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Der eingebildete Kranke
Buch

Der eingebildete Kranke

Paris, 1673
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1988 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Klassizismus

Worum es geht

Lachen über die Ärzte

In seiner letzten Komödie spottet Molière wie schon in früheren Stücken über die Ärzte – indem er sie sehr geschäftig einen Scheinkranken behandeln lässt. Dieser ist als eindimensionaler Charakter angelegt, der von seinen eingebildeten Krankheiten so besessen ist, dass er sogar seine Tochter mit einem Arzt zwangsverheiraten will. Deftig-burlesk geht es zu in dieser Satire; ein turbulenter, heute noch häufig gespielter Spaß mit ernstem Hintergrund: nicht nur, weil Molière selbst krank war, als er das Stück verfasste, nicht nur, weil er als Schwerkranker den eingebildeten Kranken selbst spielte und nach der vierten Aufführung starb; sondern auch, weil Molière mit aufklärerischem Impetus die Ärzteschaft seiner Zeit an den Pranger stellte, die in leeren Ritualen erstarrt war und sich – zum Leidwesen der Patienten – neuen medizinischen Erkenntnissen verschloss.

Zusammenfassung

Ein knauseriger Hypochonder

Herr Argan studiert seine Apothekerrechnung. Er empört sich über die hohen Preise und korrigiert sie eigenmächtig nach unten. Diesen Monat hat er acht Medikamente und zwölf Einläufe bekommen, wobei es vergangenen Monat noch zwölf Arzneien und 20 Einläufe gewesen sind. Der Rückgang schlägt sich sofort auf seine Stimmung nieder. Panisch klingelt er nach dem Dienstmädchen Toinette. Er fühlt sich von aller Welt verlassen, als sie nicht sofort erscheint, und beschimpft sie, als sie endlich da ist. Argan erkundigt sich bei ihr nach dem Ergebnis seines letzten Einlaufs und mahnt, den nächsten vorzubereiten.

Widersprüchliche Hochzeitspläne

Argan wünscht, seine Tochter Angélique zu sprechen. Doch als sie kommt, wird er zum Einlauf gerufen, und Angélique ist mit Toinette allein. Sie gesteht dem Dienstmädchen, dass sie verliebt ist, und möchte, dass Toinette ihre Gefühle gutheißt und die Vortrefflichkeit des Geliebten bestätigt. Das tut sie auch, mahnt aber gleichzeitig zur Vorsicht: Ob die Gefühle des Mannes lauter seien, werde sich zeigen, wenn er um Angéliques Hand anhalte. Just in dem Moment...

Über den Autor

Molière wird um den 15. Januar 1622 in Paris als Jean-Baptiste Poquelin geboren. Er ist der erste Sohn des königlichen Tapissiers und Dekorateurs Jean Poquelin. Seine Mutter verliert er mit zehn Jahren. Als er mit 20 den Handwerksbetrieb des Vaters übernehmen soll, lehnt er ab, lässt sich das mütterliche Erbe ausbezahlen und gründet 1642 mit der Schauspielerin Madeleine Béjart das Illustre Théâtre in Paris. Nach drei Jahren macht das Theater Bankrott, und Molière – wie er sich mittlerweile nennt – muss für ein paar Tage ins Gefängnis. Wieder auf freiem Fuß, schließt er sich mit Madeleine einer Wandertruppe von Schauspielern an. Mit ihr touren sie von 1645 bis 1658 quer durch Frankreich. Dank guter Kontakte zum jüngeren Bruder von König Ludwig XIV. darf Molière in Paris seine ersten Komödien spielen: Le Médecin amoureux (Der verliebte Arzt, 1658) und Les Précieuses ridicules (Die lächerlichen Preziösen, 1659). Beide werden große Erfolge, ebenso das Stück L’École des femmes (Die Schule der Frauen), das 1662 folgt. Im selben Jahr heiratet Molière Armande Béjart – Madeleines Schwester oder Tochter, das ist unbekannt –, mit der er etwa sieben Jahre zusammenbleibt. Was Molière schreibt, gefällt dem König so sehr, dass er den Dichter mit einer Pension von 1000 Livres jährlich belohnt, Taufpate von dessen erstem Kind wird und Molières Truppe am Hof und im Palais Royal spielen lässt. Im Mai 1664 darf Molière im Schlossgarten von Versailles ein mehrtägiges Fest organisieren, an dem er u. a. eigene Komödien wie Le Mariage forcé (Die erzwungene Heirat) präsentiert. In diesem Rahmen wird auch der Tartuffe uraufgeführt – eine offene Attacke gegen die Frömmlerei –, der für einen Skandal sorgt und mit einem fünfjährigen Aufführungsverbot belegt wird. Ab 1668 folgen Komödien im Jahresrhythmus, so 1668 L’Avare (Der Geizige), 1670 Le Bourgeois gentilhomme (Der Bürger als Edelmann) oder 1672 Les Femmes savantes (Die gelehrten Frauen). In Le Malade imaginaire (Der eingebildete Kranke) spielt Molière seine letzte Rolle: Am 17. Februar 1673 bricht er während der vierten Aufführung zusammen und stirbt wenig später.


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