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Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares
Buch

Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares

Lissabon, 1982
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2008 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Tagebuch eines Träumers

Fernando Pessoa hatte offenbar eine vielfach gespaltene Persönlichkeit – über 70 Heteronyme sind heute bekannt. Die wichtigsten seiner Alter Egos haben eine eigene Biografie, eine eigene Persönlichkeit und einen ganz individuellen Schreibstil. Eine dieser literarischen Persönlichkeiten ist Bernardo Soares, ein Hilfsbuchhalter aus Lissabon, der sich im Buch der Unruhe den Schmerz von der Seele schreibt. In verstörenden Bildern berichtet er aus seinem Leben. Dieses kommt ihm vor wie ein Grab, aus dem nur der Traum und die Literatur Fluchtmöglichkeiten bieten. Präzise seziert er seine Gefühle und Empfindungen, den Überdruss gegenüber einem feindlich gesinnten Schicksal, das ihm alles, was er wollte, vorenthielt, die Einsamkeit und den Hass auf die gewöhnlichen Menschen, die in ihrem tierischen, von Instinkten gesteuerten Dasein Glück und Freude zu finden scheinen. Die Lektüre des Buches der Unruhe kann, wenn man sich mit dem Träumer Soares identifiziert, durchaus zu einer schmerzhaften Erfahrung werden. Genau das entspricht der Intention des Autors: „Ich wünschte mir, die Lektüre dieses Buches hinterließe bei Ihnen den Eindruck eines wollüstig durchlebten Albtraums.“

Zusammenfassung

Autobiografie ohne Ereignisse

In einem Stoffgeschäft in Lissabon arbeitet Fernando Soares als Hilfsbuchhalter. Er bewohnt zwei kleine Zimmer in der Rua dos Douradores. Die einzigen regelmäßigen sozialen Kontakte hat er zu seinem Chef Vasquez und einigen Kollegen. Es gibt Menschen, die ihn als Freund bezeichnen, doch er bezweifelt, dass sie ihn wirklich kennen. Er liebt niemanden und wird von niemandem geliebt. Einmal hat er eine Beziehung zu einer Frau gehabt, die jedoch schnell scheiterte. Soares’ Alltag ist vollkommen monoton: Seine Freizeit verbringt er mit ausgedehnten Spaziergängen durch die Stadt oder allein in seiner Wohnung. Er bleibt stets Beobachter, ein Fremder unter den Menschen. Seine Phasen des Träumens und Schreibens werden immer wieder von solchen des seelischen Stillstands unterbrochen. Dann ziehen die Tage einfach an ihm vorbei; er denkt oder fühlt nicht und schreibt nichts nieder. Wenn der Stillstand vorbei ist, kann er sich meist nicht erinnern, wie lange er sich in diesem Dämmerzustand befunden hat.

Leben als Traum

Soares träumt immer, auch während der Arbeit. Er kann beides miteinander...

Über den Autor

Fernando Pessoa wird am 13. Juni 1888 in Lissabon geboren. Als er fünf Jahre alt ist, stirbt sein Vater. Zwei Jahre später heiratet die Mutter erneut. Die Familie geht mit dem Stiefvater, einem portugiesischen Konsul, nach Südafrika, wo Pessoa bis zum Jahr 1905 lebt. In dieser Zeit wird er vor allem von der englischen Sprache und Kultur geprägt, die zeitlebens eine wichtige Rolle in seinem Schaffen spielen werden. Mit sieben Jahren schreibt Pessoa sein erstes Gedicht. Nach seiner Rückkehr nach Lissabon studiert er Literatur und Philosophie, er bricht das Studium jedoch ab und ist ab 1907 bis zu seinem Tod als Handelskorrespondent tätig. Alle Versuche, beruflich auf eigenen Beinen zu stehen, ob mit einer Druckerei oder einem Verlag, scheitern. Die von ihm mitherausgegebene Zeitschrift Orpheu wird, obwohl von der Kritik begeistert aufgenommen, nach zwei Ausgaben eingestellt. Später verlagert er sich auf Prosawerke, deren bedeutendstes das Livro do Desassossego (Buch der Unruhe) ist, das in den Jahren 1913–1934 entsteht und dessen Protagonist Bernardo Soares ein Alter Ego Pessoas ist. Obwohl dieser selbst mehrmals ankündigt, das Werk zu veröffentlichen, wird es erst posthum, im Jahr 1982, publiziert. Weitere Werke erscheinen unter anderen Heteronymen, wobei die bekanntesten und wichtigsten Alberto Caeiro, Álvaro de Campos und Ricardo Reis sind. Bis heute ist nicht geklärt, ob die Vielzahl der von ihm erfundenen Heteronyme ein Hinweis auf eine Geistkrankheit ist. Pessoa heiratet nie, trinkt zeit seines Leben gern und raucht viel. Am 30. November 1935 stirbt er an den Auswirkungen einer Leberzirrhose.


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