieder auf und erfüllen ihn mit einem nie zuvor gespürten Glücksgefühl. Tatsächlich hatte seine bettlägerige Tante Léonie in Combray die Gewohnheit, ihm sonntags vor dem Hochamt ein Stück einer in Lindenblütentee getauchten Madeleine anzubieten. In einem jener Sommer sah er auch Gilberte Swann zum ersten Mal, die Tochter des Familienfreundes Charles Swann. Durch eine rosafarbene Weißdornhecke blickte sie ihn herausfordernd an, und er verliebte sich sofort in sie.

Die Liebesgeschichte von Gilbertes Eltern spielt sich noch vor Marcels Geburt in Paris ab. Odette ist eine zweitklassige Schauspielerin und Kokotte, für ...

Über den Autor

Marcel Proust wird am 10. Juli 1871 in Auteuil bei Paris geboren. Sein Vater ist ein berühmter Arzt, die Mutter stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie. Ab 1878 verbringt er die Ferien in dem Dorf Illiers bei Chartre, das später als Vorbild für das fiktive Combray dienen wird. 1881 erleidet der kränkliche Proust seinen ersten Asthmaanfall. Ab dem Folgejahr besucht er das Lycée Condorcet, wo er zusammen mit Schulkameraden verschiedene literarische Zeitschriften herausbringt. Nach dem Abitur dient Proust trotz seiner schwachen Gesundheit für ein Jahr in der Armee in Orléans. Anschließend studiert er Politik und Jura, bricht ab und macht in Philosophie und Literatur einen Abschluss. Auf Druck seines Vaters nimmt er 1895 eine unbezahlte Stelle als Bibliothekar an, lässt sich aber bald darauf krankschreiben. Sein nach außen hin müßiges Leben, die exzellenten Verbindungen zum Adel sowie die Besuche in den schicksten Pariser Salons verschaffen ihm den Ruf eines Snobs und gesellschaftlichen Emporkömmlings. Der Autor kämpft zeitlebens mit seiner Homosexualität, die sein Vater ihm während seiner Jugend noch durch einen Bordellbesuch hat austreiben wollen. Proust hat zahlreiche Liebhaber, bekennt sich aber nie offen zu seiner sexuellen Orientierung. 1896 erscheint sein erstes Buch, die Kurzgeschichtensammlung Les plaisirs et les jours (Freuden und Tage). Mit einem Kritiker, der sich abschätzig darüber äußert, duelliert er sich. 1903 stirbt sein Vater und zwei Jahre darauf die über alles geliebte Mutter. Proust erbt ein Vermögen, das ihm ein arbeitsfreies Leben im Luxus ermöglicht. Doch seine Gesundheit verschlechtert sich zusehends. Er zieht sich mehr und mehr in das Schlafzimmer seiner Pariser Wohnung zurück und arbeitet an seinem Lebenswerk À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit). Den ersten der sieben Bände gibt er 1913 auf eigene Kosten heraus. Die letzten drei veröffentlicht sein Bruder posthum bis 1927. Marcel Proust stirbt am 18. November 1922 an einer Lungenentzündung.


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