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Der Hauptmann von Köpenick
Buch

Der Hauptmann von Köpenick

Ein deutsches Märchen in drei Akten

Berlin, 1930
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2006 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Moderne

Worum es geht

Die Köpenickiade schlechthin

Am 16. Oktober 1906 zog sich der arbeitslose Schuster Wilhelm Voigt eine alte Hauptmannsuniform an, schnappte sich auf der Straße eine Gruppe Soldaten und dirigierte sie zum Rathaus von Berlin Köpenick. Dort ließ er den Bürgermeister in Gewahrsam nehmen und machte sich schließlich mit der Stadtkasse unterm Arm aus dem Staub. Ganz Deutschland lachte über diesen Streich, doch erst Carl Zuckmayers szenisches Märchen machte den "Hauptmann von Köpenick" unsterblich. Zuckmayer verwandelte das historische Schelmenstück in eine entlarvende Satire über den preußischen Militarismus, einen spöttischen Bilderbogen über Uniformenkult, Heimatlosigkeit und unmenschliche Bürokratie. Kaiser Wilhelm II. hatte sich noch über den echten falschen Hauptmann amüsiert und ihn begnadigt. Die Nazis aber fanden Zuckmayers Stück gar nicht lustig, denn die satirische Darstellung von Obrigkeitsschikanen und blindem Gehorsam betraf 1931 auch die wieder aufkeimende Kriegslust im Lande. Mehr als 100 Jahre nach dem Coup von Köpenick ist "das deutsche Märchen" immer noch hinreißend komisch.

Zusammenfassung

Ein Papierloser im Teufelskreis

Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Adolf Wormser, preußischer Hoflieferant, führt in Potsdam einen exklusiven Uniformladen. Hauptmann von Schlettow lässt sich dort vom buckligen Zuschneider Wabschke gerade seine neue Uniform nachbessern. Die Gesäßknöpfe sitzen nicht vorschriftsmäßig: Sie sind um einen halben Zentimeter zu weit voneinander entfernt. Wegen diesen paar Millimetern lässt der Hauptmann den Stoff der Uniform noch einmal aufschneiden. Währenddessen schleicht Wilhelm Voigt, ein schmächtiger, zerlumpter Landstreicher, vor dem Schaufenster vorbei und betritt kurz den Laden. Wormser schnauzt ihn jedoch so forsch an, dass er gleich wieder verschwindet, ohne etwas gesagt zu haben.

Darauf geht Wilhelm Voigt auf das Polizeibüro in Potsdam. Als man ihn dort warten lässt, tritt er einfach ein, um sich beim Oberwachtmeister wegen seiner Aufenthaltsbewilligung zu erkundigen. Es stellt sich heraus, dass Voigt wegen eines Diebstahls von 300 Mark 15 Jahre im Zuchthaus verbracht hat. Danach arbeitete er als Schuhmacher in Böhmen und Bukarest und ist nun aus Heimweh nach Deutschland zurückgekehrt. Die guten Empfehlungen seiner Arbeitgeber...

Über den Autor

Carl Zuckmayer wird am 27. Dezember 1896 im hessischen Nackenheim geboren. Vier Jahre später zieht die Familie nach Mainz, wo Zuckmayer eine glückliche Kindheit verlebt, das Gymnasium besucht und unter dem Eindruck der Expressionisten erste literarische Gehübungen unternimmt. 1914 schließt er die Mittelschule mit dem Notabitur ab, um sich als Kriegsfreiwilliger zu melden. Er nimmt an mehreren blutigen Schlachten an der Westfront teil, wobei sich seine anfängliche Kriegsbegeisterung zu einem radikalen Pazifismus wandelt. Nach der Entlassung aus der Armee studiert er ab 1919 in Heidelberg Literatur, Kunstgeschichte, Soziologie und Biologie. Als Dramaturg am Münchner Schauspielhaus lernt er Bertolt Brecht kennen. 1925 gelingt ihm mit dem volkstümlichen Stück Der fröhliche Weinberg der literarische Durchbruch. Auch seine folgenden Dramen Schinderhannes (1927), Katharina Knie (1929) und vor allem Der Hauptmann von Köpenick (1931) werden zu überwältigenden Erfolgen und machen Zuckmayer zu einem der bestverdienenden Autoren der Weimarer Republik. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird sein Werk mit einem Aufführungsverbot belegt. Zuckmayer flieht zunächst ins österreichische Exil, wo ihn seine zweite Ehefrau, die Schauspielerin Alice Frank, nur mit Mühe davon abhalten kann, ihr gemeinsames Haus mit einem alten Revolver gegen die Beschlagnahmung zu verteidigen. Das Paar emigriert zuerst in die Schweiz, 1939 dann in die USA, wo sich Zuckmayer als Drehbuchautor in Hollywood versucht. Aus Geldnot pachtet er schließlich eine Farm in Vermont. Hier schreibt er u. a. Des Teufels General (1946), das zum Welterfolg wird. 1958 siedeln die Zuckmayers ins schweizerische Saas-Fee über, 1966 erhalten sie die Schweizer Staatsbürgerschaft. Im selben Jahr erscheint Zuckmayers erfolgreichstes Buch, die Autobiografie Als wär’s ein Stück von mir. Nach kurzer Krankheit stirbt der vielfach preisgekrönte Autor am 18. Januar 1977 in Visp in der Schweiz.


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