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Der Sturm

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Der Sturm

dtv,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Zauberei auf einer sturmumbrausten Insel: Shakespeares letzte „Romance“.


Literatur­klassiker

  • Tragikomödie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Ein Spiel um Magie und Rache

Das Drama Der Sturm gehört zu Shakespeares komplexesten Stücken, obwohl es, oberflächlich betrachtet, sehr einfach gestrickt ist: Ein entmachteter Herzog beschwört mithilfe seines magischen Dieners einen Sturm herauf, um seine Feinde auf seine Insel zu locken und sich grausam an ihnen zu rächen – und um seine Tochter mit dem Prinzen zu verkuppeln. Der Plan ist klar, die Ausführung zauberhaft: Mit vielen magischen Tricks entfesselt Prospero, der von Interpreten gern als Alter Ego Shakespeares betrachtet wird, ein Illusionsspiel sondergleichen und entgeht dabei souverän den Attacken versoffener Schiffbrüchiger und fischschuppiger Ungeheuer. Zu Shakespeares Zeit bot sich das Bild der einsamen Insel geradezu als Projektionsfläche für Ängste an: Man grauste sich vor den fremden Völkern, von denen die Seefahrer berichteten. Obwohl uns dieses Gefühl mit der immer weitergehenden Erschließung der Welt abhandengekommen ist, gehört Der Sturm auch für heutige Leser zu Shakespeares faszinierendsten Werken.

Take-aways

  • Shakespeares Spätwerk Der Sturm gehört zu seinen beliebtesten Dramen.
  • Inhalt: Prospero, früher Herzog von Mailand, lebt mit seiner Tochter Miranda auf einer einsamen Insel, wohin er wegen einer Intrige seines Bruders fliehen musste. Mithilfe des Luftgeistes Ariel entfesselt er einen Sturm, der seinen Bruder, den König von Neapel und dessen Sohn Ferdinand auf der Insel stranden lässt. Prospero lässt die Schiffbrüchigen seine Zauberkräfte spüren, führt Miranda und Ferdinand als Liebespaar zusammen und erhält am Ende sein Herzogtum zurück.
  • Zentrale Themen sind Gerechtigkeit, Verrat, Rache, Macht und Unterwerfung.
  • Die Einheit von Ort und Zeit wird gewahrt: Die Handlung spielt allein auf Prosperos Insel und in Echtzeit.
  • Prospero steuert die Handlung wie ein Bühnenautor. Er wird darum als Shakespeares Alter Ego gedeutet.
  • Auf der Insel ist nichts so, wie es scheint: Auch auf den ersten Blick negative Figuren sind ironisch gebrochen und können als gut oder böse interpretiert werden.
  • Shakespeare verfasste die Komödie vermutlich 1610/11 und brachte sie im November 1611 vor König Jakob I. zur Aufführung.
  • • Er ließ sich von realen Ereignissen inspirieren: Das Schiff „Sea Venture“ strandete 1609 auf den Bermudas, nachdem es in einen heftigen Sturm geraten war.
  • Das Drama wurde mehrmals adaptiert, vertont und verfilmt.
  • Zitat: „Wir sind vom Stoff, aus dem die Träume sind; und unser kleines Leben beginnt und schließt ein Schlaf.“

Zusammenfassung

Prosperos Zaubermacht

Ein Schiff auf hoher See. Blitze zucken. Donner grollt. Ein gewaltiger Sturm wühlt das Meer auf. Der Kapitän und der Bootsmann mobilisieren die Besatzung, die alle Hände voll zu tun hat und versucht, das Schiff vor dem Sinken zu bewahren. Mitten in diesem Chaos betreten die Passagiere das Deck: Es sind Alonso, der König von Neapel, sein Bruder Sebastian, Alonsos Sohn Ferdinand, Antonio, der Herzog von Mailand, und Gonzalo, ein weiser Ratsherr. Der Bootsmann schickt die edlen Herren unter Deck, wo sie betend das Ende erwarten.

„Ein stolzes Schiff, das doch / Manch gute Kreatur trug sicher – Stück / um Stück zerschmettert!“ (Miranda, S. 15)

Szenenwechsel: Auf einer Insel beobachten Prospero und seine Tochter Miranda das Schauspiel auf See. Miranda ist besorgt, den Seefahrern könnte etwas zustoßen. Prospero, der offenbar für die Entfesslung des Sturms verantwortlich ist, versichert ihr jedoch, dass niemand ums Leben kommen werde. Er hält den gegenwärtigen Zeitpunkt für geeignet, Miranda zu erzählen, wer sie und er wirklich sind. Vor zwölf Jahren war Prospero der Herzog von Mailand und Miranda eine Prinzessin. Damals begann er jedoch, seine Amtsgeschäfte zu vernachlässigen und stattdessen alte Bücher über die geheimen Künste der Zauberei zu studieren. Prosperos Bruder Antonio intrigierte gegen ihn, verbündete sich mit dem König von Neapel und griff mit einer Armee Mailand an, worauf Prospero und die kleine Miranda in einem Boot flohen. Lediglich der treue Gonzalo half ihnen mit Kleidung, Nahrung und einigen Büchern aus Prosperos Bibliothek. So gelang ihnen die Flucht auf die Insel. Das Schicksal, so Prospero, hat ihm nun seine alten Feinde ausgeliefert. Miranda wird plötzlich müde und schläft ein.

„Zwölf Jahre sind’s, mein Kind, zwölf Jahre sind’s, / Herzog von Mailand war dein Vater damals und / Ein Fürst allmächtig.“ (Prospero zu Miranda, S. 17)

Prospero ruft nach seinem Diener, dem Luftgeist Ariel. Dieser erscheint und erklärt, er habe den Sturm so entfesselt, wie Prospero es gewünscht habe. Niemand sei verletzt worden, die Reisenden seien über die Insel verstreut, der Königssohn sei allein und die Mannschaft in einen tiefen Schlaf gefallen, das Schiff sei jedoch sicher im Hafen vertäut. Der Rest der Flotte sei nach Hause gesegelt, im Glauben, das Schiff des Königs sei verloren. Prospero ist zufrieden mit Ariel, der die Gelegenheit nutzt, um wieder einmal um seine Freiheit zu bitten. Das macht Prospero ärgerlich: Er erinnert Ariel daran, dass er ihn aus dem Stamm einer Fichte befreit hat, als er auf die Insel kam. In diese Fichte hatte ihn die Hexe Sycorax verbannt, weil er ihre grausamen Befehle nicht länger ausführen wollte. Die Hexe starb und er wäre für immer eingesperrt geblieben, wenn Prospero ihn nicht befreit hätte. Kleinlaut entschuldigt sich Ariel und gelobt, ohne Murren seinem Meister zu dienen. Prospero verlangt, dass er sich in eine Meeresnymphe verwandle: unsichtbar für alle Menschen außer für Prospero selbst.

Das Monster und der Prinz

Prospero weckt Miranda. Gemeinsam wollen sie mit ihrem Sklaven Caliban, dem missgestalteten Sohn der Hexe Sycorax, dessen Aufgaben besprechen. Miranda fürchtet sich vor dem Unhold, der die beiden übellaunig empfängt. Er beschwert sich darüber, dass er – der eigentliche Herr der Insel – von Prospero zum Diener degradiert wurde. Früher, kurz nach Prosperos Ankunft, sei der Zauberer milder mit ihm umgegangen und Caliban habe ihm gern geholfen. Prospero erinnert Caliban daran, dass er sich seinen Sturz selbst zuzuschreiben habe, denn er habe sich an Miranda vergehen wollen.

„Zum Gruß, mein Meister! Herr, zum Gruß! Ich komm / Willfährig deinem Wolln, sei’s fliegen, schwimmen, / In die Feuer tauchen, reiten auf / Den Wolkenschafen.“ (Ariel zu Prospero, S. 27)

Ariel stimmt ein Lied an und lockt damit den auf der Insel herumirrenden Ferdinand in Prosperos und Mirandas Nähe. Die Tochter des Zauberers hat außer ihrem Vater und dem entstellten Caliban noch nie einen Mann gesehen: Sie verliebt sich vom Fleck weg in den Prinzen. Prospero ist darüber entzückt, versucht aber, die Frischverliebten noch ein wenig auf die Probe zu stellen: Er beschuldigt Ferdinand, nur vorzugeben, der Prinz von Neapel zu sein, und droht ihm, ihn gefangen zu nehmen. Als dieser daraufhin tapfer das Schwert zieht und Miranda um die Freiheit des Prinzen fleht, sieht Prospero, dass sein Plan aufgeht. Er lähmt Ferdinand mit einem Zauber und führt ihn weg. Im Geheimen dankt er Ariel und weist ihm eine neue Aufgabe zu.

Unterwegs mit Schiffbrüchigen

Unterdessen irren Alonso, Gonzalo, Sebastian, Antonio und andere Schiffbrüchige über die Insel. Während der König gedrückter Stimmung ist, versucht der unerschütterliche Optimist Gonzalo ihm deutlich zu machen, mit welchem Glück sie dem Tod entronnen sind. Es wird klar, dass sie auf der Heimreise von Afrika waren, als der Sturm sie überraschte. Dort hat Alonso seine Tochter mit dem König von Tunis vermählt, was er nun herzlich bereut. Als Ariel süße Musik spielt, schläft die ganze Gesellschaft ein – bis auf Sebastian und Antonio. Dieser bringt den Bruder des Königs auf eine Idee: Da die Prinzessin ins weit entfernte Tunis verheiratet wurde, Prospero verjagt und der Prinz ertrunken sei, käme die Thronfolge nun an ihn. Die Gelegenheit sei günstig, den König zu ermorden. Sebastian zaudert, lässt sich aber schließlich von der Verlockung auf die Herrschaft verführen. Beide Männer ziehen ihre Schwerter. Doch Ariel weckt Gonzalo, der daraufhin alle anderen Männer warnt. Sebastian und Antonio erzählen schnell eine wilde Geschichte von angreifenden Tieren.

„Kannst ihm das Hirn zertreten, / Wenn du die Bücher hast; ihm auch mit Knüppeln / Den Schädel knacken, Pflöcke ins Gedärm / Ihm rennen, Messer in die Gurgel stechen.“ (Caliban zu Stephano über Prospero, S. 105)

Caliban stapft mit einer Menge Feuerholz auf den Schultern über die Insel. Er schimpft lauthals über Prospero und über die Plagen, die ihm dessen Geister zufügen. Da erblickt er einen Mann, den er sofort für einen dieser Geister hält, und versteckt sich unter seinem Umhang. Es handelt sich aber bloß um einen der Schiffbrüchigen, den Spaßmacher Trinculo, der fürchtet, dass das Unwetter zurückkehrt, und nach Schutz sucht. Er entdeckt Caliban, weiß nicht so recht, ob es sich um einen Fisch oder einen Menschen handelt, und stellt sich vor, dass er mit so einem Wilden in einem Kuriositätenkabinett in England gutes Geld machen könnte. Als es aber zu donnern und zu stürmen beginnt, schlüpft er schnell zu dem bibbernden Sklaven unter den Umhang. In diesem Augenblick betritt der angetrunkene Mundschenk Stephano singend die Szene und hält die beiden Männer unter dem Umhang für ein vierbeiniges Monster. Er gießt Caliban Alkohol in den Mund und wundert sich, dass offensichtlich ein anderer Mund seinen Namen ruft. Schließlich krabbelt Trinculo hervor. Die beiden Männer umarmen sich und erzählen sich, wie sie den Sturm überlebt haben. Caliban, vom Alkohol in Hochstimmung versetzt, gelobt, den beiden Männern als Sklave zu dienen und ihnen die Insel zu zeigen.

Der Plan des Monsters

Ferdinand schichtet mehrere Balken Holz auf, so wie Prospero es ihm aufgetragen hat. Sein Dienst fällt ihm nicht schwer, weil er ihn für die schöne Miranda ausführt. Diese erscheint und bittet Ferdinand, sich auszuruhen. Obwohl es der Vater verboten hat, verrät Miranda Ferdinand ihren Namen. Ferdinand seinerseits verrät ihr, dass er ein Prinz ist, vielleicht sogar ein König, falls sein Vater den Sturm nicht überlebt hat. Die beiden verlieren sich in Liebesschwüren. Prospero, der das Ganze aus der Ferne beobachtet, ist zufrieden.

„Habt keine Angst; die Insel ist voll Klang, / Voll Tönen, Liedern, die erfreun und niemand wehtun.“ (Caliban zu Stephano und Trinculo, S. 107)

Caliban streift mit den beiden Schiffbrüchigen über die Insel, wobei sie dem Alkohol weiter zusprechen. Caliban berichtet, dass Prospero ihm seine Insel gestohlen habe – mit Magie. Er wünscht sich, dass Stephano Prospero töte und sich selbst zum Herrn über die Insel erhebe – Caliban werde ihm treu und ergeben dienen. In diesen Mordplan mischt sich Ariel ein: Unsichtbar nennt er erst Caliban und dann Stephano einen Lügner, und beiden kommt es vor, als hätte Trinculo sie der Lüge bezichtigt. Stephano verpasst dem Spaßmacher einen Hieb. Kurz darauf vertragen sich die beiden aber wieder, denn sie sind von dem Plan, Prospero zu töten und die schöne Miranda für Stephanos Bett zu gewinnen, gleichermaßen angetan. Caliban will sie zu Prospero führen, der um diese Zeit seinen Mittagsschlaf hält. Zuerst soll Stephano jedoch Prosperos magische Bücher zerstören und erst dann den Zauberer ermorden. Auf dem Weg zu Prosperos Unterschlupf werden die beiden Männer von seltsamen Klängen erschreckt. Caliban beruhigt sie: Die Insel sei voller Musik, vor der man sich nicht fürchten müsse.

Festmahl mit einer Harpyie

Alonso, Gonzalo, Sebastian und Antonio betreten die Szene. Gonzalo ist müde und bittet um Rast. Auch der König spürt Zeichen der Müdigkeit. Die beiden Verräter Antonio und Sebastian schwören sich, den nächsten Moment der Schwäche des Königs auszunutzen. Da erklingt plötzlich eine seltsame Musik und wundersame Gestalten bereiten vor den vier Gestrandeten eine prächtig geschmückte und gedeckte Tafel. Erst zögern sie, dann wollen sie zugreifen. Da blitzt es und Ariel erscheint in Gestalt einer Harpyie, die sich auf dem Banketttisch niederlässt. Die Harpyie beschuldigt die Männer, Prospero aus Mailand vertrieben zu haben. Doch das Meer und der Sturm hätten sich nun gerächt, indem sie Alonso den Sohn genommen hätten.

„Ihr seid drei Mann der Sünde, die das Schicksal (...) die nimmersatte See / Ausspucken hieß, euch drei; hier auf die Insel, / Vom Menschen unbewohnt, weil unter Menschen / Zu leben ihr nicht taugt.“ (Ariel zu Alonso, Sebastian und Antonio, S. 115)

Als Ariel wieder verschwunden ist, räumen die seltsamen Geister den Banketttisch ab und lassen Alonso wie vom Donner gerührt zurück: Der Name Prosperos, seine Schuld und der von Ariel verkündete Tod seines Sohnes stürzen ihn in tiefes Leid, sodass er sich selbst danach sehnt, im Meer zu ertrinken. Mit diesem Vorsatz geht er ab. Gonzalo schickt ein paar Männer aus der Gruppe, um ihn daran zu hindern. Prospero, der Ariels Auftritt unsichtbar beobachtet hat, ist einmal mehr sehr zufrieden mit seinem luftigen Diener.

Hochzeitsvorbereitungen

Prospero erklärt Ferdinand, dass er ihn so hart arbeiten ließ, um seine wahren Absichten zu prüfen: Er wollte wissen, ob er es ehrlich meine mit Miranda. Nun, da er die Prüfung bestanden hat, gibt Prospero seine Tochter dem Prinzen gern zur Frau. Er mahnt ihn jedoch, dem Mädchen vor der Hochzeitszeremonie nicht die Jungfräulichkeit zu rauben. Ariel wird instruiert, mit seinen Geistern ein Maskenspiel zur Feier des Verlöbnisses aufzuführen: Darin treten Ceres, die mythische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit, Juno, die Göttin der Ehe und der Geburt, sowie deren Botin Iris auf. Ferdinand ist hingerissen und wünscht sich, auf der Insel zu bleiben. Doch dann unterbricht Prospero jäh das Spiel der Geister und schickt sie fort. Er hatte vergessen, dass er Caliban und den beiden Schiffbrüchigen, die ihm nach dem Leben trachten, eine Falle stellen wollte. Mit tiefsinnigen Worten über die Welt, die genauso flüchtig und wolkig sei wie das Schauspiel der Geister, entschuldigt er sich bei den beiden Liebenden und schickt sie in seine Wohnzelle.

„Wir sind vom Stoff, / Aus dem die Träume sind; und unser kleines Leben / Beginnt und schließt ein Schlaf.“ (Prospero, S. 133)

Ariel berichtet, dass er Caliban, Stephano und Trinculo erst in die Irre und dann in den Jaucheteich neben der Zelle geführt habe. Auf Prosperos Geheiß werden kostbare Kleider als Köder ausgelegt, um die beiden Schiffbrüchigen abzulenken. Der Plan geht auf: Als die drei vom Jauchetümpel in die Nähe der Kleider kommen, sind sie von den edlen Stoffen so gebannt, dass sie sie stehlen wollen. Caliban mahnt sie, den Mordplan auszuführen, doch in diesem Moment stürmen von Ariel und Prospero angefeuerte Hunde auf die Diebe zu und hetzten sie davon.

Schöne neue Welt

Prospero freut sich darüber, dass sein Zauber so erfolgreich ist. Ariel berichtet ihm, König Alonso und sein Gefolge steckten im Lindenhain nahe Prosperos Zelle fest und seien allesamt in einem jämmerlichen Zustand. Wäre er ein Mensch, sagt Ariel, müsste er sie bedauern. Auch Prospero will seine Rachepläne nicht zum Äußersten führen: Wenn die Missetäter geläutert seien und die Schuld bereuten, wolle er seinen Stab zerbrechen, seine Bücher im Meer versenken und fortan der Magie abschwören. Prospero zeichnet einen magischen Kreis auf den Boden, in den die von Ariel herbeigeholten Schiffbrüchigen um Alonso und Gonzalo tappen und gebannt sind. Prospero zieht seine alten Kleider an und gibt sich als der rechtmäßige Herzog von Mailand zu erkennen. König Alonso bittet sogleich um Vergebung für das Komplott und gibt dem Verstoßenen sein Herzogtum zurück. Die Reue wird von Prospero wohlwollend aufgenommen. Nachdem Alonso den Verlust des Sohnes beklagt hat, zieht Prospero einen Vorhang beiseite, und Miranda und Ferdinand werden sichtbar, eine Partie Schach spielend. Alonsos Freude über den wiedergefundenen Sohn und dessen zukünftige Frau ist groß.

„Nun strebt mein Schmelzwerk zum Gerinnungspunkt. / Mein Zauber hält, die Geister dienen und die Zeit / Trägt leicht und aufrecht ihre Last.“ (Prospero, S. 143)

Miranda staunt über die vielen Menschen. Ariel erscheint mit dem Bootsmann und dem Skipper im Schlepptau, die berichten, das Schiff sei in bestem Zustand und abreisebereit. Augenzwinkernd erklärt Ariel Prospero, er habe das Schiff flottgemacht. Nun erhält er einen neuen Auftrag: Er soll Caliban, Trinculo und Stephano zu der Gesellschaft führen, wo sie die gestohlenen Kleider zurückgeben müssen. Caliban soll Prosperos Zelle reinigen, um dessen Verzeihung zu erlangen. In der kommenden Nacht will Prospero den Gästen von seiner Zeit auf der Insel berichten, mit ihnen am nächsten Morgen nach Neapel aufbrechen und dort Ferdinands und Mirandas Hochzeit feiern. Ariel, seinem luftigen Diener, schenkt er die Freiheit. Prosperos letzter Wunsch, da er jetzt nicht mehr zaubern kann: günstige Winde für die Heimreise.

Zum Text

Aufbau und Stil

Im Unterschied zu vielen anderen von Shakespeares Dramen ist die klassische Einheit des Ortes und der Zeit (wenn auch nicht die der Handlung, denn es gibt Nebenhandlungen) im Sturm gewahrt: Schauplatz ist Prosperos Insel, und was dargestellt wird, geschieht in Echtzeit, innerhalb von drei Stunden. Alle fünf Akte erfüllen ihren klassischen Zweck: Der erste stellt alle handelnden Personen vor. Im zweiten Akt wird der Konflikt aufgebaut, in Form einer doppelten Intrige: die eine von Antonio und Sebastian gegen Alonso, die andere von Caliban, Trinculo und Stephano gegen Prospero. Im dritten Akt kulminiert die Handlung in der Konfrontation mit der Harpyie und der weiteren Verdichtung des Mordkomplotts Calibans. Der vierte Akt zelebriert die Liebe zwischen Miranda und Ferdinand und verzögert so die Haupthandlung. Im fünften schließlich wird alles aufgelöst und zu einem guten Ende geführt. Shakespeare verwendet vor allem für Prospero den Monolog als rhetorisches Mittel: Dabei spricht der Protagonist zu sich selbst und enthüllt den Zuschauern seinen inneren Antrieb. Das Stück ist mehrheitlich in klassischen, fünfhebigen Jamben geschrieben, wobei Shakespeare zuweilen auch Prosa einstreut, vor allem dann, wenn er Figuren wie etwa Caliban die erhabene Sprache verweigert.

Interpretationsansätze

  • Der Sturm gehört zu Shakespeares romantischen Komödien, den so genannten „Romances“ (manche sprechen hier aber auch von Tragikomödien). Es gibt ein Liebespaar, das aber nicht im Mittelpunkt steht; wichtiger sind die Themen Verrat, Rache, Macht und Unterdrückung, die allerdings zu einem guten Ende geführt werden.
  • Ist Prospero gerecht? Diese Frage bleibt lange in der Schwebe. Zunächst erheischt er als vertriebener Herzog das Mitgefühl des Publikums, dann jedoch erscheint er als rachsüchtiger Unmensch, der scheinbar ein ganzes Schiff opfert, um seine Feinde in die Hände zu bekommen.
  • Auch Caliban, dessen Name wohl nicht zufällig an die Kannibalen erinnert, ist ein widersprüchlicher Charakter. Er spiegelt, ja parodiert andere Figuren: Sein Schicksal teilt er mit Prospero, weil er seiner Insel beraubt wurde, doch dann verhält er sich genauso herrschsüchtig wie Antonio. Sein Versuch, mit Stephano und Trinculo Prospero zu töten, ähnelt Sebastians und Antonios Intrige gegen Alonso. In Bezug auf Miranda ist Caliban ein düsteres Spiegelbild Ferdinands: Während der Prinz Miranda heiraten möchte, will Caliban sie vergewaltigen – um die Insel mit vielen kleinen Calibans zu bevölkern.
  • Prospero als Shakespeares Alter Ego – diese autobiografische Interpretation liegt nahe und wird vor allem durch den Epilog des Dramas gestützt, in dem sich Prospero ans Publikum wendet und um dessen Gunst bittet. Aber auch innerhalb des Dramas drängt sich der Vergleich auf: Ähnlich einem Theaterautor treibt Prospero die Handlung voran. Mit seinen magischen Tricks beeinflusst er Mensch und Umwelt innerhalb seines Einflussbereichs.
  • Das Stück strotzt nur so vor Dualitäten: weiße und schwarze Magie, der Zusammenprall primitiver und fortschrittlicher Zivilisationen, christliche Ethik vs. neuplatonische Ideale. Gemäß einer psychoanalytischen Deutung kämpft Prospero mit seiner dunklen, brutalen Seite (Caliban) und seinem sensiblen, engelhaften Ich (Ariel) um die Ganzheit und Vollkommenheit seiner Seele.

Historischer Hintergrund

Magie und Hexenglauben unter Jakob I.

Shakespeares Sturm wurde unter der Regentschaft von König Jakob I. (englisch James) uraufgeführt, der den englischen Thron 1603 als Nachfolger der kinderlosen Königin Elisabeth I. bestieg. König Jakob I., Sohn der schottischen Königin Maria Stuart, regierte zugleich als Jakob VI. von Schottland und führte den Begriff „Großbritannien“ für die Union beider Königreiche ein, denen er mit dem Union Jack auch eine gemeinsame Flagge gab. Die tatsächliche Vereinigung der beiden Länder gelang ihm jedoch nicht. Jakob I. hatte große Probleme mit dem Einfluss des Parlaments auf die Regierungsgeschäfte. Der Mitbestimmungswille der Parlamentarier stand im Widerspruch zu seiner Vorstellung eines gottgewollten Königtums. 1605 entkamen er und das Parlament der so genannten Schießpulververschwörung, bei der englische Katholiken das Parlament mitsamt der königlichen Familie in die Luft sprengen wollten. 1622 löste der König das Parlament dann selbst auf, nachdem es Differenzen bezüglich der Heiratspläne seines Sohnes gab.

Jakob I. war sehr an Übersinnlichem und am Hexenwesen interessiert. Dieses Interesse wurzelte vermutlich in seinem Besuch in Dänemark, wo er 1589 Anna von Dänemark zur Frau nahm, worauf die beiden auf See in einen heftigen Sturm gerieten. Dieser Sturm sei das Werk von Hexen gewesen, behaupteten die Initiatoren der Hexenprozesse von North Berwick, die 1590 in der schottischen Küstenstadt stattfanden und in deren Verlauf mehr als 100 vermeintliche Hexen gefoltert und getötet wurden. Jakob I. übernahm sogar selbst die Befragung der Hauptverdächtigen. 1597 schrieb der König ein Buch mit dem Titel Daemonologie und verschärfte anschließend die Hexengesetzgebung in England und Schottland. Shakespeares Sturm erinnert nicht nur mit seinem Sturmereignis an die Erlebnisse Jakobs I., auch der Glaube an Übersinnliches und Zauberei findet darin Widerhall.

Entstehung

Shakespeare verfasste den Sturm vermutlich in den Jahren 1610/11. Nachgewiesen ist eine Aufführung im Palast von Whitehall vor König Jakob I. am 1. November 1611 und eine weitere anlässlich der Hochzeit von Jakobs Tochter Elisabeth eineinhalb Jahre später. Die Quellenlage ist vielfältig. Das Thema der Absetzung eines Herzogs Prospero ist in der History of Italy von William Thomas zu finden. Montaignes Essay Of the Canibals in der englischen Übersetzung von 1603 wurde von Shakespeare passagenweise übernommen. Eine wichtige Quelle scheint auch William Stracheys A True Reportory of the Wracke, and Redemption of Sir Thomas Gates Knight zu sein: Dabei handelt es sich um einen Augenzeugenbericht, der beschreibt, wie das Flaggschiff der Virginia Company, die „Sea Venture“, auf dem Weg nach Virginia 1609 in einen Sturm geriet, fast sank und auf den Bermudainseln strandete. Die Bermudas wurden bereits 1503 entdeckt und galten aufgrund der vielen Riffe als Teufelsinseln; sie waren eine ideale Projektionsfläche für Geisterglauben und Seemannsgarn. Obwohl Der Sturm eines der letzten Stücke von Shakespeare ist, steht es als erstes Werk in der Folio-Druckausgabe von 1623. Die Herausgeber räumten dem Drama damit einen besonderen Rang ein.

Wirkungsgeschichte

Die Wirkung des Dramas auf Film, Literatur und Musik war und ist erstaunlich vielfältig. Sicherlich am bekanntesten ist die Verwendung von Mirandas Ausruf im fünften Akt („Wie schön die Menschheit ist! O schöne, neue Welt, die solche Wesen trägt!“) als Romantitel durch Aldous Huxley (Schöne neue Welt, 1932). Der amerikanische Science-Fiction-Autor Tad Williams erzählt in seinem Roman Die Insel des Magiers (2005) die Geschichte aus der Perspektive des Monsters Caliban. Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 17 in d-Moll (1802) erhielt den Beinamen „Sturm“, da der Komponist einmal erwähnt haben soll, dass man Shakespeares Drama lesen solle, wenn man das Stück verstehen wolle. Peter Tschaikowski machte aus dem Drama eine Fantasie nach Shakespeare für Orchester (1873). Für verschiedene moderne Opern wurde das Drama zur Librettogrundlage, beispielsweise für Die Zauberinsel von Heinrich Sutermeister (1942), Der Sturm von Frank Martin (1956) und The Tempest von Thomas Adès (2004). Berühmt ist außerdem die Verfilmung Prosperos Bücher (1991) von Peter Greenaway.

Sogar im modernen Musical ist das Stück angekommen: 2011 kam der Sturm mit Kompositionen von Heinz Rudolf Kunze in den Herrenhauser Gärten bei Hannover zur Uraufführung. Eine aktuelle Verfilmung von Julie Taymor aus dem Jahr 2010 brachte das Schauspiel weitgehend textgetreu auf die Leinwand – machte allerdings aus dem Zauberer Prospero eine Frau: Diese „Prospera“ wird von der britischen Oscar-Preisträgerin Helen Mirren verkörpert. Fast schon skurril erscheint das Verbot des Schauspiels an einigen Schulen im amerikanischen Bundesstaat Arizona: Das Stück wurde 2012 im Tucson School District auf den Index gesetzt und aus den Klassenräumen verbannt, u. a. weil die Themen Rasse und Unterdrückung im Zentrum des Dramas stünden.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.

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