Navigation überspringen
Das Dekameron
Buch

Das Dekameron

Venedig/Florenz, 1470
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 1999 Mehr

Buch kaufen

Literatur­klassiker

  • Erzählsammlung
  • Mittelalter

Worum es geht

Pest, Erbauung, Müßiggang und Triebe

Die Novellensammlung Das Dekameron des italienischen Dichters Giovanni Boccaccio ist eines der ersten Werke der Weltliteratur, in dem nicht nur aristokratisch-höfische Figuren, sondern auch einfache Leute in ihrem mittelalterlichen Alltagsleben und vor allem in ihren erotisch-komischen Verwirrungen geschildert werden. Das Werk besteht aus insgesamt 100 Novellen, die im Zeitraum von zehn Tagen von zehn Erzählern zur gegenseitigen Erbauung, Belustigung und Belehrung dargeboten werden. Daher auch der Titel des Werks: „Dekameron“ bedeutet „Zehntage(buch)“. Das Dekameron ist einem innerweltlichen Menschenbild verpflichtet, es steht mit einem Bein noch im Mittelalter und mit dem anderen bereits im Humanismus: Nicht mehr die göttliche Fügung lenkt die menschlichen Geschicke, sondern der Zufall – der allerdings durch List, Geistesgegenwart und Intelligenz beeinflusst werden kann. Als fundamental erweist sich immer wieder der Trieb, insbesondere der erotische, der in der Lage ist, jede religiöse oder gesellschaftliche Norm aus den Angeln zu heben. Das Dekameron ist auch heute noch, mehr als 650 Jahre nach seiner Entstehung, eine vergnügliche Lektüre.

Zusammenfassung

Der schwarze Tod geht um

Im Jahr 1348 wird Florenz von der Pest heimgesucht. In Massen sterben die Menschen dahin, Leichengestank hängt in den Straßen, viele versuchen zu fliehen, um dann doch von der Seuche dahingerafft zu werden. Die Gesellschaft bricht auseinander, die Institutionen hören auf zu funktionieren, Weltuntergangsstimmung, Anarchie, Gewalt und sexuelle Ausschweifungen drohen die einst blühende Stadt zu verschlingen. Um diesem Grauen zu entkommen, ziehen sich sieben junge Frauen und drei junge Männer auf einen idyllischen Landsitz zurück, wo sie, von Dienern umsorgt, singen und tanzen, köstliche Speisen verzehren und hervorragenden Wein trinken. Außerdem beschließen sie, immer nachmittags zusammenzukommen, wobei jede und jeder jeweils eine Geschichte erzählen muss. So entstehen die insgesamt 100 Novellen des Dekamerons, von denen hier einige der berühmtesten zusammengefasst sind:

Der geheiligte Heuchler

Der Notar Chapelet führt ein ruchloses Leben: Er schwört Meineide, lügt und betrügt, hetzt Verwandte und Freunde gegeneinander auf, lästert Gott und die Sakramente, ja er schreckt nicht einmal vor Raub und Mord zurück. Dieser sch...

Über den Autor

Giovanni Boccaccio wird im Juni oder Juli 1313 in oder bei Florenz geboren. Sein Vater ist ein reicher Kaufmann; über seine Mutter, vermutlich eine Französin, sind kaum Informationen überliefert. Auf Wunsch des Vaters erlernt er ebenfalls den Beruf des Kaufmanns, anschließend beginnt er ein Jurastudium, dem er sich aber nicht intensiv widmet. Lieber stürzt sich der junge Mann am neapolitanischen Hof des Königs Robert d’Anjou in ein vergnügt-frivoles Leben, das von Ausflügen, Liebschaften und mondänen Konversationen bestimmt ist. Daneben begeistert sich Boccaccio aber auch für die höfische Dichtung Frankreichs, für die lateinische Kultur sowie für antike Geschichte und Mythologie. Nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt Florenz erlebt er im Jahr 1348 den Ausbruch der Pest, die neben vielen anderen auch seinen Vater dahinrafft. Boccaccio erbt das beträchtliche Familienvermögen, schreibt innerhalb von rund vier Jahren Das Dekameron und wird nach und nach zum berühmten und angesehenen Schriftsteller, dem seine Stadt auch offizielle politische Aufträge erteilt. Neben dem Dekameron verfasst Giovanni Boccaccio ein umfangreiches Werk in Vers und Prosa, wobei er sich sowohl des Lateinischen als auch des florentinischen Dialekts bedient. Obwohl er mit verschiedenen Frauen mindestens fünf uneheliche Kinder hat, ernennt ihn Papst Innozenz VI. im Jahr 1360 zum Geistlichen. Boccaccio unterhält eine lebenslange enge Freundschaft zu dem großen florentinischen Lyriker Francesco Petrarca. Als Boccaccio bei der Regierung von Florenz in Ungnade fällt, zieht er sich nach Certaldo zurück, wo er, von persönlichen und religiösen Krisen geschüttelt, rund fünf Jahre lang als Privatgelehrter und Schriftsteller lebt. Später nimmt er seine offizielle Tätigkeit wieder auf, die mit zahlreichen Reisen und Begegnungen mit den mächtigen Männern seiner Zeit verbunden ist. Er stirbt am 21. Dezember 1375, kurz nachdem er rund 60 prestigeträchtige öffentliche Lesungen von Dantes Göttlicher Komödie abgehalten hat.


Kommentar abgeben