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Der Graf von Monte Christo

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Der Graf von Monte Christo

Insel Verlag,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
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Was ist drin?

Atemlose Spannung ist garantiert: Alexandre Dumas’ Roman Der Graf von Monte Christo ist die Mutter aller Abenteuerromane.


Literatur­klassiker

  • Abenteuerroman
  • Romantik

Worum es geht

Die Geschichte einer großen Rache

Kaum zu glauben, aber wahr: Nach 1200 Seiten ist man tatsächlich traurig, dass der Roman zu Ende ist. Alexandre Dumas’ Der Graf von Monte Christo hat in den gut 150 Jahren seit seiner Erstveröffentlichung nichts an Spannung eingebüßt. Nahezu alles, was in späteren Abenteuerromanen auftaucht, hat diese Geschichte vorweggenommen. Edmond Dantes ist glücklich verliebt in die schöne Mercedes und hat gerade die Beförderung zum Kapitän hinter sich, als er durch ein Komplott seiner Neider für 14 Jahre im Kerker landet. Ein Mithäftling verrät ihm die Lage eines Schatzes auf der kleinen Mittelmeerinsel Monte Christo. Dantes kann fliehen, findet den Schatz und betört mit seinem Reichtum die Pariser Gesellschaft unter neuem Namen: Graf von Monte Christo. Seine einstigen Widersacher sind dank ihrer Skrupellosigkeit im nachnapoleonischen Frankreich bis in die allerhöchsten Positionen aufgestiegen – vor der bitteren Rache des Grafen sind sie trotzdem nicht sicher. Edmond Dantes’ Kampf um Rache und Gerechtigkeit war Vorlage für unzählige Film- und Fernsehadaptionen mit namhaften Darstellern wie Richard Chamberlain und Gérard Depardieu in der Hauptrolle. Das Buch zählt neben Die drei Musketiere zu den bekanntesten Werken des Vielschreibers Alexandre Dumas, der nach eigenen Angaben mehr als 300 Romane verfasst hat.

Take-aways

  • Der Graf von Monte Christo hat das Genre des Abenteuerromans maßgeblich geprägt.
  • Inhalt: Der Seefahrer Edmond Dantes wird von einem Nebenbuhler, einem missgünstigen Bankier und einem royalistischen Staatsanwalt als Bonapartist verleumdet. Nach 14 Jahren Haft gelingt ihm die Flucht. Er findet einen Schatz, kommt dadurch zu unermesslichem Reichtum und nimmt unter dem Namen Graf von Monte Christo an seinen Feinden Rache – bis er schließlich lernt, zu verzeihen.
  • Neben der Geschichte um Edmonds Rache entspinnen sich zahlreiche Nebenhandlungen, die jedoch alle mit dem Hauptstrang verbunden sind.
  • Der Roman vermittelt ein Bild des gesellschaftlichen Lebens in Frankreich während der nachnapoleonischen Zeit.
  • Dieser realistische Aspekt wird mit Elementen des Schauerromans und überspitzten Figurenzeichnungen verknüpft.
  • Wichtige Informationen erfährt der Leser oft aus Dialogen. Dies zeugt von Dumas’ Erfahrung als Theaterautor.
  • Edmond Dantes ist der Prototyp des Superhelden: Unter einem Decknamen und mit neu erlangter Macht will er Gerechtigkeit schaffen.
  • Der Roman wurde ab 1844 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in einer Pariser Zeitung veröffentlicht.
  • Der Vielschreiber Alexandre Dumas verfasste das Buch in Zusammenarbeit mit seinem Ghostwriter Auguste Maquet.
  • Zitat: „(…) ich will die Vorsehung sein, denn das Schönste, das Größte, das Erhabenste, was ich kenne, ist belohnen und bestrafen.“

Zusammenfassung

Komplott gegen Edmond Dantes

Nach dreimonatiger Fahrt legt am 25. Februar 1815 die „Pharao“ im Hafen von Marseille an. Kapitän Leclère ist auf See an einer Hirnhautentzündung gestorben, und der erst 19-jährige Edmond Dantes hat das Steuer übernommen. Der Reeder Morel ist so beeindruckt vom Geschick des Jungen, dass er ihn zum neuen Kapitän ernennt. Neidisch auf diese Beförderung ist der Rechnungsführer des Schiffs, Danglars. Er verrät dem Reeder, dass die „Pharao“ nach dem Tod des Kapitäns die Insel Elba angesteuert hat, auf der zu dieser Zeit Napoleon in der Verbannung lebt. Dantes rechtfertigt sich, er habe nur den letzten Wunsch Leclères erfüllt. Der Kapitän habe ihm auf dem Sterbebett ein Paket anvertraut und ihn gebeten, es auf Elba dem Großmarschall Bertrand auszuhändigen, von dem er im Gegenzug einen Brief erhalten habe.

„Die Abwesenheit trennt ebenso gut als der Tod. Denken Sie sich, es wären zwischen Edmond und Mercedes die Mauern eines Gefängnisses, so werden sie nicht mehr und nicht weniger getrennt sein, als wenn ein Grabstein zwischen ihnen läge.“ (Danglars, S. 37)

Dantes eilt in die katalanische Kolonie von Marseille, um die schöne Fischerstochter Mercedes zu sehen. Da er den Brief des Großmarschalls so bald wie möglich zu seinem Empfänger nach Paris bringen will, beschließt das Paar, gleich am nächsten Tag zu heiraten. Das erzürnt Fernand Mondego, Mercedes’ Cousin, der selbst in die Katalanin verliebt ist. In einer Schänke trifft Fernand auf Danglars und den ebenfalls missgünstigen Schneider Caderousse. Danglars findet heraus, dass es sich bei dem auf Elba empfangenen Brief um eine geheime Nachricht Napoleons handelt. Er setzt ein Schreiben auf, in dem er Dantes an die royalistische Regierung verrät. Der eifersüchtige Fernand übergibt es dem Staatsanwalt Villefort. Wie sich herausstellt, ist der Adressat des napoleonischen Briefes ausgerechnet Villeforts Vater, der in Paris lebende Revolutionär Noirtier. Um seine Karriere zu retten, lässt Villefort den ahnungslosen Dantes, der vom Inhalt des Briefes keinerlei Kenntnis hat, verhaften und in das Kastell If auf einer Gefängnisinsel vor Marseille werfen.

14 Jahre unschuldig im Kerker

Dantes verliert innerhalb der ersten sechs Jahre seiner Haft fast den Verstand. Immer kurz davor sich zu Tode zu hungern, hört er eines Tages ein Kratzen an der Kerkerwand und stellt fest, dass sein Zellennachbar einen Tunnel zu ihm gegraben hat. Er trifft auf Abbé Faria, einen gebildeten Italiener, mit dessen Hilfe er das Komplott rekonstruiert, das Danglars, Fernand und Villefort gesponnen haben. Dantes schwört bittere Rache. Die beiden Gefangenen graben einen zweiten Gang, es kommt aber nicht zur Flucht, weil der Abbé einen Schlaganfall erleidet und danach halbseitig gelähmt ist. Dantes will ihn nicht allein zurücklassen. Aus Dankbarkeit verrät ihm Faria das Versteck eines Schatzes auf der kleinen Mittelmeerinsel Monte Christo. Als der Abbé stirbt, schlüpft Dantes an seiner Stelle in den Leichensack. Er wird ins Meer geworfen und entkommt so nach 14 Jahren Haft in die Freiheit. Auf Monte Christo findet er tatsächlich den Schatz und wird damit unermesslich reich.

Belohnung des einzigen Freundes

Im Laufe der langen Kerkerhaft hat Dantes sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. In Verkleidung macht er den Schneider Caderousse ausfindig und erfährt, dass der redliche Morel verarmt ist, während es Danglars in Paris zum millionenschweren Bankier gebracht hat und Fernand als Baron von Morcerf zum Generalleutnant befördert worden ist. Mercedes hat nach langem Zögern Fernands Werben nachgegeben und von ihm einen Sohn namens Albert bekommen. Zurück in Marseille sucht Dantes – wiederum unerkannt – den unglücklichen Morel auf. Er kauft alle Schuldscheine des Reeders auf und baut ihm eine neue „Pharao“. Geld spielt für den reichen Dantes keine Rolle mehr. Morel ist gerettet, er verlässt zufrieden die Stadt.

„,Es tut mir leid, dass ich Sie in Ihren Nachforschungen unterstützt und Ihnen gesagt habe, was ich sagte‘, sagte er. ,Warum dies?‘, fragte Dantes. ,Weil ich in Ihr Herz eine Leidenschaft brachte, die noch nicht darin war: die der Rache.‘“ (Abbé Faria und Dantes, S. 152)

In Rom hat Dantes eine neue Identität angenommen: Er ist der Graf von Monte Christo. Gemeinsam mit seinen Hotelnachbarn Franz d’Epinay und Albert von Morcerf beobachtet er eine Hinrichtung im Rahmen des Karnevals: Ein Mörder wird erschlagen, ein eher harmloser Räuber auf geheimes Wirken Monte Christos hin in letzter Sekunde begnadigt. Damit steht die Räuberbande in der Schuld des Grafen – zum Glück von Albert, der vom Räuberhauptmann Luigi Vampa entführt und nur auf Monte Christos Geheiß wieder freigelassen wird. Aus Dankbarkeit verspricht Albert, den Graf in die Pariser Gesellschaft einzuführen.

Gelungener Einstand in Paris

Im Haus des Grafen von Morcerf begegnet Monte Christo seiner ehemaligen Geliebten Mercedes, der Mutter von Albert. Sie erkennt ihn, lässt sich jedoch zunächst nichts anmerken. Er kauft sich ein Landhaus im Pariser Vorort Auteuil und erfährt von seinem Diener Bertuccio, dass Villefort das Haus vor Jahren genutzt hat, um sich mit seiner Geliebten zu treffen, der Baronin Danglars. Sie gebar ihm ein Kind, das Villefort lebendig im Garten vergraben wollte, wo ihm Bertuccio jedoch auflauerte, um einen vom Staatsanwalt vertuschten Mord zu rächen. Bertuccio verletzte Villefort mit einem Messer und nahm das Kind an sich. Es überlebte und wurde unter dem Namen Benedetto von Bertuccios Schwägerin aufgezogen.

„(...) er musste in das Leben, unter die Menschen zurückkehren und in der Gesellschaft den Rang, den Einfluss, die Gewalt erlangen, die in der Welt der Reichtum verleiht, die erste und größte der Kräfte, worüber das menschliche Geschöpf zu verfügen hat.“ (über Dantes, S. 214)

Monte Christo stellt sich gut mit dem Pariser Adel. Den Bankier Danglars düpiert er zwar, indem er sich einen Kredit von 6 Millionen Francs einräumen lässt, der Baronin Danglars schmeichelt er jedoch, indem er ihre Lieblingspferde für eine Unsumme heimlich aufkauft, um sie ihr dann gönnerhaft zurückzuschenken. Tags drauf leiht sich Madame Villefort ebendiese Pferde und reitet am Haus Monte Christos vorbei, wo die Tiere scheuen. Der Graf rettet ihr und dem von ihr abgöttisch geliebten Sohn Eduard das Leben. Villefort spricht persönlich beim Grafen vor, um sich zu bedanken. In der Pariser Oper erregt Monte Christo mit seiner orientalischen Sklavin Haydee und ihrem wertvollen Diamantenschmuck großes Aufsehen.

Erste Schritte auf dem Weg zur Rache

Albert besucht den Grafen in Begleitung von Lucien Debray, dem neuen Geliebten der Baronin Danglars. Albert erzählt, dass er nach dem Willen seines Vaters Eugenie Danglars heiraten soll, die Tochter des Bankiers. Debray arbeitet als Sekretär im Ministerium und berichtet, dass die Baronin Danglars große Summen an der Börse investiert. Monte Christo vermutet, dass Debray sein Amt missbraucht, um ihr Informationen zu ihren Aktien zuzuspielen. Er schickt ein fingiertes Telegramm an die Regierung, in dem von einer Revolution in Spanien die Rede ist – und tatsächlich rät Debray der Baronin prompt, ihre spanischen Aktien zu verkaufen. Sie folgt dem Rat, die Kurse fallen zunächst. Am nächsten Tag fliegt der Schwindel jedoch auf, die Kurse steigen wieder, und Danglars verliert 1 Million Francs.

„Aber für einen langsamen, tiefen, endlosen, ewigen Schmerz würde ich, wenn es möglich wäre, einen ähnlichen Schmerz demjenigen zurückgeben, welcher mir denselben verursacht hätte.“ (Dantes, S. 336)

Monte Christo lädt zu einer Abendgesellschaft, auf der er Villefort und die Baronin Danglars mit ihrer dunklen Vergangenheit konfrontiert. Scheinheilig führt er die beiden in den Garten und behauptet, dort das Grab eines lebendig verscharrten Säuglings ausgehoben zu haben. Benedetto, besagtes Kind, ist inzwischen allerdings zum Kriminellen herangewachsen: Er hat sich auf Anweisung des Grafen als steinreicher italienischer Adelssohn Andrea Cavalcanti verkleidet und sich unter die Gäste der Abendgesellschaft gemischt.

Geheimnisvolle Giftmorde

Auf einem Ball im Haus der von Morcerfs ziehen sich Monte Christo und Mercedes für ein Gespräch in den Garten zurück. Sie geben sich einander nicht offiziell zu erkennen, sprechen durch die Blume aber über Mercedes’ Heirat mit Fernand. Monte Christo verzeiht ihr. Der Ball findet ein vorzeitiges Ende, als eine Nachricht eintrifft: Villeforts Schwiegervater ist gestorben, seine Schwiegermutter, die Marquise von Saint-Meran, erkrankt.

„(...) ich suche nie die Gesellschaft zu beschützen, die mich nicht beschützt und sich, ich darf es wohl behaupten, im Allgemeinen nur mit mir beschäftigt, um mir zu schaden (...)“ (Dantes, S. 394)

Auf dem Totenbett wünscht die Marquise, dass sich ihre Enkelin Valentine schnellstmöglich mit dem reichen Franz d’Epinay verheiraten soll. Valentine liebt jedoch den mittellosen Sohn des Reeders, Maximilian Morel. Valentines Großvater, der inzwischen gelähmte Noirtier, kommt zu Hilfe: Er gibt zu, d’Epinays Vater im Duell getötet zu haben, und vergrault so den Bräutigam. Wenig später stirbt der Diener Barrois, als er von der Limonade Noirtiers trinkt. Der zuständige Arzt verdächtigt Valentine, durch Giftmorde an ihr Erbe kommen zu wollen.

„(...) ich habe das kriminelle Verhalten aller Nationen mit der natürlichen Justiz verglichen und hierbei gefunden, dass das Gesetz der Urvölker, nämlich das Gesetz der Wiedervergeltung, dasjenige ist, welches am meisten dem Willen Gottes entspricht.“ (Dantes, S. 486)

Monte Christo führt den als Andrea Cavalcanti verkleideten Benedetto in das Haus der Danglars ein – woraufhin der weniger begüterte Albert dort nicht länger als Schwiegersohn willkommen ist. Albert, der Eugenie ohnehin nicht heiraten wollte, möchte Haydee kennen lernen, die griechische Sklavin, die bei Monte Christo lebt. Der Graf führt ihn zu ihr, und Albert erfährt Haydees Geschichte: Ihr Vater Ali Pascha wurde bei der Belagerung der Stadt Janina von einem seiner Verbündeten an die Türken verraten und geköpft. Haydee selbst wurde als Sklavin verkauft und später von Monte Christo ausgelöst. Den Namen des Verräters nennt sie Albert zunächst nicht: Es ist niemand anderer als sein Vater, Fernand Mondego, Graf von Morcerf.

Rache an Fernand Mondego

In einer regierungsnahen Zeitung erscheint ein Artikel, in dem Fernands unrühmlicher Verrat an Ali Pascha aufgedeckt wird. Fernand wird vor die französische Adelskammer zitiert. Während seiner Verteidigungsrede betritt Haydee den Saal und zeigt die Kaufurkunde des Sklavenhändlers vor, an den er sie damals verkauft hat: Fernand wird namentlich in dem Dokument erwähnt, und die Kammer spricht ihn schuldig. Albert erkennt, dass Monte Christo hinter der Demontage seines Vaters steckt, und fordert den Grafen zum Duell; Mercedes gelingt es, die beiden in letzter Sekunde zu versöhnen. Von Monte Christo erfährt sie den Grund seiner Rache, die erbarmungslose Eifersucht Fernands, die ihn damals in den Kerker gebracht hat. Sie gesteht, dass sie ihn, Edmond Dantes, noch immer liebt. Monte Christo schenkt ihr etwas Geld und das Haus seiner Kindheit in Marseille, woraufhin sie mit Albert Paris verlässt. Fernand, dem sich der Graf als Edmond Dantes zu erkennen gegeben hat, begeht Selbstmord.

„(...) ich will die Vorsehung sein, denn das Schönste, das Größte, das Erhabenste, was ich kenne, ist belohnen und bestrafen.“ (Dantes, S. 491)

Valentine erkrankt schwer, offenbar soll auch sie schleichend vergiftet werden. Monte Christo findet heraus, dass hinter den Anschlägen Madame Villefort steckt, die ihrem Sohn Eduard das alleinige Familienerbe sichern will. Er verspricht Valentine, sie in Sicherheit zu bringen, und verabreicht ihr eine Pastille, durch die sie entschlummert, scheinbar in den Tod. Am nächsten Morgen glauben alle, sie sei tatsächlich vergiftet worden. Noirtier kann sich daraufhin ausrechnen, wer hinter den Giftmorden steckt, und bringt Villefort auf die richtige Spur.

Rache an Villefort

Caderousse taucht plötzlich in Paris auf. Er kennt Benedettos wahre Identität und erpresst den Italiener, woraufhin der ihn ersticht. Monte Christo lässt den Sterbenden eine Denunziation seines Mörders unterschreiben und schickt das Dokument an Villefort. Dieser lässt Benedetto verhaften. Während der Gerichtsverhandlung gibt sich Benedetto dann als der uneheliche und lebendig begrabene Sohn Villeforts zu erkennen. Der Staatsanwalt muss sein Verbrechen vor dem versammelten Pariser Adel eingestehen und flüchtet aus dem Gericht.

„,Ja‘, sprach sie, ,und diese Liebe ist Ihnen im Herzen geblieben ... Man liebt nur einmal wirklich ...‘“ (Mercedes zu Dantes, S. 704)

Vor der Verhandlung hat Villefort aus Trauer um seine Tochter und aus Angst um seine Karriere den Selbstmord seiner Frau verlangt. Nachdem er nun selbst als Verbrecher dasteht, verzeiht er ihr die Giftmorde und hofft, sie noch aufhalten zu können. Madame Villefort hat jedoch nicht nur sich, sondern auch ihren Sohn vergiftet. Monte Christo gibt sich gegenüber dem gebrochenen Villefort als Edmond Dantes zu erkennen. Er muss angesichts des unschuldig gestorbenen Kindes einsehen, dass er es mit seiner Rache zu weit getrieben hat.

Die Liebenden von Monte Christo

Der vermeintlich reiche Cavalcanti hat sich als der mörderische Benedetto entpuppt, die Heirat mit Eugenie ist geplatzt, dem Bankier Danglars ist viel Geld entgangen. Als nun Monte Christo noch an einem einzigen Tag 5 Millionen Francs abhebt, ist Danglars bankrott. Er flüchtet nach Rom, um dort die Schuldscheine einzulösen, die Monte Christo ihm ausgestellt hat, wird jedoch vom Räuber Luigi Vampa gefangen genommen und muss die Quittungen hergeben, um etwas zu essen zu bekommen. Ein Abendbrot kostet ihn 1 Million Francs. Als kaum noch Geld übrig und Danglars halb verhungert ist, tritt Edmond Dantes in die Zelle, vergibt dem Bankier und schenkt ihm die Freiheit.

„Monte Christo erbleichte bei diesem furchtbaren Schauspiel; er begriff, dass er die Rechte der Rache überschritten hatte; er begriff, dass er nicht mehr sagen konnte: Gott ist für mich und mit mir.“ (S. 1131)

Maximilian ist verzweifelt über Valentines vermeintlichen Tod und will sich umbringen. Der Graf hält ihn davon ab und bringt ihn auf die Insel Monte Christo, wo er ihn mit Valentine wiedervereint. Die jungen Liebenden erinnern ihn an sich und Mercedes, und er vermacht ihnen seinen Privatpalast auf der Insel und seine Häuser in Paris. Er selbst segelt mit Haydee davon: Sie hat ihm ihre Liebe gestanden und Edmond Dantes’ Herz erobert.

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Aufbau und Stil

Mit seinen rund 1200 Seiten ist Der Graf von Monte Christo einer der umfangreichsten Romane der Weltliteratur, gleichzeitig ist das Buch aber auch eine der unterhaltsamsten Abenteuergeschichten überhaupt. In den über 100 Kapiteln entspinnen sich zahlreiche Nebenhandlungen, die jedoch alle mit dem Haupterzählbogen verbunden sind: der groß angelegten Rache des Grafen von Monte Christo. Dadurch entwickelt der Roman einen enormen Zug. Stilistisch bewegt sich Der Graf von Monte Christo zwischen dem realistischen Roman und dem romantischen Schauerroman. Einerseits wird das gesellschaftliche Leben Frankreichs in der nachnapoleonischen Zeit wirklichkeitsnah beschrieben, andererseits fließt viel Blut, es wüten wilde Stürme in gruselig finsteren Nächten, und die Eigenschaften der Figuren sind z. T. stark überzeichnet. So ist etwa der Graf unermesslich reich, seine orientalische Sklavin von unerklärlicher Schönheit. Getreu dem Motto „Klotzen, nicht kleckern“ verfährt Alexandre Dumas auch bei der Auswahl der Randfiguren: Von keinem Geringeren als Napoleon persönlich stammt der Brief, der Edmond Dantes’ Schicksal bestimmen wird, König Ludwig XVIII. tritt sogar in persona auf. Dumas führt so reale historische Figuren mit den fiktionalen Charakteren des Romans zusammen. Stilistisch prägend war zudem Dumas’ Erfahrung als Theaterautor: Nahezu alle wichtigen Informationen und Details der Handlung kann der Leser den Dialogen der Figuren entnehmen.

Interpretationsansätze

  • Die zentralen Themen des Romans sind Rache und Gerechtigkeit. Edmond Dantes alias der Graf von Monte Christo wird nach Jahren der unschuldigen Inhaftierung zum Anarchisten. Er erhofft sich von der Gesellschaft keine Gerechtigkeit, sondern nimmt das Recht selbst in die Hand. Die Regeln der Gesellschaft gelten für ihn nicht mehr: Er stellt sich über das Gesetz, macht gemeinsame Sache mit Räubern und Schmugglern und geht bei der Ausführung seiner Rache über Leichen.
  • Moralisch rechtfertigt Monte Christo sein Handeln, indem er sich selbst für die Vorsehung, für die ausführende Hand Gottes hält. Gott hat ihn aus der ausweglosen Kerkerhaft entkommen lassen, sagt sich Monte Christo, also muss auch sein persönlicher Racheplan gottgewollt sein. Erst als ein unschuldiges Kind im Zuge seiner Rache ums Leben kommt, eignet sich Monte Christo eine wirklich christliche Tugend an: Er verzeiht seinen Feinden.
  • Zwischenzeitlich gleicht Monte Christo dem Teufel. Seine ungezügelte Rachsucht hat eine Verkehrung seiner Persönlichkeit zufolge, die sich geradezu körperlich niederschlägt: Teilnahmslos registriert er Grausamkeit und Korruption der Pariser Gesellschaft, sobald er aber das Liebesglück und die menschliche Tiefe in der Beziehung zwischen Maximilian und Valentine bemerkt, wird er bleich und zittrig.
  • Anhand der drei Feinde des Grafen verweist Alexandre Dumas auf die drei gesellschaftlichen Kräfte, die im Korruptionsfall das freiheitliche System eines Landes bedrohen können: Villefort vertritt die Justiz, Danglars das Finanzwesen und Fernand Mondego das Militär. Alle drei dienen in ihrem Bereich nicht dem Allgemeinwohl, sondern lediglich ihrem eigenen Aufstieg in der Gesellschaft.
  • Edmond Dantes ist der Prototyp der Superhelden, die heute aus Comicheften und Hollywoodfilmen bekannt sind. Wie Batman oder Spiderman nimmt er eine neue Identität an und sucht sich einen Decknamen. Sein Reichtum verleiht ihm geradezu übermenschliche Kräfte. Mehr noch als von seiner Liebe zur weiblichen Hauptfigur wird Monte Christo vom Hass auf seine männlichen Kontrahenten angetrieben.

Historischer Hintergrund

Bonapartisten vs. Royalisten

Napoleon Bonapartes Stern befand sich 1815 im Sinkflug. Aus der Verbannung auf der Insel Elba gelang dem Feldherrn zwar noch die Rückkehr an die Macht; unter dem Jubel der Bevölkerung marschierte er gen Paris und konnte auch das Militär noch einmal auf seine Seite bringen. Die „Herrschaft der 100 Tage“ fand jedoch mit der Schlacht von Waterloo schon am 18. Juni 1815 ihr Ende. Napoleon unterlag den englischen und preußischen Truppen, dankte ab und wurde auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt, wo er am 5. Mai 1821 starb.

Nach der Niederlage Napoleons stieg erst Ludwig XVIII. und anschließend sein Bruder Karl X. auf den Thron. Beide Könige – Ludwig etwas gemäßigter als Karl – dienten der Reaktion: Ihr Ziel war die Wiederherstellung der feudalen gesellschaftlichen Verhältnisse, die vor der Französischen Revolution geherrscht hatten. Die hemmungslose Unterstützung des Adels und der Kirche durch Karl X. sowie sein von Repressionen geprägter Regierungsstil lösten 1830 dann allerdings das totale Gegenteil aus: Das Bürgertum ergriff im Zuge der Julirevolution endgültig die Macht.

Durch die Bevölkerung ging während dieser langen Jahre der politischen Unruhe ein tiefer Riss. Auf der einen Seite standen die Bonapartisten, die dem Bürgertum und der Unterschicht angehörten, auf der anderen befand sich der Adel, der seine Besitztümer schützen wollte und weiterhin dem royalistischen Wertesystem anhing. Wie in Der Graf von Monte Christo nachzulesen ist, konnte die öffentlich geäußerte politische Meinung über Leben und Tod entscheiden – je nachdem, welche Regierung gerade an der Macht war.

Entstehung

Alexandre Dumas lebte sehr verschwenderisch. Der Autor musste ununterbrochen produzieren, um seine horrenden Ausgaben zu decken. Wegen des gewaltigen Arbeitspensums bezahlte Dumas zahlreiche Ghostwriter, von denen der bekannteste der junge Pariser Autor Auguste Maquet war. Aus ihrer Zusammenarbeit gingen zwischen 1841 und 1852 Romane wie am Fließband hervor. Nach eigenem Bekunden hat Alexandre Dumas insgesamt über 300 Romane verfasst – mehr als ein Drittel davon dürften in dieser Phase entstanden sein. Maquet lieferte meist das Handlungsgerüst der Romane, während Dumas die für ihn typischen, nicht immer kunstvollen, aber hoch unterhaltsamen Dialoge beisteuerte.

Der Graf von Monte Christo wurde zwischen 1844 und 1846 als Fortsetzungsgeschichte im Journal des Débats veröffentlicht. Inspirieren ließen sich Maquet und Dumas durch die Memoiren des Pariser Polizeichefs Jacques Peuchet. Peuchet erzählt darin die wahre Geschichte des Pariser Schuhmachers François Picaud, der eine reiche Dame der Gesellschaft heiraten wollte, von vier Freunden als englischer Spion denunziert und 1807 verhaftet wurde. Im Gefängnis erhielt Picaud den Hinweis auf einen verborgenen Schatz, den er nach seiner Entlassung 1814 tatsächlich fand und für seine langjährige Rache benutzte. Im Unterschied zu Monte Christo barg der Schuhmacher den Schatz jedoch nicht auf einer einsamen Mittelmeerinsel, sondern in Mailand.

Wirkungsgeschichte

Mit Der Graf von Monte Christo prägte Alexandre Dumas das Genre des Abenteuerromans maßgeblich. Edmond Dantes – der Kämpfer gegen das Böse und Beschützer der Guten – kann als direkter Vorläufer unzähliger späterer Heldenfiguren gelesen werden. Der Roman fand zu seiner Zeit Hunderte von Nachahmern in allen Sprachen und ist auch heute noch maßgebend für die Literaturgattung des Abenteuerromans. Der englische Schriftsteller und Schauspieler Stephen Fry etwa veröffentlichte im Jahr 2000 eine moderne Variante des Stoffes unter dem Titel Der Sterne Tennisbälle.// // Nicht nur auf die Literatur, auch auf den Film hatte das Buch großen Einfluss: Der Graf von Monte Christo ist so oft als Spielfilm, TV-Serie oder Zeichentrick bearbeitet worden, dass es Schätzungen zufolge seit 1920 alle 18 Monate eine Verfilmung gegeben hat. Die erste Version, ein Stummfilm, stammt aus dem Jahr 1908, die bekanntesten Fernsehadaptionen sind die englische Serie mit Richard Chamberlain in der Rolle des Grafen (1975) und die französische mit Gérard Depardieu aus dem Jahr 1998. Oftmals konzentrieren sich die Verfilmungen allerdings auf ein oder zwei Hauptpunkte des umfangreichen Originalstoffs.

Eine der meistgerauchten Zigarren der Welt ist nach dem berühmten Abenteuerroman benannt: die kubanische Montecristo. Denn in der Zigarrenmanufaktur, in der die Montecristo seit 1935 hergestellt wird, war und ist es Sitte, dass sich die Torcedores (Zigarrenroller) während der langen Schicht reihum aus einem Roman vorlesen. Und Der Graf von Monte Christo war lange Zeit das Lieblingsbuch der Arbeiter.

Über den Autor

Alexandre Dumas der Ältere, geboren am 24. Juli 1802 in Villers-Cotterêts nordöstlich von Paris, wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater lebt als Sohn einer schwarzen Sklavin und eines normannischen Marquis als Sklave auf Haiti. 1791 kommt er frei, als im Zuge der Französischen Revolution die Sklaverei abgeschafft wird. Er geht nach Frankreich, bringt es bis zum General der Revolutionsarmee, überwirft sich mit Napoleon und wird ohne Sold entlassen. Trotz dieser Erfahrungen seines Vaters bleibt Alexandre Dumas ein Leben lang Anhänger Napoleons und eingefleischter Demokrat. 1822 geht er nach Paris, um als Schreiber in einem Büro zu arbeiten, und entdeckt sein schriftstellerisches Talent. Er lebt ausschweifend und über seine Verhältnisse. Ein unehelicher Sohn, Alexandre Dumas der Jüngere, der ebenfalls Schriftsteller werden wird, erblickt 1824 das Licht der Welt. Seinen ersten Erfolg hat Dumas der Ältere als Dramatiker mit dem Stück Henri III et sa cour (Heinrich III. und sein Hof, 1829). Er macht die Bekanntschaft Victor Hugos und ist Anhänger der französischen Romantik. Die Literaten dieser Epoche rebellieren mit der gefühlvollen Darstellung von abenteuerlichen Themen gegen das konservative Klima der Restauration. Seine demokratischen Ideale setzt Dumas ab Ende der 1830er Jahre auch in Romanen um und feiert damit seine größten Erfolge. Viele seiner unzähligen Bücher werden als Fortsetzungsgeschichten in französischen Zeitungen gedruckt. Dumas wird zu einem der bekanntesten Männer des Landes. Trotz eines Millioneneinkommens und weltberühmter Titel wie Le comte de Monte-Christo (Der Graf von Monte Christo, 1844–1846), Les trois mousquétaires (Die Drei Musketiere, 1843/44) und Vicomte de Bragalonne (Der Mann mit der eisernen Maske, 1848–1850) gelingt es ihm nie, die Kosten seines extravaganten Lebensstils vollständig zu bestreiten. Am 5. Dezember 1870 stirbt er mittellos an einem Herzinfarkt im Haus seines Sohnes in Puys.

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