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Der letzte Mohikaner

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Der letzte Mohikaner

Diogenes Verlag,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Gehen Sie mit Falkenauge und seinem roten Bruder Chingachgook auf den Kriegspfad: in James F. Coopers bekanntester Lederstrumpf-Geschichte „Der letzte Mohikaner“.


Literatur­klassiker

  • Abenteuerroman
  • Romantik

Worum es geht

Der Wildwestmythos aus dem jungen Amerika

Es ist eine Welt, wie geschaffen für opulente Romane und Filme: das junge, wilde, unerforschte Amerika. In diese urwüchsige Landschaft setzt James Fenimore Cooper den unverwüstlichen Helden seiner Abenteuerromane: Natty Bumppo, genannt Falkenauge, ein weißer Kundschafter, der mit seinem indianischen Freund Chingachgook und dessen Sohn Uncas durch die Gegend des heutigen Bundesstaates New York zieht. In Der letzte Mohikaner, vermutlich dem berühmtesten Teil des Lederstrumpf-Zyklus, sind alle Zutaten eines typischen Wildwest-Romans vorhanden, auch wenn er eigentlich im Osten Amerikas spielt: Scharmützel zwischen französischen und britischen Truppen, Indianer auf dem Kriegspfad, Verfolgungsjagden, Massaker, Entführung weißer Mädchen, Geheimverstecke, Versammlungen im Stammeslager. Cooper verschmilzt historische Tatsachen aus dem britisch-französischen Kolonialkrieg mit einer fiktiven Abenteuerhandlung. Der Roman macht die unerforschte Landschaft und die ostamerikanischen Indianerstämme zu Hauptakteuren. Der Plot ist eher mager, dennoch kommt nie Langeweile auf. Der Nachruhm war entsprechend groß: Zahlreiche literarische Ableger und Verfilmungen machten aus Lederstrumpf einen Mythos.

Take-aways

  • Der letzte Mohikaner ist die bekannteste Geschichte aus dem fünfteiligen Lederstrumpf-Zyklus von James Fenimore Cooper.
  • Der Roman erschien 1826 als zweiter Teil der Serie, spielt aber viel früher als der Erstling Die Ansiedler.
  • Cooper verquickt historische Tatsachen mit einer spannenden Abenteuerhandlung.
  • Den Hintergrund bildet der französisch-britische Kolonialkrieg von 1754-1763; die Handlung spielt im Jahr 1757.
  • Von dem betrügerischen Indianer Magua in die Irre geleitet, treffen der Offizier Heyward sowie Cora und Alice, die Töchter des Oberst Munro, in der Wildnis auf den weißen Kundschafter Falkenauge und seine indianischen Freunde Chingachgook und Uncas.
  • Eine Entführung der beiden Frauen durch feindliche Huronen können Falkenauge und Chingachgook vereiteln.
  • Im englischen Fort William Henry angekommen, müssen die Gefährten die Belagerung und Einnahme des Forts durch die Franzosen mit ansehen.
  • Die Räumung des Forts endet in einem Blutbad, weil die indianischen Verbündeten der Franzosen die abziehenden Briten angreifen und niedermetzeln.
  • Im allgemeinen Durcheinander gelingt es Magua, die Töchter des Obersten zu entführen und in zwei getrennte Indianerlager zu verschleppen.
  • Mit einer List können die Gefährten Alice befreien; Cora kommt jedoch bei einer Verfolgungsjagd ums Leben.
  • Mit ihr stirbt auch Uncas, dessen Vater Chingachgook als letzter Mohikaner allein zurückbleibt.
  • Mit seiner Schilderung der Indianer und der actiongeladenen Handlung schuf Cooper ein Vorbild für viele spätere Abenteuer- und Indianerromane.

Zusammenfassung

Die List des Indianers

Amerika 1757: In den Kolonien herrscht Krieg zwischen Engländern und Franzosen. Auf beiden Seiten ziehen indianische Stämme mit ins Feld. Die beiden Töchter von Oberst Munro, Alice, blond und zierlich, und Cora, dunkelhaarig und beherzt, reiten vom Basislager Fort Edward zum Fort William Henry, um ihren Vater zu besuchen. Dort, so heißt es, sei mit einem Angriff der Franzosen zu rechnen. Begleitet werden die Frauen von dem jungen Offizier Duncan Heyward und dem Indianer Magua, der als Läufer des Heeres fungiert und ihnen sichere Wege durch den Wald zeigen soll. Unterwegs stößt auch noch ein frommer Gesangslehrer und Psalmensänger namens David Gamut zu dem Trupp. Obgleich sie bereits in der Morgendämmerung aufbrechen, haben die Reisenden ihr Ziel am Abend noch immer nicht erreicht. Heyward argwöhnt, dass sie von dem Indianer in die Irre geführt worden sind. Plötzlich stoßen sie auf einen weißen Kundschafter namens Natty Bumppo, genannt Falkenauge, auf Uncas, den Häuptling der Mohikaner, und dessen Vater Chingachgook. Heyward berät sich mit Falkenauge, der ihn vor Magua warnt. Dieser ahnt, dass seine List aufgeflogen ist, und flieht.

Hinter dem Wasserfall

Falkenauge beschließt, die Gruppe mit in sein geheimes Quartier zu nehmen. Über Stromschnellen erreichen sie eine Höhle, die mitten zwischen den Glenn-Wasserfällen auf einer Insel liegt. Dort entzünden sie ein Feuer und verzehren Fleisch und den Proviant der Weißen. In der Nacht ertönt plötzlich ein grässlicher Schrei: Es ist das Pferd des Offiziers, das in Todesangst brüllt. Indianer, und in deren Gefolgschaft reißende Wölfe, haben das geheime Versteck entdeckt und liegen auf der Lauer. Bei dem anschließenden Kampf im Morgengrauen zeigt Falkenauge großes Geschick mit der Büchse. Die feindlichen Indianer entkommen jedoch mit dem Kanu, das auch die Munition für Falkenauges Gewehr birgt. Natty hat nun kein Schießpulver mehr und lässt seine Büchse zurück. Cora schlägt vor, dass die Männer flussabwärts schwimmen sollen, um Hilfe zu holen. So geschieht es: Zwar will Uncas bleiben, doch Cora fleht ihn an, ihrem Vater eine Nachricht zu bringen. Mit der Strömung entkommen sie aus der Gefahrenzone. Die tapfere Cora versucht auch Heyward zu überzeugen, dass sie und ihre Schwester allein zurecht kommen, doch der Offizier will die Frauen nicht schutzlos zurücklassen.

Gefangene der Huronen

Nach dem Verschwinden Falkenauges und der beiden Mohikaner kehren die feindlichen Angreifer zurück. Ihr Entzücken ist groß, als sie Falkenauges Gewehr finden, denn sie denken, "La Longue Carabine" (lange Büchse), wie sie ihn ehrfurchtsvoll nennen, sei tot. Als sie die Felsen auf der Suche nach seiner Leiche erklimmen, entdecken sie die Höhle. Heyward glaubt schon alles verloren, denn die Indianer nehmen das ganze Versteck auseinander. Dennoch bleiben die drei zunächst unentdeckt - bis eine Gestalt in der Höhlenöffnung auftaucht. Es ist Magua, der verräterische Mingo-Indianer, der Heyward und die beiden Frauen in die Irre geführt hat. Heyward versucht, ihn zu erschießen, verfehlt ihn aber. Der Offizier, der Psalmsänger und die Mädchen werden gefangen genommen.

Maguas Rachepläne

Als die Huronen hören, dass Falkenauge und die Mohikaner entkommen sind, geraten sie in Wut und wollen Alice töten. Doch ihr Anführer ruft die Krieger zu einer Versammlung. Die Gefangenen werden in Kanus von der Insel abtransportiert. Am südlichen Ufer angekommen, teilt sich der Trupp, und Magua bewacht die Gefangenen. Mit höflichen Worten schlägt Heyward vor, die Frauen gegen Lösegeld freizulassen, doch Magua geht nicht darauf ein. Er eröffnet Cora, er sei einst ein Häuptling der Huronen gewesen und von ihnen verstoßen worden, nachdem die Blassgesichter ihm Feuerwasser gegeben hätten. Nun sei er ein Krieger der Mohawks. Er habe an der Seite von Coras Vater gekämpft, doch der habe ihn auspeitschen lassen und damit Maguas Ehre verletzt. Nun wolle er Rache üben und Cora zur Frau nehmen, damit ihr Vater immer an ihn denken müsse. Im Gegenzug für die Heirat wolle er Alice freilassen. Doch Cora lehnt diesen Vorschlag ab. Wütend hetzt Magua die anderen Indianer gegen die Gefangenen auf. Sie werden an Bäume gebunden, doch Heyward kann sich seiner Fesseln entledigen: Während er mit einem der Wilden kämpft, zerreißt ein Schuss die Luft, und der Indianer stürzt tot zu Boden.

Durchs Kriegsgebiet

Falkenauge und die beiden Mohikaner sind zurück. Sie stürzen sich auf die Huronen und liefern ihnen einen erbitterten Kampf. Chingachgook greift mit dem Messer Magua an, bis der erschlafft zu Boden sinkt. Doch plötzlich springt der Mingo wieder auf und verschwindet blitzschnell im Dickicht. Der Mohikaner skalpiert die getöteten Feinde. Auch der Psalmsänger wird befreit und beginnt gleich damit, über die "göttliche Vorsehung" zu schwadronieren. Der kleine Trupp bewegt sich anschließend wieder nordwärts in Richtung des Forts William Henry. Die Reisenden übernachten in einer verfallenen Blockhütte, einem Schauplatz früherer Kämpfe. In der Nähe des Forts treffen sie auf eine französische Schildwache, an der sie sich - dank ihrer Französischkenntnisse - vorbeibewegen können. Doch dann tötet Chingachgook den Posten kurzerhand und fügt dessen Skalp seiner Trophäensammlung hinzu. Das Fort ist heiß umkämpft, was die kleine Gruppe der Schutz Suchenden erneut in Gefahr bringt. Doch schließlich erreichen sie die Festung, und Munro kann seine Töchter in die Arme schließen.

Kapitulation der Engländer

Doch die Sicherheit im Fort ist trügerisch. Falkenauge, der auf eine Botenmission nach Fort Edward geschickt wird, wird auf dem Rückweg vom französischen Marquis Montcalm abgefangen. Schlimmer noch: Ein Brief von General Webb aus Fort Edward an Oberst Munro fällt ebenfalls den Franzosen in die Hände. Nach fünf Tagen der Belagerung gibt es einen Waffenstillstand. Montcalm bittet Munro um eine Unterredung. Der aber sendet Heyward an seiner statt. Als Heyward die feindlichen Stellungen erreicht, erblickt er ein wohl bekanntes Gesicht: Magua, der mit seinen Kriegern die Franzosen unterstützt. Der Marquis fordert die Übergabe des Forts an die Franzosen, da seine indianischen Verbündeten sonst noch mehr gereizt würden. Heyward lehnt ab. Zurück bei Munro findet er diesen in trauter Gemeinschaft mit seinen Töchtern. Die Herren besprechen die geplante Heirat von Heyward mit Alice. Eigentlich hat der alte Oberst angenommen, Heyward habe es auf Cora abgesehen. Munro erklärt, dass seine Töchter verschiedene Mütter hätten und Coras Mutter ein Mischling sei. Er beschuldigt Heyward, Cora nicht zu mögen, weil sie nicht weiß sei. Heyward weist diese Anschuldigung zurück, obwohl er sich im Innersten seinen latenten Rassismus eingestehen muss. Gemeinsam gehen die Offiziere noch einmal zum französischen Befehlshaber und stimmen der Kapitulation zu. Denn die Bedingungen der Franzosen sind fair: Die Engländer dürfen Waffen und Fahnen behalten und unbehelligt abrücken.

Massaker und Entführung

Früh am nächsten Morgen ziehen die englischen Truppen und ihre Familien aus dem Fort ab. Neben den Franzosen sehen auch die mit ihnen verbündeten Indianer zu. Sie sind ganz und gar nicht zufrieden mit diesem Ausgang des Krieges. Plötzlich ergreift ein Indianer den bunten Schal einer englischen Frau, in den sie ihr Kind hineingewickelt hat. Er zerrt daran, ergreift das Kind und zerschmettert dessen Kopf an einem Felsen. Dann spaltet er der um Gnade flehenden Mutter mit dem Tomahawk den Schädel. Magua stößt einen Kriegsschrei aus, der von den anderen erwidert wird. Mehr als 2000 Wilde stürzen hierauf aus den Wäldern hervor und richten unter den abziehenden Engländern ein furchtbares Blutbad an. Magua ergreift Alice und Cora und zerrt sie unbemerkt aus dem Kampfgetümmel. Falkenauge und die Mohikaner finden anhand von Spuren heraus, dass Magua die beiden Frauen entführt hat.

„Die Gestalt des Weißen glich, nach den Körperteilen zu schließen, welche er nicht mit dem Kleide bedeckte, jemand, der seit seiner frühesten Jugend Mühseligkeiten zu ertragen und Anstrengungen zu machen gelernt hatte.“ (über Falkenauge, S. 40 f.)

Am nächsten Tag folgen sie der Fährte der Feinde. Falkenauge will schon auf einen Indianer schießen, der in Sicht kommt, als er erkennt, dass es sich um den Psalmensänger Gamut handelt. Dieser hat sein Haar nach Art der Irokesen bis auf den Scheitel geschoren und sich mit Farbe bemalt. Während Falkenauge noch über Gamut lacht, erklärt ihm dieser, die Wilden hätten ihn freigelassen, da sie ihn wegen seines Gesangs für verrückt hielten. Die Schwestern Munro seien getrennt worden: Alice befinde sich in einem Huronenlager, während Cora bei den Delawaren sei.

Im Lager der Huronen

Chingachgook bleibt bei Oberst Munro; Heyward und Gamut wollen zu Alice ins Lager der Huronen; Falkenauge und Uncas werden versuchen, Cora aus dem Lager der Delawaren befreien. Heyward und Gamut setzen sich unerschrocken zu den Pfeife rauchenden Häuptlingen der Huronen, wobei sich Heyward als Franzose ausgibt. Plötzlich kehren einige Krieger ins Lager zurück - mit Uncas als Gefangenem. Als später auch Magua hinzukommt, erkennt er Uncas und fordert die Häuptlinge auf, den Mohikaner zu Tode zu foltern. Bei Sonnenaufgang soll er sterben.

„Ein Mingo ist und bleibt ein Mingo, und da ihn Gott einmal so erschaffen hat, so können ihn weder die Mohawks noch andere Stämme anders machen.“ (Falkenauge über Magua, S. 56)

Da die Indianer Heyward für einen Arzt halten, soll er die kranke Tochter des Häuptlings heilen. Diese befindet sich in einer nahe gelegenen Höhle. Auf dem Weg dorthin folgt ihnen ein zutraulicher Bär, der in der Höhle auch noch versucht, Gamuts schauerlichen Gesang zu imitieren. Plötzlich nimmt der Bär seinen Kopf ab: Es ist Falkenauge. Er klettert eine Wand hoch und stellt fest, dass Alice sich dahinter befindet. Doch bevor die Männer sie befreien können, betritt Magua die Höhle. Es gelingt den Weißen, ihn zu überwältigen und zu fesseln. Heyward tut so, als würde er die sterbende Squaw aus der Höhle tragen - doch es ist Alice, die er in den Armen hält. Auf diese Weise kann er mit ihr heimlich in die Wälder entkommen. Beide begeben sich ins Lager der Delawaren, während Falkenauge zu den Huronen zurückkehrt, um Uncas zu befreien, was ihm auch gelingt. Sie machen sich ebenfalls auf den Weg zu den Delawaren, um Cora zu helfen.

Der weise Häuptling Tamenund

Magua, der inzwischen in der Höhle entdeckt wurde, versucht dies zu vereiteln. Bereits am nächsten Morgen erreicht er das Lager der Delawaren. Er äußert den Verdacht, dass sich "La Longue Carabine" heimlich im Lager versteckt halte. Ob solcher Gefahr wird unter dem Vorsitz eines ehrwürdigen 100-jährigen Greises namens Tamenund eine feierliche Versammlung abgehalten. Es geht um das Schicksal Coras, Alices, Falkenauges, Heywards und Uncas’. Uncas soll die Qual der Feuerprobe erleiden, da er sich mit Falkenauge eingelassen hat. Doch eine tätowierte Schildkröte auf Uncas’ Brust bringt Tamenund dazu, seine Haltung ihm gegenüber zu revidieren: Er erkennt in ihm einen direkten Nachfahren der "großen Schildkröte", eines Delawaren von hohem Rang. Gleichzeitig wird ihm klar, dass Magua unlautere Absichten hegt. Er fordert diesen auf, zu gehen. Cora als seine rechtmäßige Squaw darf er mitnehmen. Das Angebot Falkenauges, sich selbst an Coras Stelle in Maguas Gewalt zu begeben, lehnt dieser ab. Er verlässt mit seiner Beute das Lager.

Der letzte Mohikaner

Uncas und die Delawaren führen einen Kriegstanz auf. Nach einer angemessenen Wartezeit nehmen sie die Verfolgung Maguas auf. Im Wald stößt Falkenauge auf Gamut. Dieser teilt ihm mit, dass sich Cora in einer Höhle befindet. Sie verabreden einen Angriffsplan. Falkenauges Trupp verbirgt sich im Wald. Plötzlich wird einer von Falkenauges Delawaren von hinten erschossen. Es kommt zu einem erbitterten Kamp mit den Huronen. Schließlich stoßen auch Munro und Chingachgook zu ihnen. Cora erscheint auf einem Felsen, wird aber sofort von Huronenkriegern weggezerrt. Falkenauge und Uncas verfolgen sie und werden Zeugen von Coras Widerstand. Magua stellt sie vor die Wahl: Sie soll seine Frau werden oder sterben. In diesem Augenblick springt Uncas von einem Felsen herab, um Cora zu befreien. Ein Hurone stößt Cora ein Messer ins Herz, und Magua sticht Uncas sein Messer in den Rücken. Doch Uncas richtet sich noch einmal auf und bringt Coras Mörder um, bevor Magua ihn mit drei Stichen in die Brust tötet. Magua versucht über die Felsen zu fliehen, wobei er von Falkenauge erschossen wird.

„Als Magua das Volk verließ, wurde sein Weib einem anderen Häuptling gegeben; er hat sich jetzt Freunde unter den Huronen gemacht und will zu den Gräbern seiner Väter an die Ufer des großen Sees zurückkehren. Die Tochter des englischen Häuptlings soll mit ihm gehen und für immer in seinem Wigwam leben.“ (Magua, S. 157)

Am nächsten Tag betrauern die Delawaren ihre Toten in einer Zeremonie. Sie sagen, Cora und Uncas seien nun zusammen in den ewigen Jagdgründen. Munro ist ergriffen von der Beerdigung seiner Tochter. Falkenauge drückt den Indianern gegenüber Munros Dank aus. Der weise Tamenund erklärt, auch seine Zeit sei gekommen: Am Morgen seines Lebens seien die Indianer mächtig gewesen, doch nun sei der weiße Mann der Herr über die Erde, und er müsse den Anblick des letzten der Mohikaner ertragen, eines einst so stolzen Volkes.

Zum Text

Aufbau und Stil

Das richtige Wort, um den Aufbau von Coopers Roman zu beschreiben, ist: Action. Dabei muss man darunter nicht unbedingt eine permanente Hetzjagd verstehen, die den Leser kaum zu Atem kommen lässt. Im Gegenteil: Für heutige Lesegewohnheiten scheint der Roman streckenweise gar vor sich hinzudümpeln. Dennoch sind die Akteure ständig in Bewegung; das Reisen, Fährtensuchen, Fliehen und Verfolgen bildet neben Kriegshandlungen wie Kämpfen und Belagerungen die wichtigsten Handlungselemente. Cooper reaktiviert seinen Helden aus dem früheren Roman Die Ansiedler: Falkenauge spielt hier eine ebenso große Rolle wie die Mohikaner Uncas und Chingachgook. Charaktergestaltung und -entwicklung sind allerdings Coopers Sache nicht: Es geht ihm schlicht um die Erzählung eines verwickelten, manchmal komischen, zuweilen langatmigen, aber oft auch extrem spannenden Plots. Besonders wichtig für den Aufbau des Romans sind die geographischen Details: Die Handlung spielt im heutigen Bundesstaat New York: Der Hudson-River, die Glenn-Wasserfälle und der Lake George bilden dabei die markantesten Landschaften. Coopers Stil ist meist direkt, manchmal auch etwas umständlich, voll gepackt mit Adjektiven, die für eine lebendige Beschreibung der Wildnis und der Indianer sorgen.

Interpretationsansätze

  • In der Darstellung der Indianer folgt Cooper einem bestimmten Schema: Viele von ihnen entsprechen dem Typus des "edlen Wilden", andere werden als abgrundtief böse und verschlagen geschildert. Coopers Romane beeinflussten auf verhängnisvolle Weise die öffentliche Meinung über die von ihm geschilderten Indianerstämme (Huronen = böse, Delawaren = gut), obwohl diese Charakterisierung der künstlerischen Freiheit des Autors entsprang.
  • Wenn es um die Vermischung von verschiedenen Völkern geht, vertritt Cooper ein konservatives Weltbild: Cora, die schwarzhaarige und dunkelhäutige Tochter einer Mulattin, erregt sowohl Uncas’ als auch Maguas Begierde, für den Weißen Heyward ist sie jedoch weniger attraktiv als die blonde Alice. Die sittsame, reine Alice wird am Ende mit einem Mann belohnt, während die aufmüpfige Cora den Tod findet.
  • Die Hauptfigur Falkenauge spielt eine Zwitterrolle: Er ist einerseits ein Weißer, ausgestattet mit christlicher Moral, Gewitztheit, Heldenmut und einer Aversion gegen Aberglauben. Andererseits hat er sich viele Charakterzüge und Stärken der Indianer angeeignet, ist ein guter Fährtensucher, geschickt mit seinem Gewehr und seinen Händen: ein Grenzgänger zwischen Natur und Zivilisation.
  • Die Figur des Psalmsängers David Gamut sorgt für komödiantische Einlagen, zeigt aber auch, wie lächerlich religiöser Eifer sich in der Wildnis Amerikas ausnimmt: Gamuts calvinistischer Dogmatismus erscheint im Vergleich zu Falkenauges Pragmatismus fehl am Platz.
  • Im Roman herrscht eine fast babylonische Sprachverwirrung: Fast jeder Protagonist hat gleich mehrere Namen. Natty Bumppo wird beispielsweise sowohl Falkenauge als auch Lederstrumpf und La Longue Carabine genannt, die Indianer tragen neben ihrem indianischen meist auch noch einen französischen Namen (z. B. Le Gros Serpent für Chingachgook oder Le Renard Subtil für Magua). Die Indianerstämme wiederum haben unterschiedliche Namen für die anderen Stämme. Das alles zeigt die Vielfalt der Völker und Sichtweisen auf das Fremde im Nordamerika Mitte des 18. Jahrhunderts.

Historischer Hintergrund

Der Französisch-Indianische Krieg

Die Handlung von Der letzte Mohikaner spielt vor dem Hintergrund der als Französisch-Indianischer Krieg bezeichneten Auseinandersetzungen zwischen Briten und Franzosen und deren jeweiligen indianischen Verbündeten. Sie fanden von 1754 bis 1763 in den nordamerikanischen Kolonien statt, teilweise parallel zum Siebenjährigen Krieg in Europa. Dieser Konfrontation waren bereits drei britisch-französische Kriege vorausgegangen, die aber zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt hatten. Die unterschiedlichen Stämme der Irokesen, unter ihnen die Mohawks, wurden in den anhaltenden Konflikt verwickelt, weil sie im Grenzgebiet zwischen Franzosen und Engländern lebten und insbesondere den Zugang zum strategisch günstigen Ohio-Tal für sich beanspruchten. Als die Briten 1754 den Versuch unternahmen, mit der Ohio-Company dort Fuß zu fassen, erregte dies die Aufmerksamkeit und den Widerstand der Franzosen. Diese begannen ihrerseits mit dem Bau von Forts in der Nähe des Eriesees. Nach einigen Scharmützeln brach der Krieg offen aus. Die Franzosen verbündeten sich mit einzelnen Indianerstämmen, mit deren Hilfe sie den Briten große Verluste beibrachten. Bis 1757 waren die Franzosen den Briten haushoch überlegen. Das änderte sich, als William Pitt Erster Außenstaatssekretär (entspricht ungefähr dem heutigen Amt des Premierministers) in England wurde und seine besondere Aufmerksamkeit dem Konflikt in den Kolonien widmete. In der Folge gewannen die Briten wieder neues Territorium, besiegten sogar die französische Armee unter Marquis de Montcalm 1759 in Quebec. Schließlich mussten die Franzosen kapitulieren (Pariser Friede von 1763) und ihre Besitzungen in Nordamerika an Großbritannien abtreten.

Entstehung

Cooper soll eine Anregung für den Roman von einem Mitreisenden bei einer Vergnügungsreise in die nördlichen Gebiete des Staates New York erhalten haben. Dort besichtigte man auch die Höhlen bei den Glenn-Wasserfällen. Es entstand die Idee, sie zum Schauplatz eines Romans zu machen. Cooper setzte dies in die Tat um und machte daraus das Geheimversteck seines Helden Falkenauge. Falkenauge selbst hat ebenfalls ein historisches Vorbild: Daniel Boone (1734-1820) war ein amerikanischer Nationalheld, der um 1870 die Wildnis um Kentucky erforschte, dort jagte und mehrmals von Indianern gefangen genommen wurde. Er gründete eine Siedlung namens Boonesborough. Boone prägte das Bild des frühen Trappers und stand auch optisch Pate für Falkenauge: Er trug eine Waschbärfellmütze, Lederkleidung mit Fransen und gab seiner extra langen Büchse, einer Kentucky Long Rifle, den Namen "Tick-Licker", was so viel wie "Zehenlutscher" bedeutet. Während des Unabhängigkeitskrieges wurde eine seiner Töchter von Shawnee-Indianern gekidnappt, ein Ereignis, das Cooper ebenfalls in seinem Roman aufleben lässt, auch wenn es sich hier um die Tochter von Oberst Munro handelt. Auch Letzterer hat ein reales Vorbild gleichen Namens, ebenso sind die gesamten Ereignisse um das Fort William Henry historisch verbürgt: die Belagerung unter General Montcalm, die Kapitulation am 9. August 1757 und das anschließende Massaker, das die Indianer unter den Briten anrichteten.

Wirkungsgeschichte

Der letzte Mohikaner erschien im Februar 1826 als zweiter der fünf Bände des Lederstrumpf-Zyklus und war ein großer Erfolg beim Publikum. Cooper war der erste amerikanische Autor, der die Wildheit und Weite der amerikanischen Landschaft zum Schauplatz eines Abenteuerromans machte, und dies stärkte das Nationalgefühl der amerikanischen Leser. Auch die Einführung der Indianer als Akteure war ein Novum, wenn man von François-René de Chateaubriand absieht, der die tragische Geschichte einer zwischen zwei Welten hin- und hergerissenen Halbindianerin bereits 1801 niedergeschrieben hatte (Atala). Kritiker merkten an, dass Coopers Dialoge nicht gerade lebensecht wirkten und dass die Frauengestalten eher fehl am Platze seien. Zu Coopers schärfsten Kritikern gehörte Mark Twain, der dem Autorkollegen u. a. Schlampigkeit in der Beobachtung, Beschreibung und Ausdrucksweise vorwarf. Auch irritierte Twain, dass die Geschichten meist reine Action enthielten. Andere Schriftstellerkollegen ergötzten sich jedoch an Coopers Romanen: Goethe las sie im Original, Alexandre Dumas, Karl May, Arno Schmidt und viele andere fühlten sich inspiriert. Amerikanische Autoren wie Nathaniel Hawthorne und Herman Melville eiferten Cooper nach. Mit Schriftstellern wie Jonathan Swift (Gullivers Reisen) und Daniel Defoe (Robinson Crusoe) teilt er heute das Schicksal, vor allem als Autor von Jugendromanen zu gelten.

Der Stoff von Der letzte Mohikaner schrie geradezu danach, auch auf der Leinwand das Publikum zu begeistern. Inzwischen existieren über 20 Verfilmungen, darunter Fernsehserien und abendfüllende Kinofilme aus allen Perioden der Filmgeschichte: angefangen bei D. W. Griffiths erster Version aus dem Jahr 1909 (Leather Stocking) bis zur aktuellsten Verfilmung von Michael Mann aus dem Jahr 1992 mit Daniel Day-Lewis in der Rolle des Falkenauge. Der Titel des Romans fungiert heute auch als geflügeltes Wort: Als "der letzte Mohikaner" gilt häufig der letzte Überlebende einer Klasse von Menschen mit bestimmten Grundsätzen oder Meinungen.

Über den Autor

James Fenimore Cooper wird am 15. September 1789 in Burlington im Staat New Jersey geboren. Sein Vater hat einige Jahre zuvor die Pionierkolonie Cooperstown am Lake Otsego gegründet, wohin die Familie ein Jahr nach James’ Geburt übersiedelt. James ist das elfte von insgesamt zwölf Kindern. Mit elf Jahren bekommt er in Albany seinen ersten Unterricht von einem Pfarrer. Zwei Jahre später studiert er am College in Yale. Bereits 1805 geht er zur Marine und bereist auf dem Segelschiff "Sterling" Europa. Sechs Jahre bleibt er der Marine treu, wird Kadett und verbringt seine Dienstzeit auf den großen nördlichen Seen Amerikas, insbesondere dem Ontariosee. 1811 heiratet Cooper, verbringt die nächsten zwölf Jahre in Cooperstown und übersiedelt dann nach New York. Hier beginnt er mit 30 Jahren zu schreiben, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: Nach der Lektüre eines englischen Gesellschaftsromans meint er, selbst einen besseren schreiben zu können. Der Erfolg seines Erstlings gibt ihm noch nicht unbedingt Recht: Precaution (1820) ist nicht gerade ein Bestseller. Doch Cooper hat Gefallen am Schreiben gefunden: The Spy (Der Spion, 1821) bekommt schon viel Beifall, greift der Autor doch hier auf ein ihm vertrautes Setting zurück: die Geschichte eines Spions in den Diensten George Washingtons. Ab 1823 erscheinen in lockerer Folge die fünf Lederstrumpf-Romane, die Coopers Namen auch in Europa bekannt machen: The Pioneers (Die Ansiedler, 1823), The Last of the Mohicans (Der letzte Mohikaner, 1826), The Prairie (Die Prärie, 1827), The Pathfinder (Der Pfadfinder, 1840) und The Deerslayer (Der Wildtöter, 1841). Dazwischen macht sich Cooper auf eine mehrjährige Reise nach Europa; der dritte Lederstrumpf-Roman erscheint in Paris. 1848 unternimmt er eine Studienreise in den Mittelwesten, ansonsten aber verlässt er Cooperstown kaum noch. Er stirbt dort am 14. September 1851. Neben seinen Romanen wird Cooper auch durch Reiseberichte und Erzählungen bekannt und gehört zu den wichtigsten Autoren der amerikanischen Literatur seiner Zeit.

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