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Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Buch

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Der Memoiren erster Teil

Frankfurt am Main, 1954
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2004 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Ein liebenswürdiger Schwindler

Thomas Mann erzählt in seinem letzten Roman die launige Geschichte des selbstverliebten Verstellungskünstlers Felix Krull. Der landet nach dem Bankrott seines Vaters als Hotelpage in Paris, erschleicht sich durch allerlei Täuschungsmanöver und gekonnte Selbstdarstellung die Gunst seiner Vorgesetzten, ergaunert sich ein Vermögen und macht die Bekanntschaft eines Marquis, der ihn aus Liebesnot darum bittet, sein Doppelgänger zu werden. Gerne übernimmt Felix den Auftrag, um in noch höhere Gesellschaftskreise aufzusteigen. Er tritt eine Weltreise an, die in Lissabon beginnt – aber nicht weitergeht. Denn Felix verliebt sich dort in die Tochter eines Professors, die sein Werben allerdings nicht erwidert. Doch der Erfolgsverwöhnte ist fest entschlossen, die schöne Portugiesin mit den überzeugenden Waffen seiner Begabungen umzustimmen ... Neben der amüsanten Unterhaltung um einen gesellschaftlichen Falschspieler dient das Buch einem weiteren Zweck: die bürgerliche Welt als falsch zu entlarven. Diese ist es nämlich, die jeden Betrug geschehen lässt und ihn sogar herausfordert, indem sie die Menschen nur nach dem äußeren Schein, dem guten Namen und den vorhandenen Mitteln beurteilt. Das Beispiel des Hochstaplers Felix Krull zeigt mustergültig, wie sich – entsprechendes Talent vorausgesetzt – die Wahrnehmung der Gesellschaft manipulieren lässt.

Zusammenfassung

Ein Vorzugskind des Himmels

Rückblickend auf 40 Jahre hochstaplerischen Lebens verfasst der „Ruheständler“ Felix Krull seine Memoiren. Er beginnt bei seiner Kindheit und Jugend in guten Gesellschaftskreisen im malerischen Rheingau. Dort lebt der kleine Felix mit seinen Eltern und seiner Schwester Olympia, mit der er jedoch wenig anfangen kann. Sein Vater, der Sektfabrikant Engelbert Krull, stellt billigen Schaumwein mit edler Etikette und überteuertem Preis her. Er und der Maler Schimmelpreester, ein Freund der Familie und Felix’ Pate, bestärken den Jungen aufgrund seines guten Aussehens in seiner Einbildung, „aus besserem Holz geschnitzt“ zu sein. Felix sieht sich von klein auf zu Höherem bestimmt. Prägend ist für ihn ein gesellschaftlicher Anlass, bei dem sein Vater es einrichtet, dass der Sohn ein virtuoses Geigenspiel erfolgreich vortäuschen kann, ohne je wirklich ein Instrument gespielt zu haben, und als Wunderkind ausgerufen wird. Dieses Talent zur Täuschung soll Felix auch als Erwachsener beibehalten. Er selbst führt es auf eine Fülle begünstigender Eigenschaften zurück wie ausgeprägte Beobachtungsgabe...

Über den Autor

Thomas Mann wird am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Er ist der zweite Sohn einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie, sein älterer Bruder Heinrich wird ebenfalls Schriftsteller. Thomas hasst die Schule und verlässt das Gymnasium ohne Abitur. Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie 1894 nach München, dort arbeitet Mann kurzfristig als Volontär bei einer Feuerversicherung. Als er mit 21 Jahren volljährig ist und aus dem Erbe des Vaters genug Geld zum Leben erhält, beschließt er, freier Schriftsteller zu werden. Er reist mit Heinrich nach Italien, arbeitet in der Redaktion der Satirezeitschrift Simplicissimus und schreibt an seinem ersten Roman Buddenbrooks, der 1901 erscheint und ihn sofort berühmt macht. Der Literaturnobelpreis, den er 1929 erhält, beruht vor allem auf diesem ersten Buch – Mann, nicht uneitel, erwartet die Auszeichnung allerdings schon 1927. Trotz seiner homoerotischen Neigungen heiratet er 1905 die reiche Jüdin Katia Pringsheim. Sie haben sechs Kinder, darunter Klaus, Erika und Golo Mann, die ebenfalls als Schriftsteller bekannt werden. Weil Thomas den Ersten Weltkrieg zunächst befürwortet, kommt es zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich zum Bruch, der mehrere Jahre andauert. 1912 erscheint die Novelle Der Tod in Venedig, 1924 der Roman Der Zauberberg. In den 1930er Jahren gerät er ins Visier der Nationalsozialisten, gegen die er sich in öffentlichen Reden ausspricht; seine Schriften werden verboten. Nach der Machtergreifung Hitlers kehrt er von einer Vortragsreise nicht mehr nach Deutschland zurück. Zunächst leben die Manns in der Schweiz, 1938 emigrieren sie in die USA, 1944 nimmt Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1947 erscheint Doktor Faustus, eine literarische Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft. Nach dem Krieg besucht Thomas Mann Deutschland nur noch sporadisch; die von ihm vertretene Kollektivschuldthese verschafft ihm nicht nur Anhänger. Als die Manns 1952 nach Europa zurückkehren, gehen sie wieder in die Schweiz. Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich.


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