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Der Schrei der Eule
Buch

Der Schrei der Eule

New York, 1962
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 2009 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Kriminalroman
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Mehr als ein Meisterkrimi

Der Schrei der Eule beginnt ruhig, fast beschaulich, dann wird die Stimmung langsam bedrückend, und schließlich kommt es Schlag auf Schlag. Patricia Highsmiths berühmter Kriminalroman ist ein Beispiel erzählerischer Ökonomie und Doppelbödigkeit. Neben einer enorm spannenden Story gelingt der Autorin auch ein eindringliches Sittenbild ländlicher Intoleranz und eine bewegende Schilderung der Atemnot, die diese auslösen kann. Der Protagonist, ein depressiver Sonderling, erweckt das Mitleid des Lesers und bleibt ihm doch seltsam fremd. Im fehlenden Talent, das Leben zu meistern, und der interesselosen Sprödigkeit dieses Antihelden verbirgt sich ein Stück von Patricia Highsmiths eigenem existenziellem Pessimismus. Halbwegs sympathisch kommen nur die Romanfiguren rüber, die dem Tod auf die eine oder andere Weise nahestehen. Vom gewöhnlichen Volk zeichnet Highsmith dagegen ein trostloses Bild: Es ist feige und missgünstig, steckt voller Vorurteile und verstößt den Einzelgänger eher, als dass es ihn verstünde. Einmal zu den Krimiautoren gezählt, wurde Patricia Highsmith lange unterschätzt. Inzwischen steht ihr literarischer Rang außer Zweifel – nicht zuletzt dank dem Schrei der Eule.

Zusammenfassung

Ein Blick ins fremde Glück

Robert Forester, Angestellter einer Firma für Luftfahrttechnik im US-Bundesstaat Pennsylvania, fährt nach Feierabend nicht gleich nach Hause. Einige Meilen außerhalb seines Arbeits- und Wohnorts Langley stellt er den Wagen nahe einem allein stehenden Haus ab. Im Schutz der winterlichen Dunkelheit beobachtet er eine junge Frau, die hinter dem Fenster alltäglichen Verrichtungen nachgeht. Dies hat er andere Abende auch schon gemacht. Eigentlich möchte er damit aufhören, um nicht irgendwann von der Polizei als Spanner verhaftet zu werden. Doch er beobachtet die Frau nicht mit lüsternen Augen, sondern genießt vor allem den Eindruck häuslicher Zufriedenheit, den sie ausstrahlt. Dieses Bild tut dem oft depressiv gestimmten Robert gut. Seine letzte seelische Krise liegt noch nicht lange zurück: Erst vor ein paar Monaten verließ er New York tief deprimiert und zog ins ländliche Langley. Die Scheidung von seiner Exfrau Nickie ist noch anhängig.

Ein paar Tage später zieht es Robert abermals vor das Haus der fremden Frau. Diesmal entdeckt sie ihn. Zunächst erschrickt sie, doch Robert, der sein Verhalten...

Über die Autorin

Patricia Highsmith wird am 19. Januar 1921 in Fort Worth, Texas, geboren und wächst nach der Scheidung der Eltern bei ihrer Großmutter auf. 1934 zieht sie mit Mutter und Stiefvater nach New York. Nach der Highschool studiert sie Englische Literaturwissenschaft am renommierten Barnard College, das nur Frauen offensteht. Außerdem belegt sie Kurse in Zoologie, Griechisch und Latein. Schon in der Schulzeit schreibt sie Geschichten und zeichnet viel. Ab 1943 arbeitet sie als Comictexterin und Illustratorin. Die Modezeitschrift Harper’s Bazaar veröffentlicht im August 1945 ihre Kurzgeschichte The Heroine. Daraufhin erhält sie ein Stipendium für die Künstlerkolonie Yaddo, wo sie große Teile ihres ersten Romans Strangers on a Train (Zwei Fremde im Zug) schreibt. Der Erstling ist außerordentlich erfolgreich und wird 1951 von Alfred Hitchcock verfilmt. 1953 schreibt Patricia Highsmith unter dem Pseudonym Claire Morgan eine lesbische Liebesgeschichte mit Happy End, The Price of Salt (Salz und sein Preis). Sie wird millionenfach verkauft. Die frühen Erfolge verschaffen ihr finanzielle Unabhängigkeit, die sie für ausgedehnte Reisen nach Europa nutzt. Tom Ripley ist die Hauptfigur in fünf ihrer Romane. Highsmith ist aber auch jenseits der Ripley-Bücher ungemein produktiv und verfasst insgesamt 22 Romane sowie eine Vielzahl von Kurzgeschichten und Essays. 1963 siedelt sie definitiv nach Europa über, zunächst in das süditalienische Künstlerdorf Positano, dann nach England. Von 1967 bis 1981 lebt sie in der Nähe von Fontainebleau in Frankreich, bevor sie in die italienische Schweiz zieht. So oft wie sie ihren Wohnort wechselt, so unstet ist auch das Liebesleben der lesbischen Autorin. Sie hat eine Vielzahl von Beziehungen zu Frauen, die meistens nach ein bis zwei Jahren in einem emotionalen Fiasko enden. Highsmith lebt sehr zurückgezogen und meidet öffentliche Auftritte und Interviews. Überliefert ist neben ihrem Hang zum Alkohol ihre ausgeprägte Tierliebe, besonders für Katzen und Schnecken. Von 1981 bis zu ihrem Tod lebt Patricia Highsmith in Tegna im Tessin. Sie stirbt am 4. Februar 1995 in einem Krankenhaus in Locarno an Krebs.


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