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Auf Schwimmen-zwei-Vögel

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Auf Schwimmen-zwei-Vögel

oder Sweeny auf den Bäumen

Kein & Aber,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Der ultimative Roman im Roman, voller schräger Ideen und kurioser Wendungen – zum Totlachen!


Literatur­klassiker

  • Metafiktion
  • Postmoderne

Worum es geht

Roman im Roman im Roman ...

Wer James Joyce deswegen liest, weil "man ihn gelesen haben sollte", liest Flann O’Brien aus reinem Vergnügen. Der irische Autor ließ sich zwar vom großen Vorbild Joyce beeinflussen, lieferte aber mit Auf Schwimmen-zwei-Vögel ein gänzlich originelles und höchst eigentümliches Werk. Es ist der ultimative Roman im Roman. Kurz zusammengefasst: Ein Autor schreibt ein Buch über einen Autor, der ein Buch über einen Autor schreibt, der ein Buch über sehr seltsame Figuren schreibt, die wiederum ein Buch über ihren Autor schreiben. Verwirrung total oder einfach nur genial? Flann O’Brien wildert in allen möglichen Genres und Stilformen, häuft Zitate und Anspielungen aufeinander und erweckt dabei eine ganz und gar absurde Geschichte zum Leben, voll verzwicktem, irischem Humor. Vielleicht keine ganz leichte Kost für unvorbereitete Leser, aber ein extrem komisches Leseabenteuer für alle, die die Herausforderung annehmen, bei diesem Buch den Durchblick nicht zu verlieren.

Take-aways

  • Auf Schwimmen-zwei-Vögel ist ein Kultbuch: ein Roman im Roman, irrwitzig verschachtelt, absurd komisch, ein Lesevergnügen der besonderen Art.
  • Die Handlung besitzt mindestens drei Ebenen, ist kunstvoll konstruiert und verfügt über Helden, die auch mal die Grenzen zwischen den Ebenen passieren können.
  • Der Ich-Erzähler ist ein Student, der tagelang im Bett bleibt und mit Hingabe Geschichten schreibt.
  • Eine davon handelt von dem schlafmützigen Dermot Trellis, der ein Hotel führt und sich daran macht, einen moralischen Roman zu schreiben.
  • Trellis’ Figuren werden jedoch lebendig und handeln gar nicht so, wie er es sich gedacht hat: Immer wenn er schläft, führen sie ihr eigenes Leben.
  • Eine der Figuren, der irische Sagenheld Finn Mac Cool, erzählt den anderen die Geschichte von König Sweeny in den Bäumen.
  • Trellis vergewaltigt eine seiner Romanfiguren und zeugt mit ihr einen Halbmenschen namens Orlick.
  • Dieser Bastard wird von den anderen Figuren gebeten, eine Geschichte zu schreiben, in der Trellis selbst vorkommt und einmal ordentlich gefoltert wird.
  • Der Pooka (eine Art Teufel) MacPhellimey, der den jungen Orlick ausgebildet hat, wird zum Folterknecht bestellt.
  • Noch bevor die Romanfiguren ihren Schöpfer umbringen können, werden die entscheidenden Seiten des Manuskripts aus Versehen von einem Zimmermädchen vernichtet.
  • Da die Veröffentlichung des Romans mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zusammenfiel, fand das Buch 1939 keine weite Verbreitung, erst in den 60er Jahren wurde es ein Publikumsrenner.
  • Der kuriose Titel bezieht sich auf eine Insel im Fluss Shannon in Irland, die im Text vorkommt.

Zusammenfassung

Autoren und ihre Geschöpfe

Der Erzähler, ein Student, lebt bei seinem Onkel in Dublin. Da er sich am liebsten in seinem Schlafzimmer aufhält, ist der Onkel besorgt, ob der Neffe wirklich jemals ein Buch aufschlägt und etwas für die Uni tut. Auf dem Bett liegend, denkt sich der Student Geschichten aus. Seine schriftstellerische Arbeit wird durch den Genuss von Alkohol begünstigt. Er geht mit seinen Freunden Starkbier trinken und ist auch dem Whisky nicht abgeneigt. Eine seiner Geschichten handelt von Finn Mac Cool, einem Helden der irischen Mythologie, der sich vorwiegend in Versen ausdrückt. Brinsley, ein Studentenfreund und Saufkumpan, findet die Geschichte ganz schön lustig. Eine andere Story handelt von Dermot Trellis, dem misanthropischen und verschlafenen Besitzer des Hotels "Roter Schwan". Er ist auf eigenen Wunsch bettlägerig. Nur am Abend steht er auf und schlurft durch das Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Dieser unsympathische Kerl erschafft nun seinerseits einen Roman, in dem er Helden aus anderen Büchern verwendet. Er versteht sich als Moralphilosoph und möchte ein Buch über die Sünde und ihre Auswirkungen schreiben, über Moral und Anstand.

Im "Roten Schwan"

Zu den Figuren, die Trellis sich ausdenkt oder vielmehr von anderen Autoren entleiht, gehören der Pooka (eine Art Teufel) Fergus MacPhellimey, der über Zauberkräfte verfügt, sowie John Furriskey. Letzterer soll laut Plan des Autors ein Hausmädchen namens Peggy verführen und sie damit in Schande stürzen. Doch Peggy erklärt Furriskey, der Autor sei versehentlich eingeschlafen, und wenn er schlafe, habe er keine Macht über seine Romanfiguren. Sie berichtet zudem, dass bereits ein anderer Mann die Gunst der Stunde habe nutzen wollen, um sich ihr unsittlich zu nähern. Dieser sei niemand anders als Finn Mac Cool, die Sagengestalt, die der Student schon viel früher erschaffen hat und die eigentlich als Peggys Vater über ihre Tugend hätte wachen sollen. Auch Paul Shanahan, ein Westernheld, der der Feder eines anderen Schriftstellers entstammt und dem nur eine Nebenrolle zugedacht war, stellt Peggy nach. Sie erzählt Furriskey, wie beide Herren sie bedrängt hätten, sie jedoch standhaft geblieben sei. Peggy und Furriskey verlieben sich ineinander. Um zusammenleben zu können, hecken sie einen Plan aus: Da Trellis, der Autor ihrer Geschichte, Niedertracht und Schlechtigkeit von ihnen verlangt, beschließen sie, diese Eigenschaften vorzutäuschen. Der nichts ahnende Autor erschafft kurz darauf ein ebenso reines wie hübsches Mädchen namens Sheila Lamont. Deren Bruder Anthony soll sich als Rächer betätigen, wenn Furriskey Sheila überfällt. Während Trellis selbst noch so überwältigt von Sheilas Schönheit ist, dass er sie gar vergewaltigt, kehrt Furriskey von einem Treffen mit Peggy in den "Roten Schwan" zurück, in dem alle Figuren wohnen.

Sweeny auf den Bäumen

Immer wenn Trellis schläft, gehen seine Romanfiguren ihrem eigenen Vergnügen nach. Um sich die Zeit zu vertreiben, soll Finn ihnen erklären, was den König Sweeny in den Wahnsinn getrieben hat. Finn erzählt: Nach einer wilden Schlacht beleidigt Sweeny einen Geistlichen schwer, indem er dessen Glocke zerbricht. Der Pater spricht einen Fluch über Sweeny, der ihn dazu verdammt, fortan auf Bäumen zu leben. Auf seinen Streifzügen durchs Land besucht der wahnsinnig gewordene Sweeny auch die Insel Snámh-dá-én, was so viel heißt wie "Schwimmen-zwei-Vögel". Außerdem trifft er eines Tages den Hauptheiligen Moling, der ihn einlädt, in seinem Lager zu bleiben. Jeden Abend bekommt er eine Mahlzeit und einen Anteil Milch, die ihm in ein Loch mit Kuhdung gegossen wird. Dies geht einige Zeit gut, bis Sweeny beschuldigt wird, die Schwester eines Hirten in der Hecke entehrt zu haben. Daraufhin nimmt der Hirte seinen Speer und rammt ihn Sweeny in die linke Brustwarze, sodass er hinten wieder austritt und den Rücken in zwei Teile spaltet. Aus dem Loch blutet er fürchterlich. Er stirbt, und alle trauern an seinem Grab um ihn.

Romanfiguren verschaukeln ihren Schöpfer

Eines Abends, als der Student am Esszimmertisch seine Papiere ordnet, kommt sein Onkel mit einem Kollegen, Herrn Corcoran, nach Hause. Dieser stellt einen mit einem Tuch abgedeckten Kasten auf den Tisch. Verdrossen fragt der Onkel wieder einmal, ob sein Neffe eigentlich jemals ein Buch aufschlage. Der Gast beschwichtigt ihn: Manche Studenten müssten gar nicht viel arbeiten und brächten doch hervorragende Noten nach Hause. Später geht der Student aus, trifft seinen Bekannten Kerrigan und begleitet diesen zu Michael Byrne, in dessen Haus allerlei Künstler verkehren. Auch Brinsley ist bereits dort. Nach einiger Zeit kommt man auf den Roman zu sprechen, den der Student schreibt. Dieser erzählt den Anwesenden ein wenig über Trellis, den Besitzer des "Roten Schwans". Trellis liest ausschließlich Bücher mit grünem Einband, da er nur diese für moralisch hält. Da irische Verlage gern Bücher über Altertümer und irische Geschichte mit grünen Einbänden versehen, ist Trellis’ Lektüre recht einseitig. Auf die Frage, was denn die Romanfiguren Furriskey und Peggy so treiben, weiß der Student einiges zu berichten: Die beiden haben inzwischen geheiratet und führen einen Süßwarenladen. Immer wenn ihr Schöpfer Trellis aufwacht, hetzen sie zu den Plätzen, die er ihnen zugedacht hat, und überlassen den Laden einem Mädchen. Da sie Trellis in regelmäßigen Abständen einen Schlaftrunk verabreichen, sind seine Wachphasen voraussehbar. Shanahan und seine Kumpane kommen häufig zum Tee zu den beiden. Ansonsten treiben sie sich aber eher mit zwielichtigen Gesellen herum und ergeben sich dem Alkohol.

Der Pooka und die Fee

Zur gleichen Zeit wird der Pooka MacPhellimey am frühen Morgen von einer unsichtbaren Person, die von sich selbst behauptet, eine gute Fee zu sein, aufgesucht. Er liegt noch im Bett und fachsimpelt zunächst mit der Fee in hochgestochenen Worten darüber, wie praktisch es doch sei, dass ein Känguru seine Tasche immer bei sich habe; unpraktisch sei es dagegen, dass die körperlose Fee gar keine Taschen besitze. Auf die Frage, ob vielleicht manchmal kleinere Gegenstände des Haushalts verschwänden, gerät der Pooka darüber ins Grübeln, ob nicht seine Frau ein Känguru sei. Die Fee fordert ihn auf, sie in den "Roten Schwan" zu begleiten, wo Sheila Lamont die Geburt eines Sohnes erwartet, der ja von Trellis höchstpersönlich gezeugt wurde. Um nicht mit leeren Händen zu kommen, sammeln die Gefährten eifrig Beeren, Eicheln, Yamswurzeln etc. als Gastgeschenke. Plötzlich raschelt es über ihnen in den Bäumen: Sweeny, gar nicht mehr tot und mit einem Loch in der rechten Brustwarze, stürzt herab. Sie stopfen das Loch mit Moos und setzen ihren Weg gemeinsam fort. Im "Roten Schwan" angekommen, spielen sie Poker, und die Fee vertraut dem Pooka an, dass sie kein Geld hat - wie auch, ohne Taschen! Daraufhin erpresst der Pooka die Fee: Entweder er sagt es den anderen, oder sie schwört, Sheilas Kind keine wie auch immer gearteten Wünsche angedeihen zu lassen. Zähneknirschend stimmt sie zu.

Der Halbmensch

Der gemeinsame Sohn von Trellis und Sheila ist ein Halbmensch. Er erhält den Namen Orlick. Der Autor verzichtet darauf, dessen Körper, wie es sich für einen Halbmenschen gehören würde, halbiert darzustellen: Es wäre einfach erzählerisch zu kompliziert. Orlick ist bereits kurz nach der Geburt erwachsen und geht beim Pooka in die Lehre, der ihn in den bösen Künsten unterrichtet.

„Nachdem ich mir genügend Brot für ein dreiminütiges Kauen in den Mund geschoben hatte, löschte ich meine Fähigkeiten zu sinnlicher Wahrnehmung und zog mich ins Privatleben meines Kopfes zurück, wobei Augen und Antlitz einen leeren und gedankenverlorenen Ausdruck annahmen.“ (S. 7)

Als er wieder einmal faul im Bett liegt, bekommt der Student Besuch von Brinsley. Dieser gibt zu bedenken, dass sich die Charaktere Furriskey, Shanahan und Lamont kaum voneinander unterscheiden und keiner von ihnen erkennbare Charakterzüge hat. Der Onkel kommt hinzu und ist wieder einmal verschnupft, weil sein Neffe nicht studiert. Brinsley stimmt ihm zu, dass Faulheit eine Last sei - gerade auch für andere Menschen. Aus Rache erwähnt der Student, dass Brinsley gerne spazieren geht, und dieser muss fortan den Onkel auf seiner täglichen Abendrunde begleiten.

Teuflische Folter

Nach seiner Lehrzeit logiert Orlick bei Furriskey und beschließt, sich an seinem Vater Trellis zu rächen, indem er selbst eine Geschichte schreibt, in der Trellis bestraft wird. Sie beginnt damit, dass Trellis im Bett liegt und der Geistliche Moling durch sein Fenster einsteigt. Aber Furriskey und seine Freunde wollen Trellis richtig leiden sehen und verlangen darum von Orlick einen neuen Anfang der Geschichte. Als dieser auch noch zu milde gerät, beschließt Orlick, dass der Pooka die Bestrafung in die Hand nehmen soll. So lässt er die Geschichte damit beginnen, dass Trellis beim Erwachen den Pooka erspäht. Nach einiger höflicher Konversation teilt ihm der Pooka mit, dass es der Zweck seines Besuchs sei, Trellis eine ganze Anzahl an körperlichen Qualen und Martern zuzufügen. Dies beinhalte z. B. das Aufhängen am Nasenring, einen Rattenbiss im Zwielicht und das Trinken von Schweineschleim. Der Pooka beginnt Trellis zu foltern, während sich auch das Zimmer verändert und Nachttöpfe durch die Luft fliegen. Zu guter Letzt wirft der Pooka Trellis aus dem Fenster, sodass dieser hart auf dem Kopfsteinpflaster aufschlägt. Da aber die Zuhörer möchten, dass Trellis die Zimmerdecke auf den Kopf fällt, ändert Orlick die Geschichte so, dass der Ärmste noch einmal ins Zimmer hineinbefördert wird. Dann bekommt er die Decke auf den Kopf und wird erneut hinausgeworfen.

„Ein Anfang und ein Ende pro Buch waren etwas, das mir nicht behagte. Ein gutes Buch kann drei völlig verschiedene Anfänge haben, die nur im vorausschauenden Wissen ihres Verfassers zusammenhängen, und mindestens hundertmal so viele Schlüsse.“ (“

Danach packt ihn der Pooka und mithilfe seiner Zauberkraft fliegt er mit ihm im Schlepptau nach Osten. An dieser Stelle muss Orlick die Geschichte unterbrechen, um einem menschlichen Bedürfnis nachzugehen. Während er draußen ist, spinnen Shanahan und Furriskey die Geschichte weiter, wobei sie sehr brutal zu Werke gehen. So wird Trellis eine Gesichtshälfte weggetreten und er wird in eine räudige Ratte verwandelt. Doch als Orlick in das Zimmer zurückkehrt, befinden sich Opfer und Vollstrecker wieder genau an der Stelle, wo sie vorher waren. Orlick beschreibt nun, wie der Pooka sich ein komfortables Zelt und ein schmackhaftes Frühstück herbeizaubert, während Trellis in unbequemer Haltung auf einem Baum darben muss. Dann gehen die beiden weiter und begegnen niemand anderem als Paul Shanahan, der nun plötzlich auch in dieser Geschichte herumläuft, ebenso wie John Furriskey und Anthony Lamont. Die Herren sind überaus gelehrt und stellen einander wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die allerdings in keinerlei Zusammenhang stehen. Während Shanahan darlegt, dass aufgelöstes Salz ein gutes Brechmittel sei, betont Lamont die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers, und Furriskey erläutert, wie man einen Gaszähler abliest. Die drei weisen Männer schlagen dem Pooka vor, seinem Opfer einen fairen Prozess zu machen.

Der Prozess

Im Prozess gegen Trellis sind Furriskey, Lamont, Shanahan sowie Sweeny und Mac Cool nicht nur die Richter, sondern auch die Geschworenen. Trellis bekommt zwei stumme griechische Rechtsanwälte zur Auswahl, die er jedoch ablehnt. Verschiedene Zeugen werden aufgerufen - allesamt Romanfiguren, die sich von Trellis übel behandelt fühlen. Der erste ist Slug, eigentlich ein Cowboy, der aber bei Trellis als Straßenbahnschaffner fungiert und nur sehr schlechte Kleidung erhalten hat, die nicht vor der Winterkälte schützt. Dann William Tracy, ein Schriftsteller, der Trellis eine weibliche Figur aus der Dienstbotenklasse zur Verwendung in seinem Roman geliehen hat. Dieses Mädchen, stets ein Musterbeispiel an Keuschheit und Frömmigkeit, sei nach ihrer Rückkehr plötzlich in anderen Umständen gewesen! Eine weitere wichtige Zeugin ist eine Kuh, die in einem Werk mit poetischem Titel vorkommt. Sie gibt an, häufig nicht gemolken worden zu sein, was zu starken Schmerzen geführt habe. Die Frage, ob sie sich nicht selbst melken könne, verneint sie. Ein unsichtbares Orchester sorgt während des gesamten Prozesses für Hintergrundmusik, während die Richter Karten spielen. Das Publikum verschwindet hinter dichten Tabakwolken, die auch das Licht im Saal trüben. An dieser Stelle unterbricht Orlick den Bericht. Shanahan und seine Freunde fordern, dass Trellis im Hof seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Sie einigen sich darauf, noch einen Zeugen zu hören.

Abruptes Ende

Der Student besteht sein Examen mit Auszeichnung. Als er nach Hause kommt, trifft er auf seinen Onkel und dessen Freund Corcoran. Sie wissen schon von dem erfreulichen Ergebnis und schenken ihm eine Uhr. Der Onkel ist sehr erleichtert, dass sein Neffe das Studium nun doch geschafft hat.

„Ehe ein Mann nicht zwölf Gedichtbände vollendet hat, wird derselbe aus Mangel an Dichtkunst nicht genommen, sondern vertrieben.“ (Finn Mac Cool, S. 18)

Teresa, Dienstmädchen im "Roten Schwan", betritt Trellis’ Zimmer, um aufzuräumen. Sie schürt das Feuer, indem sie mehrere Seiten beschriebenen Papiers, die auf dem Fußboden liegen, hineinwirft. Zufällig handelt es sich um jene Seiten, auf denen die Geschichte von Shanahan, Furriskey und den anderen weitererzählt wird. Unten an der Tür trifft Teresa auf Trellis, der ihr verwirrt im Nachthemd entgegenkommt und sagt, nachts sollten besser die Türen verschlossen werden. Er gibt an, krank zu sein. Er habe zu viel gearbeitet und gegrübelt. Als Teresa vor Trellis die Treppe hinaufgeht, sieht er unter ihrem Rock den Rand ihres Korsetts. Offenbar hat das Kleidungsstück, das eigentlich unsichtbar bleiben soll, seinen Zweck verfehlt.

Zum Text

Aufbau und Stil

O’Briens Buch ist nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wegen der originellen Struktur ein Leseabenteuer besonderer Art. Nicht weniger als vier Erzählperspektiven kann der - zunächst sicherlich verwirrte - Leser unterscheiden: Da ist zunächst der Student und Ich-Erzähler, aus dessen Perspektive die Handlung beginnt. Er verfasst ein Buch über den Hotelbesitzer Trellis, der, wenn er nicht gerade schläft, seinerseits ein Buch mit allerlei ausgeborgten Charakteren aus anderen Büchern schreibt. Aus dieser zweiten Ebene gelangt man direkt in die dritte: Die Figuren in Trellis’ Roman agieren unabhängig von ihrem Autor, und der Autor selbst kann mit seinen Figuren in Kontakt treten. Er zeugt sogar einen Sohn mit einem seiner weiblichen Charaktere. Dieser Sohn wiederum verbündet sich mit dem Romanpersonal gegen seinen - im doppelten Sinne - Erzeuger und schreibt seinerseits ein Buch über ihn. Nicht genug damit, denn natürlich steht hinter diesen vielen Geschichten und ihren Erzählern schlussendlich auch noch deren Autor Flann O’Brien, der uns dieses Bravourstück an Verschachtelung geschenkt hat. Stilistisch ist der Roman in vielfacher Hinsicht seltsam. So erscheint beispielsweise die wörtliche Rede der Figuren nicht in Anführungszeichen. Einen durchgehenden Schreibstil gibt es nicht, dafür aber Anklänge an viele unterschiedliche Stilarten - von der markigen Cowboygeschichte bis zu mittelirischen Versen. Außerdem fügt O’Brien immer wieder sachliche Erklärungen ein, die stichwortartig eine bestimmte Stimmung, einen Charakter, die eigenen literarischen Stilmittel oder völlig obskure Dinge wie die "Qualität des im Haushalt verwendeten Bratspecks" kommentieren.

Interpretationsansätze

  • Auf Schwimmen-zwei-Vögel kommt zwar einerseits als Roman daher, doch manche Interpreten bezeichnen das Werk geradezu als Antiroman, der mit seinen verschachtelten Erzählebenen und anderen Stilmitteln konsequent mit allen traditionellen Regeln der Romanschriftstellerei bricht.
  • Das Buch ist ein typisches Beispiel für Metafiktionalität: Der Roman handelt im Prinzip von sich selbst, die Romanschriftstellerei wird zum Thema der Romanschriftstellerei. Inhalt und Figurengestaltung stehen nicht mehr im Mittelpunkt, sondern sind - überspitzt gesagt - reine Nebensachen. Statt den Anschein von Realität zu erwecken, weist der Roman den Leser ständig darauf hin, dass ja alles bloß erfunden ist.
  • Der seltsame Romantitel bezieht sich auf die irische Insel Snámh-dá-én ("Schwimmen-zwei-Vögel"), die mitten im Shannon, Irlands längstem Fluss, liegt. In der Handlung spielt sie allerdings so gut wie keine Rolle - ein weiterer Regelverstoß, in diesem Fall gegen die Gepflogenheit, für Romane oder Bücher überhaupt möglichst aussagekräftige Titel zu wählen.
  • Für das bunte Personal des Romans bediente sich O’Brien vor allem aus der irischen Sagenwelt. So war beispielsweise Finn Mac Cool der Sage nach Anführer einer heldenhaften Kriegerhorde namens "Fianna" im dritten Jahrhundert n. Chr. Auch der wahnsinnige König Sweeny entstammt der irischen Sagenliteratur. Der Pooka ist ein volkstümlicher irischer Teufel, der je nach Ausformung als schwarzes Pferd, als Kobold oder als widderköpfige Kreatur dargestellt wird.

Historischer Hintergrund

Irland zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Auf Schwimmen-zwei-Vögel erschien 1939 in einer für Irland turbulenten und schwierigen Zeit. Die permanenten Auseinandersetzungen der Iren mit den Fremdherrschern aus Großbritannien kulminierten in einem Unabhängigkeitsvertrag, der 1922 ratifiziert wurde und zur Entstehung der Republik Irland führte. Sechs Grafschaften im Norden der Insel votierten allerdings dafür, weiterhin zu Großbritannien zu gehören: das heutige Nordirland. 1937 wurde in der irischen Republik, die sich gälisch Éire nannte, eine neue Verfassung eingeführt.

Die irische Literatur dieser Epoche war zweigeteilt: Die Anzahl der auf Gälisch veröffentlichten Texte war im 20. Jahrhundert stark rückläufig, weil diese Sprache immer weniger gesprochen wurde. Eine Reihe von Gesellschaften wie die "Gälische Liga" versuchte, die Sprache in der Literatur wiederzubeleben. Ihnen ist es zu verdanken, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben etlichen Volkssagen Theaterstücke und Prosa auf Gälisch erschienen. Auch die Englisch schreibenden Autoren irischer Abstammung wandten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen einer irisch-keltischen Renaissance spezifisch irischen Themen zu, so z. B. William Butler Yeats und George William Russel. Dramatiker wie Sean O’Casey bildeten in ihren Theaterstücken das Leben in den Elendsvierteln Dublins ab. Den vielleicht nachhaltigsten Einfluss auf seine Schriftstellerkollegen übte der spätere Nobelpreisträger James Joyce aus: In seinem 1922 erschienenen Roman Ulysses verwendete er eine Vielzahl bekannter und neuer Erzähltechniken, darunter den berühmten "Stream of Consciousness" oder "Bewusstseinsstrom".

Entstehung

Flann O’Brien begann etwa um 1935 mit der Arbeit an Auf Schwimmen-zwei-Vögel. Niall Sheridan, ein befreundeter Autor, berichtete, dass O’Brien an einem Roman arbeite, "der so raffiniert konstruiert ist, dass die Handlung seine volle Aufmerksamkeit beansprucht". Der Staatsdienst, in den O’Brien nach dem Studium eingetreten war, schränkte ihn natürlich hinsichtlich des Schreibtempos ein. Die Freunde des Schriftstellers staunten nicht schlecht, als sie feststellten, dass einige der Charaktere im Roman nach ihrem Vorbild gestaltet waren. Überhaupt verwertete O’Brien im Roman alles, was ihm passierte oder was an ihn herangetragen wurde, was er las oder gesagt bekam - Auf Schwimmen-zwei-Vögel bot die Gelegenheit, völlig disparate Themen zusammenfließen zu lassen.

Im Januar 1938 war das Manuskript so weit gediehen, dass er es Sheridan zur Lektüre gab. Dieser mahnte einige Kürzungen an, aber O’Brien konnte "das Zeug nicht mehr sehen" und überließ Sheridan das Manuskript zur Kürzung. Dieser entfernte rund ein Fünftel der Handlung. Der Autor wandte sich an einen Literaturagenten, der das Buch mehreren Verlagen anbot. Longmans schließlich akzeptierte das Manuskript, vor allem aufgrund der Begeisterung des Lektors, bei dem es sich um keinen Geringeren als Graham Greene handelte, den Verfasser von Der dritte Mann. Dennoch waren mehrere Veränderungen, Kürzungen und Entschlackungskuren nötig, die O’Brien - froh, überhaupt einen Verlag gefunden zu haben - bereitwillig akzeptierte. Er schlug auch einen anderen Titel vor: "Sweeny auf den Bäumen", und zeigte sich überrascht, als der Verleger den alten Titel beibehielt. Der Roman erschien dann 1939. Für die Veröffentlichung legte sich der Autor - der eigentlich Brian O’Nolan hieß - das Pseudonym "Flann O’Brien" zu.

Wirkungsgeschichte

Viele Jahre nach der Erstveröffentlichung kommentierte O’Brien einmal augenzwinkernd: "Im Jahr 1939 kam ein Buch mit dem komischen Namen Auf Schwimmen-zwei-Vögel heraus. Adolf Hitler hatte größere Einwände dagegen und verabscheute es tatsächlich so sehr, dass er den Zweiten Weltkrieg anfing, um es zu torpedieren. Die Ironie des Schicksals wollte es aber, dass das Buch den Krieg überlebte, Hitler jedoch nicht."

Es lag wohl tatsächlich am Krieg, dass das Buch zunächst nur von einer kleinen Gruppe von Lesern wahrgenommen wurde. James Joyce liebte es ("Hoffentlich merken die Kritiker, was ihnen beim Ulysses entgangen ist: Dass es ein komisches Buch ist."), bat um ein signiertes Exemplar und wollte es sogar in Paris veröffentlichen. Graham Greene sah es "in einer Linie mit Ulysses und Tristram Shandy" und der englische Schriftstellerkollege Anthony Burgess kommentierte: "Flann O’Brien ist ohne Frage ein großer Schriftsteller (...) Joyce und Flann O’Brien bombardieren unser Gehirn mit Worten, Stil, Magie, Wahnsinn und nicht endenden Erfindungen."

Erst die Neuauflage im Jahr 1960 brachte dem Roman endlich auch den Erfolg bei einer breiteren Leserschaft. Einige Jahre später wurde das Buch bereits als moderner Klassiker gehandelt. Im Jahr 1997 wurde Auf Schwimmen-zwei-Vögel von dem Österreicher Kurt Palm verfilmt. Die Rolle des Finn Mac Cool spielte der O’Brien-Übersetzer Harry Rowohlt, der das gesamte Buch auch für eine Hörbuchproduktion vorgelesen hat.

Über den Autor

Flann O’Brien wird am 5. Oktober 1911 als Brian O’Nolan (englisch) oder Brian Ó Nualláin (irisch) in Strabane im nordirischen County Tyrone geboren. Er hat ganze elf Geschwister. In der Familie wird mit Stolz die keltische Vergangenheit gepflegt und man spricht Irisch, was für die Gegend eher ungewöhnlich ist; selbst die Nachbarn beherrschen diese Sprache nicht mehr. Die Familie zieht häufig um und landet schließlich in Dublin. 1929 beginnt O’Brien dort mit seinen Studien am University College: Gälisch, Philosophie und Deutsch stehen auf seinem Stundenplan. O’Brien schreibt bereits während seiner Unizeit viel und gern, vor allem in Studentenmagazinen sowie in der von ihm selbst gegründeten und herausgegebenen skurrilen Zeitschrift Blather, die es immerhin auf drei Ausgaben bringt. Nach dem Studium tritt er in den Staatsdienst der Irischen Republik ein. Als der Herausgeber der Irish Times bei ihm anfragt, ob er regelmäßig etwas für das Blatt schreiben könne, beginnt er zunächst frei-, später hauptberuflich unter dem Pseudonym Myles na Gopaleen (= Myles von den Pferdchen) für die Zeitung zu schreiben. Seine spritzigen Kolumnen machen ihn berühmt. Mitte der 30er Jahre beginnt er mit der Arbeit an seinem Roman At Swim-Two-Birds (Auf Schwimmen-zwei-Vögel), der 1939 erscheint. Nur ein Jahr später ist The Third Policeman (Der dritte Polizist) fertig, wird aber vom Verlag zunächst nicht veröffentlicht. Danach widmet sich O’Brien für über 20 Jahre seiner journalistischen Arbeit. 1961 erscheint The Hard Life (Das harte Leben) und 1964 The Dalkey Archive (Aus Dalkeys Archiven). Bis zu seinem Tod am 1. April 1966 in Dublin kann O’Brien allerdings nicht mehr an den Erfolg seines Romanerstlings anknüpfen.

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