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Der Golem
Buch

Der Golem

Leipzig, 1915
Diese Ausgabe: dtv, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Fantastik
  • Moderne

Worum es geht

Vision und Realität

Durch die Gassen des Prager Ghettos treibt sich ein sonderbarer Fremder; wer ihn sieht, glaubt sich selbst zu begegnen. Es ist der Golem, sagen die Menschen, jenes Kunstwesen aus Lehm, das im 16. Jahrhundert von Rabbi Löw erschaffen wurde und nun alle 33 Jahre wiederkehrt. Auch Athanasius Pernath trifft auf die geheimnisvolle Gestalt, und diese Begegnung führt ihn in die Tiefen seiner eigenen Seele und seiner längst vergessenen Vergangenheit. Die Geschichte von Pernath stellt sich zunächst als Traum eines anonymen Ich-Erzählers heraus. Doch dann begegnet der Träumer niemand anderem als Athanasius Pernath – und der sieht aus wie er selbst. Ist die Geschichte nun Traum oder Realität? Sind Pernath und der Träumer vielleicht beide Verkörperungen des Golems? Gustav Meyrink spielt in seinem Roman meisterlich mit Realität und Fantasie und führt den Leser in eine geheimnisvolle, mystische Welt, die untrennbar mit der Wirklichkeit verwoben ist und der die Romanfiguren nicht entrinnen können. Ein rätselhaftes, tiefgründiges Buch, das zu den Klassikern der fantastischen Literatur zählt.

Zusammenfassung

Der Traum

Der Erzähler liegt nachts bei Mondlicht im Bett und grübelt über eine Geschichte nach, die er gelesen hat. Darin geht es um einen Stein, der glatt ist wie ein Stück Fett. Von diesem Bild kommen seine Gedanken nicht los, es verfolgt ihn bis in seine Träume ...

Der Gemmenschneider Athanasius Pernath lebt im Prager Judenghetto, einer düsteren und ärmlichen Umgebung. Gegenüber wohnt der alte, abstoßend hässliche Trödler Aaron Wassertrum mit seiner 14-jährigen Tochter Rosina. Das Mädchen ist hübsch, gerissen und verdreht den Männern die Köpfe. Auch die Zwillinge Loisa und Jaromir, 15 Jahre alt, sind verrückt nach ihr. Doch Rosina nimmt die beiden Jungen, insbesondere den taubstummen Jaromir, nicht ernst. Als Pernath sein Appartement betritt, hört er in der Nachbarwohnung Gelächter. Diese ist seit Neuestem an ein Liebespaar vermietet, das sich dort heimlich trifft.

Ein geheimnisvoller Besucher

Ein Unbekannter bringt Pernath ein altes Buch zur Reparatur. Bei einem Kapitel ist eine goldene Initiale beschädigt, Pernath soll sie ausbessern...

Über den Autor

Gustav Meyrink (eigentlich Meyer) wird am 19. Januar 1868 in Wien als unehelicher Sohn eines Ministers und einer Schauspielerin geboren. Der Vater kümmert sich nicht um seinen Sohn, finanziert ihm jedoch eine Ausbildung. Der junge Mann besucht die Handelsakademie in Prag und gründet 1888 seine eigene Bank. Als Bankier kommt er zu Wohlstand und ist bald berüchtigt wegen seines exzentrischen Lebensstils: Als Dandy und Lebemann treibt er sich in Nachtklubs herum und interessiert sich zudem für Okkultismus und Geheimlehren. Er ist Mitglied mehrerer Geheimorden, beschäftigt sich mit Spiritismus und alchemistischen Experimenten. Seine provokante Art bringt ihn bald in Schwierigkeiten: Nach einigen Auseinandersetzungen mit Offizieren wird er Anfang 1902 wegen Betrugs angeklagt und kommt in Untersuchungshaft. Die Anschuldigungen erweisen sich als haltlos, doch als er aus dem Gefängnis entlassen wird, ist sein Ruf als Bankier und damit seine Existenz ruiniert. Da er unter dem Pseudonym Meyrink bereits satirische Texte im Simplicissimus veröffentlicht hat, entscheidet er sich, als Schriftsteller zu leben. Sein Pseudonym verwendet er weiterhin und nimmt es 1917 schließlich als Familiennamen an. Meyrink veröffentlicht Erzählungen, doch der Erfolg ist mäßig. Aus Geldnot übersetzt er die Werke von Charles Dickens ins Deutsche. 1911 zieht er nach Starnberg. Der Roman Der Golem bringt ihm 1915 den Durchbruch, doch bereits die folgenden Romane wie Das grüne Gesicht (1916) oder Der weiße Dominikaner (1921) können an diesen Erfolg nicht anknüpfen. Nachdem er als Schriftsteller bekannt geworden ist, möchte ihn die Familie seines Vaters 1919 legitimieren, doch Meyrink lehnt ab. 1927 tritt er zum Buddhismus über. Fünf Jahre später nimmt sich sein Sohn nach einer schweren Wirbelsäulenverletzung das Leben. Gustav Meyrink stirbt einige Monate danach, am 4. Dezember 1932.


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