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Das Versprechen
Buch

Das Versprechen

Requiem auf den Kriminalroman

Zürich, 1958
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1985 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Kriminalroman
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Krimi und Antikrimi zugleich

Dürrenmatts Versprechen ist ein Abgesang auf den traditionellen Kriminalroman. Das Vertrauen, ein Verbrechen dank Kombinationsgabe und Vernunft lösen zu können, ist in Dürrenmatts Weltsicht ein Trugschluss: Bei ihm triumphiert der Zufall über die Logik und den Sachverstand, mag der Ermittler noch so begnadet sein. Mit Dr. Matthäi führt Dürrenmatt ein Musterexemplar dieser Gattung ein, einen Kommissar, der sogar seine Existenz aufs Spiel setzt, um einen Kindermörder dingfest zu machen. Das Grausame an der Geschichte: Zwar hat Matthäi mit seinen Mutmaßungen und Schlussfolgerungen die ganze Zeit über recht, aber ein banaler Autounfall verhindert den Triumph über den Täter und über die ungläubigen Kollegen. Die Erfahrung, dass sich die Wirklichkeit seiner Kontrolle entzieht, zersetzt nach und nach die Vernunft des Ermittlers und stürzt ihn schließlich in den Wahnsinn. Als Leser braucht man Nerven wie Drahtseile, denn dieses Buch ist ebenso spannend wie deprimierend.

Zusammenfassung

„Er wird kommen, er wird kommen“

Ein Schriftsteller wird ins schweizerische Chur eingeladen, um einen Vortrag über die Kunst des Krimischreibens zu halten. Die Stadt ist kalt, grau und unwirtlich, der Vortrag stößt auf geringes Interesse, das Hotel wirkt abweisend und öde. Um sich zu trösten, trinkt er an der Bar ein paar Whiskys, wobei er Dr. H. kennenlernt, den ehemaligen Kommandanten der Zürcher Kantonspolizei. Dieser bietet dem Schriftsteller an, ihn am folgenden Tag in seinem Auto nach Zürich zu fahren.

Bei der Fahrt sind die beiden Männer zunächst schweigsam und mürrisch, die winterliche Landschaft ist starr und abweisend. Der Schriftsteller spürt die Nachwirkungen des Alkohols und döst immer wieder ein. An einer Tankstelle machen die beiden Männer halt. Auf einer Steinbank sitzt ein verwahrloster, vor sich hin stierender Mann, der nach Alkohol stinkt. Während er den Wagen volltankt, trinken die Reisenden einen Kaffee. Als sie zum Wagen zurückgehen, stößt der Unbekannte plötzlich die Worte „Er wird kommen, er wird kommen“ hervor. Während der Weiterreise erzählt der ehemalige Polizeikommandant dem Schriftsteller die Geschichte...

Über den Autor

Friedrich Dürrenmatt wird am 5. Januar 1921 in Konolfingen im Schweizer Kanton Bern geboren. Sein Vater ist protestantischer Pfarrer. In Bern besucht Dürrenmatt das Freie Gymnasium und das Humboldtianum, 1941 legt er die Matura ab. Er ist bestenfalls ein mittelmäßiger Schüler und bezeichnet die Schulzeit später als die übelste Phase seines Lebens. In Bern und Zürich studiert er Philosophie, Literatur- und Naturwissenschaften. Seinen eigenen biografischen Schriften zufolge führt er das Leben eines verkrachten Studenten. 1946 zieht er nach Basel, ein Jahr später heiratet er die Schauspielerin Lotti Geissler, mit der er drei Kinder hat. 1947 wird sein erstes Theaterstück Es steht geschrieben uraufgeführt. Aus Geldnot verfasst Dürrenmatt Anfang der 50er-Jahre seinen wohl bis heute bekanntesten Kriminalroman Der Richter und sein Henker (1950/51), es folgen Der Verdacht (1951/52) und Das Versprechen (1958). Die Theaterstücke Die Ehe des Herrn Mississippi (1952) und Ein Engel kommt nach Babylon (1953) machen ihn einem breiten Publikum bekannt, die Dramen Der Besuch der alten Dame (1956) und Die Physiker (1962) begründen seinen Weltruhm. Ab 1952 lebt der Schriftsteller in einem eigenen Haus bei Neuchâtel. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet Dürrenmatt 1984 die Schauspielerin und Filmemacherin Charlotte Kerr. Wechselvoll ist sein Verhältnis zur zweiten großen Figur der Schweizer Literatur des 20. Jahrhunderts, Max Frisch. Die anfängliche Freundschaft schlägt in gegenseitiges Ressentiment um, das auf persönlicher Antipathie und literarischen Differenzen beruht. Dürrenmatt erhält im Lauf seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Georg-Büchner-Preis. Sein literarisches Werk ist äußerst vielfältig: Neben Theaterstücken und Romanen umfasst es Hörspiele, Essays, Erzählungen, Vorträge sowie autobiografische, literatur- und theatertheoretische Schriften. Daneben arbeitet Dürrenmatt zeitweise als Regisseur und ständig als Maler und Zeichner. Er stirbt am 14. Dezember 1990 in Neuchâtel an einem Herzinfarkt.


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