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Blade Runner

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Blade Runner

Fischer Tb,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Ein menschlicher Jäger verliebt sich in seine künstliche Beute.


Literatur­klassiker

  • Science-Fiction
  • Moderne

Worum es geht

Ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur

Blade Runner von Ridley Scott zählt heute zu den populärsten Werken der Kinogeschichte. Harrison Ford als Rick Deckard, ein auf entflohene Androiden angesetzter Kopfgeldjäger inmitten einer postapokalyptischen Welt, ist eine Kultfigur. Doch die wenigsten kennen die Romanvorlage für den 1982 erschienenen Film. Sie kam bereits 1968 unter dem Titel Träumen Androiden von elektrischen Schafen? auf den Markt und stammt von einem der renommiertesten und erfolgreichsten Science-Fiction-Autoren Amerikas: Philip K. Dick. Der Roman ist viel mehr als bloß das Buch zum Film. Der Themenreichtum dieses Klassikers der Science-Fiction-Literatur wird durch den Film nur unzureichend wiedergegeben. Das Buch beschreibt drogenähnliche Religionspraktiken, eine eigenartige Tierwirtschaft und seltsame Apparaturen, die durch Stimulierung der entsprechenden Hirnareale das Gefühlsleben der Menschen direkt zu steuern vermögen. Nicht zuletzt fragt es nach dem Unterschied zwischen realem und künstlichem Leben: Was unterscheidet die hochintelligenten Androiden von Menschen? Darf man Mitleid mit ihnen haben? Sich in sie verlieben? Solche Fragen klingen heute schon weit weniger nach Science-Fiction als noch vor 50 Jahren. Ein Grund mehr, diesen großartigen Roman wiederzuentdecken.

Take-aways

  • Blade Runner ist ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur.
  • Inhalt: Der Kopfgeldjäger Rick Deckard jagt auf der postapokalyptischen, verseuchten Erde Androiden, die sich dort illegal aufhalten. Während er sechs „Andys“ durch San Francisco verfolgt, kommen ihm Zweifel an seinem Beruf, zumal er sich in die Androidin Rachael Rosen verliebt. Schließlich erledigt er doch seinen Job.
  • Der Roman erschien 1968 unter dem Titel Träumen Androiden von elektrischen Schafen?
  • Er war bereits bei seiner Erstveröffentlichung ein Erfolg und erhielt 1969 den Nebula-Preis.
  • In dem Roman begnügte Dick sich erstmals mit einer einzigen Erzählperspektive.
  • Kultstatus erlangte das Buch, als es 1982 von Ridley Scott verfilmt wurde.
  • Der Film unterschlägt einige wichtige Themen des Buchs, etwa die Bedeutung von Tieren oder den quasireligiösen Kult um Wilbur Mercer.
  • Dick schaffte es nie zum Filmset und starb kurz vor der Premiere des Films. Von einer kurzen Vorschau war er allerdings begeistert.
  • Weitere berühmte Filme basieren auf Büchern von Dick, etwa Minority Report und Total Recall.
  • Zitat: „Manche Androidinnen hatten ihm gefallen (…) und das war ein merkwürdiges Gefühl – sein Verstand wusste, dass es Maschinen waren, und trotzdem reagierte er mit sinnlichen Empfindungen auf sie.“

Zusammenfassung

Leben nach dem Fallout

Rick Deckard lebt mit seiner Frau Iran in einem halb leeren Apartmentblock bei San Francisco. Viele andere Häuser stehen komplett leer, da nach dem letzten Weltkrieg alle, die es sich leisten konnten, ausgewandert sind. Deckard kann nicht weg, sein Job ist auf der Erde: Er jagt für die Polizei Androiden, die verbotenerweise aus den Weltraumkolonien zurückgekehrt sind. Wenn er noch fünf von ihnen erledigt, hat er genug Geld beisammen für ein Schaf. Ein richtiges, lebendiges Schaf, nicht nur eine elektrisch betriebene Schafimitation, wie sie auf dem begrünten Dach seines Blocks grast. Tiere sind selten geworden, ihnen setzt der toxische Staub genauso zu wie den Menschen. Kurz denkt Deckard an seine nächste Genuntersuchung: Hoffentlich wird er wieder als Mensch durchgehen. Zum Glück hat er seine Penfield-Stimmungsorgel an diesem Morgen auf hoffnungsfrohe Dienstbeflissenheit eingestellt, und so düst er voller Tatendrang mit seinem Schwebeauto zur Arbeit.

Androide oder nicht?

Tatsächlich beginnt Ricks Arbeitstag mit einer guten Nachricht: Dave Holden, der dienstälteste Kopfgeldjäger der Gegend, ist von einem Androiden der neuesten Generation angeschossen worden und liegt im Krankenhaus. Rick wird zum neuen Senior-Kopfgeldjäger befördert und soll sechs weitere Androiden dieser Bauart beseitigen. Das Problem ist, dass diese dank ihrer hoch entwickelten Nexus-6-Hirneinheit nicht mehr mit konventionellen Tests erkennbar sind. Einzig der Voigt-Kampff-Empathietest kann sie eventuell überführen, denn man nimmt an, dass die Androiden kein Einfühlungsvermögen besitzen. Um das zu klären, wird Rick zu den Rosen-Werken geschickt, wo die Nexus-6-Androiden hergestellt werden. Als er in dem Gebäude des familiengeführten Großkonzerns ankommt, ist er von dem riesigen und streng bewachten Privatzoo beeindruckt. Es gibt sogar eine lebendige Eule, das wohl letzte Exemplar auf der Welt. Rachael Rosen begrüßt Rick, der schnell merkt, dass die Unternehmensleitung große Angst vor seinem Testlauf hat: Sollten die Nexus-6-Androiden nicht eindeutig von Menschen unterscheidbar sein, müssten sie vom Markt genommen werden.

„Ein munterer kleiner Stromstoß, der automatische Weckruf, den die Stimmungsorgel an seinem Bett ihm schickte, ließ Rick Deckard erwachen.“ (S. 9)

Rachael stellt sich als erste Testperson zur Verfügung – und fällt durch. Laut Voigt-Test ist sie ein Android. Hämisch eröffnen sie und ihr Onkel Eldon Rosen Rick, dass Rachael auf einem Raumschiff aufgewachsen ist, weshalb sie nicht die typischen Reaktionsformen anderer Menschen aufweist, dass sie aber trotzdem ein Mensch ist. Nun, da bewiesen sei, dass der Test Menschen irrtümlich als Androiden einstuft, wodurch die Gefahr besteht, dass aufgrund der Ergebnisse Unschuldige sterben, versuchen sie, Rick zu erpressen: Wenn er verschweigt, dass der Voigt-Test nicht funktioniert, darf er die Eule mit nach Hause nehmen. Doch Rick probiert eine letzte Frage aus und kommt zum Schluss: Rachael ist tatsächlich ein Android, wahrscheinlich sogar vom Typ Nexus-6. Eldon Rosen knickt ein und gibt zu, dass Rachael ein Vorführmodell des Werks ist. Als solches ist sie legal auf der Erde und hat von Rick nichts zu befürchten. Doch er weiß nun: Der Test funktioniert doch.

Das Spatzenhirn

John Isidore ist ein „Spezialer“, jemand, der durch den allgegenwärtigen giftigen Staub so verseucht ist, dass er den Intelligenzminimumtest nicht mehr besteht und der daher als Mensch zweiter Klasse, als „Spatzenhirn“ angesehen wird. Nicht nur unter dieser Degradierung leidet Isidore, auch die Einsamkeit in seinem gänzlich entvölkerten Wohnblock macht ihm zu schaffen. Er betäubt sie durch Fernsehen – oder mit dem Empathor: zwei Griffe, die man umfasst und die einen mit dem Übermenschen Wilbur Mercer verschmelzen lassen. Mercer erscheint Nutzern des Empathors als alter Mann, der sich einen Berg hinaufmüht, während ihn Steine treffen. Als Isidore eines Tages einen anderen Fernseher im Gebäude hört, stürzt er voll Freude zu dem neuen Nachbarn, um sich vorzustellen. Doch sein Elan wird schnell gebremst: Die junge Frau, die ihm öffnet, begegnet ihm äußerst kühl und sogar verächtlich, als sie herausfindet, dass er ein Spezialer ist. Sie stellt sich als Rachael Rosen vor, korrigiert sich dann aber zu Pris Stratton. Isidore beschäftigt diese Begegnung so sehr, dass er auf seiner Arbeitsstelle in einer Reparaturfirma für künstliche Tiere einen folgenschweren Fehler begeht und aus Versehen eine echte kranke Katze umbringt, als er versucht, sie zu „reparieren“. Dafür bekommt er mächtig Ärger, denn lebendige Wesen sind rar und hochgeschätzt.

Jäger oder Gejagter?

Der erste „Andy“, den Deckard sucht, Polokov, ist weder bei seiner Arbeit noch in seiner Wohnung auffindbar. Wahrscheinlich ist er schon über alle Berge, denkt Rick und wartet auf einen Polizisten, den die Sowjetunion zur Unterstützung bei der Jagd auf die neue Androidengeneration geschickt hat. Rachael ruft an und bietet ihre Mithilfe an, doch Rick weist sie ab. Dann steigt der sowjetische Polizist zu ihm ins Auto. Rick erkennt, dass es ein Androide sein muss, er deaktiviert dessen Pistole und nach einem kurzen Ringkampf erschießt er ihn – es ist Polokov. Der nächste Auftrag führt ihn an die Oper, wo er die vorgeblich deutsche Sängerin Luba Luft zu finden hofft. Luft steht im Verdacht, ein Androide zu sein. Ricks Versuch, sie dem Voigt-Test zu unterziehen, geht allerdings schief. Luba weicht den Testfragen geschickt aus, und als Rick eine Sekunde nicht aufpasst, zückt sie eine Laserpistole und ruft einen Polizisten. Als Rick sich ausweist, behauptet der Polizist, noch nie von ihm oder seinem Vorgesetzten gehört zu haben. Außerdem sei Ricks Polizeistation in der Lombard Street schon seit Jahren stillgelegt. Er führt Rick ab, angeblich weil dieser Luba Luft belästigt und sich fälschlicherweise als Polizist ausgegeben hat – und dann stellt sich auch noch heraus, dass in Ricks Auto Polokovs Leiche liegt.

„,Ich will doch ein Tier; immer wieder versuche ich, eins zu kaufen. Aber mit meinem Einkommen, mit dem, was ein Angestellter bei der Stadt verdient –‘ Wenn ich doch nur bei der Arbeit wieder mal Glück hätte, dachte er.“ (S. 21)

Das Prozedere, dem Rick nun unterzogen wird, kennt er aus eigener Berufserfahrung bestens. Was ihn beschäftigt: Wieso hat er von dieser Polizeieinheit noch nie etwas gehört? Und wieso kennen die Kollegen hier den Voigt-Test nicht? Inspektor Garland leitet die Vernehmung und zieht den Kopfgeldjäger Phil Resch hinzu. Garland ist aufgebracht, da er auf Ricks Verdächtigenliste als Android geführt wird. Als eine Knochenmarksanalyse von Polokov bestätigt, dass der tatsächlich ein Android gewesen ist, beschließen die drei, einander zu testen. Während Phil den Testapparat holt, gesteht Garland Rick, dass sie tatsächlich Androiden seien, nur dass Phil offenbar so programmiert wurde, dass er tatsächlich glaube, ein Mensch zu sein. Ihre Polizeieinheit sei streng von der Außenwelt abgekapselt und agiere im Geheimen. Als Phil wiederkommt, zückt Garland eine Waffe, doch Phil ist schneller und erschießt seinen Vorgesetzten. Während Rick und Phil sich aufmachen, Luba zu erledigen, kämpft Rick mit sich, ob er Phil die Wahrheit sagen soll.

„Rachael sagte: ‚Wenn Sie kein Testverfahren haben, können Sie nicht sagen, wer ein Androide ist und wer nicht. Und wenn Sie nicht sagen können, wer ein Androide ist, dann bekommen Sie auch kein Kopfgeld.‘“ (S. 68)

In einer Munch-Ausstellung stellen die beiden Kopfgeldjäger Luba. Während sie sie abführen, gibt sie sich besonders feindselig gegenüber Phil. Sie unterstellt ihm, auch ein Androide zu sein. Als sie im Fahrstuhl sind, eskaliert der Konflikt, Phil schießt auf Luba und trifft sie in den Bauch. Rick gibt ihr den Gnadenschuss. Später stellt sich Phil dem Voigt-Test. Sehr zu Ricks Erstaunen besteht er. Rick ist erschüttert und verwirrt. Lubas Tod hat ihn berührt. Sie war eine attraktive Frau und eine brillante Sängerin, wieso musste er sie töten? Dass er Mitleid mit einem Androiden hat, lässt ihn daran zweifeln, ob er noch zum Kopfgeldjäger taugt. Bei Phil, der offene Freude am Töten zeigt, besteht da kein Zweifel.

Der erste Freund

Isidore kommt beschwingt von der Arbeit nach Hause. Er hat Spezialitäten eingekauft und will für Pris ein schönes Abendessen kochen. Sie verhält sich erneut äußerst distanziert, doch als er fragt, ob sie einsam ist, bricht sie ihr Schweigen. Sie erzählt, dass sie vom Mars komme, der ein schrecklich einsamer und heruntergekommener Ort sei, und dass sie zusammen mit sieben Freunden zurück auf die Erde gekommen sei. Sie hätten sich jedoch aus den Augen verloren, da skrupellose Kopfgeldjäger sie ermorden wollten. In diesem Moment klingelt es und zwei ihrer vermissten Freunde stehen vor der Tür: Irmgard und Roy Baty. Die Wiedersehensfreude währt nur kurz. Die Batys bestätigen, dass Polokov, Garland und die anderen bereits tot sind. Sie beschließen, sich in dem verlassenen Wohnblock zu verschanzen. Roy installiert eine Alarmanlage, die an eine Penfield-Orgel angeschlossen ist. Diese soll im Ernstfall Panikwellen ausstrahlen und den Eindringling in die Flucht schlagen. Roy verplappert sich und Isidore erfährt, dass seine neuen Freunde Androiden sind. Dennoch will er sie beschützen, weil er Pris und Irmgard nett findet, und als treuer Mercer-Anhänger hält er auch sie für heiliges Leben. Roy würde Isidore am liebsten töten, doch die beiden Frauen sind dafür, den Schutz des Spatzenhirns anzunehmen. Er ist ihr erster Freund auf der Erde.

Liebe über die Artgrenze hinweg

Auf dem Nachhauseweg kauft Rick ein echtes Tier. Er hatte zunächst nur Kaninchen im Sinn, doch der Verkäufer schwatzt ihm eine teure Ziege auf. Iran ist zunächst sauer, dass er ihr beider knappes Geld derart verschleudert, doch als sie die Ziege sieht, überkommt sie ein Glücksgefühl, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hat. Da ruft Ricks Boss an. Er hat die Adresse der restlichen Androiden und besteht darauf, dass Rick sich sofort auf den Weg macht. Rick ist müde und benommen. Er weiß, dass er gegen diese Überzahl nicht allein ankommt, und ruft daher Rachael an. Die ziert sich zuerst, doch schließlich verabreden sie sich in einem Zimmer im Hotel St. Francis. Als Rachael kommt, zeigt ihr Rick seine Unterlagen zu den drei flüchtigen Androiden – Rachael verliert die Fassung. Nach langem Nachfragen rückt sie mit der Sprache raus: Pris ist von exakt derselben Bauart wie sie selbst. Rachael wird dabei zusehen müssen, wie Rick ihr Ebenbild tötet. Dann verrät sie Rick, dass sie gar nicht hier ist, um ihm zu helfen, sondern weil sie von den Rosen-Werken geschickt wurde, um Informationen für die Optimierung der nächsten Nexus-Generation zu sammeln. Dann verführt sie Rick und verspricht ihm anschließend, Pris für ihn zu töten, weil Rick das nicht übers Herz brächte.

„Manche Androidinnen hatten ihm gefallen (…) und das war ein merkwürdiges Gefühl – sein Verstand wusste, dass es Maschinen waren, und trotzdem reagierte er mit sinnlichen Empfindungen auf sie.“ (S. 110)

Während sie zur angegebenen Adresse fahren, erzählt Rick begeistert von seiner neuen Ziege. Außerdem gesteht er Rachael, dass er sie sofort heiraten würde, wenn Beziehungen zu Androiden legal wären. Nun triumphiert sie: Rick wird keinen weiteren Androiden mehr töten können. Er sei nicht der Erste, dem es so geht, erzählt sie stolz; auch Phil Resch und vielen anderen Kopfgeldjägern sei es so ergangen, nachdem sie mit ihr geschlafen hatten. Rick sieht rot, er fühlt sich betrogen und hintergangen und will Rachael auf der Stelle erschießen – doch auch das bringt er nicht zustande. Genau wie die anderen, kommentiert Rachael genüsslich.

Der Showdown

Unterdessen haben sich die Androiden eingerichtet. Isidore behandeln sie wie einen Lakaien. Als eine Fernsehreportage, sehr zur Freude der Androiden, verkündet, dass das Mercertum ein Schwindel und Wilbur Mercer nur eine Fiktion sei und von einem alten, erfolglosen Schauspieler gespielt werde, bricht für Isidore eine Welt zusammen. Der Glaube an Mercer war das Einzige, was seiner ansonsten leeren Existenz Sinn gegeben hat. Daraufhin durchlebt er eine Vision, in der ihm Mercer begegnet. Der beruhigt Isidore: Ja, die Reporter und die Androiden haben Recht, aber sie wissen nicht: Es hat sich nichts geändert, es gibt ihn immer noch, für Isidore und für Mercer.

„Rick sagte: ‚Ich suche mir eine andere Arbeit.‘ (…) ‚Aber jemand muss das hier tun‘, beharrte Phil Resch. ‚Sollen sie doch Androiden dafür nehmen. (...) Ich kann es nicht mehr; ich habe genug. Sie war eine großartige Sängerin. Eine Bereicherung für den Planeten. Es ist Wahnsinn.‘“ (S. 152)

Da schrillt der Alarm, ein Jäger ist im Anmarsch. Isidore wird losgeschickt, den Eindringling abzuwimmeln. Vor dem Wohnblock begegnet er Rick und verplappert sich. Rick steigt die dunklen Treppen hoch. Ein Geräuschsensor hilft ihm, Stockwerk für Stockwerk nach Bewegungen abzusuchen. Plötzlich löst sich ein Schatten aus dem Treppenhaus: Es ist Mercer, der Rick warnt, dass der schlimmste der drei Androiden gerade hinter ihm die Treppen hochkommt. Als sich Rick umdreht, sieht er Rachael, wie sie mit flehendem Blick und offenen Armen auf ihn zugeeilt kommt. Er stutzt, irgendetwas ist anders an ihr. Dann schießt er. Es war Pris.

„,Sie sind ein großartiger Mann, Isidore‘, sagte Pris. ‚Sie machen der Menschheit Ehre.‘“ (S. 182)

Als Pris in Stücke zerfällt, kullert eine Laserpistole, die sie versteckt gehalten hat, über den Flurboden. Nun hat Rick sein Selbstvertrauen wiedererlangt: Mercer ist bei ihm, er hat ihm geholfen, den gefährlichsten Androiden zu erledigen; er wird ihm auch bei den beiden letzten helfen. Der Geräuschsensor schlägt an. Rick klopft an die Wohnungstür und ahmt das schüchterne Stottern Isidores nach. Als die Batys ihm öffnen, stürmt er ins Innere der Wohnung. Irmgard fordert ihn auf, zuerst den Voigt-Test durchzuführen, doch im Halbdunkel sieht Rick, wie Roy eine Laserpistole über den Fußboden zur versteckten Irmgard schiebt. Damit hätten sie ihr Recht auf den Test verloren, informiert Rick sie kalt – und erschießt zunächst Irmgard, dann Roy. Den verwirrten Isidore lässt er links liegen und fährt nach Hause. 

„Haben Androiden Träume?, fragte sich Rick. Offenbar; deshalb bringen ja manche von ihnen ihre Herren um und fliehen hierher. Ein besseres Leben; nicht mehr Diener sein.“ (S. 203)

Zu Hause angekommen findet er seine Frau in heller Aufregung vor: Jemand hat die Ziege vom Hausdach gestoßen. Iran hat die Täterin sogar gesehen. Rachael, denkt Rick sofort, als er Irans Beschreibung hört. Völlig übermüdet setzt er sich erneut hinters Steuer und düst in eine verlassene Wüstengegend. In der Einöde erlebt er eine Verschmelzung mit Mercer, ganz ohne Empathor, völlig real. Rachael hat ihn verändert, sie hatte recht und er kann sich nicht mal an ihr rächen. Rache an einem Androiden? Das geht gar nicht. Aber sie hat ihn auch anders verändert, als sie dachte. Abgeschlagen, aber glücklich, kehrt er zu Iran zurück.

Zum Text

Aufbau und Stil

Philip K. Dick gilt als Meister des personalen Erzählens, was ihm Vergleiche mit Franz Kafka eingebracht hat; doch in Blade Runner ist davon nur ansatzweise etwas zu spüren. Über den größten Teil des Romans benutzt Dick hier die konventionelle, auktoriale Erzählform, die sich hauptsächlich der Wiedergabe von Dialogen bedient und gelegentlich über das emotionale Innenleben der Handelnden Auskunft gibt. Da das Buch allerdings gerade mit der oberflächlichen Ununterscheidbarkeit von Menschen und Androiden spielt, ist diese Erzählform durchaus passend gewählt. Sie ermöglicht einen distanzierten Blick auf die Handelnden, deren Innenleben oft rätselhaft bleibt; der Leser wird so gewissermaßen zum Komplizen von Rick Deckard beim Versuch, Menschen und Androiden zu unterscheiden. Gegen Ende des Romans zeigt der Autor dann doch noch seine Meisterschaft im personalen Erzählen, indem er die Visionen von John Isidore und Rick Deckard aus deren Perspektive schildert. Die insgesamt 22 Kapitel des Romans tragen keine Überschriften, sondern sind lediglich nummeriert. Dem eigentlichen Text sind zwei kurze Zitate vorangestellt: ein Ausschnitt aus einem Gedicht des irischen Dichters William Butler Yeats sowie eine Zeitungsmeldung von 1966 über den Tod der ältesten Schildkröte in Neuseeland. Die gesamte Handlung des Buches findet innerhalb eines einzigen Tages statt, dem 3. Januar 1992, worin die Forschung eine Hommage an den Roman Ulysses des von Dick verehrten James Joyce sieht.

Interpretationsansätze

  • Eines der zentralen Themen des Buches ist die Verortung der Artgrenze zwischen Mensch und Android. Für Dick lautet die Antwort auf die Frage, was den Menschen letztlich zum Menschen macht, nicht Intelligenz, sondern Empathie.
  • Die verblüffende Ähnlichkeit zwischen Original und Kopie, zwischen Mensch und Android, stellt Rick Deckard vor ein moralisches Dilemma. Seine Empfindung widerspricht seinem Verstand, er fühlt Mitleid und sogar Liebe für die Androiden, obwohl er weiß, dass sie eigentlich nicht lebendig sind.
  • Eine wichtige Rolle spielen in Blade Runner Tiere. Sie stellen auf der verseuchten Erde eine Rarität dar und sind zum Statussymbol geworden. Zudem lassen Sie sich als eine Art Totemtiere lesen, deren Eigenschaften die Persönlichkeiten ihrer Besitzer spiegeln.
  • Aus Philip K. Dicks Auseinandersetzung mit Religion stammt die kryptische Figur des Halbgotts Wilbur Mercer. Das Wesen des Mercertums liegt zwischen Religion und Droge: Einerseits verkündet Mercer regelrechte religiöse Lehren rund um den Grundwert der Empathie, andererseits verspricht er keine Erlösung, sondern lediglich vorübergehende Glückserfahrung beim Gebrauch des Empathors.
  • Rachael Rosen steht für einen in Dicks Werken allgegenwärtigen Frauentypus. Rückblickend hat Dick festgestellt, dass er in den meisten seiner Romane immer dieselbe Frauenfigur dargestellt hat, der er auch in seinem eigenen Leben immer wieder verfiel: die kalte, berechnende und ihren Partner zugrunde richtende Frau.
  • Der Roman weist noch weitere autobiografische Aspekte auf. So widmet Dick, ein notorischer Katzennarr, ein ganzes Unterkapitel der Katzenliebe eines Mannes und schildert eine Probe von Mozarts Zauberflöte so eingehend, dass seine Vorliebe für die deutsche klassische Musik deutlich hervortritt.

Historischer Hintergrund

Der Kalte Krieg und Proteste in den USA

Ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 standen die USA und mit ihr die Weltpolitik im Zeichen des Kalten Kriegs, des ideologischen Kampfes zwischen dem demokratisch-kapitalistischen Westen und dem Realsozialismus der Sowjetunion. Mitte der 1960er-Jahre drohte der Kalte Krieg jedoch in einen heißen zu eskalieren: Während der Kubakrise 1962 stand die Welt kurz vor einem direkten militärischen Konflikt der beiden dominierenden Weltmächte – und nach den traumatischen Erfahrungen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im April 1945 bedeutete das ein weltbedrohendes Szenario. Die USA befanden sich im Ausnahmezustand, in einem ideologischen Kampf gegen den Kommunismus, formuliert in der Eisenhower-Doktrin, den sie äußerst brutal und aussichtslos bereits in Korea (1950 bis 1953) geführt hatten und ab 1955 in Vietnam fortführten. Die berüchtigte McCarthy-Ära zwischen 1950 und 1955 mit ihrer Jagd auf Kommunisten innerhalb Amerikas trieb die Hysterie derart auf die Spitze, dass ein Vergleich mit den Hexenverfolgungen des Mittelalters nahelag.

Bald entstand eine Gegenbewegung: Besonders an der US-Westküste, in den Kunst- und Kulturmetropolen San Francisco und Los Angeles, wurden ab Mitte der 1950er-Jahre zunehmend kritische Stimmen laut, die bezweifelten, ob der Kampf der Ideen einen derart realen Preis in Form von Tod und Elend rechtfertigte. Gegen Ende der 1960er-Jahre formierte sich endlich eine breite Gegenkultur, die neue Formen der Kunst und des Zusammenlebens ausprobierte und sich gegen den Konservatismus des Mainstream-Amerikas positionierte.

Entstehung

Mitte der 1960er-Jahre war Philip K. Dick ein erfolgreicher Autor, der bereits seit über einem Jahrzehnt vom Schreiben lebte. Er hatte in den USA mit Das Orakel der Berge den Durchbruch geschafft und wurde sogar in Europa und Asien begeistert gelesen.

Doch der Preis des Erfolgs wurde ebenfalls immer deutlicher: Ab Anfang der 1960er-Jahre bediente sich Dick verschiedener Aufputschmittel, um sein hohes Schreibpensum aufrechtzuerhalten. Er befand sich in psychologischer Betreuung und sein Privatleben litt sehr unter seinen extremen Stimmungsschwankungen und dem exzessiven Arbeitspensum. 1965 zerbrach seine dritte Ehe. Gesundheitlich angeschlagen und trotz aller literarischen Erfolge in Geldnot schlüpfte Dick zeitweise bei seiner Mutter unter, bevor er im Sommer 1966 die 17 Jahre jüngere Nancy Hackett heiratete. Ihre Tochter Isa kam im Frühjahr 1967 auf die Welt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Dick einen seiner größten Erfolge verfasst: Träumen Androiden von elektrischen Schafen? Der Roman stellte für Dick einen weiteren Schritt vorwärts dar: Erstmals begnügte er sich mit einer einzigen Erzählperspektive. Diese reduzierte Erzählform sollte er in folgenden Werken weiter ausbauen.

Wirkungsgeschichte

Der Roman erschien 1968 und wurde gleich für den Nebula-Preis in der Kategorie „Bester Roman“ nominiert. Er kam beim Publikum wie bei der Kritik gut an. Bereits 1969 folgten eine japanische und eine deutsche Übersetzung. Bis zum Ende der 1970er-Jahre lag das Buch auch auf Italienisch, Französisch, Schwedisch, Dänisch und Holländisch vor und wies eine Gesamtauflage von 500 000 Stück auf.

Überschattet wurde dieser Erfolg jedoch 1982 von der Verfilmung durch Ridley Scott mit dem Titel Blade Runner. Harrison Ford spielte den Rick Deckard. Schon kurz nach Erscheinen des Buchs hatte Dick die Filmrechte an United Artists verkauft. Zum Filmset schaffte Philip K. Dick es nie, weil er zu beschäftigt war mit seinem Romanprojekt Die Wiedergeburt des Timothy Archer. Als er jedoch 1981 einen 20 Minuten langen, streng geheimen Ausschnitt des Films sah, war er begeistert: Die Spezialeffekte, Kameraeinstellungen und Kulissen seien einzigartig und setzten, seiner Meinung nach, neue Maßstäbe für Hollywood. Dick sah in dem Film keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung seines Buches, das neue Aspekte der komplexen Thematik aufdeckte. Einige zentrale Elemente des Buchs, etwa die Rolle der Tiere oder das Mercertum, wurden dagegen nicht in den Film übernommen. Die Premiere von Blade Runner erlebte Philip K. Dick nicht mehr, er starb vier Monate davor.

Obwohl zunächst nur mäßig erfolgreich, entwickelte sich der Film über die Jahre zum hochgepriesenen Kultfilm, der heute Bestenlisten und Universitätsseminare gleichermaßen füllt. Seitdem erscheint Dicks Buch unter dem neuen Titel Blade Runner. Die zahlreichen Adaptationen, die seither unter diesem Titel als Hörspiel, Theaterstück oder Comic herauskamen, beziehen sich zumeist gleichermaßen auf Film und Buch – so auch die offiziell genehmigten Fortsetzungsromane von K. W. Jeter, einem mit Philip K. Dick befreundeten Science-Fiction-Autor, die zwischen 1995 und 2000 erschienen.

Über den Autor

Philip K. Dick wird am 16. Dezember 1928 in Chicago geboren. Schon als Schüler veröffentlicht er Gedichte und Kurzgeschichten. Science-Fiction ist seine große Leidenschaft. Doch er liest auch, während er an der Universität Berkeley unter anderem Philosophiekurse besucht, die großen Klassiker der Moderne: Kafka, Proust und Joyce. Um 1950 beschreitet er ernsthaft den Pfad der Schriftstellerei: Er bricht sein Studium ab, besucht einen Schreibkurs des Science-Fiction-Herausgebers Anthony Boucher und lebt von der finanziellen Unterstützung seiner zweiten von insgesamt fünf Ehefrauen. Mit der Kurzgeschichte Roog erzielt er 1951 seinen ersten Erfolg – und arbeitet danach im Akkord weiter: 1953 verkauft er 30, ein Jahr darauf 28 Kurzgeschichten. Mit Hauptgewinn: die Erde (Solar Lottery) steigt er 1955 zum Kultautor der Science-Fiction-Gemeinde auf. Die zehn realistischen Romane, die er in dieser Zeit schreibt, finden dagegen keinen Verleger. Das Orakel vom Berge (The Man in the High Castle, 1963) bedeutet den nächsten Schritt vorwärts und läutet die produktivste Phase in Dicks Schaffen ein. Nun entstehen die Romane Träumen Androiden von elektrischen Schafen? (Do Androids Dream of Electric Sheep?, 1968) und Ubik (1969). 1970 reißt der Faden, Dick durchlebt eine schwere Drogenkrise, die 1972 in einen Selbstmordversuch mündet. Am 2. März 1974 erlebt er eine halluzinatorische Vision, deren Deutung er in seinen letzten Werken zu unternehmen versucht. Von der Kritik werden diese Werke als Absturz in den Wahnsinn verrissen. Tatsächlich untergräbt Dicks exzessiver Lebensstil zunehmend seine geistige und körperliche Gesundheit. Am 2. März 1982 stirbt Philip K. Dick in Santa Ana, Kalifornien. Seine Bücher werden postum zu Vorlagen für Hollywood-Erfolge wie Blade Runner, Minority Report, Total Recall oder A Scanner Darkly.

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