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Der große Schlaf
Buch

Der große Schlaf

New York, 1939
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Kriminalroman
  • Moderne

Worum es geht

Ein sauberer Held in einem schmutzigen Geschäft

Mit Der große Schlaf etablierte Raymond Chandler eine stilbildende Detektivfigur: Philip Marlowe, Privatermittler aus Los Angeles, beruflich knallhart und abgebrüht, aber moralisch unbestechlich. Chandler schrieb unsentimental, realistisch, packend und witzig zugleich. Seine schonungslose Sicht auf das Verbrechen, auf die Gier und die Korrumpierbarkeit der Menschen, sein Talent für dichte Szenen und geschliffene Dialoge sorgten für eine neue Qualität in der Kriminalliteratur. Marlowe ermittelt für einen todkranken Ölindustriellen, dessen zwei junge Töchter in fragwürdige Händel verstrickt sind. Binnen kürzester Zeit hat er es mit Erpressung, Pornografie, Raub und verschiedenen Mordfällen zu tun. Seinem Auftraggeber wird er am Ende die letzte, furchtbarste Wahrheit über dessen Töchter vorenthalten. Der ehemalige Buchhalter Chandler schrieb diesen Roman – seinen Erstling – mit knapp 50 Jahren. Anschließend verfasste er sechs weitere Marlowe-Bücher. Der Detektiv gilt noch heute als Ikone des Kriminalromans. Sein Charakter wirkt zwar auf heutige Leser nicht mehr ganz so hartgesotten, aber an Pointiertheit und atmosphärischer Dichte hat das Werk nichts verloren.

Zusammenfassung

Ein alter Mann mit zwei wilden Töchtern

Philip Marlowe, Privatdetektiv aus Los Angeles, 33 Jahre alt, betritt an einem Oktobermorgen das Anwesen der Familie Sternwood. Er hat einen Termin mit dem Hausherrn, General Sternwood, einem reichen, todkranken Ölmagnaten. Marlowe wird in ein überheiztes Gewächshaus geführt, wo ihn der hinfällige Sternwood in einem Rollstuhl erwartet. Marlowe weiß bereits einiges über dessen Familie: Sternwood ist verwitwet und hat zwei junge Töchter, beide hübsch und wild. Eine ist bereits zum dritten Mal verheiratet, und zwar mit einem ehemaligen Schnapsschmuggler namens Rusty Regan. Sternwood bedauert, dass Regan seit einem Monat verschwunden ist; er habe ihn gemocht. Dann klärt er Marlowe über den Grund des Treffens auf: Er werde erpresst, und das nicht zum ersten Mal. Bereits vor einem knappen Jahr habe er einem gewissen Joe Brody 5000 Dollar zahlen müssen, damit er seine jüngere, etwa 20 Jahre alte Tochter Carmen in Ruhe lasse. Nun wolle ein Antiquar namens Arthur Geiger Geld von ihm, angeblich gehe es dabei um Carmens Spielschulden. Sternwood...

Über den Autor

Raymond Chandler wird am 23. Juli 1888 in Chicago geboren. Der Vater ist Alkoholiker, die Eltern trennen sich früh. Im Alter von sieben Jahren kehrt Chandler mit seiner Mutter in deren Heimat Großbritannien zurück. Mit 18 Jahren tritt er bei der Admiralität in den Staatsdienst ein. Dort langweilt er sich allerdings bereits nach wenigen Monaten. Er kündigt, schreibt Gedichte, träumt von einem Leben als Schriftsteller und versucht, sich als Journalist durchzuschlagen. Als das misslingt, kehrt er 1912 in die USA zurück. Im Jahr darauf zieht seine Mutter nach, die beiden leben gemeinsam in Los Angeles. Chandler arbeitet als Buchhalter und geht als Soldat 1917 an die Front nach Frankreich. Das Kriegserlebnis prägt ihn stark. 1919 lernt er seine spätere Frau Cissy kennen, die 18 Jahre älter ist als er. Er heiratet sie erst 1924, einen Monat nach dem Tod seiner Mutter. Chandler steigt zur Führungskraft einer Ölfirma auf, wird allerdings 1932 wegen exzessiven Trinkens und häufigen Fehlens gefeuert. Ein Jahr später veröffentlicht er seine erste Detektivgeschichte. Es folgen 18 weitere bis zum Erscheinen von Der große Schlaf (The Big Sleep, 1939), dem ersten seiner sieben Romane mit Philip Marlowe als Hauptfigur, zu denen auch Lebwohl, mein Liebling (Farewell, My Lovely) und Der lange Abschied (The Long Good-Bye) zählen. 1942 heuert Hollywood Chandler an. Er arbeitet unter anderem an Drehbüchern für Billy Wilder und Alfred Hitchcock. Für sein Skript zu Die blaue Dahlie (The Blue Dahlia) wird er 1947 für einen Oscar nominiert. 1954 stirbt seine Frau. Chandler, ohnehin ungesellig und zur Einsamkeit neigend, verfällt in eine tiefe Depression und beginnt erneut, exzessiv zu trinken. Ein Selbstmordversuch scheitert, und Chandlers literarische Produktion stagniert. Sein letzter vollendeter Roman Playback ist die umgearbeitete Version eines alten Drehbuchs. Der Alkoholismus zwingt den Autor wiederholt zu Klinikaufenthalten. Am 26. März 1959 stirbt Chandler in La Jolla, Kalifornien.


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    T. K. vor 6 Jahren
    Umwerfendes Buch, so dicht und „knackig“ geschrieben.