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Des Teufels General
Buch

Des Teufels General

Stockholm, 1946
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2006 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Dem Teufel verschrieben

Zuckmayers Stück handelt vom Fliegerhelden Harras, der die Schändlichkeit der Nationalsozialisten durchschaut und dennoch für sie kämpft – wegen seiner Leidenschaft fürs Fliegen. Seinem schlechten Gewissen verschafft er durch häufige abschätzige Bemerkungen über das Regime Luft. Dann gerät er in Verdacht, Flugzeuge der Luftwaffe zu sabotieren und für zahlreiche Abstürze seiner Kameraden verantwortlich zu sein. Obwohl Harras nichts mit den Vorfällen zu tun hat, treibt ihn seine Doppelrolle als Oppositioneller und Mitläufer schließlich in einen Konflikt, dem er sich einzig durch Selbstmord entziehen kann. Kritiker haben Zuckmayers Stück immer wieder Klischeehaftigkeit, Rührseligkeit und eine Tendenz zur Verharmlosung des Nationalsozialismus vorgeworfen, womit sie nicht ganz Unrecht haben. Dennoch wurde Des Teufels General allein in der Theatersaison 1948/49 über 2000 Mal aufgeführt. Das einem ungekünstelten Realismus verpflichtete Werk wurde 1954 mit Curd Jürgens in der Hauptrolle verfilmt und besticht auch heute noch durch seine Spannung, seine Dramatik und seine lebensnahe Sprache.

Zusammenfassung

Ein Tanz auf dem Vulkan

In einem Restaurant bereiten die Kellner Detlev und François die letzten Einzelheiten für einen Festempfang des Fliegergenerals Harras vor. Ein Büffet für 15 Personen steht bereit, die beiden Kellner entkorken Flaschen und füllen Aperitifgläser. Wenn Harras ein Fest gebe, dauere dies die ganze Nacht und es bleibe kein Auge trocken, sagt der eine zum anderen. Als sie im Vorzimmer Stimmen hören, öffnet Detlev blitzschnell eine unsichtbare Klapptür in der Wandverschalung, um etwas einzuschalten. Harras tritt ein. Er trägt Galauniform und hat eine Zigarette im Mundwinkel. Der General hört ein Ticken. Detlev versichert eilig, das müsse der Ventilator sein, doch als dieser ausgeschaltet wird, tickt es immer noch. Das Geräusch scheine aus der Wand zu kommen, sagt Harras, lässt das Ganze dann aber auf sich beruhen.

Ein Büffet wie in Friedenszeiten

Auch die anderen Gäste treffen ein: hohe Parteifunktionäre der NSDAP, Industrielle und Offiziere. Harras begrüßt sie mit saloppen, politisch reichlich gewagten Sprüchen, worauf Dr. Schmidt-Lausitz vom Propagandaministerium ausgesprochen säuerlich reagiert. Andere loben das üppige Büffet und den in ...

Über den Autor

Carl Zuckmayer wird am 27. Dezember 1896 im hessischen Nackenheim geboren. Vier Jahre später zieht die Familie nach Mainz, wo Zuckmayer eine glückliche Kindheit verlebt, das Gymnasium besucht und unter dem Eindruck der Expressionisten erste literarische Gehübungen unternimmt. 1914 schließt er die Mittelschule mit dem Notabitur ab, um sich als Kriegsfreiwilliger zu melden. Er nimmt an mehreren blutigen Schlachten an der Westfront teil, wobei sich seine anfängliche Kriegsbegeisterung zu einem radikalen Pazifismus wandelt. Nach der Entlassung aus der Armee studiert er ab 1919 in Heidelberg Literatur, Kunstgeschichte, Soziologie und Biologie. Als Dramaturg am Münchner Schauspielhaus lernt er Bertolt Brecht kennen. 1925 gelingt ihm mit dem volkstümlichen Stück Der fröhliche Weinberg der literarische Durchbruch. Auch seine folgenden Dramen Schinderhannes (1927), Katharina Knie (1929) und vor allem Der Hauptmann von Köpenick (1931) werden zu überwältigenden Erfolgen und machen Zuckmayer zu einem der bestverdienenden Autoren der Weimarer Republik. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird sein Werk mit einem Aufführungsverbot belegt. Zuckmayer flieht zunächst ins österreichische Exil, wo ihn seine zweite Ehefrau, die Schauspielerin Alice Frank, nur mit Mühe davon abhalten kann, ihr gemeinsames Haus mit einem alten Revolver gegen die Beschlagnahmung zu verteidigen. Das Paar emigriert zuerst in die Schweiz, 1939 dann in die USA, wo sich Zuckmayer als Drehbuchautor in Hollywood versucht. Aus Geldnot pachtet er schließlich eine Farm in Vermont. Hier schreibt er u. a. Des Teufels General (1946), das zum Welterfolg wird. 1958 siedeln die Zuckmayers ins schweizerische Saas-Fee über, 1966 erhalten sie die Schweizer Staatsbürgerschaft. Im selben Jahr erscheint Zuckmayers erfolgreichstes Buch, die Autobiografie Als wär’s ein Stück von mir. Nach kurzer Krankheit stirbt der vielfach preisgekrönte Autor am 18. Januar 1977 in Visp in der Schweiz.


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