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Der Judenstaat
Buch

Der Judenstaat

Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage

Wien/Leipzig, 1896
Diese Ausgabe: Manesse, 1988 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Politik
  • Moderne

Worum es geht

Die Vision eines jüdischen Staates

Die Idee war nicht neu: Schon seit den 1860er Jahren hatten Anhänger des Zionismus angesichts judenfeindlicher Pogrome in Osteuropa einen eigenständigen jüdischen Staat gefordert. Was Theodor Herzls 1896 erschienenes Manifest Der Judenstaat von den vorausgehenden Entwürfen unterscheidet, ist seine visionäre Kraft, gepaart mit einer gesunden Portion Pragmatismus. Niemand sollte behaupten, die Idee eines modernen, liberalen und toleranten jüdischen Musterstaats, der dem Antisemitismus ein Ende bereiten und der ganzen Menschheit als Vorbild dienen würde, sei bloß ein Hirngespinst. Mit pedantischer Detailversessenheit widmet sich der Wiener Journalist Fragen der Provinzverwaltung und der Arbeitszeit, des Handels und des alltäglichen Zusammenlebens im neuen Staat – ohne dabei je den grandiosen Traum aus dem Blick zu verlieren. Herzl, der manchen als Spinner, anderen als neuer Messias galt, setzte sich leidenschaftlich für seine Idee ein. Langfristig mit Erfolg: Die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948, die der früh Verstorbene selbst nicht mehr erlebte, geht wesentlich auf diese schmale Schrift zurück.

Zusammenfassung

Ein eigener Staat ist nötig

Bei dem hier vorgelegten Entwurf eines Judenstaates handelt es sich nicht um ein Hirngespinst oder eine Utopie, sondern um einen realistischen Vorschlag zur Lösung der Judenfrage. Der Antisemitismus und die gegenwärtige schwierige Lage der Juden in der ganzen Welt drängen zum Handeln. Ein Einzelner wäre mit einer solchen Aufgabe sicher überfordert, aber wenn viele sich für diese Idee einsetzen, könnte die Verwirklichung eines Judenstaates gelingen.

In unserer modernen, technisierten Welt ist der Antisemitismus immer noch allgegenwärtig. Die Zeit der Aufklärung hat zwar einen gewissen geistigen und kulturellen Fortschritt gebracht, aber die Masse der Menschen verharrt weiter in Mittelmaß und Vorurteilen. Wo immer Juden hinziehen, werden sie verfolgt, selbst wenn sie formal gleichberechtigt sind. Seit Jahrhunderten versuchen sie vergeblich, sich ihrem jeweiligen Vaterland anzupassen. Doch obwohl sie als gute Patrioten die gleichen Steuern zahlen und Opfer bringen wie ihre nichtjüdischen Landsleute und obwohl sie einen hervorragenden Beitrag im Handel und in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und in den Künsten leisten, gelten sie stets als...

Über den Autor

Theodor Herzl wird am 2. Mai 1860 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Budapest geboren. In seinem assimilierten Elternhaus herrscht größeres Interesse an der deutschen Kultur als an religiösen Fragen. Schon in der Schule zeigt Herzl literarische Ambitionen, schreibt Gedichte und Erzählungen im Stil Heinrich Heines. Nach seinem Abitur 1878 studiert er in Wien Jura, allerdings eher halbherzig. Sein eigentlicher Berufswunsch ist Schriftsteller. Wegen judenfeindlicher Stimmung tritt er 1883 aus der Studentenvereinigung aus. Nach dem Staatsexamen und der Promotion 1884 arbeitet er am Landgericht Wien, doch schon nach einem Jahr quittiert er den Staatsdienst, der Juden kaum Aufstiegschancen bietet, und geht seinen literarischen Neigungen nach. Herzls Bühnenstücken bleibt der Erfolg zwar verwehrt, aber es gelingt ihm, Reisefeuilletons und kurze satirische Texte bei angesehenen Zeitungen unterzubringen. Nach seiner Hochzeit 1889 geht er als Korrespondent der Wiener Neuen Freien Presse nach Paris. Von 1891 bis 1895 berichtet er aus der französischen Hauptstadt über Theater und Kunst ebenso wie über das Tagesgeschehen. Er interessiert sich für politische und soziale Probleme und setzt sich in vielen Artikeln wie auch in dem Theaterstück Das neue Ghetto (1897) mit dem wachsenden Antisemitismus auseinander. Unter dem Eindruck der Dreyfus-Affäre schreibt er Der Judenstaat (1896) und widmet sich anschließend ganz der Ausführung der darin entworfenen Idee. Unermüdlich reist er umher und führt Verhandlungen, u. a. mit Kaiser Wilhelm II., dem türkischen Sultan Abdülhamid II. und Papst Pius X. Nebenbei organisiert er zionistische Kongresse und schreibt an seinem Roman Altneuland (1902). Unter dem rastlosen Einsatz für die zionistische Bewegung leidet seine Gesundheit. Von den Strapazen körperlich und seelisch erschöpft stirbt der dreifache Vater am 3. Juli 1904 im österreichischen Edlach an Herzversagen. 1949 werden seine sterblichen Überreste nach Jerusalem überführt und auf dem nach ihm benannten Herzlberg beigesetzt.


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